Sakralorgel minimal

[Zuchtkasper]

Hi Forum

Ich würde gern folgendes machen:

• Ein günstiges 4 Oktaven Keyboard kaufen
• Darauf realistische Sakralorgelsounds spielen

Was brauche ich wenn ich das daheim machen will, was brauche ich um das auf einer Bühne zu machen.

Ich bin technisch unvorstellbar ahnungslos und naiv.

Es geht mir darum ein Orgelpositiv oder eine Kammerorgel die auch kein Pedal hat nachzuahmen- also ich möchte nicht ein Keyboard benutzen um einen halbwegs glaubwürdigen Orgelplenumsound zu triggern- das ist mir völlig egal ich möchte extrem realistische bestimmte relativ stille Orgelpositivsounds haben- im Prinzip so als hätte ich eine kleine Continuoorgel und dazu ein Regal.

Also wenn ich zum Beispiel so was abrufen könnte wäre ich sehr zufrieden. Außer ja nen Regal wäre toll dazu.


View: https://www.youtube.com/watch?v=D_ToA-deTFw

 

[Attack]

Im Wesentlichen benötigst du folgende Komponenten, um das für zuhause umzusetzen:

• Controller (Midi-Keyboard), am besten mit einigen Tastern/Pads, um Register darüber ziehen zu können und/oder Setzer-Kombinationen abrufen zu können. Normalerweise hätte ich an dieser Stelle noch ein Midi-Orgelpedal empfohlen, aber das brauchst du ja nicht.
• Software (virtuelles Instrument, VSTi), um den Orgelklang zu erzeugen. Da gibt es Hauptwerk (wie im Video oben), als OpenSource-Alternative GrandOrgue oder zahlreiche andere Optionen (Modelling zum Beispiel mit Organteq, hier werden im Gegensatz zu den meisten anderen VSTi keine Samples genutzt, sondern jede Pfeife einzeln modelliert).
• Audio-Interface für eine möglichst latenzarme Audioausgabe.
• Studio-Monitore (oder einen Kopfhörer), um den Klang auch in guter Qualität hören zu können.
• (je nach VSTi leistungsstarken) PC/Notebook/Macbook.

Was von den oben genannten Punkten ist denn bereits vorhanden? Je nachdem, was bereits da ist, sind ggf. auch noch ganz andere Ansätze (z. B. über Tablet) denkbar.

Wenn du von Bühnen sprichst, welche Größenordnung ist damit gemeint? Chorbegleitung in einer Kirche? Ggf. entfallen dort einige Punkte aus der Liste oben (beispielsweise wird anstelle von Studio-Monitoren live eher eine PA-Anlage mit entsprechenden Monitorlautsprechern oder InEar genutzt).

 

[Lothy]

ich möchte extrem realistische bestimmte relativ stille Orgelpositivsounds haben

Ohne den entsprechenden Raum, wird das sehr schwer. Ein Kumpel von mir hat eine highend Orgel im Wohnzimmer - Preiskategorie eines Mittelklassewagens. Das klingt alles schon sehr geil, ist aber trotzdem noch meilenweit weg von einer richtigen Pfeifenorgel in einem entsprechenden Raum. Günstig wird das Ergebnis dann eher in Richtung Bontempi Tischhupe tendieren. Ne Hammond kann man mittlerweile ganz gut simulieren und das klingt dann auch fast so, aber alles was mit viel Mechanik und Luftgebläse zu tun hat ist schon fast unmöglich. Vom Spielgefühl reden wir da noch nicht.

Geh halt mal in einen gut sortierten Keyboardladen und probier mal ein paar Sachen aus. Vielleicht findest Du ja etwas, was Dir zusagt. Extrem realistisch solltest Du jedoch erst mal vergessen. Gut genug sollte der Ansatz sein.

 

[Attack]

Extrem realistisch solltest Du jedoch erst mal vergessen. Gut genug sollte der Ansatz sein.

Da stimme ich voll zu! Ich spiele seit über 20 Jahren sehr regelmäßig auf verschiedensten (echte akustischen) Pfeifenorgeln in allen Größen und trotzdem ist es jedes Mal noch etwas ganz besonderes, den Klang und das damit verbundene Gefühl auf sich wirken zu lassen. Eine digitale Replikation, die mich da voll abholt, konnte ich bisher auch nicht entdecken. Zu Hause sind Lösungen wie GrandOrgue mit entsprechenden Raumhall-IRs dann aber besser als nichts

Geh halt mal in einen gut sortierten Keyboardladen und probier mal ein paar Sachen aus

Vielleicht ist ja die einfachere Lösung, also eine sogenannte Keyboard-Orgel wie die Viscount Cantorum VI Plus, auch eine Möglichkeit? Bei der Dexibell Classico L3 ist zum Beispiel auch eine Positiv-Orgel vorinstalliert, diese ist beim großen T allerdings nicht wirklich gut bewertet.

 

[Koksi01]

• Ein günstiges 4 Oktaven Keyboard kaufen
• Darauf realistische Sakralorgelsounds spielen

Ich habe das mal zum Probieren gemacht und funktioniert auch soweit ganz gut. Dazu brauchst du:

• Midi-Keyboard
• PC
• Software (die üblichen Verdächtigen wurden ja schon genannt)
• Audiointerface
• Aktive Lautsprecher

Ich bin technisch unvorstellbar ahnungslos und naiv.

Das würde mich dann davon abhalten. Kaufe dir lieber ein Sakralkeyboard. Einschalten - spielen - funktioniert
Kostet aber leider (neu je nach Marke und Modell zw. € 1.700,- und € 3.000,-)
Klanglich können die Dinger überraschend viel. Ein Freund hat noch ein "GEM Parvus" (der Nachfolger ist jetzt der "Ahlborn Parvus II"). Schaut aus wie ein Spielzeug, hat aber schon einen amtlichen Orgelklang.

ist aber trotzdem noch meilenweit weg von einer richtigen Pfeifenorgel in einem entsprechenden Raum.

Eine richtige Pfeifenorgel kann man nicht elektronisch ersetzen!
Bei uns haben sie in einer Kirche eine gewaltige elektronische Orgel aufbauen lassen da ihnen die Instandsetzung bzw. Neuanschaffung einer Pfeifenorgel zu teuer war. Meines Wissens hat das elektronische Ding um die € 80.000,- gekostet. (auf Hauptwerk-Basis, 4 Manuale, ca. 40 Lautsprecher in der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche).
Klingt gewaltig - du kannst die meisten berühmten Orgeln simulieren, aber trotzdem ist mir klanglich (fast) jede kleine echte Pfeifenorgel lieber.

lg Thomas

 

[McCoy]

Der Vollständigkeit halber: Für Linux gibt es auch noch die kostenlose Open Source Software Aeolus (physical modelling, also ohne Samples).

Kling so (hier mit einem kleinen Raspberry Pi betrieben):


View: https://www.youtube.com/watch?v=eRpxEnJu23Y

Viele Grüße,
McCoy

 

[Attack]

Für Linux gibt es auch noch die kostenlose Open Source Software Aeolus

Aeolus gibt es seit einiger Zeit sogar für alle Plattformen als VST3i, AUi, CLAP und StandAlone: https://github.com/Archie3d/aeolus_plugin/releases
Qualitativ aber leider zwar weit weg von beispielsweise Organteq, dafür aber komplett OpenSource. Und mit entsprechenden Nachbearbeitungsplugins (EQ, IR-Raumhall etc.) bekommt man schon auch brauchbare Klänge raus

Edit: Hier noch ein Screenshot mit einer Effektkette, mit welcher ich Aeolus ganz gut finde:

 

[LoboMix]

Unter den vom TE genannten Voraussetzungen (kursive Hervorhebungen von mir):

Was brauche ich wenn ich das daheim machen will, was brauche ich um das auf einer Bühne zu machen.

geht an einer digitalen "Ersatz"lösung praktisch kein Weg vorbei - außer, tatsächlich eine echte Positiv-Orgel anzuschaffen.
Kurioserweise kann man bei "kleinanzeigen.de" hin und wieder kleine Hausorgeln sogar praktisch geschenkt finden. Man muss dann nur den Abbau, Transport und Wiederaufbau bezahlen - was aber mit Sicherheit sehr teuer wird. Positive werden auch ganz gelegentlich dort angeboten, wenn sie aber etwas taugen, sind sie sehr teuer.

Transportabel muss es also sein, und die Orgelklänge möglichst "amtlich". Dass so ein digitales Teil weder 1:1 Pfeifenorgel- oder gar Kirchenhallen-Feeling erzeugen kann, versteht sich von selber. Aber ich lese nicht, dass der TE das beabsichtigt oder naiverweise so denkt. Um in einem Konzert z.B. in einem Pop-Stück Pfeifenorgelklänge einzuflechten (wie z.B. die einigen wenigen Takte in "Aber bitte mit Sahne" von Udo Jürgens), dazu und mehr reichen die aktuellen digitalen Orgeln allemal.

Für jemanden, der schreibt:

Ich bin technisch unvorstellbar ahnungslos und naiv.

halte ich die vorgestellten Software-Lösungen für wenig praktikabel. Ich sehe das so wie @Koksi01:

Kaufe dir lieber ein Sakralkeyboard. Einschalten - spielen - funktioniert

Ich selber besitze die Johannus One, die hat meiner Meinung nach viele wirklich interessante und durchaus überzeugend klingende Register. Dazu noch Klavier, E-Piano (72 Tasten), Streicher u.a. Sehr flexibles Teil, leider nicht billig - wobei ich mal Glück hatte mit einem günstigen gebrauchten Angebot.
Die Dexibell Classico L3 soll wohl baugleich zur Johannus One sein, ist aber etwas billiger.

 

[McCoy]

Ich hatte mal vor vielen Jahren auf einem elektrisch bewindeten Portativ gespielt. Das Ding war klasse, war aber AFAIR ein Selbstbau. Es war auf jeden Fall klein, sehr transportabel, hatte nur ein Register und einen Tonumfang, mit dem man Bach spielen konnte. Im Netz habe ich so etwas aber nicht gefunden.

Viele Grüße,
McCoy

 

[acheron65]

von Orla Italien gab es zumind. ein Sakral Keyboard mit Holzoptik.

 

[Zuchtkasper]

Was von den oben genannten Punkten ist denn bereits vorhanden? Je nachdem, was bereits da ist, sind ggf. auch noch ganz andere Ansätze (z. B. über Tablet) denkbar.

Ich hab ein Samsung Tablet und einen Laptop. Audio interface muss ich sowieso anschaffen weil ich auch Songskizzen aufnehmen lernen sollte.

Einen Laptop zu den Konzerten mitzunehmen wäre so äh mittelschwer.

Wenn du von Bühnen sprichst, welche Größenordnung ist damit gemeint? Chorbegleitung in einer Kirche? Ggf. entfallen dort einige Punkte aus der Liste oben (beispielsweise wird anstelle von Studio-Monitoren live eher eine PA-Anlage mit entsprechenden Monitorlautsprechern oder InEar genutzt).

Damit meine ich Musikclubs und kleinere Festivalbühnen, also es wird immer die PA vor Ort benutzt, die Orgel würde als "Hintergrundauffettung" und Melodieinstrument ähnlich aber simpler gespielt als ein übliches Keyboard funktionieren, es besteht ein in ear System, die Bühne ist still bis auf akustische Drums, es gibt einen festen Tontechniker.

Es live zu benutzen wäre Zukunftsmusik. Würde es zuerst daheim und vielleicht für Recording oder Songskizzen benutzen. Ich habe Keyboards an sich eigentlich immer gehasst, aber ich liiiieeeebe die kleinen Kastenorgeln die man gern für Barockmusik benutzt sie sind so unauffälig füllend und schön und anders als Cembalo wecken sie imho gar keine bestimmten Assoziationen (Adel, Mittelalter...) die die stilistische Verwendung begrenzen. Ja ok sie sind manchmal wegen dem geschlossenen Kasten recht dumpf aber das Problem besteht ja bei Samples nicht mehr. Und die Ansprache der Pfeifen mit den schönen Klacksgeräuschen ist toll. Alles andere an Keyboardsound ist für mich nicht interessant.

Ich hatte z.B. vor kurzem auch mal Kontakt zu einer Folkmetalband und da ist zwar nichts draus geworden aber ich dachte mir da auch... hier rein jetzt ne kleine Orgel das wäre geil. Als ne Art ehrliche Alternative zu 'sinfonisch' wirkenden Backing tracks.



Da das bei weitem nicht mein Hauptinstrument ist oder sein wird kann ich dafür kaum Geld ausgeben und wenn es live benutzt werden soll muss es enorm kompakt sein. Daher kommen Lösungen die etwas anderes als ein schlankes Standardkeyboard umfassen nicht in Frage. Wobei die Tasten müssten normal groß sein ich hab Wurstfinger.

Wäre ich reich würd ich mir ein Portativ zulegen und passende Mikros- so ein unterschätztes Instrument...