Viele sagen sogar, das P 250 sei besser, ausgereifter als das CP 300...
P200 und P250 haben den Geist der Zeit getroffen und etwas geliefert, was sonst rar war: Einen sehr durchsetzungsfähigen Bühnensound für modernere Musik, einen Formfaktor, auf den man gemütlich noch nen kleinen Synthi draufstellen konnte, und ein Orgelmodul daneben, ohne große Racks. Hat den Vorteil, dass man Keyboarderin auch noch sieht vor lauter Technik. Inzwischen gibt's mehr Diversität auf dem Markt, die sich vielmehr nach klanglichen Vorlieben und Vorbildern und weniger nach "technischer Qualität" unterscheiden lässt (gefällt mir eine eher gedämpfte Saitenresonanz die etwas nach Plastik klingt besser als eine metallische, die etwas zu kristallig klingt?). Technisch ist bestimmt beides auf einem ähnlichen Level. Auch bei den Akustischen Vorbildern gehn die Meinungen ja auseinander, und jedes Tierle bekommt sei Plaisirle. Jedenfalls ist die Beliebtheit von P200 und P250 vor diesem Hintergrund zu verstehen.
Kawai hätte bestimmt stärker punkten können (was Verkäufe angeht), wenn entweder die Instrumente zeitig als Piano-Expander verkauft worden wären (die hatten wohl einen, denn unter dem Flügel mit Silent-System hing so ein Ding! Nur hab ich's nie separat auf dem Markt gesehen.), bzw. der Form-Faktor des MP8 ein wenig "freundlicher" gestaltet worden wäre. Für mich, die ich auch noch Orgel und Synthesizer bedienen muss, war die Bauform einfach insdiskutabel. Die Bühnen sind meist so sparsam (vor allem, wenn man häufig mit anderen Bands dicht an dicht spielt, so dass schnell auf- ab und umgebaut werden muss), dass "über's Eck stellen" nicht drinne ist, wenn noch ein Rack im Spiel ist, und bei drei Manualen übereinander, davon eins die ohnehin schon etwas klobige Hammond, da überleg ich mir echt jeden Zentimeter.
Denn was bringt's mir, wenn ich auf der Bühne nicht auch noch ein kleines bisschen performen und Kontakt zum Publikum halten kann? Dann könnt man gleich eine Tonbandspur mit den Keys einspielen. Wenn jemand ausschließlich mit einem Piano unterwegs ist, oder für die Piano-Stücke ein extra-Platz auf der Bühne vorhanden ist, zählt dieses Argument natürlich nicht. Auch das Gewicht nicht, wenn jemand über genügend Roadies verfügt, die das Geraffel schleppen und aufbauen. Der Aufwand, den ich für unsere Band treib, der ist ohnehin schon sehr hoch, wenn man's mal vergleicht. Wenn das Zeug dann auch noch alles superschwer ist, und ich mir auch noch ständig beim Tragen helfen lassen muss, dann bin ich irgendwann keine Hilfe mehr für die Band, sondern ein ständiger Nerv-Faktor. Ich bin mir sicher, dass die Männers in unserer Band eine ganz natürliche Toleranz sogar nicht ganz so optimalen Klängen gegenüber haben, wenn sie im Gegenzug dafür nicht so viel schleppen müssen. Irgendwo wird nämlich alles wieder relativ.
Weil eigentlich sind für's Hobby oder semiprofi-Niveau die Mittelklasse-Modelle aller Hersteller sehr brauchbar. Vor zehn Jahren wurde auch schon auf hohem Niveau aus Digipianos gespielt, und das Zeug ist jetzt nicht plötzlich alles "völliger Schrott", nur weil es neuere Modelle gibt. Aber es ist ja schön, dass die Ansprüche gleich so mit explodieren, das hält die Wirtschaft im Gange, und liefert Geld für weitere Neuerungen. Interessanterweise sind es aber grade die Profis, die ihrem Equipment länger treu bleiben, weit über den Zeitpunkt hinaus, an dem mancher Hobbyist über eine solches "Auslaufmodell" gerade mal noch die Nase rümpft, wenn's überhaupt noch erwähnt wird.
Das CP80 hat wohl deshalb einen Sound geprägt, nicht weil man damals "so klingen wollte", sondern einfach, weil es so klang, und sehr lange in dieser Form am Markt war, bevor sich entscheidend was geändert hat. So hat man sich in typischen Stücken an den typischen Sound gewöhnt. Vorher ist das mit den Rhodes und Wurlitzers so gegangen. Das wird bei den aktuellen Produktentwicklungszyklen jedenfalls nicht der Fall sein, dass etwas "einzigartiges", "unverkennbares" geschaffen wird. Momentan ist's eher so, dass man versucht, die Ecken und Kanten zu eliminieren.
Aber ich will auch mal von meinen persönlichen Vorlieben sprechen, was ich bisher versucht habe, zu vermeiden: Ich persönlich mag Piano-Klänge mit ein paar Ecken und Kanten, die verleihen Charakter. Daher gefällt mir das GEM mit seinen typischen Saitenresonanzen, und daher gefällt mir das CP33 besser als ein RD700 oder ein P250. Die Kawai-Digipianoklänge haben auch einen eigenen Charakter, der mir zusagt, ich mir aber manchmal ein wenig mehr Unregelmäßigkeiten und Leben in den Resonanzen wünschen würde. Dafür stehen sie im mittleren Bereich sehr schön und sonor im Raum.
Aber aus einem ganz ähnlichen Grund gefallen mir die Kawai-Jubiläums-Flügel mit dem Resonanzboden aus italienischer Fichte auch bei 180cm bedeutend besser als viele Flügel, die in bedeutend teureren Preissegmenten liegen: mehr Eigencharakter. Bei allem Pro, das ich hier gern über die Stage-Pianos von Yamaha verbreite, weil ich sie einfach praktisch und dem Zweck angemessen finde, sei aber auch einmal erwähnt, dass mir die Flügel selbst für das Solo-Spiel nicht wirklich zusagen, und ich Kawai in diesem Fall auch den Vorzug gegeben habe (über die teuren Modelle fachsimple ich jetzt nicht, die kann ich mir ohnehin nie leisten
). Aber im Stage-Setup zählen für mich einfach andere Faktoren.
( aber das war jetzt ziemlich OT
)
Liebe Grüße
Dana