Roland RD-150

andi85
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So, dann werde ich mich mal anschließen.

Zu meiner Person: Meine Person hat vor 17 Jahren mit musikalischer Früherziehung angefangen, ein Jahr später mit klassischem Klavierunterricht. Dann ging die klassische Schule durch bis 16, inklusive 3x Jugend Musiziert und diverser Konzertveranstaltungen. Da ich aber mit 12 oder 13 Jazz entdeckt hatte, war der irgendwann wichtiger und interessanter als Klassik, also bin ich dabei geblieben. Nach 7 Jahren hauptsächlich swingenden Tönen ists zwar immer noch schön, aber Funk ist eine willkommene neue Spielwiese. Ich hab eine Band mit modernem Jazz, eine Band, die eher groovig spielt und bald ein Funkprojekt anfangen wird und spiele manchmal noch mit einer Saxophonistin im Duo.
Das RD-150 ist mein Hauptinstrument für alle Bands und wird meistens auf der Bühne oder zur Probe herangezogen. Zum Üben und Genießen hab ich zum Glück ein Steingraeber-Klavier und ein Rhodes Mark I.
Wichtig ist daher ein guter Klavierklang, der angenehm zu hören, präsent und klar klingt. Vintage-Sounds sind fast genau so wichtig, werden allerdings gnädiger bewertet, da ich für entsprechende Anlässe das Mark I zum Dienst bitte und mich sonst an den 40kg weniger Gewicht erfreue. Der Rest ist zwar schön zu haben, wird aber auf der Bühne kaum verwendet.
Ich bin eigentlich ein Klangfetischist, bin während meiner klassischen Ausbildung auch darauf geschult worden, bei den Instrumenten Unterschiede zu hören und zu spüren, und nehme die Welt auch stark übers Gehör wahr, allerdings bin ich bei Stagepianos im Bühneneinsatz mittlerweile gnädiger geworden. Auch ein Topinstrument für gut 2000€ ist kein Flügel und die zusätzlichen Klangdetails gehen im Bandklang eh meist unter. So seh ich das mittlerweile.

Und zur Bewertung gelangt hier und heute mein treues Ross und tapferer Gefährte:
Mein Roland RD-150. Ich hab es vor im Oktober 02 ganz leicht gebraucht gekauft.
Preis mit ML-Flightcase waren damals 740€, darüber freu ich mich heute noch, denn der Straßenpreis war damals bei 949€ (Quelle: music raab, Amberg, Katalog 2003) und für das Case darf man neu auch noch mal gut 150€ rechnen. Das Piano müsste Baujahr 2000 oder 2001 sein, genau weiß ich es nicht.

1. Klang
a) akustisches Piano gut
Das letzte bisschen Realismus (Tastengeräusche, Pedalgeräusche etc.) fehlt, das stört mich aber nicht. Die Charakteristik ist eher dunkel und aggressiv. Man braucht also eine Verstärkung mit fähigem Hochtonsystem, bekommt dann aber ein schönes Ergebnis. Was bei leisen Stücken etwas nervt ist, dass das Piano sehr früh auf die forte-Dynamikstufe umschaltet und daher ganz gerne mal stärker knallt, als man eigentlich haben wollte. Das lässt sich mit der richtigen Anschlagsdynamikkurve und etwas Zurückhaltung am "Brilliance"-Regler vermindern, leider vergess ich das mit der Anschlagsdynamik immer.
Es gibt noch verschiedene Variationen:
Ein ähnliches Sample, nur etwas weicher, das ich demnächst wohl ein bisschen öfters probieren werde (=> Knallproblem), ein Pop-Piano, das seinem Namen alle Ehre macht und da oft ganz gut passt - oder für Salsa, einen ganz weichen dezenten Klang, der mir zu leicht untergeht, aber allein ganz schön klingt, sowie einen Rockpiano-Klang. Der ist fast schon zu metallisch, aber vielleicht für Rock ganz gut - ich hab nur keine Rockband, mit der ich das überprüfen könnte. Achja natürlich ein Honky-Tonk, das ich auch nicht verwende.

b) Vintage-Kram befriedigend bis gut
Das "Stage Rhodes" ist sehr dunkel, ziemlich dumpf, allerdings ebenfalls eher aggressiv. Mir fehlt ein wenig der Glocken-Klang, gerade im Vergleich zum Original. Nicht sehr realistisch in Hinblick auf Details und Nebengeräusche, ist aber im Bandkontext ganz gut verwendbar.
Ein "S.A.-Rhodes" liegt auch vor, mit etwas seltsamer Dynamik von glockig bis knallig in nullkommanix - benutz ich fast nie.
Dann noch ein D-50 FM E-Piano, das sich im Bandkontext etwas besser durchbeißen dürfte, aber sonst gut klingt.
Mit Layern kann man den Problemen mit Dynamik und Durchsetzungsfähigkeit aber ganz gut abhelfen.
Das Clavinet ist ganz in Ordnung und wird in zwei Variationen angeboten.
Wurly, E-Grand etc. ist alles nicht vorhanden, ebensowenig wie Effekte außer Hall und Chorus. Schade, aber auch kein Weltuntergang.
Keine Orgel. Macht nix, die passt eh nicht zur Hammermechanik.

c) Rest befriedigend bis gut
Harpsichord passt schon, ich hab aber keine Ahnung davon, Mallets und Glockenspiel klingen ganz gut, die Bässe (akustisch und elektrisch) sind brauchbar, die Streicher und Flächen schwingen ebenso wie der Chor sehr sehr langsam ein, klingen aber wenn sie mal da sind ganz gut. Jazz Scat klingt ganz witzig. Ich benutze sie alle aber nicht so oft.

2. Tastatur gut
Angenehm zu spielen, recht exakt geführt, allerdings relativ leicht. Also nichts für Pianisten zum Üben, da bauen die Fingermuskeln ab. Ist mir selbst passiert, als ich mal längere Zeit nur auf dem Roland gespielt hab
In meinem Fall machts nichts, da das Roland wie gesagt meistens auf der Bühne gespielt wird. Dort macht es seinen Job gut, denn dann brauch ich mich nicht mit einer zu schweren Tastatur stressen.
Klang und Tastatur sind gut aufeinander abgestimmt. Es fühlt sich sicher nicht nach Flügel an, aber für die Bühne oder mit Kopfhörern gehts in Ordnung.

3. Technisches
a) Effekte Minimalausstattung bei den Modulations- und Raumeffekten. Chorus und Hall und das wars. Klanglich sind sie aber gut. Für die Akustikpianos gibts noch verschiedene Stimmungen und Saitenresonanz.
b) Soundschrauberei Findet nicht statt. Für den Einsatzzweck ist das aber absolut legitim.
c) Bedienung Für Sounds und Sounds editieren ganz, für MIDI geht ohne Liste nix. Stimmung etc. geht gerade so auswendig.
d) MIDI MIDI-in, MIDI-out, sonst nix. Steuerung ist relativ nervig, da man viele Tastenkombinationen braucht.
c) Sonstiges Ein 2 Spur-Sequencer ist dabei, wird aber bei Ausschalten des Pianos gelöscht. Außerdem nervige Bedienung. Zum Üben ganz nett, sonst bleibt das Ding aus.
Der EQ ist nur ein "Brilliance"-Regler, der wirkt aber ganz gut.
Im Layer-Modus kann man die Lautstärke von "Upper"- und "Lower"-Klang direkt auf dem Instrument regeln und braucht nicht ins Menü. Sehr praktisch.

4. Was sonst noch fehlt
Gewicht 22,5kg - das geht noch. Dafür ist das Ding robust. In 3 Jahren keinerlei Probleme, es hat nur beim Aufrechtstellen seitlich Stöße abbekommen, daher klappert die Tastatur ein wenig. Das dürfte allerdings mit jedem SP passieren, war sowieso meine Schuld und ist mit einem Satz neuer Tastaturfilze und ~70€ getan. Sonst nichts.
Optik ist dezent und dunkel, eher schlicht, keine besonderen Merkmale.
Der Notenhalter ist nicht gerade überzeugend.

5. Fazit
a) Bühnentauglichkeit Perfekt, als Masterkey allerdings nicht gerade in seinem Element. Sehr robust und klanglich gut. Das Gewicht ist noch im Rahmen und alle wichtigen Anschlüsse sind da - nicht so Cinch-Schmarrn.
Allerdings hätten schon noch ein paar Vintage-Sounds draufgepasst. Die Sounds wären ja vorhanden gewesen.
b) Wohnzimmertauglichkeit Kein Möbelstück, aber auch nicht hässlich. Wenn man allein spielt, vermisst man vielleicht doch das eine oder andere Klangdetail, was mich auf der Bühne nicht interessiert und ich beim nächtlichen Üben nicht zwangsläufig brauche
c) Preis-Leistung Da war mein Exemplar natürlich unschlagbar. Gerade angesichts der Robustheit ein guter Gegenwert fürs Geld.
d) Schlusswort Nach 3 Jahren und endlich einem gescheiten Verstärker haben wir uns angefreundet. Das Roland pack ich nach dem Gig in der Regel zufrieden in sein Case. Solange es hält und ich Rhodes und Klavier zum Üben und Genießen habe, brauche ich eigentlich nichts anderes. Höchstens noch einen Expander für ein paar Sounds die ich gerne hätte, wie Vintage und schneller einschwingende Flächen. Außerdem wären ein paar Effekte noch ganz interessant gewesen.
Ich würde es wohl wieder kaufen, allerdings noch lieber das RD-170, denn da sind mehr Sounds drauf.

Sonst vermisse ich allerdings nicht viel. Ich brauche ein stabiles Bühneninstrument zum Rumziehen mit Klavier und Vintage-Sounds. Ich hab auch kein riesiges MIDI-Setup, so dass mir Masterkey-Funktionen auch nicht so wichtig sind.
Mit Ausnahme der angesprochenen Defizite bei E-Pianos und Effekten das richtige für mich.

Gesamturteil gut
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Einen kleinen Nachtrag zu meinem RD-150 Bericht hätte ich noch:
Besonders nach den letzten paar Gigs habe ich verstärkt das Gefühl, dass vor allem das "E.-Piano", so ein DX-7 / D-50 Sound zwar nicht sonderlich spannend klingt, wenn man allein spielt, im Zusammenklang mit der Band und über eine gute Anlage eigentlich sehr stimmig sind.
Die Durchsetzungsschwäche des E.-Pianos hab ich damit behoben, dass ich es mit dem sehr dunklen Stage-Rhodes auf 50% oder 100% aufgedreht gemischt hab.

Also ich bin nach wie vor zufrieden damit, das wollte ich Euch nur kurz wissen lassen.
 

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