Røde Wireless ME

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REVIEW: Røde Wireless ME

Flexibles Aufnahmesystem mit interner Funkstrecke zur Verwendung am Handy (Android und iOS), Computer und Digitalkamera. VK ca. 170,- EUR ...

Rode_ME_01.jpg


Wie klein darf die Welt sein? In diesem Review beschreibe ich meine Erfahrungen mit dem Rode Wireless ME. Es besteht aus einem Empfänger (RX), der in der ME Version auch ein Mikrofon enthält und damit nah an der Bildaufnahme-Quelle den Ton aufzeichnen kann und einem Sender TX, der bis zu 100m (ohne die Funksignale ausbremsende Hindernisse) entfernt sein kann.

Was erwarte ich von dem System?

Seit Jahren bin ich für das Musiker-Board auf Messen unterwegs und unterhalte mich mit den Firmenvertretern über die Produkte, die dieses Jahr am Start haben. Befinden wir uns in einem "unbeweglichen" Szenario, so komme ich mit meinen klassischen Mikrofonen (angebunden via iRig) wirklich gut zurecht. Chaos gibt es aber immer wieder, wenn wir uns über einen Messestand bewegen und die Kabelverbindung um andere Messebesucher herum jonglieren müssen. Zumal ich mit der Kamera durchaus einen gewissen Abstand halten muss. Vom Wireless ME erwarte ich mir an dieser Stelle die Durchtrennung des "Gordischen Knoten". Freiheit für mich und meinen Gesprächspartner. Eine Voraussetzung ist dafür schon geschafft, es gibt keine Kabel :) ... Wichtig ist aber natürlich auch, dass das Mikrofon am Hemdkragen nicht nur Ambient aufnimmt, sondern meinen Tourguide in den Vordergrund rückt.

Zudem sollte es natürlich die von Rode vorgesehenen Szenarien problemlos meistern. Ausgerichtet ist es auf Podcaster, die mal schnell ein Interview aufnehmen und sich dabei in dynamischen Situationen befinden. Und natürlich sollte dies dann auch im "Studio" ohne Störgeräusche klappen.

Was habe ich gemacht um das System zu testen?

Da im Sommer grade keine NAMM, Summit oder ähnliches im Angebot war, musste ich mir was anderes ausdenken, um die von mir primär gewünschten Eigenschaften zu prüfen. Daher bin ich mit Freunden in die nächste laute Kneipe gegangen, habe einem Kumpel am anderen Ende der Bar das Mikrofon umgehängt und einfach mal ein wenig gefilmt. Rode verfolgt das Prinzip "Easy Does" und bietet eine wirklich gut nutzbare "Gain Assist" Einstellung an, die im wesentlichen Lautstärke-Schwankungen (und klappern, husten, klatschen und Co.) abfedert. Interessant war dabei die Frage, ob der Backgroundlevel der Kneipe als "Nutzsignal" eingestuft wird - also laut gezogen wird. Hier scheint das System aber "smart genug" zu sein, um erst den typischen Sprechpegel der Person an der es hängt, ernst zu nehmen. Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, dass damit auch ein Messelärm (sicherlich lauter als die typische Kneipe) auszubremsen ist.

In einem zweiten Schritt habe ich mal das iPhone auf ein Stativ gepackt und mit dem Hauptmikro (als Raummikrofon) einen Gitarrenverstärker aufgenommen. Das TX (also das ohne Kabel) habe ich dem Spieler umgehängt und er hat ein wenig kommentiert, was da grade gespielt wird. Ich muss an der Stelle voraus schicken, dass ich ein Fan davon bin Video und Ton am "Stück" aufzunehmen, anstatt mehrere Spuren im Nachgang auf das Video zu bekommen (mache ich zwar auch, ist aber deutlich mehr Arbeit). Daher musste ich bisher in solchen Situationen immer auf die "Disziplin" achten. Entweder es wird "gespielt" (lautes Signal), oder es wird "gesprochen" (leises Signal). Als Aussteuerung den Mittelweg, damit beide "Extreme" verwertbar sind. In der zum Wireless ME gehörenden Software (wird immer benötigt!) gibt es aber auch die Möglichkeit, die beiden Mikrofonsignale unabhängig voneinander mit dem GainAssist zu bearbeiten. In Summer bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Während das Instrumentensignal ein wenig gegen ein Großmembran abfällt, wird die Sprache deutlich besser ins Video integriert. In Zukunft also "Information mit Amp-Demo" per Wireless ME ... geht es jedoch um die Nuancen des Verstärkers, des Spieles, der Box, des Effektes ... dann bleibe ich beim Großmembran oder meinem Bändchen.


In einer dritten Runde bin ich dem eigentlich typischen Einsatzzweck von Rode hinterher gelaufen.

- Aufnahmen im Freien (auf der Drivingrange - Golf), bei denen der Spieler mit Mikrofon am Kragen seinen Schlag kommentiert hat (P.S. kann man wegen einiger Schimpfwöter schlecht veröffentlichen - er hatte nicht seinen besten Tag). Der Ballkontakt ist dabei ein ziemlich lautes Geräusch. Das GainAssist hat das jedoch wunderbar in den Griff bekommen und auf sinnvolle Lautstärke eingebremst. Und da Rode auf ihrer Webseite explizit den Basketball-Move zeigt, habe ich neben Golf auch mal ein paar Bälle "geprellt" und mit Mikro am Hemd "gedribbelt". Auch hier sind die "Aufpraller" in der Tonspur, aber ohne diese mit zu heftigem Gain zu überfahren.

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- Aufnahmen in einer Interviewsituation im geschlossenen Raum. Wie zu erwarten gab es keine Probleme. Die Stimme nehme ich als sehr natürlich wahr und Plossivlaute werden recht gut "versteckt". Hier spielt dann die Rode Software einen Joker aus. Sie kann Picture in Picture und schaltet gleichzeitig die Front und die Hauptkamera aktiv.

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Fazit:

Es macht Spaß, es ist eine tolle Erweiterung zu meinen anderen Optionen und es ist leicht und findet in jeder Tasche Platz. Ausserdem ist es in wenigen Sekunden einsatzbereit und so überschaubar klein, dass es eine meiner positivsten Erfahrungen in Interviewsituationen unterstützt. Je weniger "offiziell" ein Interview aussieht (also nicht 3 Kameras, Lightshow, bedrohliche Mikrofone vor der Nase), umso freier sprechen die Interviewpartner. Und grade für Gitarristen liegt ein großer Vorteil darin, dass ihre Hände frei bleiben und das Mikro trotz aller Bewegung in gleicher relativer Position bleibt. Im Gespräch mit Andy Timmons auf deer Musikmesse hat er die Gitarre - obwohl sie gar nicht Thema war - keine Sekunde aus der Hand gelegt.

Das GainAssist macht im Auto-Mode besonders bei Sprache einen tollen Job. Für Musik und andere sehr dynamische Quellen gibt es zudem einen "dynamic mode". Der geht etwas mehr Lautstärke Unterschiede mit, ohne alles komplett "glatt" zu ziehen. Reicht dies immer noch nicht, dann geht es auch manuell. In diesem Fall würde ich aber immer im Nachgang am Computer in die Tonspur gehen (und diese Bearbeiten), bevor ich das Material in die Welt schicke.

Das Wireless ME hat - was beim Format und dem Anwendungszweck vorhersehbar ist - seine Stärken bei der Sprachaufzeichnung. Musik im Raum wird zwar gut abgebildet, kann aber - logischer Weise - nicht mit einem Großmembran konkurrieren. Ähnliches gilt für die "Verbindungen". Ich bin mittlerweile dran gewöhnt Vorsicht walten zu lassen, denn alle physischen Verbindungen zu einem iPhone sind letztendlich Stecker, die nicht für einen "Tour-Alltag" ausgelegt sind.

Es ist damit eine tolle Erweiterung und wird dauerhafter Bestandteil meines Messeequipment! Und da bin ich eigen, denn mehr als 4 kg für iPhone, Stativ, Interface und Mikrofonen mag ich nicht den ganzen Tag über die Messe schleppen. Da hat ein klassisches Videoteam von Thomann oder Andersons deutlich mehr Equipment und Manpower am Start. Ihr werdet also noch mit dem Wireless ME erstellten Content zu sehen bekommen. Nächster Stop könnte die Summit in Mannheim sein. Ansonsten ist ja auch im Januar wieder NAMM.

Technisches:

Technisches habe ich in diesem Review bewusst hinten an gestellt. Das Wireless ME ist "easy to use" und man soll sich eigentlich keine Gedanken machen müssen. Egal ob für Facebook, TikTok, Instagram und Co. - ein Beitrag ist "ruck zuck" im Kasten und kurz danach im Web. Es zu machen hat also deutlich mehr Stellenwert, als es technisch perfekt zu planen.

Hier aber trotzdem ein Blick auf die Daten, den Packungsinhalt und das separat erhältliche Zubehör.

Bildschirmfoto 2023-08-07 um 09.56.41.png



Es handelt sich also um ein Lavalier Mikrofon mit einer Kugelcharakteristik. Es wird über USB geladen, benötigt also keine speziellen Ladegeräte. Es hat eine Laufzeit von bis zu 7 Stunden. In meinen Versuchen habe ich dieses Limit nicht erreicht, konnte aber zumindest feststellen, dass es auf die Laufleistung vom iPhone im Video Mode keine größeren Auswirkungen hat. (auch der Receiver hat eine interne Stromversorgung für die Funkstrecke).

Hier mal ein Blick auf den Packungsinhalt.

- RX und TX
- ein passende Transporttasche (ungefähr so groß wie ein iPhone)
- mehrere Kabel zur Anbindung an die Geräte (USB C, Klinke, Lightning)
- 2 x Windschutz (die werde ich wahrscheinlich zuerst verlieren :) )

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Die Verbindungskabel sind alle überschaubar kurz. Rode geht davon aus, dass der Receiver an der Aufnahmequelle verwendet wird. Für das iPhone gibt es ein Zubehör, welches per Magnet auf der Rückseite andocken kann. Aber auch der Geräteclip hält am Telefon. Will man die Splitscreen Funktion verwenden, so macht das Mikro auf der iPhone Rückseite wenig Sinn. In der hier gezeigten Variante bleibt meine iPhone Oberfläche bedienbar - es stört also nicht. Mit der Höhe des iPhone plus Hülle ist aber auch ungefähr die maximale Öffnung der Klammer erreicht.
Hier würde ich mir noch ein längeres Kabel bereit legen, um für bewegte Szenen nicht Gefahr zu laufen, das Mikrofon vom Rand des iPhones zu schubsen. Mit dem Kabel würde es dann an mein Revert wandern, auch um eine konstante Distanz zu meiner Stimme zu gewährleisten, während ich mit dem Telefon Schwenks mache.

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Hier noch ein Blick auf die Mikrokapsel ...

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Essentieller Bestandteil des Systems ist die Software (Rode Central), um die Verbindungen zu verwalten und die Pegelanpassungen vorzunehmen. Man findet sie im jeweiligen APP Store der zu verwendenden Hardware. Hier Screenshoots aus dem iPhone.

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Der Receiver ist immer angemeldet, wenn das Kabel eingesteckt ist. Nur für diesen kann man festlegen, ob auch er als Tonquelle eingebunden werden soll, oder eben ob er nur Receiver ist. Dann taucht noch der mit dem Receiver verbundenen Transmitter auf. Die Annahme ist dann offensichtlich: "Hat man ihn eingeschaltet, dann soll er auch benutzt werden". Man kann mehr als einen Transmitter dazu "buchen".

Neben "beitreten" (Signal wird zu einer Summe), gibt es noch "teilt". Die Übersetzung in der Software finde ich wenig gelungen. Da braucht es immer wieder mal "Transfer Denken", um der Sache auf die Schliche zu kommen.


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In welcher Form man das Signal aufnimmt, zeigen einem auch die Balken in der Video Software (Rode Capture). Auch in der Capture Software lassen sich die Eigenschaften der Mikrofone steuern und einstellen. Zusätzlich kann sie Pic-in-Pic und Split-Screen - also die gleichzeitige Verwendung beider Kamerasysteme am Telefon. (iOS 16+)

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Möchte man die Filme in der Filmrolle abspeichern, muss man bei Apple der Rode Software den Zugriff darauf gewähren. Aber dies ist bei Fremdsoftware ja Usus.


Hier noch ein Blich auf weiteres verfügbares Zubehör.

Macht aus dem TX ein Stabmikrofon - die Halterung kostet bei Thomann ca. 27 EUR ...

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Der erwähnte magnetische Clip für die Rückseite vom Telefon - kostet bei Thomann ca. 19,- EUR

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Ein Erweiterung für den Kameraschuh einer klassischen Kamera. Man behält dadurch die Option einen externen Blitz/eine externe Beleuchtung anzubringen. Derzeit ca. 19,- EUR.

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Gruß
Martin
 
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