Riss am Übergang Hals-Korpus : Kann man das noch kleben?

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barracuda
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Hallo zusammen,

ich besitze eine 12-saitige Suzuki Westernklampfe, die leider einen fetten Riss am Übergang vom Hals zum Korpus aufweist und entsprechend nicht mehr benutzbar ist, so steht sie schon eine ganze Weile nutzlos rum. Bevor ich die leichtfertig entsorge, frage ich doch nochmal in die Runde, ob es möglich ist, die wieder fittzubekommen, ohne dass Reparaturaufwand/-kosten den Wert der Gitarre übersteigen (den ich nicht weiß, hab die mal von einem Freund "geerbt"). Hab Fotos vom Riss und der Gitarre zwecks besserer Einschätzung angehängt.

Wegwerfen oder kann man das noch kleben? ;) Kann mir nicht vorstellen, dass Leim dem Zug der Stahlsaiten genügend Power entgegenzusetzen hat, oder täusche ich mich da? Freue mich über Tipps von erfahrenen Gitarrenreparierern!
 
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Kann man. Sogar recht gut mit wasserfestem Titebond II.
Habe damit bei einer Yamaha APX mit Kopfplattenbruch Erfolg!
 
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Oha, damit hätte ich nicht gerechnet, danke. Das Ganze dann unter Einsatz einer Schraubzwinge?
 
Ja. Genau. Das Holz mit einem Haarföhn etwas anwärmen und den Leim rein laufen lassen.
Dann zusammenpressen. Nicht zu stark. Ich lege immer Isomatten Stücke dazwischen.
Zwei Tage stehen lassen. Fertig.
Wenn es wieder bricht, dann kaum an der Stelle.
Bitte keinen normalen Holzleim nehmen.
Der zieht Feuchtigkeit.
 
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Dummer Bruch, aber sicher reparierbar.
Nur nicht so einfach, wie mein Vorredner meint, denn da ist das Holz bis in den Schwalbenschwanz hinein gerissen.

Was braucht man?
Zwingen, mehrere,
Alte Espressomaschine,
Langes Stück Schlauch,
Ballnadel (zum Aufpumpen von Bällen),
Bügeleisen,
Dünnen, meisselartig geschliffenen Flachspatel,
Nagelschneider oder spezielle Bundzange,
Bohrer 2mm,
Jede Menge Kreppband und anderes Material zum Abdecken,
Ein Stück Bunddraht,
Hammer,
Schluesselfeile oder kleine Dreikantfeile

Dann appliziert man den Schlauch an den Dampfauslass vom Milchschäumer der Espessomaschine einerseits und ans andere Ende kommt die Ballnadel.
Dann nimmt man den Flachspatel und das Bügeleisen und erwaermt/erweicht den Kleber unter der Griffbrettzunge und schiebt den Spael vorsichtig unter die Griffbrettzunge um so den Kleber ein bisschen zu lösen.
Dann zieht man den 15. Bund und bohrt zwei Löcher durch den Bundschlitz durch das Griffbrett in den Schwalbenschwanz. Am Besten nur in den Hohlraum unter dem Griffbrett.
Dann steckt man die Ballnadel in das eine Loch.
Dann fuellt man die Espressomaschine mit Wasser und schaltet den Dampf an. Der Dampf geht durch Schlauch und Nadel und und weicht den alten Kleber auf.
Dann kann man mit Buegeleisen und Spatel das Griffbrett ganz lösen und dann mit sanfter Gewalt den Hals nach oben aus dem Schwalbenschwanz ziehen.
Den gerissenen Halsstumpf entfernt man - nachdem man den Lack mit einer Rasierklinge eingeritzt hat genau so aus dem Korpus.
Fuer diese zwei Aufgaben gibt es auch ein Jig, welches man bei StewMac kaufen (oder selbst aus ein paar Gewindestangen, Muttern und Plexiglas selber bauen kann).

Dann darf man den Hals zusammenleimen, das ganze Geraffel säubern und den Hals neu setzen. Hierbei bitte auf den richtigen Halswinkel (je nach Steghoehe meist zwischen -2° und -3°) achten. Wenn man sauber gearbeitet hat, ist das Ganze fast unsichtbar. Dann nur noch den 15. Bund neu machen und man ist schon fertig.

No biggie!
 
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Fein, dank dir @Aspen. Zwei Tage stehenlassen? Ok, dann kann sie zu meiner Party doch nicht mehr zum Einsatz kommen, aber halb so wild. Bin ja jetzt lang genug ohne sie ausgekommen.

Und nein, keinen Holzleim. Hab mir soeben bereits Titebond bestellt.

Edit: Ok, vielleicht doch etwas komplizierter, wenn ich mir alleine die Werkzeugliste ansehe. Dann überstürze ich wohl besser nichts. Methode 1 klang verlockend einfach, schade. Danke jedenfalls für die detaillierte Anleitung!
 
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Wenn es wieder bricht, dann kaum an der Stelle.
Das ist ja das schöne am Leim: richtig verarbeitet hält der besser als das Holz drum herum :)

Aspen und Corkonian haben das Vorgehen ja schon gut erklärt (besser als ich es könnte - den Riss unter dem Griffbrett z.B. habe ich gar nicht bemerkt) deswegen habe ich den Rest meines Beitrags wieder gelöscht und wünsche Dir nur viel Erfolg :)

/s.
 
Bitte auf Titebond II achten. Der normale ist nicht wasserfest.
 
Ja, habe ich drauf geachtet!

Wenn ich es jedenfalls richtig verstanden habe, ist das von Corkonian beschriebene Vorgehen aufgrund des Risses unter dem Griffbrett alternativlos? Dann begeb ich mich mal auf die Suche nach Espressomaschinen und Ballnadeln. :)
 
Wenn Du genau hinsiehst, geht der Riss quer durch den ganzen Halsfuss bis quasi "in den Korpus" hinein. Also da, wo der Schwalbenschwanz sitzt. Wenn Du jetzt nur aussen am Halsfuss leimst, bleibt die eigentlich "schlimme" Stelle, der Riss im Schwalbenschwanz unbehandelt. Und das reisst dann irgendwann wirklich katastrophal, vor allem bei dem Zug einer 12-Saiter.
Der ganze Vorgang ist unter dem Stichwort "Neck Reset" bestimmt 150 Mal auf Youtube zu finden. Oder bei StewMac.
Ansehen, lernen - zugeschaut, nachgebaut!
 
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Ok, verstehe. Wobei ich sie lediglich als 6-Saiter benutze.

Hab zwar noch etwas Respekt vor der Reparatur, aber ist ja auch immer interesant, sich was Neues anzueignen. Ziehe mir die yt-Tutorials mal rein, thx!
 
Ich habe einmal gelesen, dass diese alten Japanischen Gitarren mit einem 2 Komponentenkleber geklebt wurden, der durch Wasserdampf
nicht gelöst werden kann.
Es klann also sein, dass diese Neck Reset Methode mit der Espressomaschine nicht funktioniert.
Genau dieses Problem gibt es bei meiner alten Japanischen Epiphone.
 
Sollte bei Kiso Suzuki nicht der Fall sein.
Wenn die - wie bei Yamaha auch - den Hals mit Epoxi gesetzt haben, dann ist das ein Totalschaden. Aber so häufig wurde da auch nicht Epoxi verwendet.
Dann kann man nur noch pfuschen und dann würde ich mir eine Einmalspritze holen, eine dicke Nadel vom Tierarzt und langsames Epoxidharz, am Besten das 24h Harz, es geht auch das 60-Minuten Harz.
Dann das Harz und Härter mischen, in die Spritze, Nadel drauf und dann vorsichtig tief in den Riss injizieren. Mit Zwinge und untergelegten Brettchen in Form bringen, auslaufendes Harz mit Alkoholtüchern abwischen und dann 48h stehen lassen. Das ist zwar übelster Pfusch, nicht wiederherstellbar und bei erneuter Rissbildung endgültig die Gitarre in den Restmüll werfend, aber ein Umbau auf Mortise/Tenon wird sich bei sowas nicht lohnen.
 
Was das Reparaturverfahren mit Epoxi angeht stimme ich mit Corconian überein, vielleicht mit dem Zusatz alles ein wenig mit dem Föhn zu erwärmen, damit das Harz besser ins Holz eindringt.
Aber: ich habe bei Ebay noch keine einzige Suzuki aus der 100er Serie gesehen, die, auch ohne Riss im Halsfuss, noch eine akzeptable Saitenhöhe hatte. Und bei einer 12er kann ich mir das erst recht nicht vorstellen. Bevor du also auch nur ans Kleben denkst, solltest du alles mal mit einer Schraubzwinge fixieren und schauen wo du mit der Saitenhöhe landest....
Falls meine Befürchtungen zutreffen könnte man das Harz ein wenig eindicken und den Hals beim Kleben quasi überdehnen. Unprofessioneller geht es kaum noch, aber wärs meine würd ich es versuchen. Ich hab ne W-200 und die klingt toll ...
 
Eindicken willst Du nicht. Du willst, dass das Epoxi in alle Ritzen und Ecken kriecht und deswegen willst Du ja auch das langsame 60 Minuten Epoxi. Das durchlaeuft naemlich - im Gegensatz zum 5-Minuten Epoxi - beim Abbinden eine sehr duennfluessige Phase.
Um den Halswinkel richtig zu setzen hilft ein "verbiegen" nicht, dazu muss der Hals runter - wie in meinem Post oben beschrieben - und mit dem richtigen Winkel neu gesetzt werden.

Edith fragt, ob Du noch detaillierte Fotos von der Hals-/Korpus Verbindung machen kannst?
 
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Ja, kann ich machen, komme aber wohl erst nächste Woche dazu. Freu mich ja über das Interesse an meinem "Fall" und genauere Expertisen, bevor ich beim Basteln auf ungeahnte Hindernisse stoße!
 
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