TanteGünter
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Im Januar bin ich unverhofft zu einer vermutlich seltenen Gelegenheit gekommen und konnte eine wunderschöne und gerockte Rickenbacker 360 via Ebay Kleinanzeigen erstehen. Die Bilder im Inserat sahen recht viel versprechend aus, den genaueren Zustand konnte ich jedoch nicht erkennen. Da die Gitarre nur 1 Stunde entfernt war, habe ich also einen Termin zum anschauen/ anspielen vereinbart und war vor Ort ziemlich enttäuscht und eher vom Kauf abgeneigt - die komplette Gitarre fühlte sich war in einer speckigen Nikotin/ Fettschicht und roch auch so...
Ansonsten hatte sie definitiv ein wildes Leben, das Griffbrett wurde vom Lack befreit, die Bünde wurden auch schon mal erneuert (einige Bundstäbchen waren locker) und das letzte Setup war einige Jahre her.
Beim Spielen hab ich aber trotzdem festgestellt, dass mich da irgendwas in den Bann gezogen hat. Die Gitarre klang trotz Nikotinhülle so ausgewogen und klar und ließ sich so angenehm spielen, dass da also nochmal etwas gefeilscht werden musste. Da mein Geld zu der Zeit in anderen Gitarren steckte, hat mir meine Freundin netterweise einen kleinen Kredit eingeräumt, damit ich für den Fall der Fälle ausgerüstet bin. Mein Ziel hatte ich um 100€ knapp verfehlt aber die 360 ging trotzdem mit mir nach Hause, Glück gehabt!
Mir war klar, dass es etwas Zeit erfordern würde und vermutlich auch noch etwas Geld investiert werden muss aber das war mir egal.
Zuhause und im Proberaum wurden die ersten erfolglosen Reinigungsversuche gestartet, Wollmäuse aus dem E-Fach gefangen und mal geschaut wie alt die Gute ist - 1989, guter Fang!
Nach etwas Recherche habe ich mich dann getraut die Gitarre mit Baumwolltüchern und Feuerzeugbenzin vom Nikotin- und Fettbelag zu erlösen, an zwei bis drei Stellen war ich etwas zu akribisch was dann in etwas Lackverlust resultierte. Passiert, nicht weiter schlimm. Nach und kam schöner Lack zum Vorschein, die Stumpfheit ging wirklich gut weg. Ich habe circa. 3 Abende gereinigt, zwischendurch gezweifelt ob das alles so richtig ist aber ich wollte einfach sehen wie weit ich komme.
Der nächste Schritt war dann Saitenaufziehen und prüfen was dann eben noch so anfällt. Unter dem E-Fach war noch alles Original und voll funktionstüchtig, ein grobes Setup konnte ich auch einstellen (an die Spannstäbe hab ich mich nicht getraut) aber sie war spielbar, auch wenn die E Saite am 5. Bund schepperte ohne Ende und ein gegriffenes A nicht identifizierbar war.
So habe ich dann auch wirklich sehr lange auf ihr gespielt, wegen Corona hatte ich keinen wirklichen Zugzwang zum Gitarrenbauer zu gehen, da ich meist nur unverstärkt auf dem Sofa geklimpert habe und dem fünften Bund E Saite aus dem Weg ging.
Anfang Oktober habe ich dann auf Empfehlung zweier Freunde den lieben Nik Petrek, Gitarrenbauer in Frankfurt, angerufen und mal gefragt ob er sich die Gitarre ansehen möchte. Er war schon am Telefon begeistert und hat sich gefreut, dass ich mit der Rickenbacker zu ihm möchte. Ein Termin war schnell gemacht und vor Ort war ich einfach nur froh, der Empfehlung gefolgt zu sein! Ich war gut zwanzig Minuten zu spät, da ich mit der 50ccm Vespa statt der S Bahn unterwegs war, das gab schon mal keinen Ärger
Er hat sich die Gitarre direkt angeschaut, mir zugehört wie ich die 360 erstanden und war auch echt begeistert! Die Problemstellen wurden inspiziert, mir wurde erklärt was er vorhat und in welchem Rahmen die Rechnung ausfällt - so mag ich das! Mir wurde nichts aufgeschwatzt und nichts schlechtgeredet, ihm war sehr daran gelegen nichts kaputt zu renovieren und er hat mir auch empfohlen den Lack so zu belassen wie er ist.
Zwei Tage später erhielt ich schon die Nachricht, dass die 360 fertig sei! Ich hatte mit wesentlich mehr Zeit gerechnet, wohl zur richtigen Zeit die Gitarre abgegeben
Was gemacht wurde hab ich einfach mal von der Rechnung abgetippt:
Bünde nachgeklebt, Bünde abgerichtet, verrundert, gesäubert, poliert. Griffbrett gesäubert, geölt, Bünde seitlich abgerichtet, verrundet. Mechaniken fixiert und eingestellt, Saitenlage, Halsstäbe / Oktavreinheit eingestellt, Steg gangbar gemacht, Setup.
Das ist schon eine Menge Arbeit, er hat mir einen sehr fairen Preis gemacht und beim Abholen durfte ich über Niks alten Fender Bassman anspielen - alles was so lala war, war jetzt perfekt. Ich war ein wenig geplättet und wusste auch nicht was ich spielen soll, aber ich war einfach rundum zufrieden! Nach einer angenehmen Unterhaltung ging es dann nach Hause und von dort direkt in den Proberaum. Eingestöpselt im Marshall JCM 800, im Roland JC 120 und unverstärkt ist das jetzt echt die Waffe der Wahl, aufgrund der ausgefuchsten Schaltung ist die Rickenbacker die vielseitigste Gitarre die ich habe, meine Orville Les Paul Custom, meine Fender Thinline Strat und meine Fender Jaguar (wird jetzt endgültig verkauft), werden seit Januar nicht mehr wirklich regelmäßig bewegt. Missen möchte ich sie trotzdem nicht aber die Rickenbacker ist und bleibt (vermutlich) meine absolute Nummer Eins!
Viel Spaß beim Bilder anschauen!
P.S. gegen den Mief hat gemahlener Kaffee im geschlossenen Case samt Gitarre geholfen!
Die Fotos auf der Werkbank hat Nik geknipst und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Falls ihr auf der Suche nach einem Gitarrenbauer im Rhein Main Gebiet seid:
https://petrekguitars.com/
Ansonsten hatte sie definitiv ein wildes Leben, das Griffbrett wurde vom Lack befreit, die Bünde wurden auch schon mal erneuert (einige Bundstäbchen waren locker) und das letzte Setup war einige Jahre her.
Beim Spielen hab ich aber trotzdem festgestellt, dass mich da irgendwas in den Bann gezogen hat. Die Gitarre klang trotz Nikotinhülle so ausgewogen und klar und ließ sich so angenehm spielen, dass da also nochmal etwas gefeilscht werden musste. Da mein Geld zu der Zeit in anderen Gitarren steckte, hat mir meine Freundin netterweise einen kleinen Kredit eingeräumt, damit ich für den Fall der Fälle ausgerüstet bin. Mein Ziel hatte ich um 100€ knapp verfehlt aber die 360 ging trotzdem mit mir nach Hause, Glück gehabt!
Mir war klar, dass es etwas Zeit erfordern würde und vermutlich auch noch etwas Geld investiert werden muss aber das war mir egal.
Zuhause und im Proberaum wurden die ersten erfolglosen Reinigungsversuche gestartet, Wollmäuse aus dem E-Fach gefangen und mal geschaut wie alt die Gute ist - 1989, guter Fang!
Nach etwas Recherche habe ich mich dann getraut die Gitarre mit Baumwolltüchern und Feuerzeugbenzin vom Nikotin- und Fettbelag zu erlösen, an zwei bis drei Stellen war ich etwas zu akribisch was dann in etwas Lackverlust resultierte. Passiert, nicht weiter schlimm. Nach und kam schöner Lack zum Vorschein, die Stumpfheit ging wirklich gut weg. Ich habe circa. 3 Abende gereinigt, zwischendurch gezweifelt ob das alles so richtig ist aber ich wollte einfach sehen wie weit ich komme.
Der nächste Schritt war dann Saitenaufziehen und prüfen was dann eben noch so anfällt. Unter dem E-Fach war noch alles Original und voll funktionstüchtig, ein grobes Setup konnte ich auch einstellen (an die Spannstäbe hab ich mich nicht getraut) aber sie war spielbar, auch wenn die E Saite am 5. Bund schepperte ohne Ende und ein gegriffenes A nicht identifizierbar war.
So habe ich dann auch wirklich sehr lange auf ihr gespielt, wegen Corona hatte ich keinen wirklichen Zugzwang zum Gitarrenbauer zu gehen, da ich meist nur unverstärkt auf dem Sofa geklimpert habe und dem fünften Bund E Saite aus dem Weg ging.
Anfang Oktober habe ich dann auf Empfehlung zweier Freunde den lieben Nik Petrek, Gitarrenbauer in Frankfurt, angerufen und mal gefragt ob er sich die Gitarre ansehen möchte. Er war schon am Telefon begeistert und hat sich gefreut, dass ich mit der Rickenbacker zu ihm möchte. Ein Termin war schnell gemacht und vor Ort war ich einfach nur froh, der Empfehlung gefolgt zu sein! Ich war gut zwanzig Minuten zu spät, da ich mit der 50ccm Vespa statt der S Bahn unterwegs war, das gab schon mal keinen Ärger
Er hat sich die Gitarre direkt angeschaut, mir zugehört wie ich die 360 erstanden und war auch echt begeistert! Die Problemstellen wurden inspiziert, mir wurde erklärt was er vorhat und in welchem Rahmen die Rechnung ausfällt - so mag ich das! Mir wurde nichts aufgeschwatzt und nichts schlechtgeredet, ihm war sehr daran gelegen nichts kaputt zu renovieren und er hat mir auch empfohlen den Lack so zu belassen wie er ist.
Zwei Tage später erhielt ich schon die Nachricht, dass die 360 fertig sei! Ich hatte mit wesentlich mehr Zeit gerechnet, wohl zur richtigen Zeit die Gitarre abgegeben
Was gemacht wurde hab ich einfach mal von der Rechnung abgetippt:
Bünde nachgeklebt, Bünde abgerichtet, verrundert, gesäubert, poliert. Griffbrett gesäubert, geölt, Bünde seitlich abgerichtet, verrundet. Mechaniken fixiert und eingestellt, Saitenlage, Halsstäbe / Oktavreinheit eingestellt, Steg gangbar gemacht, Setup.
Das ist schon eine Menge Arbeit, er hat mir einen sehr fairen Preis gemacht und beim Abholen durfte ich über Niks alten Fender Bassman anspielen - alles was so lala war, war jetzt perfekt. Ich war ein wenig geplättet und wusste auch nicht was ich spielen soll, aber ich war einfach rundum zufrieden! Nach einer angenehmen Unterhaltung ging es dann nach Hause und von dort direkt in den Proberaum. Eingestöpselt im Marshall JCM 800, im Roland JC 120 und unverstärkt ist das jetzt echt die Waffe der Wahl, aufgrund der ausgefuchsten Schaltung ist die Rickenbacker die vielseitigste Gitarre die ich habe, meine Orville Les Paul Custom, meine Fender Thinline Strat und meine Fender Jaguar (wird jetzt endgültig verkauft), werden seit Januar nicht mehr wirklich regelmäßig bewegt. Missen möchte ich sie trotzdem nicht aber die Rickenbacker ist und bleibt (vermutlich) meine absolute Nummer Eins!
Viel Spaß beim Bilder anschauen!
P.S. gegen den Mief hat gemahlener Kaffee im geschlossenen Case samt Gitarre geholfen!
Die Fotos auf der Werkbank hat Nik geknipst und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Falls ihr auf der Suche nach einem Gitarrenbauer im Rhein Main Gebiet seid:
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