Rhodes Pickups reparieren ohne neu Wickeln

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Moin,

ich habe mir Anfang des Jahres ein '79er Rhodes MK I 73 gekauft. Optisch top in Schuss mit Deckel, original Gestänge, Pedal und allem drum und dran für einen dreistelligen Euro-Betrag, musste es einen anderen Haken geben. Die verkaufende Dame konnte mir nur sagen, dass es die letzten 20 Jahre, seit der Besitzer verstorben war, ein trauriges Dasein im Keller fristete. Zuhause aufgebaut und richtig durchgetestet, war der Haken dann auch schnell gefunden. An die 40 Pickups haben die lange Zeit im (feuchten?) Keller nicht so gut vertragen und waren defekt.
Eine nähere Untersuchung ergab, dass bei 95% der Pickups der Kupferdraht an der vom Magneten aus hinteren Stelle korrodiert war - ein übliches Problem. (Außerdem ist wohl einiges Gebrutzel vom Vorbesitzer auch nicht ganz spurlos an den Pickups vorbeigegangen - zu sehen an den schwarzen Stellen, an denen der Kleber rausgequollen und verbrannt ist. Scheint aber nicht weiter schlimm zu sein)
korrodiert.jpg
In den anderen 5% war der Draht an der vorderen Seite durchkorrodiert. Hier kann man einfach eine Wicklung rückgängig machen und den Draht wieder an den Pin löten. Da der Draht auf der hinteren Seite aus der Mitte der Spule kommt, ist das hier leider nicht möglich. Im Internet stößt man dann schnell auf diverse Versuche und Aufbauten, um sich die Pickups aufwändig neu zu wickeln. Da ich weder Zeit noch Muße hatte, alle 40 Pickups neu zu wickeln und auch erst einmal keine 400€ für neue ausgeben wollte, habe ich nach einer anderen Möglichkeit gesucht und bin auf diese Seite gestoßen: http://www.fenderrhodes.com/service/rewinding-pickups.html
Da die dort beschriebene Methode bei mir gut funktioniert hat und ich mir so viele Stunden Arbeit und einiges Geld gespart habe, möchte ich die Methode hier noch einmal kurz vorstellen. Sie eignet sich wie gesagt, um Pickups zu reparieren, bei denen der hintere Teil des Kupferdrahts (wie oben zu sehen) korrodiert ist.

Zunächst wird mit einem kleinen Messer die korrodierte Stelle freigekratzt. Der Kupferdraht wird wie von alleine bis zur ersten "gesunden" Stelle zerbröseln. Der gesunde Draht wird nun leicht nach vorne gebogen, sodass das Ende freisteht und nicht mehr am Gehäuse oder an der Spule anliegt:
gekappt.JPG

Nun muss leider ein anderer Pickup geopfert werden. Ein ehrenvolles Schicksal, bedenkt man, dass dadurch bis zu mehrere hundert andere Pickups gerettet werden können. Wir brauchen nämlich den Draht. Etwa 4-5cm von der Spule lösen und abschneiden. Nun an einem Ende mit einem scharfen Messer die Beschichtung abkratzen:
draht.JPG

Jetzt kommt der knifflige Part. In meinem Fall gar unnötig knifflig, da meine Lötspitze für dieses Vorhaben viel zu dick war und ich kein Flussmittel besaß. Hat trotzdem irgendwie geklappt. Also: den vorbereiteten Pickup irgendwie fixieren (passt perfekt und rutschfest in einen Saitenschneider als Halterung), mit der linken Hand das Drahtstück an das freigelegte Ende am Pickup halten und mit der rechten Hand festlöten:
löten.JPG

Wenn sich die Drähte dann mal verbunden haben (hat bei mir als absoluter Lötlaie zwischen 5 Sekunden und 5 Minuten gebraucht), kann das (nun wieder) lange Drahtende um den Pin gewickelt und festgelötet werden:
gelötet.JPG

Die bearbeitete Stelle nun mit Kunststoffspray o.ä. einsprühen, um eine erneute Korrosion der freigelegten Kupferadern zu verhindern.

Ein abschließender Test belegt die Funktion durch anzeige eines Widerstands zwischen 180-200 Ohm:
fertig.JPG

Während ich anfangs noch eine Erfolgsquote von etwa 2/3 zu verbuchen hatte - mit der ich schon mehr als zufrieden war -, konnte ich diese mit steigender Erfahrung auf 100% bei den letzten 10 Pickups steigern. Manchmal hat man Pech und der Draht ist zu weit an der Mitte der Spule korrodiert, dann hilft leider wirklich nur eine neue Wicklung.

Ich hoffe, der ein oder andere kann etwas mit diesem kleinen Leitfaden anfangen - ich freue mich jedenfalls über fast 3 zusätzliche Oktaven, die mir nun zur Verfügung stehen.
 
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Gute Aktion !!

Noch als Tip: Die Korrosion über die Jahre kommt / kam ja in erster Linie dadurch zustande, daß der Lack an der Knickstelle des Drahtes beschädigt ist und das Kupfer dann mit der Luftfeuchte /Sauerstoff reagiert. Daher würde ich die 'neue' Lötstelle mit einem Tröpfen Plastikspray versiegeln, denn durch das Löten ist der Lack an der Ansatzstelle ja auch etwas weggeschmolzen und das Kupfer liegt u.U. frei (und dann geht das Theater nach 40 Jahren wieder los ;-)

Jenzz
 
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Genau, habe ich auch so gemacht - wird oben nur kurz erwähnt. Mit Plastik 70 isoliert sollte da nichts mehr passieren.
 
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