Rhodes Einstellungen, Wartung, Reperaturen, eure Tips und Erfahrungen

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Hi an alle Rhodes Fans. Ein wirklichen Wartungsthread habe ich bisher nicht gefunden daher mache ich hier mal einen auf:

Ich mache mal den Anfang mit mein Rhodes Mark II 73, Bj 41/80

würde gerne versuchen das selber auf Vordermann zu bringen, so weit ich das kann.

Ausgangssituation:

alle Töne gehen. Sound eigentlich sehr schöne Mischung aus glockig und knackig, alles vorhanden vom Deckel über Querstreben bis zum Pedal und sogar Wickeltasche für die Beine.
Hörprobe 1 frisch ohne Effekte, Hörprobe 2 , Hörprobe 3 (etwas älter und teils mit Effekten)

Probleme
:
  1. die Tonebars haben zu viel seitliches Spiel, so dass sich die Tine nicht korrekt auf den Pickup justieren lässt, stellenweise sind Gummiteile (Bild2) zwischen Tonebars geklemmt, dass sich sich nicht berühren. Ich vermute das liegt an versprödeten Gromets. Frage: kann das auch an den Federn liegen? einige haben schon etwas Korrosion. (Bild1) Sollte man alle Federn austauschen? wie kann man prüfen, ob Federn oder Gromets noch OK sind? geht ja richtig ins Geld (Preis pro Feder bei EP-Service NL 0,50€ x 146 wären dann 73€)
  2. Hab das Rhodes schon mehrfach eingestellt aber bestimmte Sachen krieg ich nicht richtig in den Griff. Momentan ist der Diskant einfach zu leise gegenüber den Mitten und Bässen. Viel näher kann ich mit den Tonabnehmern aber nicht an die Tines ran. Daher sollte ich vermutlich mit allen tieferen Pickups etwas weiter nach hinten rutschen. Gibt es ein Mindestabstand, den man zu Pickup einhalten sollte?
  3. Was mich am meisten stört: schlechtes Dynamikverhalten. Vor allem im Diskant ist die Spanne zwischen pp un ff minimal. Man kann reinhauen wie man will, ab einer mittleren Lautstärke wird es nicht mehr lauter. Kann man da mehr rausholen und wenn wie?
  4. einige nebeneinanderliegende Tasten E56, F57, F#58, G59 klingen stumpf mit wenig Sustain obwohl sie gleich justiert sind wie andere Töne. Durch Einstellung des Pickups oder Tonebars bekomme ich keine Verbesserung hin. Teilweise werden sie sogar leiser, wenn man sie stärker anschlägt. Das liegt vermutlich an einem sterbenden Pickup oder der Tine. Was meint ihr? Video: http://youtu.be/yqd4CwKQ8AQ
  5. Die Hammertipps haben schon ganz gute Kerben. (Bild3) Ich frage mich ob ich die austauschen soll? Alle? Das wir vermutlich schon etwas frickelig und ecklig, so´ne Sekundenkleberaktion.
  6. Tolex ist an einigen Stellen eingerissen oder fehlt ganz. Zwei Metallecken fehlen. Ich würde das vermutlich erst mal an punktuell Flicken und nicht komplett neu beziehen. Den schwarzen Fender-Tolex
    gibt auch bei Ebay. Würdet ihr Klebereste entfernen? Verklebung mit Pattex?

Ich dachte ich bestelle jetzt erst ein mal die Ecken und ein Satz Gromets, vielleicht noch ein, zwei Tines, Pickups hätte ich noch zwei. Die Schrauben für die Tonbars sitzen ja noch fest, brauch man ja nicht austauschen - oder?. Werde bei der Aktion dann mal die Tines und Tonebar reinigen und in genaue Flucht bringen. Die große Frage ist: Federn austauschen??? Wenn die inneren Werte wieder richtig stimmen kümmere ich mich um die Äusserlichkeiten.

bin gespannt darauf, was ihr dazu meint und auf eure Wartungserfahrungen...
 
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Guten Abend,

mal ein ganz genereller Tipp für sämtliche Reparaturen an dem Instrument:
Don't change a running system!

Man sollte es tunlichst vermeiden, Teile auszutauschen, einfach nur, weil man es woanders auch gemacht hat oder weil sie nicht mehr gut aussehen. Das ist zumindest meine Meinung. Augen zu, Ohren auf!

Die Federn unter den Tonebars sind in den seltensten Fällen die Fehlerquelle.

//edit: Finde den Sound im ersten Video eigentlich sehr charmant... eben weil die Kiste nicht perfekt ist. Ich hatte letztens eine Aufnahme von Bill Evans gehört. Da klang das Rhodes auch ziemlich "not-serviced"... aber eben dadurch lebte der Song :)
 
Zu Nr. 4: Auf dem Bild2-TonbarSpiel sieht man, daß an A13 und A#14 die vorderen Grommets schon ziemlich plattgedrückt und aus der Form sind. Manchmal ist das noch stärker. So etwas kann Ursache für kurzes Sustain und dumpfen Klang sein.

BTW: Guter Thread!
 
@FantomXR ja klar, geht mir gar nicht drum in Aktionismus zu verfallen. Ich liebe den Sound der Diva. Schön wäre es aber trotzdem, wenn der spielende Musiker weitgehendst die Artikulation und Phrasierung bestimmt und nicht das Instrument. Wenn man eine singende Linie spielt und statt eines erwünschten langen kliiiiiiiiiings, kommt unvorhergesehen ein kurzes klonck dann hebelts einen trotz Jazzigem-PlanB-Impro-Geist doch manchmal aus der Spur. Bill Evans auf dem Rhodes ist je sehr selten. Du meinst sicher das Album "from left to right" von 1969/70 (die erste Nummer "the Dolphin" gibts leider nicht bei Youtube). Die Scheibe liebe ich sehr. Wirklich alt kann das Rhodes ja bei der Aufnahme nicht gewesen sein ;-) :) Thx für den Tip mit den Federn, dann lass ich die erst mal so. Ich könnte es aber im übrigen auch verstehen, wenn du etwas zurückhaltent bist mit deinem KnowHow. Wenn ich´s richtig verstanden habe lebst du ja zum Teil davon, wenn du nicht gerade die ultimativen Masterkeys konzipierst und versuchst jeden Gedankenfurz von uns Keyboardnurds aufzugreifen :-D . Denk ich mir auch oft: scheiß YouTube, irgendwann kommt keiner mehr zu mir in die Musikschule :)

@McCoy thx für den Tipp. Dann werd ich mich da mal ranmachen und die Gromets mal wechseln. Schade jetzt sind die Ferien erst mal vorbei. Hoffe ich komme demnächst dazu.
 
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@groovejazz , Musikschulen / gute Musiklehrer wird es sicher immer geben.
 
Ohne jetzt eine Grundsatzdiskussion vom Zaun zu brechen, nur eine kurze Anmerkung;

Das ist doch mittlerweile in jedem Bereich so. Jeder kann selbst recorden, einen professionellen Videofilm drehen oder sich ein Instrument beibringen. Und dennoch wird es immer die Cracks geben, wo es auch einen Grund gibt, diese Leute für ihre Arbeit zu bezahlen und es eben nicht selber zu machen. Interessant....hatte dazu gestern erst eine lange Unterhaltung mit einem drummer.
 
Schön wäre es aber trotzdem, wenn der spielende Musiker weitgehendst die Artikulation und Phrasierung bestimmt und nicht das Instrument.

Exakt das! Außerdem ist es schrecklich, wenn man sich schon nach zwei energetischeren Nummern die Finger und Arme lahmgespielt hat, was ich schon oft an verschiedenen Rhodes erfahren habe, weil die dynamische Abstimmung irgendwie völlig daneben war...
 
  1. Hab das Rhodes schon mehrfach eingestellt aber bestimmte Sachen krieg ich nicht richtig in den Griff. Momentan ist der Diskant einfach zu leise gegenüber den Mitten und Bässen. Viel näher kann ich mit den Tonabnehmern aber nicht an die Tines ran. Daher sollte ich vermutlich mit allen tieferen Pickups etwas weiter nach hinten rutschen. Gibt es ein Mindestabstand, den man zu Pickup einhalten sollte?
  2. Was mich am meisten stört: schlechtes Dynamikverhalten. Vor allem im Diskant ist die Spanne zwischen pp un ff minimal. Man kann reinhauen wie man will, ab einer mittleren Lautstärke wird es nicht mehr lauter. Kann man da mehr rausholen und wenn wie?

Guten Morgen!

Was Abstände Pickups/Hammer zu Tines etc. angeht habe ich mich für ne Basis erstmal hier schlaugemacht:

http://www.fenderrhodes.com/org/manual/index.html
 
fig4-9.gif

VOLUME ADJUSTMENT

Slide Pickup Arms in or out to establish a gap between Pickup and Tine of between 1 16" (1.588mm) and 1/8" (3.l75mm) as shown in Figure 4-9.


Man vielen Dank. Ich kenne eigentlich diese Anleitung, hatte das aber übersehen

Bin noch mal hier drauf gestossen:
fig4-4.gif

da wirds aber langsam eng mit meinem Englisch. Welche Auswirkungen hat das wenn man die Schrauben mehr anzieht oder weniger. Da steht ja was von wegen Dynamik? Was ist mit escapement gemeint?


.
 
Mit Escapement ist der Abstand des Hammers vom Tine gemeint, glaube ich zumindest zu wissen... Das kann man zum einen an der (zu dir hin) vorderen Schraube einstellen oder aber - Tipp vom Jenzz - unter die Harp einfach Unterlegscheiben legen (zur Verringerung des Escapements, wenn man's braucht).
 
Ähm, stimmt :confused:
 
...verstehe ich das richtig: mehr escapement gleich mehr Lautstärke oder Dynamik und weniger gleich leiser? Also ähnlich wie bei Dämpfungspedal eines Klaviers, bei dem der Weg des Hammers reduziert wird. Oder bin ich da ganz auf dem Holzweg?

übrigens @danielw: nur eine Schraube zu verstellen dejustiert das Tine und verändert den Sound - also sehr vorsichtig damit
 
Ja, @groovejazz, das ist so. Die von dir aus gesehen hintere Schraube ist ja die Schraube, die für den Klang zuständig ist. Wenn du nach oben drehst, wird der Ton obertonärmer, nach unten werden die Obertöne mehr betont und der Sound verliert gleichzeitig an Substanz ("Shallow"-Einstellung). Clavia hat diese Einstellung bei einem seiner Samples ja auf die Spitze getrieben. Oder hier z.B. George Duke:

 
schon klar. Deep war übrigens bisher immer meine Lieblingseinstellung. Sowohl beim Original als auch beim Nord. Shallow war nie mein Ding

Wie ist das eigentlich bei deinem VV-Piano eingestellt?

aber mich würd das mit dem escapement schon wirklich interessieren wie sich das auswirkt. Dynamik? Sustain?
 
Bei meinem VV ist das so mittendrin, glaub ich. Ab Werk war es ja auf deep eingestellt, ich hab das ein bisschen korrigiert, aber nur minimal. Also keinesfalls shallow. Wie sich das Escapement genau auswirkt würde ich eher den FantomXR fragen, da bin ich ich doch zu sehr Laie.
PS: Hast du dein VV jetzt schon? ;-)
 
Nabend .-)

Escapement ist der Abstand zwischen Tine und Hammerkopf bei gedrückter Taste. Das Escapement ist wichtig, damit nach erfolgtem Anschlag das Tine frei schwingen kann. Ist der Abstand zu klein wird das schon schwingende Tine unter Umständen durch das 'Nachwackeln' des Hammers (es gibt ja keine Fänger o.Ä.) wieder abgestoppt und der Ton stirbt ab. Ist es zu groß muß man mehr Kraft aufwenden, um überhaupt einen Ton zu bekommen. Escapement ist also immer eine Kompromiss-Einstellung. Auf die Dynamik hat das relativ wenig Auswirkung.
Viel wichtiger für Dynamik ist die Striking line, also wo auf die Länge gesehen die Tines angeschlagen werden. Hier gibt es einen 'Sweet Spot', bei dem das Tine optimal reagiert. Meiner Erfahrung nach sind von 10 Pianos 7 ab Werk schon Käse, weil diese Einstellung (= Anbohren der Harp) nicht sorgfältig gemacht wurde.

Also evtl. mal die Harp lösen und vor und zurück bewegen (einige mm), dabei in den unteren bis mittleren Mitten Töne anschlagen. Probier es mal, du hörst sofort, worum es geht.

Edit: Habe mit gerade mal das kurze Video angesehen, das hört sich sehr nach schlechter Striking line an...

Jenzz
 
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Der Chef trifft's mal wieder voll auf die Nuss :)
 
Wow, vielen Dank Maestro @Jenzz :) . Klingt sehr einleuchtend, das werde ich ausprobieren. Würdest du die Grommets im kompletten Satz tauschen? Krieg ich die auch bei dir im Laden?
 

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