Corkonian
Registrierter Benutzer
Kennt Ihr das auch?
Da steht beim Händler eine Gitarre, die sieht einfach nur geil aus und das Ding müßt ihr haben...
Ist mir beim vorletzten Besuch in Dublin passiert. Beim Händler stand eine wunderwunderschöne Gitarre in der Gebrauchtecke. Washburn D46SP. Also eine Washburn Dread aus der Southern Serie in Spalted Maple.
Spalted Maple ist ein wunderschönes Holz. Weinn Pilze das tote Holz besiedeln, bilden Sie oft schwarze Grenzschichten, die sich sehr schön von dem hellen Ahorn abheben. Diese bleistiftdünnen Linien sind sehr dekorativ. Leider aber leidet das Holz unter der Verpilzung und die Stabilität des Holzes nimmt ab.
Eine schnelle Kontrolle auf den Gesamtzustand ergab eine grenzwertig flache Stegeinlage, aber da der Halswinkel grob stimmte, ging ich davon aus, daß da - wie bei Yamaha auch sehr oft üblich - bei Washburn auch ein etwas zu flacher Hals gesetzt wurde. Vor allem, weil keinerlei Sinkstellen im Schallochbereich oder übermäßige Rotation des Stegs da waren.
Klanglich konnte ich in dem Laden nicht viel feststellen, unten bei den eleggdrischen nudelten ein paar Shredder übermäßig laut übermäßig schnelle und übermäßig verzerrte Single-Note-Riffs und die Saten auf der Washburn waren eher Stacheldraht, noch aus den Zeiten von Verdun. Genauso rostig und genauso ... bäääh.
Dementsprechend gab es eine kurze Preisverhandlung, ein Rabatt von 50 wurde ausgehandelt, die Gitarre in den original-Koffer gepackt und ich habe freudestrahlend das Geschäft verlassen, ohne die Gitarre auch nur ernsthaft angespielt zu haben.
Wie doof muß ich gewesen sein? Ich predige bei den Kaufberatungen immer, die Gitarre anzuspielen, aber selber ... predige ich Wasser und trinke Wein.
Vor allem, wenn dann bei der nachfolgenden Recherche im Bus auf der Reise nach Hause (glücklicherweise haben Busse und Eisenbahnen hier mittlerweile WiFi on Board) herauskommt, dass der Preis den ich bezahlt habe in Dollar wohl angemessen gewesen wäre, in Euro aber... etwas hoch war.
Aber: hier auf der kleinen Insel ist eh' alles teurer. Und, wie ich (noch viel) später erfahren durfte, kam die D46SP nie offiziell nach Irland, vielleicht habe ich sogar die einzige D46SP auf der Insel. Ich habe ja auch die einzige Gretsch 3713 ....
Zu Hause angekommen habe ich die Gitarre erstmal von den Saiten befreit und Bestandsaufnahme gemacht.
Schönes Teil. Schönes Holz. Allerdings voll-Sperrholz. Aber das war mir schon vorher klar. Ahorn ist zwar ein gutes Korpusholz, aber als Deckenholz einer Flattop eignet es sich nicht so gut. Bei einer Archtop - also einer Gitarre mit einer violinähnlich gewölbten Decke - geht guter Ahorn noch ... aber Spalted Maple ist auch da eher wenig brauchbar, weil der Pilzbefall die Struktur des Holzes schwächt. Macht nix, die Gitarre sieht einfach geil aus.
Der Korpus ist mit einem Perlmutt-Binding eingefasst, ebenso das Griffbrett. Normalerweise würden mir jetzt die Fußnägel umklappen, aber hier passt es irgendwie. Der Mitelstreifen des Rückens und die Markierungen auf dem Griffbrett sind so Navajo-mäßige bunte Einlegearbeiten. Normalerweise würden hier wieder die Fußnägel in beschlenigter Rotation ... aber komischerweise passt das dennoch. Die Kopfplatte ist auch mit Spalted Maple furniert. Hübsch. Der Hals ist auch aus Ahorn, aber diesmal (zum Glück) nicht in der Spalted Varietät, sondern "normal". Griffbrett und Steg scheinen aus einem relativ brauchbarem Palisander zu sein. Nicht, daß ich ein Fan von Palisandergriffbrettern bin, aber es geht.
Der Hals ist gerade, gut gesetzt und die Halskrümmung passt. Die Decke ist nicht übermäßig gewölbt oder eingesunken, die Bünde sind nach kurzer Politur hoch glänzend und glatt, kaum Spielspuren ... alles in Allem habe ich mich vom Gesamtzustand her nicht verkauft.
Also neue Saiten. Meine "Standard"-Saite ist die EXP16. Ganz einfach deswegen, weil ich die Lebensdauer, den Klang und die Lagerfähigkeit mag. Auf meiner kleinen Insel sind Saiten doppelt so teuer wie beim grossen T. und deswegen kaufe ich ein, zweimal im Jahr für 250 Euro Saiten und lagere die dann zwischen. Die Plastiktüte der EXP macht es möglich...
Allerdings wundere ich mich beim Saitenaufziehen, denn ich drehe mir den Wolf. Selbst mit dem Akkuschrauber und dem Aufsatz für die Stimmflügel dauert es zu lange. Was ist da los? Streicholz in das Saitenloch und dann die Umdrehungen des Stimmflügels gezählt...
18:1. Die Mechainken der Washburn D46SP sind 18:1 untersetzt. Hallo die Waldfee. Spielfrei dazu. Nicht schlecht, Herr Specht!
Bei genauerer Betrachtung fällt dann auf, dass die Washburn ein "Buzz Feiten" System hat. Das ist ein speziell kompensierter Sattel, der durch eine subtile Änderung der Grundstimmung die Klangreinheit verbessern soll. Wäre mir nicht wirklich aufgefallen, wenn ich nicht nach dem Stimmen nach Flagolett nicht ungebührlich stark hätte nachstimmen müssen...
Neue Saiten 'drauf, gestimmt und angespielt. Nicht schlecht, jedenfalls besser als ich erwartet habe. Etwas boxig, nicht so fein detailliert wie eine massive Decke, aber nicht ganz so zugestopft, wie viele Sperrholzdecken.
Der Hals ist beihnahe 1:1 ein Martin-Hals, nur das Griffbrett ist etwas runder, hat einen kleineren Radius.
Allerdings war dann der Testbetrieb der Washburn dann schon zuende, denn akustisch riss mich die Gitarre nciht vom Hocker. Weil aber der Sperrholzkorpus angenehm solid ist, habe ich die Washburn dann mit einem B-Band Pickup und Preamp aufgewertet. Gerade Sperrholzgitarren eignen sich sehr gut für sowas, denn durch ihre Steifigkeit sind sie in der Regel Rückkopplungsfester als Gitarren mit massiven Decken. Und ausserdem ist das eine Bühnengitarre. Sowas gehört nicht ins stille Kämmerlein, sowas schreit nach Aufmerksamkeit...
Leider hat's dann das Ladegerät meiner Kamera gestreckt, die Bilder habe ich aus dem Interweb, Echtbilder werden nachgeliefert.
PS: Wenn überhaupt, gibt es die Washburn D46SP leider nur noch gebraucht.
Aus einem alten Washburn Katalog:
http://www.washburn.com/media/pdfs/catalogs/Washburn_2009_Catalog.pdf
http://www.washburn.com/media/pdfs/catalogs/Washburn2008Catalog.pdf
Da steht beim Händler eine Gitarre, die sieht einfach nur geil aus und das Ding müßt ihr haben...
Ist mir beim vorletzten Besuch in Dublin passiert. Beim Händler stand eine wunderwunderschöne Gitarre in der Gebrauchtecke. Washburn D46SP. Also eine Washburn Dread aus der Southern Serie in Spalted Maple.
Spalted Maple ist ein wunderschönes Holz. Weinn Pilze das tote Holz besiedeln, bilden Sie oft schwarze Grenzschichten, die sich sehr schön von dem hellen Ahorn abheben. Diese bleistiftdünnen Linien sind sehr dekorativ. Leider aber leidet das Holz unter der Verpilzung und die Stabilität des Holzes nimmt ab.
Eine schnelle Kontrolle auf den Gesamtzustand ergab eine grenzwertig flache Stegeinlage, aber da der Halswinkel grob stimmte, ging ich davon aus, daß da - wie bei Yamaha auch sehr oft üblich - bei Washburn auch ein etwas zu flacher Hals gesetzt wurde. Vor allem, weil keinerlei Sinkstellen im Schallochbereich oder übermäßige Rotation des Stegs da waren.
Klanglich konnte ich in dem Laden nicht viel feststellen, unten bei den eleggdrischen nudelten ein paar Shredder übermäßig laut übermäßig schnelle und übermäßig verzerrte Single-Note-Riffs und die Saten auf der Washburn waren eher Stacheldraht, noch aus den Zeiten von Verdun. Genauso rostig und genauso ... bäääh.
Dementsprechend gab es eine kurze Preisverhandlung, ein Rabatt von 50 wurde ausgehandelt, die Gitarre in den original-Koffer gepackt und ich habe freudestrahlend das Geschäft verlassen, ohne die Gitarre auch nur ernsthaft angespielt zu haben.
Wie doof muß ich gewesen sein? Ich predige bei den Kaufberatungen immer, die Gitarre anzuspielen, aber selber ... predige ich Wasser und trinke Wein.
Vor allem, wenn dann bei der nachfolgenden Recherche im Bus auf der Reise nach Hause (glücklicherweise haben Busse und Eisenbahnen hier mittlerweile WiFi on Board) herauskommt, dass der Preis den ich bezahlt habe in Dollar wohl angemessen gewesen wäre, in Euro aber... etwas hoch war.
Aber: hier auf der kleinen Insel ist eh' alles teurer. Und, wie ich (noch viel) später erfahren durfte, kam die D46SP nie offiziell nach Irland, vielleicht habe ich sogar die einzige D46SP auf der Insel. Ich habe ja auch die einzige Gretsch 3713 ....
Zu Hause angekommen habe ich die Gitarre erstmal von den Saiten befreit und Bestandsaufnahme gemacht.
Schönes Teil. Schönes Holz. Allerdings voll-Sperrholz. Aber das war mir schon vorher klar. Ahorn ist zwar ein gutes Korpusholz, aber als Deckenholz einer Flattop eignet es sich nicht so gut. Bei einer Archtop - also einer Gitarre mit einer violinähnlich gewölbten Decke - geht guter Ahorn noch ... aber Spalted Maple ist auch da eher wenig brauchbar, weil der Pilzbefall die Struktur des Holzes schwächt. Macht nix, die Gitarre sieht einfach geil aus.
Der Korpus ist mit einem Perlmutt-Binding eingefasst, ebenso das Griffbrett. Normalerweise würden mir jetzt die Fußnägel umklappen, aber hier passt es irgendwie. Der Mitelstreifen des Rückens und die Markierungen auf dem Griffbrett sind so Navajo-mäßige bunte Einlegearbeiten. Normalerweise würden hier wieder die Fußnägel in beschlenigter Rotation ... aber komischerweise passt das dennoch. Die Kopfplatte ist auch mit Spalted Maple furniert. Hübsch. Der Hals ist auch aus Ahorn, aber diesmal (zum Glück) nicht in der Spalted Varietät, sondern "normal". Griffbrett und Steg scheinen aus einem relativ brauchbarem Palisander zu sein. Nicht, daß ich ein Fan von Palisandergriffbrettern bin, aber es geht.
Der Hals ist gerade, gut gesetzt und die Halskrümmung passt. Die Decke ist nicht übermäßig gewölbt oder eingesunken, die Bünde sind nach kurzer Politur hoch glänzend und glatt, kaum Spielspuren ... alles in Allem habe ich mich vom Gesamtzustand her nicht verkauft.
Also neue Saiten. Meine "Standard"-Saite ist die EXP16. Ganz einfach deswegen, weil ich die Lebensdauer, den Klang und die Lagerfähigkeit mag. Auf meiner kleinen Insel sind Saiten doppelt so teuer wie beim grossen T. und deswegen kaufe ich ein, zweimal im Jahr für 250 Euro Saiten und lagere die dann zwischen. Die Plastiktüte der EXP macht es möglich...
Allerdings wundere ich mich beim Saitenaufziehen, denn ich drehe mir den Wolf. Selbst mit dem Akkuschrauber und dem Aufsatz für die Stimmflügel dauert es zu lange. Was ist da los? Streicholz in das Saitenloch und dann die Umdrehungen des Stimmflügels gezählt...
18:1. Die Mechainken der Washburn D46SP sind 18:1 untersetzt. Hallo die Waldfee. Spielfrei dazu. Nicht schlecht, Herr Specht!
Bei genauerer Betrachtung fällt dann auf, dass die Washburn ein "Buzz Feiten" System hat. Das ist ein speziell kompensierter Sattel, der durch eine subtile Änderung der Grundstimmung die Klangreinheit verbessern soll. Wäre mir nicht wirklich aufgefallen, wenn ich nicht nach dem Stimmen nach Flagolett nicht ungebührlich stark hätte nachstimmen müssen...
Neue Saiten 'drauf, gestimmt und angespielt. Nicht schlecht, jedenfalls besser als ich erwartet habe. Etwas boxig, nicht so fein detailliert wie eine massive Decke, aber nicht ganz so zugestopft, wie viele Sperrholzdecken.
Der Hals ist beihnahe 1:1 ein Martin-Hals, nur das Griffbrett ist etwas runder, hat einen kleineren Radius.
Allerdings war dann der Testbetrieb der Washburn dann schon zuende, denn akustisch riss mich die Gitarre nciht vom Hocker. Weil aber der Sperrholzkorpus angenehm solid ist, habe ich die Washburn dann mit einem B-Band Pickup und Preamp aufgewertet. Gerade Sperrholzgitarren eignen sich sehr gut für sowas, denn durch ihre Steifigkeit sind sie in der Regel Rückkopplungsfester als Gitarren mit massiven Decken. Und ausserdem ist das eine Bühnengitarre. Sowas gehört nicht ins stille Kämmerlein, sowas schreit nach Aufmerksamkeit...
Leider hat's dann das Ladegerät meiner Kamera gestreckt, die Bilder habe ich aus dem Interweb, Echtbilder werden nachgeliefert.
PS: Wenn überhaupt, gibt es die Washburn D46SP leider nur noch gebraucht.
Aus einem alten Washburn Katalog:
http://www.washburn.com/media/pdfs/catalogs/Washburn_2009_Catalog.pdf
http://www.washburn.com/media/pdfs/catalogs/Washburn2008Catalog.pdf
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