Patr0ck
Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,
wie viele Sänger bin ich immer auf der Suche, ob es ein Mikrofon gibt, mit dem meine Stimme möglichst gut kling, auch ohne, dass man all zu viel am Equalizer schrauben muss.
Ich möchte ein Mikrofon, dass mir Hilft mich in der Band gut durchzusetzen, auch mit meiner eher dunklen Stimme. Also knackige Höhen, ansonsten soll es auch noch ausgewogen klingen, wenn ich mit den Lippen direkt am Mikrofongrill bin.
Ich singe in einer Metal-Band, die Vocals gehen von Clean, über rauen Gesang bis hin zu Growls und Shouts. In der Vergangenheit hatte ich auch schon das omnipräsente SM58 und auch Beta 58a vor der Schnute. Beide ok, aber das SM58 war mir zu schwammig und das Beta 58a betont, bei mir vorhandene nasalen Klang, zu stark.
Vielleicht haben manche schon gelesen, dass ich mich in Threads positiv über das V7 geäußert habe und negativ über die Langlebigkeit der Sennheiser e9xx. Da das e945 mir vom Klang her immer gut gefallen hat und es gerade im Preis gesenkt ist, habe ich ihm noch eine Chance gegeben. Und wenn ich schon dabei bin habe ich mir auch das Shure Nexadyne NXN8/S bestellt um zu sehen, ob an den Wunderdingen, die die Werbung verspricht was dran ist.
Auf Haptik, Verarbeitung usw. wollte ich eigentlich nicht eingehen, da es um den Klang gehen soll. Im Testverlauf gab es aber ein Vorkommnis das mich dazu zwingt. Das aber am Ende.
Testaufbau:
Ich bin mit allen Mikros direkt in mein Motu M2 und von da in mein MacBook und habe das ganze mit Studio One aufgenommen. Keine Effekte, kein EQ, kein Kompressor. Nur normalisiert habe ich alle Spuren.
Ich habe die Mikros alle mit ca. 1cm Abstand besungen, da das auch mein Anwendungsfall auf einer lauten Metal-Bühne ist. Mag sein, dass die Ergebnisse bei größerem Abstand anders ausgefallen wären, aber da es für mich nicht wirklich von Interesse ist war mir das zu viel Aufwand.
Testergebnisse:
Als "Referenzaufnahme" habe ich die Phrase einmal mit meinem Aston Origin Kondensator Großmembranmikrofon aufgenommen. Hier war der Abstand natürlich etwas größer. Ca. 15 cm mit einem Gravity Popfilter dazwischen.
Shure Nexadyne NXN8/S:
Von den "Wunderdingen" die das Marketing verspricht konnte ich nicht viel merken. Es ist grundsätzlich ein ausgewogen, offen klingendes Mikrofon mit schönen Höhen, wenn auch weniger davon als beim Sennheiser und Telefunken. Allerdings hat es den Hochmittenboost, der mich schon am Beta 58a gestört hat. Also wird es schon allein deshalb nicht mein Favorit. Ich kann mir aber vorstellen, dass es bei anderen Stimmen gut klingt.
Sennheiser e945:
Was soll ich sagen. Das Sennheiser klingt einfach gut. Nach oben offen ohne übertrieben gehyped zu sein und auch sonst sehr ausgewogen. Bei der nahen Besprechung schon sehr stabiler Bass, da kommt live aber ohnehin ein HPF rein. Für diese Art Musik wie im Beispiel mein Favorit.
Telefunken M80:
Wahrscheinlich das dynamische Gesangsmikro mit den aggressivsten Höhen. Ist in diesem Beispiel schon etwas zu viel des guten. Der Bass kommt etwas dünn daher. Für härteren Metal bringt es aber genau das Plus an Durchsetzungskraft und die dezenten Bässe fangen auch nicht an zu mulmen, wenn man mit den Lippen direkt am Korb ist.
Se electronics V7:
Wie gesagt: Ich habe das Mikro immer gerne empfohlen weil ich es Live auch gerne eingesetzt habe, bis ich das M80 für mich entdeckt habe. Hier im vergleich klingt es für mich aber sehr "eng" und "boxig". In den Höhen hat es, mit Abstand, am wenigsten in diesem Vergleich zu bieten. Im Vergleich zu den anderen klingt es als würde man dich eine Wolldecke singen. Auch sonst wirkt der Frequenzbereich für mich irgendwie recht eng. Also hier leider eine negative Überraschung für mich.
Nun noch der Einschub zur Verarbeitung:
Es sind alles Markenmikros, die sich gut in der Hand anfühlen und hochwertig wirken. Das Shure Nexadyne NXN8/S habe ich frisch zu diesem Test ausgepackt und zum ersten mal eingesteckt. Als ich mit den Aufnahmen fertig war wollte ich das Kabel abziehen. Also ganz normal: Eine Hand hält das Mikro der Daumen der anderen Hand entriegelt den XLR-Stecker und ich ziehe das Kabel heraus. Was passiert? Die XLR-Buchse aus Rutscht aus dem Mikrofonschaft und beide Anschlusskabel reißen ab.
Die Buchse war überhaupt nicht im Schaft befestigt. Normalerweise sollte die Schraube das Teil ja im Schaft fixieren. Klar kann sowas mal bei der Qualitätskontrolle durchrutschen, darf bei einem 350€ teueren Mikrofon aber einfach nicht sein. Hoffen wir einfach mal, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Ich wollte das Shure ohnehin zurückschicken, da es mich beim Klang nicht überzeugt hat aber nun ist es eine klare Sache für mich.
Fazit:
Ich will hier den Defekt des Shure nicht in die Bewertung einbeziehen. Genau so wenig wie meine schlechten Erfahrungen mit Sennheiser e9xx Mikros in der Vergangenheit. (Einmal e945 Kapsellagerung defekt und nicht reparabel, einmal bei einem zwei Jahre alten, wenig genutzten e935 kam einfach nichts mehr raus).
Hier möchte ich nur den Klang beurteilen. Das Nexadyne hat mich hier für meine Stimme nicht überzeugt. Shure und meine Stimme werden wohl einfach keine freunde mehr. Bei anderen Stimmen kann das ganz anders sein. Ob es der Aufpreis zu den Konkurrenzprodukten gerechtfertigt ist muss jeder für sich entscheiden.
Das Se electronics V7 hat mich etwas enttäuscht. Ich habe es seit ca. 2 Jahren, habe es in letzter Zeit aber eigentlich nur noch als Backup dabei. Klingt im Vergleich einfach klein, eng und auch ein wenig blechern. Vermutlich wird es in Zukunft nur noch als Mikro für Background-Gesang unseres Bassisten herhalten und dort ein no-name-Mikro ersetzen.
Das Sennheiser e945 klingt, für mich, einfach gut. Ausgewogen, schöne nicht übertriebene Höhen und auch sonst alles da wo es hingehört. Für den aktuellen Preis von 145€ eigentlich ein no-brainer. Würde ich ohne zu zögern überall einsetzen.
Trotzdem wird es, zumindest in meiner aktuellen Band, nur mein Backup-Mikro. Das M80 mit seinen spitzen Höhen, wäre nicht meine Wahl für ruhige Akustikmucke, aber bei einer lauten Metal-Band bringt es einen richtig nach Vorn und auch bei extreme-Vocals kling es gut. Mit einem aktuellen Preis von 315€ ist es definitiv kein Schnäppchen, aber es ist meiner Meinung nach eben ein Spezialwerkzeug. Außerdem habe ich es ohnehin schon sowohl Kabelgebunden als auch als Funkkapsel.
Bei mir bleibt die "Erstbesetztung" also weiterhin das Telefunken M80. Mein heimlicher Testsieger ist aber das Sennheiser e945. In Zukunft kommt es als Backup mit und falls ich mal in einer Band ruhigere Musik mache würde es die Pole-Position übernehmen.
Ich hoffe das Review war ok zu lesen. Falls ihr Fragen stellt sie gerne. Mich würde interessieren, wie ihr anhand der Aufnahmen oder euren eigenen Erfahrungen wählen würdet.
Grüße
Patr0ck
wie viele Sänger bin ich immer auf der Suche, ob es ein Mikrofon gibt, mit dem meine Stimme möglichst gut kling, auch ohne, dass man all zu viel am Equalizer schrauben muss.
Ich möchte ein Mikrofon, dass mir Hilft mich in der Band gut durchzusetzen, auch mit meiner eher dunklen Stimme. Also knackige Höhen, ansonsten soll es auch noch ausgewogen klingen, wenn ich mit den Lippen direkt am Mikrofongrill bin.
Ich singe in einer Metal-Band, die Vocals gehen von Clean, über rauen Gesang bis hin zu Growls und Shouts. In der Vergangenheit hatte ich auch schon das omnipräsente SM58 und auch Beta 58a vor der Schnute. Beide ok, aber das SM58 war mir zu schwammig und das Beta 58a betont, bei mir vorhandene nasalen Klang, zu stark.
Vielleicht haben manche schon gelesen, dass ich mich in Threads positiv über das V7 geäußert habe und negativ über die Langlebigkeit der Sennheiser e9xx. Da das e945 mir vom Klang her immer gut gefallen hat und es gerade im Preis gesenkt ist, habe ich ihm noch eine Chance gegeben. Und wenn ich schon dabei bin habe ich mir auch das Shure Nexadyne NXN8/S bestellt um zu sehen, ob an den Wunderdingen, die die Werbung verspricht was dran ist.
Auf Haptik, Verarbeitung usw. wollte ich eigentlich nicht eingehen, da es um den Klang gehen soll. Im Testverlauf gab es aber ein Vorkommnis das mich dazu zwingt. Das aber am Ende.
Testaufbau:
Ich bin mit allen Mikros direkt in mein Motu M2 und von da in mein MacBook und habe das ganze mit Studio One aufgenommen. Keine Effekte, kein EQ, kein Kompressor. Nur normalisiert habe ich alle Spuren.
Ich habe die Mikros alle mit ca. 1cm Abstand besungen, da das auch mein Anwendungsfall auf einer lauten Metal-Bühne ist. Mag sein, dass die Ergebnisse bei größerem Abstand anders ausgefallen wären, aber da es für mich nicht wirklich von Interesse ist war mir das zu viel Aufwand.
Testergebnisse:
Als "Referenzaufnahme" habe ich die Phrase einmal mit meinem Aston Origin Kondensator Großmembranmikrofon aufgenommen. Hier war der Abstand natürlich etwas größer. Ca. 15 cm mit einem Gravity Popfilter dazwischen.
Shure Nexadyne NXN8/S:
Von den "Wunderdingen" die das Marketing verspricht konnte ich nicht viel merken. Es ist grundsätzlich ein ausgewogen, offen klingendes Mikrofon mit schönen Höhen, wenn auch weniger davon als beim Sennheiser und Telefunken. Allerdings hat es den Hochmittenboost, der mich schon am Beta 58a gestört hat. Also wird es schon allein deshalb nicht mein Favorit. Ich kann mir aber vorstellen, dass es bei anderen Stimmen gut klingt.
Sennheiser e945:
Was soll ich sagen. Das Sennheiser klingt einfach gut. Nach oben offen ohne übertrieben gehyped zu sein und auch sonst sehr ausgewogen. Bei der nahen Besprechung schon sehr stabiler Bass, da kommt live aber ohnehin ein HPF rein. Für diese Art Musik wie im Beispiel mein Favorit.
Telefunken M80:
Wahrscheinlich das dynamische Gesangsmikro mit den aggressivsten Höhen. Ist in diesem Beispiel schon etwas zu viel des guten. Der Bass kommt etwas dünn daher. Für härteren Metal bringt es aber genau das Plus an Durchsetzungskraft und die dezenten Bässe fangen auch nicht an zu mulmen, wenn man mit den Lippen direkt am Korb ist.
Se electronics V7:
Wie gesagt: Ich habe das Mikro immer gerne empfohlen weil ich es Live auch gerne eingesetzt habe, bis ich das M80 für mich entdeckt habe. Hier im vergleich klingt es für mich aber sehr "eng" und "boxig". In den Höhen hat es, mit Abstand, am wenigsten in diesem Vergleich zu bieten. Im Vergleich zu den anderen klingt es als würde man dich eine Wolldecke singen. Auch sonst wirkt der Frequenzbereich für mich irgendwie recht eng. Also hier leider eine negative Überraschung für mich.
Nun noch der Einschub zur Verarbeitung:
Es sind alles Markenmikros, die sich gut in der Hand anfühlen und hochwertig wirken. Das Shure Nexadyne NXN8/S habe ich frisch zu diesem Test ausgepackt und zum ersten mal eingesteckt. Als ich mit den Aufnahmen fertig war wollte ich das Kabel abziehen. Also ganz normal: Eine Hand hält das Mikro der Daumen der anderen Hand entriegelt den XLR-Stecker und ich ziehe das Kabel heraus. Was passiert? Die XLR-Buchse aus Rutscht aus dem Mikrofonschaft und beide Anschlusskabel reißen ab.
Die Buchse war überhaupt nicht im Schaft befestigt. Normalerweise sollte die Schraube das Teil ja im Schaft fixieren. Klar kann sowas mal bei der Qualitätskontrolle durchrutschen, darf bei einem 350€ teueren Mikrofon aber einfach nicht sein. Hoffen wir einfach mal, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Ich wollte das Shure ohnehin zurückschicken, da es mich beim Klang nicht überzeugt hat aber nun ist es eine klare Sache für mich.
Fazit:
Ich will hier den Defekt des Shure nicht in die Bewertung einbeziehen. Genau so wenig wie meine schlechten Erfahrungen mit Sennheiser e9xx Mikros in der Vergangenheit. (Einmal e945 Kapsellagerung defekt und nicht reparabel, einmal bei einem zwei Jahre alten, wenig genutzten e935 kam einfach nichts mehr raus).
Hier möchte ich nur den Klang beurteilen. Das Nexadyne hat mich hier für meine Stimme nicht überzeugt. Shure und meine Stimme werden wohl einfach keine freunde mehr. Bei anderen Stimmen kann das ganz anders sein. Ob es der Aufpreis zu den Konkurrenzprodukten gerechtfertigt ist muss jeder für sich entscheiden.
Das Se electronics V7 hat mich etwas enttäuscht. Ich habe es seit ca. 2 Jahren, habe es in letzter Zeit aber eigentlich nur noch als Backup dabei. Klingt im Vergleich einfach klein, eng und auch ein wenig blechern. Vermutlich wird es in Zukunft nur noch als Mikro für Background-Gesang unseres Bassisten herhalten und dort ein no-name-Mikro ersetzen.
Das Sennheiser e945 klingt, für mich, einfach gut. Ausgewogen, schöne nicht übertriebene Höhen und auch sonst alles da wo es hingehört. Für den aktuellen Preis von 145€ eigentlich ein no-brainer. Würde ich ohne zu zögern überall einsetzen.
Trotzdem wird es, zumindest in meiner aktuellen Band, nur mein Backup-Mikro. Das M80 mit seinen spitzen Höhen, wäre nicht meine Wahl für ruhige Akustikmucke, aber bei einer lauten Metal-Band bringt es einen richtig nach Vorn und auch bei extreme-Vocals kling es gut. Mit einem aktuellen Preis von 315€ ist es definitiv kein Schnäppchen, aber es ist meiner Meinung nach eben ein Spezialwerkzeug. Außerdem habe ich es ohnehin schon sowohl Kabelgebunden als auch als Funkkapsel.
Bei mir bleibt die "Erstbesetztung" also weiterhin das Telefunken M80. Mein heimlicher Testsieger ist aber das Sennheiser e945. In Zukunft kommt es als Backup mit und falls ich mal in einer Band ruhigere Musik mache würde es die Pole-Position übernehmen.
Ich hoffe das Review war ok zu lesen. Falls ihr Fragen stellt sie gerne. Mich würde interessieren, wie ihr anhand der Aufnahmen oder euren eigenen Erfahrungen wählen würdet.
Grüße
Patr0ck
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