[Review] Truss-Academy by Global Truss

Donsiox
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Hallo zusammen,

im Normalfall schreibe ich Reviews über Produkte - hier möchte ich einmal davon abweichen und ein Review über ein Seminar schreiben.
Die Truss Academy von Global Truss ist ein Seminar zu den Themen Anschlagmittel und Traversen und richtet sich an fachinteressierte Personen, die sich weiterbilden möchten.
Eine Ausbildung ist keine Voraussetzung, man kann das Seminar auch aus Neuling besuchen.

Warum interessiere ich mich für die Truss-Academy?
Ich betreibe Veranstaltungstechnik schon seit meiner Schulzeit als Hobby und gründete vor einiger Zeit ein Kleingewerbe.
Eigenes Truss, eigene Lifte o.ä. sind nicht in meinem Bestand und wenn ich Truss nutzte, dann nur gemeinsam mit ausgebildeten Techniker:innen.
Da mein Gewerbe nun etwas gewachsen ist, möchte ich mich in den Bereich vorwagen.

Sicherheit steht für mich an erster Stelle - daher wollte ich nicht auf mein Halbwissen vertrauen, sondern mich weiterbilden.
Eine Ausbildung zur Fachkraft scheidet aus, dafür fehlt mir die Zeit. Also muss ich auf Lehrgänge, Seminare etc. zurückgreifen.

Auf Instagram sowie hier im Forum wurde ich dann auf die Truss-Academy aufmerksam.
Als ich recherchieren wollte, was genau die Inhalte sind und wie das Feedback von ehemaligen Teilnehmer:innen war, fand ich leider kaum etwas.
Das möchte ich nun mit diesem Review ändern!

Wie war die Organisation des Seminars?
Ich besuchte das Seminar vom 27.-30. Januar 2025 im Kongresszentrum Karlsruhe.
Die Termine werden leider nicht allzu frühzeitig veröffentlicht, was die Planung (Urlaub, Aufträge...) nicht gerade erleichtert.
Bei mir hat es zum Glück geklappt. Denn Urlaub ist zwingend nötig: das Seminar hat einen straffen Zeitplan!
Am Donnerstag endete das Seminar mit der Abschlussbesprechung zwar gegen 15 Uhr, von Montag bis Mittwoch waren wir jedoch von 9-18 Uhr oder gar bis 19 Uhr eingespannt.

Die Räumlichkeit war passend, der Seminarraum groß genug, Parkplätze und S-Bahn-Anbindung waren ebenfalls gegeben.
Frühstück (Brezeln & Gebäck), Getränke (von Wasser über Cola bis zum "Rigger-Bier") und sogar das Mittagessen (Mittagstisch in nahen Restaurants) waren inklusive - super!

Zum Start erhielten alle Teilnehmer (es war tatsächlich ein reiner Männer-Kurs) eine Tragetasche.
Darin waren - neben einem Satz Socken mit "Global Truss"-Aufdruck - alle Seminarunterlagen in einem Ordner.
Block, Stift & Co. waren ebenfalls dabei. So konnte man während des Seminars gut mitkommen und hatte direkt alle Unterlagen ausgedruckt dabei.

Welche Inhalte werden gelehrt?
Das Seminar setzt zwei Schwerpunkte: Anschlagmittel & Traversen.
Diese Unterteilung lässt sich auch im Ablaufplan erkennen, wobei der erste Tag als Einführung zu verstehen ist.
Der Kurs richtet sich zwar auch an Neulinge, ganz ohne Vorwissen würde ich ihn aber nicht weiterempfehlen.
Begriffe wie "Schäkel", "Gizmo" oder "F34" sollte man zumindest schon einmal gehört haben.
Hier und da bereits am Aufbau eines Traversensystems mitgeholfen zu haben, schadet auch nicht - so sind auch die Statikberechnungen viel einfacher zu begreifen.

Grundsätzlich sollte einem klar sein, dass man nach diesen vier Tagen nicht als "Rigger Level 3" oder Diplomstatiker den Saal verlässt:
die Berechnungen beziehen sich auf Lasttabellen, gängige Anwendungsfälle sowie gebräuchliche Richtwerte.

Die Benutzung von (elektrischen) Kettenzügen sowie die Anbringung von Lautsprechern oder Scheinwerfern per Haken, Schellen, Coupler etc. sind nicht Teil des Seminars.
Es geht explizit um das Anbringen von Traversen an zwei oder mehreren Hängepunkten mit geeigneten Anschlagmitteln sowie um das Anbringen von Lasten an diesen Traversen.
Traversentower oder Messestände ("Traversenkarree") werden angeschnitten, aber nicht in der Tiefe behandelt.
Lifte sind ebenfalls nicht Teil des Seminars.

Die Inhalte, die auch im bereitgestellten Ordner zu finden sind, werden per PowerPoint-Präsentation gestützt und - wo passend - mit Praxisbeispielen untermauert.
Egal ob Traverse, Schäkel oder Kette: die Dozenten haben für alle Anwendungsbereiche passendes Material dabei, um wichtige Zusammenhänge direkt am Beispiel zu zeigen.
Auch bei der Ablegereife ("Wann muss ich eine Traverse oder eine Kette ausmustern?") gibt es eindrucksvolle Beispiele, die die Bilder aus den Folien unterstützen.

Ein Highlight ist sicher der Bruchtest am Mittwoch, wo live getestet wird, ob die Traversen die vorher theoretisch ermittelten Lasten aushalten - und ab wann sie nachgeben.
Das wurde sowohl an 2-Punkt als auch an 4-Punkt-Traversen demonstriert.

Die Dozenten Jan Keppler und Klaus Köberle verfügen über ein breites und tiefes Fachwissen und konnten jegliche Fragen beantworten, auch außerhalb des eigentlichen Kursumfangs.

Hier einmal der Ablaufplan des Seminars im Januar. Ggf. ändert sich dieser von Event zu Event, bitte fragt bei Interesse direkt beim Veranstalter nach:

Montag:
Statik Grundlagen + Auswahl von Traversensystemen
Statik & Belastungstabellen (von Traversen)
Grundlagen beim Anschlagen von Lasten an Traversen

Dienstag:
Statikwissen zur Auswahl von Anschlagmitteln
Anschlagmittel in der Praxis

Mittwoch:
Prüfung Sachkundiger Anschlagmittel
Sachkunde für Traversen
Traversen-Bruchtest

Donnerstag:
Prüfung Sachkundiger Traversen
Ablegereife von Traversen
Materialkunde Aluminium
Schlussbesprechung
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Wie laufen die Prüfungen ab?
Insgesamt gibt es zwei Prüfungen:
die Prüfung Sachkundiger Anschlagmittel am Mittwoch sowie die Prüfung Sachkundiger Traversen am Donnerstag.
Die Prüfungsinhalte werden jeweils in den Tagen davor gelehrt, Wissen außerhalb des Seminars ist also nicht nötig.

Einige Inhalte sind zwar mit logischem Denken zu beantworten, für andere hingegen sollte man schon gut aufpassen, fleißig mitschreiben und auch lernen.
Das heißt zwar nicht, dass man Lasttabellen von Traversen auswendig können muss, einige Zahlen und Berechnungsformeln kommen aber schon zusammen.
Gerade bei Seminarende um 19 Uhr und Prüfung um 9 Uhr am Folgetag können das - je nach Fahrtweg - lange Nächte werden.

Die Prüfungen selbst sind fair gestaltet und werden auch fair benotet. Es sind sowohl Definitionen gefragt, als auch Zeichnungen, Statikberechnungen und Wissensabfragen z. B. zur Ablegereife oder wichtigen Begriffen. 70% der Punkte müssen erreicht werden, um die Prüfung zu bestehen. Der absolute Großteil bestand auch beide Prüfungen. Ein paar wenige haben es leider nicht geschafft. Wie genau Nachprüfungen ablaufen, habe ich leider nicht erfahren.

Bei Bestehen der jeweiligen Prüfung darf man sich anschließend "Sachkundiger" nennen.
Ähnliche Kombiseminare werden auch von der Event-Akademie Baden-Baden, der Apex Riggingschule, b-trend.academy oder bühnenwerk angeboten - meist zu ähnlichen Konditionen.

Zum Abschluss gab es übrigens - neben dem gerahmten Zertifikat - noch einen Global-Truss Hoodie und ein paar Badelatschen. Nett!

Welche Learnings nehme ich mit?
Ich habe durch das Seminar ein tieferes Verständnis für die zu beachtenden Vorschriften erhalten, kann nun die Vor- und Nachteile von Truss-Konstruktionen und Anschlagmitteln, je nach Anwendungszweck, besser beurteilen und konnte mein Praxiswissen erweitern. Zur Nutzung von Kettenzügen oder Liften werde ich mich allerdings separat nochmal weiterbilden müssen.
Zudem konnte man sich in den Pausen super mit den Kollegen vor Ort unterhalten und sich, ganz ohne Wettbewerbsdruck, über Preisgestaltung, Arbeitsweisen, Equipment & Co. unterhalten und sich auf den neusten Stand bringen.

Mein Fazit:
Das Seminar war super organisiert, die Dozenten vermittelten gutes Praxis- und Theoriewissen und, insbesondere inklusive der Verpflegung, der Prüfung und der Goodies, ist auch der Preis von 769€ (incl. MwSt.) angemessen.
 
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