[Review] The Box Pro Mon P10 und P12

CarstenO
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Hallo zusammen,

ich möchte Euch die jeweils passive Variante der 10- und 12-Zoll-großen „The Box Pro Mon“ für aktuell 239 € (Mon P10), bzw. 279 € (Mon P12) vorstellen. In Abmessungen, Bestückung und Gewicht sind sie den Omnitronic KM 110 (größerer Hochtöner), bzw. KM 112 ziemlich ähnlich. Beide Alternativen sind m.W. nicht mehr als Passivboxen erhältlich.

Die Thomann-Passivmonitore kamen auch hier schon vor:

the box pro Mon P12
the box pro Mon P15

Produktbeschreibung
  • Bestückung: 10”, 1” Coax
  • Belastbarkeit: 250 W RMS, 500 W Peak
  • Abstrahlwinkel: 80° x 80°
  • Maximalpegel: 123 dB
  • Frequenzbereich: 60 - 20000 Hz
  • Impedanz: 8 Ohm
  • Speaker Twist In/Out
  • eingebauter Stativflansch
  • Abmessungen: 300 x 480 x 420 mm
  • Gewicht: 10 kg
bzw.
  • Bestückung: 12" und 1,35" Coax Lautsprecher
  • Belastbarkeit: 350 W RMS, 700 W Peak
  • Abstrahlwinkel: 80°x 80°
  • max. Schalldruckpegel: 124 dB
  • Frequenzbereich: 50 - 20000 Hz
  • Impedanz: 8 Ohm
  • Speaker Twist Ein- und Ausgang
  • eingebauter Stativflansch
  • Abmessungen: 510 x 340 x 500 mm
  • Gewicht: 14 kg
Erster Eindruck

Der optische und mechanische Eindruck ist preisbezogen ziemlich gut. Terminal und Lautsprecherchassis sind mit Gewindeschrauben befestigt. Das Gitter wird von selbstschneidenden Schrauben gehalten. Die Gehäusekanten sind abgeschrägt, wodurch sich eine bessere Stoßempfindlichkeit ggü. „harten“ 90-Gradwinkeln ergibt. Der Lack wirkt etwas dünn aufgetragen und ich würde in jedem Fall die passenden Schutzhüllen kaufen. Das Gitter ist so befestigt, dass ich keine Störgeräusche durch Mitschwingen oder Kratzgeräusche auf Holz erwarten würde. Bei besseren Boxen dieser Art wäre vermutlich nicht Metall direkt auf Holz befestigt, sondern ein Schaumstoff- oder Gummistreifen dazwischen.

Ohne die Boxen in ihren klanglichen Eigenschaften eingeordnet zu haben, wäre mir zu diesem Preis kein Selbstbau mit diesem Qualitätseindruck möglich.

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Auch ein Blick hinter die Kulissen offenbart nichts Schlimmes. Mir fällt im Vergleich zur Omnitronic KM 110 der kleine Hochtöner der Pro Mon P10 auf.

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Die Frequenzweiche hingegen wirkt auf mich gut dimensioniert, offensichtlich mit 12 dB steilen Filtern für beide Wege (Omnitronic nur im Hochpass), sowie einer Pegelanpassung für den Hochtöner.

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Messungen

Ich habe im Wohnraum einfache Frequenzgangmessungen auf Achse in einem Meter Abstand vorgenommen. Den Anfang macht die Pro Mon P10.

Als FOH-Box:

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Als Wedge ab 100 Hz:

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Und zwei P10- Boxen im Vergleich (FOH-Aufstellung):

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Die Kurven gehen an verschiedenen Stellen erkennbar auseinander. Für den angedachten Zweck zum aufgerufenen Preis sicherlich nicht der Auslöser für einen Weltuntergang.

Ich habe mit dem Grafikequalizer im Digitalpult folgende Einstellungen zur Linearisierung als FOH-Box,

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bzw. als Wedge

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vorgenommen. Im Vergleich der unkorrigierten Frequenzgänge zeigt die Pro Mon P10 als FOH-Box stärker ausgeprägte Welligkeiten und macht stärkere Eingriffe erforderlich. Insgesamt können sich beide Kurven nach einer Korrektur aber echt sehen lassen und stehen höherpreisigen Modellen nicht nach. Als Wedge fand ich das Ergebnis sogar richtig gut. Einzelne Anhebungen oberhalb von 1 kHz kann man zugunsten einer geringeren Feedbackanfälligkeit zurück nehmen.

Und die Pro Mon P12 als FOH-Box ab 60 Hz

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und als Wedge ab 100 Hz

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Der Einbruch ab 2 kHz bereitet mir Sorgen. Die Korrekturen brachten hinsichtlich der Messwerte keine so großen Verbesserungen wie bei der Pro Mon P 10.

Die Korrektur für den FOH-Betrieb ab 60 Hz

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Die Senke kurz nach der Übernahme durch den Hochtöner bleibt erhalten.

Wieder etwas weniger wellig im Wedge-Betrieb ab 100 Hz

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Bühnenpraxis

Auf der Bühne habe ich die Monitore ausschließlich mit ihren Equalizereinstellungen betrieben. Insgesamt ist The Box Pro Mon P12 der universellere Monitor, da er pegelfester, klangneutraler und breitbandiger ist. Im Vergleich zur LD Systems Stinger 10 G3 fehlt es beiden Pro Mon an allen Ecken und Enden. Der P12 nähert sich, bleibt aber auch auf Abstand. Die Feedbackanfälligkeit war – vermutlich trotz oder wegen stärkerer Eingriffe in den Frequenzgang - höher als mit den Stinger10.

Sänger bemängeln einen näselnden Klangcharakter, hatten aber zur Hörbarkeit der zugewiesenen Signale keine Einwände.

Als Endstufe verwende ich seit einigen Jahren die t.amp TSA 4-300.

Kaufen?

Die Pro Mons sehen „amtlich“ aus, sind recht leicht und erfüllen ihren Zweck. Mehr nicht! You get what you pay for.

An Monitoren zu sparen hieße am falschen Ende zu sparen. Für 110 EUR mehr gibt es die bessere LD Systems Stinger 10 G3. Die koaxiale Bauweise der Pro Mons brachte auf der Bühne – außer den Abmessungen - keinen erkennbaren Vorteil ggü. der getrennten Anordnung von Tief- und Hochtönern der Stinger 10. Vielmehr waren mit der Stinger 10 höhere rückkopplungsfreie Pegel möglich.

Liebe Grüße,

Carsten
 
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Der Einbruch ab 2 kHz bereitet mir Sorgen. Die Korrekturen brachten hinsichtlich der Messwerte keine so großen Verbesserungen
Scheint in etwa der Übergangsbereich vom TMT zum HT zu sein.
Ich würde an deiner Stelle mal probieren den HT um zupolen da die Laufzeit ja nicht angepasst ist könnte das eine Verbesserung ergeben.
Indem Du versuchst dort mit dem EQ etwas rein zu schieben was nicht da ist wird es nicht besser es erhöht eher die FB empfindlichkeit.
 
Danke für die interessanten Messungen. Kannst du dazu noch ein paar wichtige Details nennen?
Welches Messprogramm verwendest du?
Wie sah der Aufbau genau aus, FOH Box auf Stativ, Mikro ebenfalls, Wedge Box auf Boden, Mikro auf Stativ? Oder sind das Groundplane-Messungen?
Wie stark wird die Messung durch Raumreflexionen beeinflusst, insbesondere Boden, falls keine Groundplane-Messung? Wie sehen die Impulsanworten aus, wurde gefenstert?
Welche Glättung haben die Kurven?
Geben die Messungen noch weitere Daten, wie etwa THD her?
Deine y-Achse ist etwas großzügig skaliert, ich verwende meist 50 dB (du 80 dB).
 
Welches Messprogramm verwendest du?

Audionet Carma

Wie sah der Aufbau genau aus, FOH Box auf Stativ, Mikro ebenfalls, Wedge Box auf Boden, Mikro auf Stativ?

FOH: Box auf einem 1 m hohen Stativ, Mikrofon auf Stativ in einem Meter Abstand vom Frontgitter, Mikrofon auf das Zentrum des Hochtöners ausgerichtet.
Wedge: Box auf dem Boden, Mikrofon auf Stativ in einem Meter Abstand vom Frontgitter, Mikrofon auf das Zentrum des Hochtöners ausgerichtet.

Wie stark wird die Messung durch Raumreflexionen beeinflusst, insbesondere Boden, ...?

Es ist ein Wohnraum von 35 qm mit Teppichboden und Raumakustikelementen (Musikzimmer).

Welche Glättung haben die Kurven?

Ui, die Messung ist schon länger her, 1/3?
 
Sehr interessant, danke dafür! Ein Kollege hat den 12er als Aktivversion, die hat allerdings eine "Nase" bei ca. 1,3 kHz, die er erst wegfiltern musste, damit es angenehmer klang. Möglicherweise haben aktive und passive Variante einen gegeneinander verpolten HT?

Wenn man im Bereich der Übergangsfrequenz Einbrüche hat, dann kommt das wahrscheinlich durch Auslöschungen in der Weiche oder im Hochtonhorn oder durch Resonanzen. Leider kann man nichts davon per EQ ausgleichen, denn wenn Du bei der Frequenz den EQ anhebst, wird einfach nur mehr Energie ausgelöscht (Du kannst aber die Treiber durch Überlast himmeln). Mach mal den Gegentest und zieh die Frequenz stattdessen etwas raus - da sollte es (zumindest bei kleinen Absenkungen) auch keine Veränderungen geben, zumindest nicht soviel wie man erwarten würde.
 
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FOH: Box auf einem 1 m hohen Stativ, Mikrofon auf Stativ in einem Meter Abstand vom Frontgitter, Mikrofon auf das Zentrum des Hochtöners ausgerichtet.
Wedge: Box auf dem Boden, Mikrofon auf Stativ in einem Meter Abstand vom Frontgitter, Mikrofon auf das Zentrum des Hochtöners ausgerichtet.
Dann ist die Messung FOH auf jeden Fall durch die Bodenreflexion beeinflusst und selbst bei Einsatz eines passendes Fensters erst ab ca. 300 Hz aussagekräftig:
https://www.jobst-audio.de/tool/akustik/messabstand
Die Raumdecke macht dasselbe Spiel natürlich ebenfalls mit, ebenso alle Wände. Ein Teppich oder übliche Akustikelement helfen da auch nicht viel, deren Absorbtion ist im relevanten Frequenzbereich zu gering. In den Messschrieben sehe ich die typischen Kammfiltereffekte bis rund 150 Hz, etwas abgeschwächt durch die Glättung. Da so ein Lautsprecher erst bei wesentlich höheren Frequenzen anfängt gerichtet abzustrahlen, sollte sich das bei einer ungefensterten Messung noch weiter hoch ziehen. Daher vermute ich, dass Carma irgendeine Art von frequenzabhängigem Fenster selbst setzt. Es ist bei der Beurteilung von Messchrieben wichtig unterscheiden zu können, was vom Messaufbau her kommt und was vom DUT.
 
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Danke für die ganzen Kekse.

the flix: Wenn Du irgendwo bessere Messungen zu P10 und P12 findest, gerne verlinken.
 
Ich wollte mir auch mal Audionet Carma runter laden hat Kaspersky sofort gemeckert und den Download gelöscht.
 
Guten Morgen,

Eure Kekse haben gestern meinen Kalorienbedarf deutlich überschritten. Noch einmal vielen Dank!

Ich möchte noch auf diesen Hinweis eingehen:

Wenn man im Bereich der Übergangsfrequenz Einbrüche hat, dann kommt das wahrscheinlich durch Auslöschungen in der Weiche oder im Hochtonhorn oder durch Resonanzen. Leider kann man nichts davon per EQ ausgleichen, denn wenn Du bei der Frequenz den EQ anhebst, wird einfach nur mehr Energie ausgelöscht (Du kannst aber die Treiber durch Überlast himmeln). Mach mal den Gegentest und zieh die Frequenz stattdessen etwas raus - da sollte es (zumindest bei kleinen Absenkungen) auch keine Veränderungen geben, zumindest nicht soviel wie man erwarten würde.

Ja, das habe ich gemacht und die Grafiken zum Pro Mon P12 deuten das auch an. Die Veränderung der Senke im Übernahmebereich steht in keinem Verhältnis zum EQ-Eingriff. Das wäre vermutlich anders, wenn die Senke daraus resultierte, dass eines der beiden (oder gar beide) Chassis im Übernahmebereich pegelmäßig nicht "auf der Höhe" ist. Dazu sind aber Einzelmessungen der Chassis erforderlich. Mit Blick auf Gewährleistung und Garantie schwierig.

Noch ein kleiner Nachtrag, ich hoffe mix2munich, Du nimmst das "Gefällt mir"-Sternchen nun nicht wieder weg:

Omnitronic KM 110 (größerer Hochtöner)

Da ich ja auch welche von den omnitronischen Wedges habe, hier zum Vergleich das Bild vom Hochtöner des KM 110 A:

KM 110 A HT.JPG


Thomann the box pro P 10: 1 Zoll Schwingspule, 1 Zoll Halsöffnung; Steinigke Omnitronic: 1,5 Zoll Schwingspule, 1 Zoll Halsöffnung. Wem da jetzt Modifizierungsgedanken kommen, kann sie leben: der Schraubanschluss zwischen Treiber und Tieftönermagnet passt. Kostet auch nicht viel Geld.

mit 12 dB steilen Filtern für beide Wege (Omnitronic nur im Hochpass)

Und zur Vollständigkeit noch die Frequenzweiche von den passiven KM 110 und 112:

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Sieht eher so aus, als wäre der Hochpass mit 6 dB und der Tiefpass mit 12 dB ...

Fast doppelt so teuer, wie der Hochtontreiber. :unsure:

Viele Grüße,

Carsten
 
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