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Obwohl der Finalizer eigentlich ein Studiogerät ist, benutze ich ihn für PA-Anwendungen. Hier ein Review unter diesem Gesichtspunkt:
Der TC Finalizer Express
Im Laden meines Vertrauens habe ich neulich ein günstiges Angebot für einen gebrauchten TC Finalizer Express gesehen. Da ein paar größere PA-Jobs anstanden, habe ich mir das Teil mal gegönnt, zum Teil auch aus reiner Neugier. Hier ein kurzer Bericht darüber.
Zuerst die Kernfunktion des Finalizers
Im Kern sind die Geräte der Multiband-Kompressoren und -Limiter. Das heisst, das Signal wird in drei Frequenzbereiche zerlegt, die Trennung findet fix bei 315 Hz und 3,15 kHz statt. Jeder dieser Bereiche kann nun separat in der Dynamik bearbeitet werden, also z.B. starke Kontrolle des Bassbereiches bei gleichzeitig fast voller Dynamik des Höhenbereiches. Ein so bearbeitetes Signal klingt immer noch sehr spritzig und dynamisch, obwohl die Pegel gut unter Kontrolle sind. Um die Feinheiten wie Attack- und Releasezeiten (für jedes Frequenzband eigens optimiert!) kümmert sich das Gerät mit seinen Presets. Dazu später mehr.
Familienbande
Seit einiger Zeit schon gibt es den TC Finalizer und den Finalizer 96k als nochmals verbesserte Version. Diese Geräte sind einerseits sehr teuer. Andererseits warten sie mit einer ganzen Reihe von Funktionen auf, die man live einfach nicht benötigt. Als ich vor ein paar Monaten das erste Mal vor einem "großen" Finalizer in der Summe einer PA saß, waren bei diesem bis auf die Multiband-Kompression so gut wie alle Funktionen deaktiviert. Sicher kann man mit den ganzen Zusatzfunktionen noch mehr aus einer Anlage herauskitzeln (obwohl die Mitglieder der Finalizer-Familie ja eigentlich als Mastering-Maschinen fürs Studio konzipiert sind), aber live muss es (a) schnell gehen und (b) einfach funktionieren. Ausserdem sollte das ganze (c) noch einigermassen erschwinglich sein.
Tada! Auftritt des Finalizer Express!
Deutlich günstiger als seine großen Brüder und aufs wesentliche reduziert begegnet einem der Finalizer Express. Was er den "großen" allerdings voraus hat, ist das intuitive Benutzer-Interface: Wo man sich bei Finalizer und Finalizer 96k durch Software-Menüs hangeln muss, hat der Finalizer Express alle Funktionen direkt zugänglich über Regler oder Taster. Sowas mag ich!
Von hinten sind die einzelnen Familienmitglieder übrigens nicht zu unterscheiden. Nahezu Vollbedienung bei den Anschlussmöglichkeiten! Analoge Ein- und Ausgänge ausschließlich über symmetrisch beschaltete XLR-Anschlüsse, dann das digitale Trio aus OPTO (Lichtwellenleiter), AES/EBU (XLR-Kabel) und S/P-DIF (Cinch-Anschlüsse). Rechts daneben das MIDI-Trio, bestehend aus IN, OUT und THRU. MIDI? Wozu das denn? Immerhin ist hier nichts abspeicherbar, es können also keine Programmplätze angewählt werden. Dazu später ein paar Takte.
Das schöne an den ganzen Ausgängen: Die Signalausgänge arbeiten immer alle gleichzeitig, d.h. man kann die Finalizers ganz wunderbar als Signalsplitter für die Stereosumme benutzen und einen Live-Mitschnitt direkt auf DAT-Recorder o.ä. ziehen. Das einzige, was ich mir anschlussseitig noch wünschen würde, sind Klinkenanschlüsse, die bei den anlogen Inserts einfach überwiegen. So ist man entweder auf spezielle Insertkabel oder Adapter angewiesen.
Von vorne!
(das Bild habe ich an den Seiten etwas beschnitten)
Die Vorderseite beginnt (wie auch bei den großen Brüdern) links mit einem Kartenslot, über den Software-Updates eingespielt werden können. Wie schön, da hat jemand auch an die Zeit nach der nächsten Wahl gedacht! Aber ich schweife ab ... Danach folgt der Inputregler, darüber ein Taster zur Wahl des analogen oder eines digitalen Inputs. Liegt kein digitales Signal an, wird automatisch der analoge Eingang gewählt.
Rechts daneben folgt das Anzeigefeld, welches so auch bei den teureren Brüdern verbaut wird. Alles mögliche ist hier zu sehen! Oben in zwei langen LED-Ketten zu sehen ist der Ausgangspegel, jeweils für rechtes und linkes Signal. Rechts darüber die Anzeige für den Softclip. Je mehr von diesen vier LEDs leuchten, desto stärker muss das Ausgangssignal der Schaltung von überschießenden Signalspitzen geglättet werden. Die Bedienungsanleitung warnt davor, dass bei zu starkem Softclipping und sensiblem Programmmaterial Artefakte zu hören sein sollen. Bei Pop- und Rockmusik muss man sich da weniger Gedanken machen, wie ich selber (nicht) hören konnte, als wir dem Gerät mal ordentlich Zunder gaben. Trotzdem sollte man etwas aufpassen und die Schaltung nicht ausgangsseitig komplett "überfahren".
Darunter wird angezeigt, welcher Eingang gewählt ist, welche Samplefrequenz genutzt wird (44,1 oder 48 kHz) und ob MIDI-Signale ankommen. Schon wieder diese mysteriöse Sache mit MIDI, nur Geduld, wir werden das Rätsel gleich lösen.
Nochmals darunter die Anzeigen für den Eingangspegel, wieder geteilt nach linkem und rechtem Signal sowie eine Clipanzeige für den Eingang. Rechts daneben dann drei LED-Ketten, welche die Kompression der einzelnen Frequenzbänder, aber nicht mehr nach rechts und links unterteilt, anzeigt. Dies geschieht sehr detailliert, ab 0,5 dB Reduktion wird angezeigt. Sehr schön für die Bearbeitung sensiblen Materials. In jedem Band existiert auch eine LED, welche das Ansprechen des Limiters in diesem Bereich anzeigt. Grob gesagt, informiert einen diese Anzeige über Eingangs- und Ausgangspegel, Clipping in allen möglichen und unmöglichen Bereichen sowie über die Kompression in jedem einzelnen Frequenzbereich. Man sieht also recht genau das Ergebnis seines Tuns.
Rechts neben dem Anzeigefeld ist die abteilung "Normalize" beheimatet. Mit einem GAIN-Regler bestimmt man, wie stark die Schaltung "angefahren" wird, wie stark also die Kompression werden soll. Mit einem kleinen Taster kann man die Softclip-Funktinalität aktivieren, was ich hiermit empfehle.
Nun folgt das Herzstück der ganzen Angelegenheit - die Finalize-Matrix. was hat es damit auf sich? In einer Matrix von 5x5 kann man aus 25 Presets auswählen. Von links nach rechts eine stärker hörbare Kompression (niedrigerer Threshold und schnellere Attack- und Releasezeiten), von unten nach oben eine stärkere Rate (höhere Ratio) der Kompression. Die Anwendung ist ganz einfach: Links unten ist die Wirkungsweise des Gerätes soft und nahezu unhörbar, rechts oben ist es stark und deutlich hörbar. Dazwischen gibt es alle möglichen Abstufungen. Das (übrigens vorbildlich geschriebene, sehr kurze und absolut unterhaltsame) Manual gibt ein paar praktische Beispiele für den Anfang.
Rechts daneben folgt des Tontechnikers neue Spielwiese, die Abteilung "Spectral Balance". Dahinter verbergen sich Regler für jeden der drei Frequenzbereiche, mit denen die Betonung dieses Bereiches eingestellt werden kann. Was ist mit Betonung gemeint? Wir haben es hier mit einem Multiband-Kompressor zu tun, so weit ist es klar. Im Inneren arbeitet das Gerät voll digital, soviel dürfte auch noch klar sein. Hieraus ergeben sich ein paar tolle Möglichkeiten hinsichtlich einfacher Bedienbarkeit. Wenn man mit einem der Regler eine stärkere Betonung eines Bereiches einstellt, wird dieser Bereich einerseits stärker komprimiert, andererseits aber auch das komprimierte Signal stärker angehoben, und somit die Deutlichkeit dieses Bereiches verstärkt.
Langer Rede kurzer Sinn: Dreht einfach einen der drei Regler auf, und der entsprechende Frequenzbereich wird deutlicher wahrnehmbar, ohne dabei höhere Spitzenpegel zu erzeugen. Der Durchschnittspegel aber wird erhöht. Es ist, als ob man eine akustische Lupe einsetzt, man bekommt einfach genauer mit, was in dem Bereich passiert. Klingt komisch, ist aber so. Und ist in der Bedienung absolut intuitiv! Ihr wollt einen Frequenzbereich betonen? Regler aufdrehen! Oder die zugehörige Taste drücken, denn zu jedem der drei Regler existiert auch ein Taster namens "Emphasis" (zu Deutsch "Betonung"). Drückt man einen dieser Taster, ist es so, als hätte man den Regler ein Stückchen weiter aufgedreht. Ist ganz praktisch, wenn man schnell und evtl. nur vorübergehend mal einen Bereich deutlicher herausarbeiten will, z.B. in einem Solo oder einem Intro. Dabei ist die Anhebung durch die Emphasize-Taster so dezent, dass es keine Sprünge gibt, wenn man diese drückt. Es ist einfach musikalisch, wie ein gefühlvolles Aufziehen eines Faders. So simpel diese Abteilung daher kommt - drei Potis, drei Taster - zusammen mit der Matrix bildet sie das Herzstück des Gerätes. Und ist bei aller inneren Komplexität kinderleicht und völlig intuitiv zu bedienen. Eben musikalisch.
Als nächste Abteilung haben wir FADE IN/OUT mit einem Poti zur Regelung am Gerät, aber auch einem Taster für die Aktivierung einer externen Kontrolle sowie einer Anzeige "Fader" und "MIDI" - schon wieder MIDI!
Okay, hier des Rätsels Lösung. Die Finalizers sind wie bereits gesagt als Studiogeräte für das Mastering fertiger Mixes konzipiert (worum wir uns als Live-Techniker allerdings nicht kümmern). Im Studio muss man immer mal einen Song ein- oder ausfaden. Das kann man entweder am Gerät per Poti (vom handling her eher suboptimal) oder extern per zusätzlich erhältlichem Fader oder eben per MIDI-Steuerung. Ein Sequencer beispielsweise kann einen FadeIn oder FadeOut steuern und immer wieder identisch reproduzieren. Okay, unter dem Gesichtspunkt der Live-Anwendung kümmert das wenig.
Schliesslich und endlich sind war am Ende angekommen, bei der OUTPUT-Sektion. Diese besteht aus einem weiteren Poti für den analogen Ausgangspegel und einem Taster zur Aktivierung des Bypass (nützlich zum Vergleich von bearbeitetem und unbearbeitetem Signal). Rechts daneben noch ein paar Taster zur Beeinflussung der digitalen Ebene, die wir hier aber galant ignorieren wollen.
Mein Fazit
Was tut das Ding nun? Ganz einfach, es kontrolliert den Pegel der Mastersumme einer PA. Dies tut es gleichzeitig effektiv und in der Standardeinstellung höchst unmerklich, da es durch die Multiband-Technik immer noch äußerst dynamisch klingt, selbst wenn schon heftig komprimiert wird. Bei Aktivierung wird das Signal ausserdem subjektiv deutlicher, man hört mehr Details heraus. Und je weiter man einen der Spectral Balance-Regler aufdreht, desto stärker wird der Effekt des Verdeutlichens hörbar. Mit der Matrix sucht man sich einfach ein passendes Preset aus - und damit kann man es durchaus auch mal pumpen und schieben lassen - und erledigt das Finetuning über besagte Speactral Balance-Regler. Einfach, intuitiv, wirksam. Und nach meiner Erfahrung immer wohlklingend. Tolles Teil, das ich nicht mehr missen möchte. Mein alter Summenkompressor (ein ebenfalls sehr ordentlich arbeitender Drawmer DL241) hat dagegen einfach ausgespielt. Eine neue Ära der Summenkompression beginnt.
Ein Studiospezialist sagte mir beim Einkauf, das Teil klinge "digital". Das ist wohl eine Definitionsfrage. Ich assoziiere mit digital so etwas wie kalt. Und das tut er nicht. Er hat eher überhaupt keine Charakteristik, sondern tut was er soll, ohne dem Charakter des Signales seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Wenn der geschätzte Experte mit digital also das Gegenteil von einem analogen Charakter meint und ihn mit den Schätzen der klassischen analogen Mastering-Kompressoren vergleicht, die man oft nach gewissen Charakteristika auswählt, hat er natürlich recht. Der Finalizer Express klingt nicht analog. Aber eben auch nicht kalt oder "digital". Er arbeitet ähnlich unauffällig wie die Hallalgorithmen von TC electronic - die sind auch so unauffällig, dass man sie erst vermisst, wenn sie plötzlich fehlen. Ich jedenfalls kann mit dieser Arbeitsweise und dieser "charakteristischen Uncharakteristigkeit" etwas anfangen.
Einsatzzwecke
Wir haben den Finalizer Express verwendet, um das Summensignal in der Dynamik ein wenig kompakter zu gestalten. Gleichzeitig und quasi als Nebeneffekt habe ich damit einer guten PA noch etwas mehr Schub verpasst. Sicher ist der Finalizer kein Zaubermittel, mit dem man schrottige Boxen nach Edel-PA klingen lassen kann (in dem Fall sollte man sich das Geld für den Finalizer lieber sparen und erstmal in ordentliche Boxen und Mikros ab Anfang der Mittelklasse investieren). Was man damit aber tun kann, ist, belastende Signalspitzen abzufangen und eine mittelgroße PA so subjektiv "größer" oder nach mehr klingen zu lassen. Der Finalizer lässt einen dünnen Mix auch nicht einfach fetter klingen. Aber in einem guten Mix arbeitet er das Gute noch stärker heraus.
Ich hoffe, das war unterhaltsam und evtl. sogar hilfreich für Euch!
Viele Grüße
Jo
Der TC Finalizer Express
Im Laden meines Vertrauens habe ich neulich ein günstiges Angebot für einen gebrauchten TC Finalizer Express gesehen. Da ein paar größere PA-Jobs anstanden, habe ich mir das Teil mal gegönnt, zum Teil auch aus reiner Neugier. Hier ein kurzer Bericht darüber.
Zuerst die Kernfunktion des Finalizers
Im Kern sind die Geräte der Multiband-Kompressoren und -Limiter. Das heisst, das Signal wird in drei Frequenzbereiche zerlegt, die Trennung findet fix bei 315 Hz und 3,15 kHz statt. Jeder dieser Bereiche kann nun separat in der Dynamik bearbeitet werden, also z.B. starke Kontrolle des Bassbereiches bei gleichzeitig fast voller Dynamik des Höhenbereiches. Ein so bearbeitetes Signal klingt immer noch sehr spritzig und dynamisch, obwohl die Pegel gut unter Kontrolle sind. Um die Feinheiten wie Attack- und Releasezeiten (für jedes Frequenzband eigens optimiert!) kümmert sich das Gerät mit seinen Presets. Dazu später mehr.
Familienbande
Seit einiger Zeit schon gibt es den TC Finalizer und den Finalizer 96k als nochmals verbesserte Version. Diese Geräte sind einerseits sehr teuer. Andererseits warten sie mit einer ganzen Reihe von Funktionen auf, die man live einfach nicht benötigt. Als ich vor ein paar Monaten das erste Mal vor einem "großen" Finalizer in der Summe einer PA saß, waren bei diesem bis auf die Multiband-Kompression so gut wie alle Funktionen deaktiviert. Sicher kann man mit den ganzen Zusatzfunktionen noch mehr aus einer Anlage herauskitzeln (obwohl die Mitglieder der Finalizer-Familie ja eigentlich als Mastering-Maschinen fürs Studio konzipiert sind), aber live muss es (a) schnell gehen und (b) einfach funktionieren. Ausserdem sollte das ganze (c) noch einigermassen erschwinglich sein.
Tada! Auftritt des Finalizer Express!
Deutlich günstiger als seine großen Brüder und aufs wesentliche reduziert begegnet einem der Finalizer Express. Was er den "großen" allerdings voraus hat, ist das intuitive Benutzer-Interface: Wo man sich bei Finalizer und Finalizer 96k durch Software-Menüs hangeln muss, hat der Finalizer Express alle Funktionen direkt zugänglich über Regler oder Taster. Sowas mag ich!
Von hinten sind die einzelnen Familienmitglieder übrigens nicht zu unterscheiden. Nahezu Vollbedienung bei den Anschlussmöglichkeiten! Analoge Ein- und Ausgänge ausschließlich über symmetrisch beschaltete XLR-Anschlüsse, dann das digitale Trio aus OPTO (Lichtwellenleiter), AES/EBU (XLR-Kabel) und S/P-DIF (Cinch-Anschlüsse). Rechts daneben das MIDI-Trio, bestehend aus IN, OUT und THRU. MIDI? Wozu das denn? Immerhin ist hier nichts abspeicherbar, es können also keine Programmplätze angewählt werden. Dazu später ein paar Takte.
Das schöne an den ganzen Ausgängen: Die Signalausgänge arbeiten immer alle gleichzeitig, d.h. man kann die Finalizers ganz wunderbar als Signalsplitter für die Stereosumme benutzen und einen Live-Mitschnitt direkt auf DAT-Recorder o.ä. ziehen. Das einzige, was ich mir anschlussseitig noch wünschen würde, sind Klinkenanschlüsse, die bei den anlogen Inserts einfach überwiegen. So ist man entweder auf spezielle Insertkabel oder Adapter angewiesen.
Von vorne!
(das Bild habe ich an den Seiten etwas beschnitten)
Die Vorderseite beginnt (wie auch bei den großen Brüdern) links mit einem Kartenslot, über den Software-Updates eingespielt werden können. Wie schön, da hat jemand auch an die Zeit nach der nächsten Wahl gedacht! Aber ich schweife ab ... Danach folgt der Inputregler, darüber ein Taster zur Wahl des analogen oder eines digitalen Inputs. Liegt kein digitales Signal an, wird automatisch der analoge Eingang gewählt.
Rechts daneben folgt das Anzeigefeld, welches so auch bei den teureren Brüdern verbaut wird. Alles mögliche ist hier zu sehen! Oben in zwei langen LED-Ketten zu sehen ist der Ausgangspegel, jeweils für rechtes und linkes Signal. Rechts darüber die Anzeige für den Softclip. Je mehr von diesen vier LEDs leuchten, desto stärker muss das Ausgangssignal der Schaltung von überschießenden Signalspitzen geglättet werden. Die Bedienungsanleitung warnt davor, dass bei zu starkem Softclipping und sensiblem Programmmaterial Artefakte zu hören sein sollen. Bei Pop- und Rockmusik muss man sich da weniger Gedanken machen, wie ich selber (nicht) hören konnte, als wir dem Gerät mal ordentlich Zunder gaben. Trotzdem sollte man etwas aufpassen und die Schaltung nicht ausgangsseitig komplett "überfahren".
Darunter wird angezeigt, welcher Eingang gewählt ist, welche Samplefrequenz genutzt wird (44,1 oder 48 kHz) und ob MIDI-Signale ankommen. Schon wieder diese mysteriöse Sache mit MIDI, nur Geduld, wir werden das Rätsel gleich lösen.
Nochmals darunter die Anzeigen für den Eingangspegel, wieder geteilt nach linkem und rechtem Signal sowie eine Clipanzeige für den Eingang. Rechts daneben dann drei LED-Ketten, welche die Kompression der einzelnen Frequenzbänder, aber nicht mehr nach rechts und links unterteilt, anzeigt. Dies geschieht sehr detailliert, ab 0,5 dB Reduktion wird angezeigt. Sehr schön für die Bearbeitung sensiblen Materials. In jedem Band existiert auch eine LED, welche das Ansprechen des Limiters in diesem Bereich anzeigt. Grob gesagt, informiert einen diese Anzeige über Eingangs- und Ausgangspegel, Clipping in allen möglichen und unmöglichen Bereichen sowie über die Kompression in jedem einzelnen Frequenzbereich. Man sieht also recht genau das Ergebnis seines Tuns.
Rechts neben dem Anzeigefeld ist die abteilung "Normalize" beheimatet. Mit einem GAIN-Regler bestimmt man, wie stark die Schaltung "angefahren" wird, wie stark also die Kompression werden soll. Mit einem kleinen Taster kann man die Softclip-Funktinalität aktivieren, was ich hiermit empfehle.
Nun folgt das Herzstück der ganzen Angelegenheit - die Finalize-Matrix. was hat es damit auf sich? In einer Matrix von 5x5 kann man aus 25 Presets auswählen. Von links nach rechts eine stärker hörbare Kompression (niedrigerer Threshold und schnellere Attack- und Releasezeiten), von unten nach oben eine stärkere Rate (höhere Ratio) der Kompression. Die Anwendung ist ganz einfach: Links unten ist die Wirkungsweise des Gerätes soft und nahezu unhörbar, rechts oben ist es stark und deutlich hörbar. Dazwischen gibt es alle möglichen Abstufungen. Das (übrigens vorbildlich geschriebene, sehr kurze und absolut unterhaltsame) Manual gibt ein paar praktische Beispiele für den Anfang.
Rechts daneben folgt des Tontechnikers neue Spielwiese, die Abteilung "Spectral Balance". Dahinter verbergen sich Regler für jeden der drei Frequenzbereiche, mit denen die Betonung dieses Bereiches eingestellt werden kann. Was ist mit Betonung gemeint? Wir haben es hier mit einem Multiband-Kompressor zu tun, so weit ist es klar. Im Inneren arbeitet das Gerät voll digital, soviel dürfte auch noch klar sein. Hieraus ergeben sich ein paar tolle Möglichkeiten hinsichtlich einfacher Bedienbarkeit. Wenn man mit einem der Regler eine stärkere Betonung eines Bereiches einstellt, wird dieser Bereich einerseits stärker komprimiert, andererseits aber auch das komprimierte Signal stärker angehoben, und somit die Deutlichkeit dieses Bereiches verstärkt.
Langer Rede kurzer Sinn: Dreht einfach einen der drei Regler auf, und der entsprechende Frequenzbereich wird deutlicher wahrnehmbar, ohne dabei höhere Spitzenpegel zu erzeugen. Der Durchschnittspegel aber wird erhöht. Es ist, als ob man eine akustische Lupe einsetzt, man bekommt einfach genauer mit, was in dem Bereich passiert. Klingt komisch, ist aber so. Und ist in der Bedienung absolut intuitiv! Ihr wollt einen Frequenzbereich betonen? Regler aufdrehen! Oder die zugehörige Taste drücken, denn zu jedem der drei Regler existiert auch ein Taster namens "Emphasis" (zu Deutsch "Betonung"). Drückt man einen dieser Taster, ist es so, als hätte man den Regler ein Stückchen weiter aufgedreht. Ist ganz praktisch, wenn man schnell und evtl. nur vorübergehend mal einen Bereich deutlicher herausarbeiten will, z.B. in einem Solo oder einem Intro. Dabei ist die Anhebung durch die Emphasize-Taster so dezent, dass es keine Sprünge gibt, wenn man diese drückt. Es ist einfach musikalisch, wie ein gefühlvolles Aufziehen eines Faders. So simpel diese Abteilung daher kommt - drei Potis, drei Taster - zusammen mit der Matrix bildet sie das Herzstück des Gerätes. Und ist bei aller inneren Komplexität kinderleicht und völlig intuitiv zu bedienen. Eben musikalisch.
Als nächste Abteilung haben wir FADE IN/OUT mit einem Poti zur Regelung am Gerät, aber auch einem Taster für die Aktivierung einer externen Kontrolle sowie einer Anzeige "Fader" und "MIDI" - schon wieder MIDI!
Okay, hier des Rätsels Lösung. Die Finalizers sind wie bereits gesagt als Studiogeräte für das Mastering fertiger Mixes konzipiert (worum wir uns als Live-Techniker allerdings nicht kümmern). Im Studio muss man immer mal einen Song ein- oder ausfaden. Das kann man entweder am Gerät per Poti (vom handling her eher suboptimal) oder extern per zusätzlich erhältlichem Fader oder eben per MIDI-Steuerung. Ein Sequencer beispielsweise kann einen FadeIn oder FadeOut steuern und immer wieder identisch reproduzieren. Okay, unter dem Gesichtspunkt der Live-Anwendung kümmert das wenig.
Schliesslich und endlich sind war am Ende angekommen, bei der OUTPUT-Sektion. Diese besteht aus einem weiteren Poti für den analogen Ausgangspegel und einem Taster zur Aktivierung des Bypass (nützlich zum Vergleich von bearbeitetem und unbearbeitetem Signal). Rechts daneben noch ein paar Taster zur Beeinflussung der digitalen Ebene, die wir hier aber galant ignorieren wollen.
Mein Fazit
Was tut das Ding nun? Ganz einfach, es kontrolliert den Pegel der Mastersumme einer PA. Dies tut es gleichzeitig effektiv und in der Standardeinstellung höchst unmerklich, da es durch die Multiband-Technik immer noch äußerst dynamisch klingt, selbst wenn schon heftig komprimiert wird. Bei Aktivierung wird das Signal ausserdem subjektiv deutlicher, man hört mehr Details heraus. Und je weiter man einen der Spectral Balance-Regler aufdreht, desto stärker wird der Effekt des Verdeutlichens hörbar. Mit der Matrix sucht man sich einfach ein passendes Preset aus - und damit kann man es durchaus auch mal pumpen und schieben lassen - und erledigt das Finetuning über besagte Speactral Balance-Regler. Einfach, intuitiv, wirksam. Und nach meiner Erfahrung immer wohlklingend. Tolles Teil, das ich nicht mehr missen möchte. Mein alter Summenkompressor (ein ebenfalls sehr ordentlich arbeitender Drawmer DL241) hat dagegen einfach ausgespielt. Eine neue Ära der Summenkompression beginnt.
Ein Studiospezialist sagte mir beim Einkauf, das Teil klinge "digital". Das ist wohl eine Definitionsfrage. Ich assoziiere mit digital so etwas wie kalt. Und das tut er nicht. Er hat eher überhaupt keine Charakteristik, sondern tut was er soll, ohne dem Charakter des Signales seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Wenn der geschätzte Experte mit digital also das Gegenteil von einem analogen Charakter meint und ihn mit den Schätzen der klassischen analogen Mastering-Kompressoren vergleicht, die man oft nach gewissen Charakteristika auswählt, hat er natürlich recht. Der Finalizer Express klingt nicht analog. Aber eben auch nicht kalt oder "digital". Er arbeitet ähnlich unauffällig wie die Hallalgorithmen von TC electronic - die sind auch so unauffällig, dass man sie erst vermisst, wenn sie plötzlich fehlen. Ich jedenfalls kann mit dieser Arbeitsweise und dieser "charakteristischen Uncharakteristigkeit" etwas anfangen.
Einsatzzwecke
Wir haben den Finalizer Express verwendet, um das Summensignal in der Dynamik ein wenig kompakter zu gestalten. Gleichzeitig und quasi als Nebeneffekt habe ich damit einer guten PA noch etwas mehr Schub verpasst. Sicher ist der Finalizer kein Zaubermittel, mit dem man schrottige Boxen nach Edel-PA klingen lassen kann (in dem Fall sollte man sich das Geld für den Finalizer lieber sparen und erstmal in ordentliche Boxen und Mikros ab Anfang der Mittelklasse investieren). Was man damit aber tun kann, ist, belastende Signalspitzen abzufangen und eine mittelgroße PA so subjektiv "größer" oder nach mehr klingen zu lassen. Der Finalizer lässt einen dünnen Mix auch nicht einfach fetter klingen. Aber in einem guten Mix arbeitet er das Gute noch stärker heraus.
Ich hoffe, das war unterhaltsam und evtl. sogar hilfreich für Euch!
Viele Grüße
Jo
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