[Review] sE Electronics sE4100 und T1: Großmembran Kondensatormikrofone

Wil_Riker
Wil_Riker
Helpful & Friendly Akkordeon-Moderator
Moderator
HFU
Zuletzt hier
18.10.24
Registriert
04.11.06
Beiträge
33.414
Kekse
179.551

Einleitung

Zwei Großmembran Sets mit ähnlichen Mikros, die eine komplett andere Bezeichnung haben? Shooting Star sE Electronics bietet mit dem sE4100 und dem T1 zwei Seriengeschwister an und packt beiden als Pärchen jeweils ein Zubehörpakt bei. Dies ist deshalb interessant, weil der Setpreis mit 800 € inkl. Beigabe tatsächIich "nur" doppelt so hoch ist wie der Einzelpreis (Stand September 2024). Ich durfte beide Sets im Rahmen einer mehrwöchigen Teststellung fürs Musiker-Board ausprobieren :).



Anm.: Die als Thumbnails eingebundenen Fotos öffnen sich durch Anklicken in Vollansicht.


Lieferumfang, Ausstattung, technische Daten

Die beiden Stereosets sind jeweils identisch ausgestattet und die Modelle sE4100 und T1 unterscheiden sich nur optisch (Schwarz vs. Silber) und von der Kapselbeschichtung (Gold vs. Titan) voneinander, so dass ich beide Mikros parallel vorstellen (deshalb in der Einzahl schreiben) und nur an den wesentlichen Punkten auf die Unterschiede eingehen werde.



Geliefert wird das Set in einem robusten Metallkoffer zum Transport. Er enthält neben den Mikros in Matched Pair Abstimmung eine Stereoschiene und zwei Shockmounts (Spinnen mit Ersatzgummis) zur Befestigung. Außerdem liegen eine kombinierte Bedienungsanleitung, zwei Sticker sowie zwei Reduziergewinde von 5/8" auf 3/8" bei.



Das mehrsprachige Handbuch lässt sich übrigens auch direkt beim Hersteller herunterladen. Die enge Serienverwandtschaft zeigt sich auch darin, dass die Bedienungsanleitung nicht nur für sE4100 und T1 (beides Nieren) gilt, sondern auch für deren größere Geschwister sE4400 und T2 (beide mit schaltbarer Richtcharakteristik).

Die robuste Stereoschiene kenne ich bereits von meinem sE8 Set (das ich seit etwa anderthalb Jahren nutze und dessen Vorstellung hier im Board nachgereicht wird ;)): 30 cm Länge, silberne Rändelschrauben (5/8" statt der hier in Deutschland üblichen 3/8") zur Befestigung der Halter und Stativflansch, ebenfalls mit 5/8"-Gewinde. Hier kommen die beiden beiliegenden Reduzierstücke ins Spiel: Montiert man beide Spinnen auf der Schiene, benötigt man einen der beiden Gewindeadapter, um die Schiene auf einem Mikrofonstativ zu befestigen - nutzt man die Schiene nicht und möchte beide Mikros jeweils direkt auf ein Stativ bringen, schraubt man je einen der Adapter in jede Spinnenbefestigung ein.



Die Spinne SH21 macht einen ebenfalls stabilen und gleichermaßen elastischen Eindruck. Das Mikro wird von oben eingesetzt und am Schaft mit Hilfe der vorhandenen Schraubbefestigung gehalten. Dankenswerterweise hat sE Electronics ein paar Ersatzgummis beigelegt, so dass (hoffentlich erst nach vielen Jahren der Nutzung) im Schadensfall die Teile einfach ausgetauscht werden können, ohne dass man auf Basteleien oder eine lange Teilesuche angewiesen ist :great:.



Kommen wir zum Mikro selbst: Klassisches Design ("Elektrorasierer" :engel:) - das sE4100 in Schwarz, die Titan-Ausführung T1 in Silber. Bei einer Höhe von 146 mm, einer Taille von 58 mm und einer Dicke/Tiefe von 29 mm wiegen beide Varianten mit 280 Gramm das selbe.



Die Verarbeitung ist tadellos, wie ich das von meinen anderen sE Mikrofonen kenne, und verspricht langjährige Nutzung ohne Beschädigungen/Defekte. Zum Schutz der 1" großen (handgefertigten) Kondensatorkapsel dient ein engmaschiges Gitter, durch das die Kapsel selbst dezent durchschimmert. In der unteren Hälfte des Mikrofonkorpus befinden sich die Bedienelemente: PAD (schaltbare Dämpfung des Ausgangssignals 0, -10 und -20 dB) und Low Cut (deaktiviert, 80 und 160 Hz mit 6 dB/Oktave). Die Neutralstellung befindet sich wie üblich in der Mitte - dies finde ich gut gelöst, da gut erkennbar :). Zum Schalten benötigt man etwas spitze Finger oder einen kleinen Schraubendreher - dies beugt Fehlbedienungen vor.



Unspektakulär zeigt sich die Rückseite ohne weitere Bedienelemente; keine Überraschung auch unten am XLR-Anschluss (Schaftdurchmesser für die Spinnenmontage 25 mm).



Fehlen noch die letzten "nackten" Zahlen: sE Electronics gibt den Übertragungsbereich der 1" großen Echtkondensatorkapsel mit 20 - 20.000 Hz an. Bei einer Empfindlichkeit von 25 mV/Pa kann je nach PAD-Einstellung ein maximaler Schalldruckpegel von 137, 147 bzw. 157 dB bei einem Dynamikbereich von 128, 138 bzw. 148 dB erreicht werden (0,5% Klirrfaktor) - S/N-Verhältnis 85 dB. Beim Betrieb mit der üblichen Phantomspeisung von + 48 Volt genehmigen sich sE4100 und T1 3,0 mA Strom zum Betrieb. Die Ausgangsimpedanz beträgt 125 Ohm.

Kommen wir noch einmal zurück zum Unterschied der beiden Kapselbeschichtungen: Lt. sE Electronics soll die Titanbedampfung des T1 um 33% steifer und um über 300% leichter als die Goldbedampfung des sE4100 sein, was sich u. a. in einem schnelleren Einschwingverhalten bei transientenreichen Signalen bemerkbar machen soll. Probieren wir doch einmal aus, ob das wirklich hört :gruebel:...


Praxistest, Fazit

Montieren wir beide Kandidaten zunächst einmal in ihre Spinnen:



Für die Aufnahme habe ich beide nebeneinander auf eine Stereoschiene gepackt und einigermaßen gleichmäßig auf die Schallquelle ausgerichtet und dann für sich sprechen lassen - zuerst mit meiner Stimme, dann mit meinem Akkordeon (Pigini Helipolka 4).



Beide Mikrofonsignale liefen parallel über ein Universal Audio Apollo Twin Duo in ein MacBook Pro auf zwei separate Monospuren mit identischer Gain Einstellung und ohne weitere Bearbeitung in UA Luna. Lediglich zum Upload hier ins Musiker-Board wurden die Dateien ins MP3-Format codiert.



Wer signifikante Klangunterschiede findet, möge dies kundtun ;). Der neutrale Sound beider Mikros gefällt mir sehr gut: Bei den Sprachaufnahmen (leider leicht verschnupft) bräuchte ich noch nicht einmal eine weitere Bearbeitung, bei den Akkordeonaufnahmen gefallen mir sowohl Tiefgang als auch Brillanz - hier würde ich die Hochmitten normalerweise noch etwas absenken. Tatsächlich gleichen sich auch die Frequenzdiagramme, die sE Electronics im Handbuch abgedruckt hat, recht auffällig:

full


full


Generell sind beide Mikros meiner Meinung nach eine gute Wahl für ambitionierte User jenseits der Einsteigerklasse zu einem attraktiven Preis. Noch dazu ist der Lieferumfang bei beiden Stereosets attraktiv. Wer robuste und gut klingende Studiomikrofone in dieser Preisklasse sucht, sollte sE4100 und T1 mit in die engere Wahl nehmen!
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben