dr_rollo
Mod Keyboards und Musik-Praxis
Heute kam ein Paket von DHL, Aufkleber von Thomann drauf – ich hab doch gerade nichts gar nichts bestellt bei Thomann – oder doch? Allerdings war der Absender tatsächlich nicht Thomann, wie ich auf den zweiten Blick feststellte. Also neugierig das Paket geöffnet, und dann fiel es mir wieder ein. Man hatte mir netterweise ein sehr cooles und vor allem interessantes Teil zum Testen zur Verfügung gestellt, ein
Es handelt sich hierbei um einen 19" Keyboard Line Mixer für das Live-Siderack oder auch das Homestudio, wobei das so eigentlich nicht ganz zutrifft, denn es ist durchaus etwas mehr als nur ein Mixer. Es beinhaltet auch ein Audio-/Midi-Interface, ähnlich wie das Keylargo vom gleichen Hersteller, das ich Anfang letzten Jahres zum Testen hatte (s. hier), und das mich auf Anhieb so überzeugte, dass ich es mir gleich danach zulegte, auch wenn es einige Kritikpunkte gab. Einer war z.B. dass man kein Signal einschleifen konnte, das man sich am Mainout vorbei nur auf den Monitor out routen kann. Diesen Punkt hat man beim KL-8 anscheinend berücksichtigt, einer der Hauptgründe, warum ich an einem Test des Gerätes interessiert war, auch wenn eigentlich von vorneherein klar ist, dass ich mir das Teil nicht nicht zulegen werde, alleine schon aufgrund des Preises von knapp 1000EUR. Aber dazu später noch ein Wort…
Schauen wir uns das Teil erst einmal in Ruhe an: Als erstes beeindruckt mich das Gewicht, was daran liegt, dass es sich um ein solides Stahlblechgehäuse handelt, kein billiges Kunststoff. Meine Küchenwaage sagt knapp über 3kg! Aber auch sonst ist auf Anhieb klar, dass hier alles sehr hochwertig ist. Butterweich laufende Potis, die sich super anfühlen, da jackelt nichts, auch nicht die Tasten und auch nicht die Anschlüsse auf der Rückseite. Auf der Rückseite allerdings der erste Kritikpunkt: ein externes Netzteil, was mich eigentlich grundsätzlich bei jedem Gerät stört. Zumindest handelt es sich nicht um diese empfindlichen, schnell herausfallenden Niedervolt-Steckern, sondern um einen robusten XLR-artigen Anschluss, der ohne Frage sicher sitzen wird. Allerdings wüsste ich auch nicht, wo ich da so schnell Ersatz herbekommen würde, ähnlich wie bei dem Netzteil überhaupt, das sowohl 5V als auch +/- 15V erzeugt.
Nun gut, man sollte dem nicht zu viel negative Bedeutung zukommen lassen. Immerhin handelt es sich um ein 19“ Rackgerät, das selbstverständlich inklusive Netzteil fest in ein Rack verbaut wird. Also wird man kaum in die Verlegenheit kommen, das Netzteil vielleicht mal zu vergessen.
Ich starte mal mit den wesentlichen Features:
Wie eingangs erwähnt handelt es sich um einen Line Mixer, der vier Inputs hat, natürlich Stereo-Inputs. Auf der Rückseite befinden sich für jeden Eingang zwei 6,35mm Klinkenbuchsen, wobei man jeweils in der linken Buchse auch Mono-Signale anschließen kann. Ich denke die rechte Buchse wird wie oft üblich eine Schaltklinkenbuchse sein, die wenn sie nicht genutzt wird, die Eingänge zusammenschließt. Für jeden Eingang gibt es frontseitig jeweils einen Levelregler, einen ON-Schalter, der den Kanal überhaupt aktiviert, bzw. stumm schaltet, einen Cue-Schalter, der das Signal auf den Outputs (Main und Monitor) mutet und nur auf die Kopfhörer schickt, quasi silent auditioning, um auf der Bühne mal kurz was anzuspielen, ohne dass es aus irgendeiner Box kommt. Weiter gibt es pro Kanal ein eher spartanisch ausfallende LED Anzeige, bestehend aus einer grünen LED, die anzeigt, dass überhaupt ein Signal kommt, und eine rote, die ein Clipping signalisiert. Zuletzt gibt es noch den Aux-Regler, mit dem man den Anteil auf den Aux-Out bestimmt. Channel 4 ist der Kanal, auf dem das USB Signal ankommt, also das vom angeschlossenen Rechner über das Audio-Interface geroutete Signal. Deswegen hat der Channel 4 einen Taster mehr, also einen mit dem man das am Line-Eingang anliegende Signal aktiviert, und einen, mit dem man das über USB ankommende Signal ein- oder ausschaltet. Man kann auch beide aktivieren, dafür gibt es auch separate Regler, mit denen man den Pegel für beide Signale unabhängig regeln kann. Nur den Anteil des Aux-Signals teilen sich beide.
Als Ausgänge steht neben einem Main-Out auch ein Monitor-Out zur Verfügung. Beide sind bühnengerecht jeweils als links und rechts XLR-Pärchen ausgelegt. D.h. man spart hier wirklich die DI-Boxen, weil sie nicht nur, wie es in der Anleitung heißt, transformer-isolated sind, sondern sogar jeweils mit einen Groundlift Schalter versehen sind. Sicher nett gedacht. Ich hätte mir zumindest für den Monitor-Out Klinken-Buchsen gewünscht. In der Praxis schließe ich hier vermutlich Aktivboxen an oder gehe in meinen In-Ear Sender, brauche also eigentlich nicht zwingend symmetrierte Leitungen. Nun gut, sie werden sich schon was dabei gedacht haben. Natürlich gibt es auf der Frontseite jeweils eine Section mit einem Level-Regler, einem Schalter um den jeweiligen Ouput zu aktivieren und einen Schalter um ihn auf Mono zu schalten. Gut mitgedacht, falls ich nur eine Aktivbox anschalte, werden so Links und Rechts summiert. Einen Balanceregler suche ich vergeblich, sowohl Eingangs- als auch Ausgangsseitig. Aber mal ehrlich, wofür sollte man den benötigen?
Als zusätzlicher Ausgang befindet sich auf der Frontplatte noch der Phones Out mit einem Regler und zwei 6,35mm Klinkenbuchsen. Warum zwei? Keine Ahnung, aber vielleicht hätte man netterweise die zweite Buchse als Miniklinke zur Verfügung stellen können.
Was man vergeblich sucht, ist ein Power-Schalter. Für mich kein Kritikpunkt, sondern lediglich eine Feststellung. Das Teil sitzt im Rack, und wenn das Strom bekommt, ist der Mixer halt an. Ich schalte eigentlich nie irgendwelche Geräte einzeln ab. Hat das Gerät Strom, erwacht es in einem dezenten blauen Licht, was durch die Aktivitäts-Leds der einzelnen Sektionen, also Inputs und Outputs erzeugt wird. Die Cue-Leds blinken in rot, wenn man sie einschaltet, sicher sinnvoll, wenn man die Mono-Schalter in den Outputs aktiviert, leuchten diese in rot, der USB Select leuchtet entweder grün für A oder rot für B. Sobal ein Signal in den Eingängen ankommt, beginnt die grüne Status-LED zu leuchten, flackert bei sehr leisen Signalen und leuchtet Dauer ab einem gewissen Level. Wo genau dieser Threshold liegt, kann ich nicht sagen. Zum Übersteuern, um mal die rote Peak Lampe zu sehen, hab ich es zumindest mit dem USB Port nicht geschafft.
Neben den Mixer Features beinhaltet das KL-8 ein wirklich hochwertiges USB-Audio-Interface. Es gibt sogar zwei USB Buchsen für den Anschluss eines Computers. Bei dem ersten Gedanken, ob ich da vielleicht noch mein iPad anschließen kann, werde ich leider enttäuscht. Zum einen ist das Gerät nicht für iPad ausgelegt, zum anderen sind sie auch nicht parallel nutzbar. Die Intention hinter dem doppelten Anschluss – es handelt sich ja schließlich um ein Profigerät – ist ein redundantes System zu haben. Sprich: ich kann zwei Rechner anschließen, und wenn der eine streikt, schalte ich mit einem Schalter, der sinnvollerweise auf der Frontseite des Gerätes sitzt, auf den zweiten USB Anschluss um, bzw. gibt es sogar einen Fußschalteranschluss für den Umschalter. Nur nebenbei erwähnt sehe ich auch zum ersten Mal eine Anzeige in Form einer LED unter der USB-Buchse, die signalisiert, wenn ein aktives Signal an der Buchse anliegt.
Am Macbook wird das Audiointerface sofort erkannt, am Windows Rechner muss man zuvor die Treiber herunterladen und installieren – genau wie ich das auch schon beim Keylargo erfahren hatte. Auf der Radial Engineering wird der entsprechende Treiber für Windows zum Download zur Verfügung gestellt, und es ist derselbe wie für das Keylargo, auch wenn dort zwei verschiedene Links sind. Er installiert sich in dem Moment, wo man die USB Verbindung zum Gerät herstellt, was ohne Probleme in kurzer Zeit erledigt ist. Cubase erkennt das Interface am Windwosrechner genauso auf Anhieb wie MainStage es am MacBook erkennt.
Ich war dann mal neugierig und hab mein iPad via CCK am USB Port angeschlossen, auch wenn ich vorher schon gelesen hatte, dass iOS Devices nicht unterstützt werden: Der Versuch wird mit der ernüchternden aber nicht überraschenden Meldung quittiert:
Obwohl das KL-8 ja gar nicht USB Powered ist, also gar keine Stromversorgung am USB Port erwarten sollte. Was es auch nicht tut, wie ich am nächsten Tag feststelle, als ich sehe, dass ich vergessen hatte, mein Macbook abzustöpseln, wie es mir gelegentlich passiert. Andere Geräte saugen einem gerne mal den Akku leer, wenn man alles abschaltet und den USB Stecker vergisst.
Bei dem Interface handelt sich übrigens um ein 2in/2out Interface mit 192kHz Abtastrate und 24bit Tiefe, was wohl für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend ist.
Für einen ersten schnellen Test mal den Kopfhörer angeschlossen und ein Projekt in Cubase geöffnet, und das erste, was auffällt: es rauscht null. Erst dachte ich, ich hätte was noch nicht korrekt geroutet. Als ich das Projekt starte, muss ich ganz schnell den Regler runterziehen, war doch alles richtig geroutet. Nochmal Stop und Regler ganz nach rechts, und ein wirkliches minimales Rauschen ist zu hören. Sehr schön, da wurde also offenbar nicht einmal am Phones Channel gespart. Es gibt auch ausreichend Reserven, also Channel Level auf Mitte 12 Uhr in einem Bereich von 7-17 Uhr, Phones ebenso – genau die richtige Lautstärke für einen fetten Sound zum Arbeiten.
Als nächstes wird der Mixer in mein Keyboard-Setup integriert. Drei Stereo Signale angeschlossen, mit Macbook verbinden, um die MainstageSounds einzubinden. Die kommen über den USB an Input 4 an. Um zu schauen, ob man diesen Eingang auch mit einem analogen Signal zusammen betreiben kann, wo nach es ja aussieht, da sowohl getrennte Schalter und Volumeregler vorhanden sind, hatte ich eins der Keyboards auch an diesem Eingang angestöpselt. Mein Hauptkeyboard wird an den MIDI IN angeschlossen. Mainstage erkennt sofort den MIDI IN und auch das Audio-Interface. Insofern ist alles sofort einsatzbereit. Was da an meinen Aktivboxen ankommt ist einwandfrei, rauschfrei und druckvoll, und das auch, wenn man die Inputregler nicht am Anschlag sondern irgendwo bei 50% hat. Der Mixer hat zwar keine Hi-Z Inputs, man kann aber trotzdem ohne weiteres eine Akkustik- oder E-Gitarre, bzw. E-Bass anschließen, auch wenn dann im Verhältnis der Volumeregler deulich höher gezogen werden muss. Mein Rhodes hatte ich leider gerade nicht zur Verfügung, um auch diese mal am KL8 anzuschließen. Wäre ja eine ähnlich Situation.
Nun gibt’s noch ein paar weitere Features, die für mich persönlich weniger entscheidend sind, wie z.B. ein Stereo Aux Weg. Dieser ist wohl hauptsächlich zum Einschleifen eines externen Effektgerätes gedacht, um z.B. einen Hall hinzuzumischen. Für mich insofern nicht zeitgemäß, da heutzutage jedes Keyboard eine für mich ausreichende Effektsektion hat, die ich eher nutze, als ein externes Effektgerät zu nutzen. Oder ich würde das Effektgerät direkt hinter dem Keyboard nutzen, bevor ich in den Mischer gehe, z.B. ein Rotary Effekt für die Orgel oder ein Phaser oder Hall für das Rhodes. Auf jeden Fall gibt es noch einen Anschluss für einen Fußschalter, mit dem man den Aux muten kann. Nichtsdestotrotz könnte man am Aux Send vielleicht einen Sequenzer nochmal separat abgreifen, um diesen dem Drummer als extra Signal zu schicken. Den Aux Return kann man dafür als Input für ein Monitorsignal nutzen, dass man sich seinem Keyboard Mix hinzumischt, und diesen dann so schalten, dass er nicht auf den Main Out sondern nur auf den Monitor Out und die Phones geroutet wird. Der Schalter hierfür befindet sich auf der Oberseite. Das bedeutet natürlich, das man im Gegensatz zu allen anderen Schaltern da nicht so einfach herankommt, wenn das Gerät mal im Rack verbaut ist. Ich denke aber, dass man dies einmal für mich einstellt, und nicht ständig ändern wird.
Diese Routing-Option hat mir z.B. - wie oben schon kurz erwähnt - beim Keylargo gefehlt.
Letztlich könnte man den Aux Return auch als fünften Stereo Input nutzen, wenn man ihn wieder auf den Main Out routet. Dann gibt es noch einen Insert Weg im Master, wo man einen Kompressor einschleifen kann, um seinen Submix insgesamt noch zu beeinflussen. Den Anschluss eines Volume-Pedals über zwei Insert-Kabel, wie in der Anleitung beschrieben wird, finde ich persönlich etwas umständlich und mittlerweile auch oldschool. Hier wäre ein DCA mit Expression viel sinnvoller. Selbst mein erster Keyboardmixer, der Yamaha MV802 aus Anfang der 90er, wenn nicht sogar Ende 80er, hatte so etwas bereits. Was nutzt der hochwertigste Mischer, wenn man unnötigerweise zwei Audio-Schleifen auf der Bühne verlegt – auch wenn es vermutlich nur kurze Kabel sind – oder wenn die Potis des angeschlossenen Volumenpedals irgendwann mal anfangen zu kratzen.
Als letzten Test schließe ich neben dem Macbook noch ein Windowslaptop per USB am Port B an. Auf beiden Rechnern lass ich Musik laufen. Das Umschalten der USB Ports über den frontseitigen Schalter funktioniert ohne jede Verzögerung und ohne irgendein störendes Geräusch. Perfekt umgesetzt würde ich sagen.
Mein Fazit nach einer Woche intensiver Beschäftigung - leider ohne einen praktischen Live-Einsatz:
Auf den ersten Blick ne ganz schöne Stange Geld für einen Linemixer, auch wenn er qualitativ in der Profi-Liga angesiedelt ist. Zieht man das integrierte Audio-Interface mit in Betracht, relativiert sich der Preis wieder, so wie man auch sonst auf etwaige weitere benötigte Peripherie wie DI Boxen, Midi Interface etc. mit dem Gerät abgedeckt hat. Man kann absolut nichts an der Qualität bemängeln, auch was die Ausstattung angeht, merkt man, dass hier praktische Inputs bei der Entwicklung eingeflossen sind. Vieles sieht nach einer Weiterentwicklung des Keylargo aus, der mir das erste Mal 2018 bei der NAMM über den Weg gelaufen ist, der m.W. 2017 herauskam. Ähnliche Features incl. des eingebauten Audio-Interfaces und Midi-Schnittstelle, die Inserts für Volume-Pedal, was ich in der Form so nicht kenne, Groundlifts für die Outputs, und der umschaltbare Mode für den USB Anschluss für Live oder Recording.
Was ich beim Keylargo noch bemängelt hatte, dass man ein extern eingeschliffenes Signal unabhängig vom Mainout auf den Monitor Out routen kann, wurde jetzt umgesetzt. Ich hätte mir beim Audio-Interface ein 2in/4out gewünscht. In der Praxis ist es doch häufig der Keyboarder, der den Clicktrack schickt, oder wo generell ein zusätzlicher, vom Submix unabhängiger Out benötigt wird.
Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings, dass iPads nicht unterstützt werden. Allerdings wäre das auch eh nur interessant, wenn man anstelle der redundanten USB Ports, beide parallel betreiben könnte.
Zum Schluss noch ein paar Anwendungsbereiche als Grafik:
Radial Engineering KL-8
Es handelt sich hierbei um einen 19" Keyboard Line Mixer für das Live-Siderack oder auch das Homestudio, wobei das so eigentlich nicht ganz zutrifft, denn es ist durchaus etwas mehr als nur ein Mixer. Es beinhaltet auch ein Audio-/Midi-Interface, ähnlich wie das Keylargo vom gleichen Hersteller, das ich Anfang letzten Jahres zum Testen hatte (s. hier), und das mich auf Anhieb so überzeugte, dass ich es mir gleich danach zulegte, auch wenn es einige Kritikpunkte gab. Einer war z.B. dass man kein Signal einschleifen konnte, das man sich am Mainout vorbei nur auf den Monitor out routen kann. Diesen Punkt hat man beim KL-8 anscheinend berücksichtigt, einer der Hauptgründe, warum ich an einem Test des Gerätes interessiert war, auch wenn eigentlich von vorneherein klar ist, dass ich mir das Teil nicht nicht zulegen werde, alleine schon aufgrund des Preises von knapp 1000EUR. Aber dazu später noch ein Wort…
Schauen wir uns das Teil erst einmal in Ruhe an: Als erstes beeindruckt mich das Gewicht, was daran liegt, dass es sich um ein solides Stahlblechgehäuse handelt, kein billiges Kunststoff. Meine Küchenwaage sagt knapp über 3kg! Aber auch sonst ist auf Anhieb klar, dass hier alles sehr hochwertig ist. Butterweich laufende Potis, die sich super anfühlen, da jackelt nichts, auch nicht die Tasten und auch nicht die Anschlüsse auf der Rückseite. Auf der Rückseite allerdings der erste Kritikpunkt: ein externes Netzteil, was mich eigentlich grundsätzlich bei jedem Gerät stört. Zumindest handelt es sich nicht um diese empfindlichen, schnell herausfallenden Niedervolt-Steckern, sondern um einen robusten XLR-artigen Anschluss, der ohne Frage sicher sitzen wird. Allerdings wüsste ich auch nicht, wo ich da so schnell Ersatz herbekommen würde, ähnlich wie bei dem Netzteil überhaupt, das sowohl 5V als auch +/- 15V erzeugt.
Nun gut, man sollte dem nicht zu viel negative Bedeutung zukommen lassen. Immerhin handelt es sich um ein 19“ Rackgerät, das selbstverständlich inklusive Netzteil fest in ein Rack verbaut wird. Also wird man kaum in die Verlegenheit kommen, das Netzteil vielleicht mal zu vergessen.
Ich starte mal mit den wesentlichen Features:
Wie eingangs erwähnt handelt es sich um einen Line Mixer, der vier Inputs hat, natürlich Stereo-Inputs. Auf der Rückseite befinden sich für jeden Eingang zwei 6,35mm Klinkenbuchsen, wobei man jeweils in der linken Buchse auch Mono-Signale anschließen kann. Ich denke die rechte Buchse wird wie oft üblich eine Schaltklinkenbuchse sein, die wenn sie nicht genutzt wird, die Eingänge zusammenschließt. Für jeden Eingang gibt es frontseitig jeweils einen Levelregler, einen ON-Schalter, der den Kanal überhaupt aktiviert, bzw. stumm schaltet, einen Cue-Schalter, der das Signal auf den Outputs (Main und Monitor) mutet und nur auf die Kopfhörer schickt, quasi silent auditioning, um auf der Bühne mal kurz was anzuspielen, ohne dass es aus irgendeiner Box kommt. Weiter gibt es pro Kanal ein eher spartanisch ausfallende LED Anzeige, bestehend aus einer grünen LED, die anzeigt, dass überhaupt ein Signal kommt, und eine rote, die ein Clipping signalisiert. Zuletzt gibt es noch den Aux-Regler, mit dem man den Anteil auf den Aux-Out bestimmt. Channel 4 ist der Kanal, auf dem das USB Signal ankommt, also das vom angeschlossenen Rechner über das Audio-Interface geroutete Signal. Deswegen hat der Channel 4 einen Taster mehr, also einen mit dem man das am Line-Eingang anliegende Signal aktiviert, und einen, mit dem man das über USB ankommende Signal ein- oder ausschaltet. Man kann auch beide aktivieren, dafür gibt es auch separate Regler, mit denen man den Pegel für beide Signale unabhängig regeln kann. Nur den Anteil des Aux-Signals teilen sich beide.
Als Ausgänge steht neben einem Main-Out auch ein Monitor-Out zur Verfügung. Beide sind bühnengerecht jeweils als links und rechts XLR-Pärchen ausgelegt. D.h. man spart hier wirklich die DI-Boxen, weil sie nicht nur, wie es in der Anleitung heißt, transformer-isolated sind, sondern sogar jeweils mit einen Groundlift Schalter versehen sind. Sicher nett gedacht. Ich hätte mir zumindest für den Monitor-Out Klinken-Buchsen gewünscht. In der Praxis schließe ich hier vermutlich Aktivboxen an oder gehe in meinen In-Ear Sender, brauche also eigentlich nicht zwingend symmetrierte Leitungen. Nun gut, sie werden sich schon was dabei gedacht haben. Natürlich gibt es auf der Frontseite jeweils eine Section mit einem Level-Regler, einem Schalter um den jeweiligen Ouput zu aktivieren und einen Schalter um ihn auf Mono zu schalten. Gut mitgedacht, falls ich nur eine Aktivbox anschalte, werden so Links und Rechts summiert. Einen Balanceregler suche ich vergeblich, sowohl Eingangs- als auch Ausgangsseitig. Aber mal ehrlich, wofür sollte man den benötigen?
Als zusätzlicher Ausgang befindet sich auf der Frontplatte noch der Phones Out mit einem Regler und zwei 6,35mm Klinkenbuchsen. Warum zwei? Keine Ahnung, aber vielleicht hätte man netterweise die zweite Buchse als Miniklinke zur Verfügung stellen können.
Was man vergeblich sucht, ist ein Power-Schalter. Für mich kein Kritikpunkt, sondern lediglich eine Feststellung. Das Teil sitzt im Rack, und wenn das Strom bekommt, ist der Mixer halt an. Ich schalte eigentlich nie irgendwelche Geräte einzeln ab. Hat das Gerät Strom, erwacht es in einem dezenten blauen Licht, was durch die Aktivitäts-Leds der einzelnen Sektionen, also Inputs und Outputs erzeugt wird. Die Cue-Leds blinken in rot, wenn man sie einschaltet, sicher sinnvoll, wenn man die Mono-Schalter in den Outputs aktiviert, leuchten diese in rot, der USB Select leuchtet entweder grün für A oder rot für B. Sobal ein Signal in den Eingängen ankommt, beginnt die grüne Status-LED zu leuchten, flackert bei sehr leisen Signalen und leuchtet Dauer ab einem gewissen Level. Wo genau dieser Threshold liegt, kann ich nicht sagen. Zum Übersteuern, um mal die rote Peak Lampe zu sehen, hab ich es zumindest mit dem USB Port nicht geschafft.
Neben den Mixer Features beinhaltet das KL-8 ein wirklich hochwertiges USB-Audio-Interface. Es gibt sogar zwei USB Buchsen für den Anschluss eines Computers. Bei dem ersten Gedanken, ob ich da vielleicht noch mein iPad anschließen kann, werde ich leider enttäuscht. Zum einen ist das Gerät nicht für iPad ausgelegt, zum anderen sind sie auch nicht parallel nutzbar. Die Intention hinter dem doppelten Anschluss – es handelt sich ja schließlich um ein Profigerät – ist ein redundantes System zu haben. Sprich: ich kann zwei Rechner anschließen, und wenn der eine streikt, schalte ich mit einem Schalter, der sinnvollerweise auf der Frontseite des Gerätes sitzt, auf den zweiten USB Anschluss um, bzw. gibt es sogar einen Fußschalteranschluss für den Umschalter. Nur nebenbei erwähnt sehe ich auch zum ersten Mal eine Anzeige in Form einer LED unter der USB-Buchse, die signalisiert, wenn ein aktives Signal an der Buchse anliegt.
Am Macbook wird das Audiointerface sofort erkannt, am Windows Rechner muss man zuvor die Treiber herunterladen und installieren – genau wie ich das auch schon beim Keylargo erfahren hatte. Auf der Radial Engineering wird der entsprechende Treiber für Windows zum Download zur Verfügung gestellt, und es ist derselbe wie für das Keylargo, auch wenn dort zwei verschiedene Links sind. Er installiert sich in dem Moment, wo man die USB Verbindung zum Gerät herstellt, was ohne Probleme in kurzer Zeit erledigt ist. Cubase erkennt das Interface am Windwosrechner genauso auf Anhieb wie MainStage es am MacBook erkennt.
Ich war dann mal neugierig und hab mein iPad via CCK am USB Port angeschlossen, auch wenn ich vorher schon gelesen hatte, dass iOS Devices nicht unterstützt werden: Der Versuch wird mit der ernüchternden aber nicht überraschenden Meldung quittiert:
Obwohl das KL-8 ja gar nicht USB Powered ist, also gar keine Stromversorgung am USB Port erwarten sollte. Was es auch nicht tut, wie ich am nächsten Tag feststelle, als ich sehe, dass ich vergessen hatte, mein Macbook abzustöpseln, wie es mir gelegentlich passiert. Andere Geräte saugen einem gerne mal den Akku leer, wenn man alles abschaltet und den USB Stecker vergisst.
Bei dem Interface handelt sich übrigens um ein 2in/2out Interface mit 192kHz Abtastrate und 24bit Tiefe, was wohl für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend ist.
Für einen ersten schnellen Test mal den Kopfhörer angeschlossen und ein Projekt in Cubase geöffnet, und das erste, was auffällt: es rauscht null. Erst dachte ich, ich hätte was noch nicht korrekt geroutet. Als ich das Projekt starte, muss ich ganz schnell den Regler runterziehen, war doch alles richtig geroutet. Nochmal Stop und Regler ganz nach rechts, und ein wirkliches minimales Rauschen ist zu hören. Sehr schön, da wurde also offenbar nicht einmal am Phones Channel gespart. Es gibt auch ausreichend Reserven, also Channel Level auf Mitte 12 Uhr in einem Bereich von 7-17 Uhr, Phones ebenso – genau die richtige Lautstärke für einen fetten Sound zum Arbeiten.
Als nächstes wird der Mixer in mein Keyboard-Setup integriert. Drei Stereo Signale angeschlossen, mit Macbook verbinden, um die MainstageSounds einzubinden. Die kommen über den USB an Input 4 an. Um zu schauen, ob man diesen Eingang auch mit einem analogen Signal zusammen betreiben kann, wo nach es ja aussieht, da sowohl getrennte Schalter und Volumeregler vorhanden sind, hatte ich eins der Keyboards auch an diesem Eingang angestöpselt. Mein Hauptkeyboard wird an den MIDI IN angeschlossen. Mainstage erkennt sofort den MIDI IN und auch das Audio-Interface. Insofern ist alles sofort einsatzbereit. Was da an meinen Aktivboxen ankommt ist einwandfrei, rauschfrei und druckvoll, und das auch, wenn man die Inputregler nicht am Anschlag sondern irgendwo bei 50% hat. Der Mixer hat zwar keine Hi-Z Inputs, man kann aber trotzdem ohne weiteres eine Akkustik- oder E-Gitarre, bzw. E-Bass anschließen, auch wenn dann im Verhältnis der Volumeregler deulich höher gezogen werden muss. Mein Rhodes hatte ich leider gerade nicht zur Verfügung, um auch diese mal am KL8 anzuschließen. Wäre ja eine ähnlich Situation.
Nun gibt’s noch ein paar weitere Features, die für mich persönlich weniger entscheidend sind, wie z.B. ein Stereo Aux Weg. Dieser ist wohl hauptsächlich zum Einschleifen eines externen Effektgerätes gedacht, um z.B. einen Hall hinzuzumischen. Für mich insofern nicht zeitgemäß, da heutzutage jedes Keyboard eine für mich ausreichende Effektsektion hat, die ich eher nutze, als ein externes Effektgerät zu nutzen. Oder ich würde das Effektgerät direkt hinter dem Keyboard nutzen, bevor ich in den Mischer gehe, z.B. ein Rotary Effekt für die Orgel oder ein Phaser oder Hall für das Rhodes. Auf jeden Fall gibt es noch einen Anschluss für einen Fußschalter, mit dem man den Aux muten kann. Nichtsdestotrotz könnte man am Aux Send vielleicht einen Sequenzer nochmal separat abgreifen, um diesen dem Drummer als extra Signal zu schicken. Den Aux Return kann man dafür als Input für ein Monitorsignal nutzen, dass man sich seinem Keyboard Mix hinzumischt, und diesen dann so schalten, dass er nicht auf den Main Out sondern nur auf den Monitor Out und die Phones geroutet wird. Der Schalter hierfür befindet sich auf der Oberseite. Das bedeutet natürlich, das man im Gegensatz zu allen anderen Schaltern da nicht so einfach herankommt, wenn das Gerät mal im Rack verbaut ist. Ich denke aber, dass man dies einmal für mich einstellt, und nicht ständig ändern wird.
Diese Routing-Option hat mir z.B. - wie oben schon kurz erwähnt - beim Keylargo gefehlt.
Letztlich könnte man den Aux Return auch als fünften Stereo Input nutzen, wenn man ihn wieder auf den Main Out routet. Dann gibt es noch einen Insert Weg im Master, wo man einen Kompressor einschleifen kann, um seinen Submix insgesamt noch zu beeinflussen. Den Anschluss eines Volume-Pedals über zwei Insert-Kabel, wie in der Anleitung beschrieben wird, finde ich persönlich etwas umständlich und mittlerweile auch oldschool. Hier wäre ein DCA mit Expression viel sinnvoller. Selbst mein erster Keyboardmixer, der Yamaha MV802 aus Anfang der 90er, wenn nicht sogar Ende 80er, hatte so etwas bereits. Was nutzt der hochwertigste Mischer, wenn man unnötigerweise zwei Audio-Schleifen auf der Bühne verlegt – auch wenn es vermutlich nur kurze Kabel sind – oder wenn die Potis des angeschlossenen Volumenpedals irgendwann mal anfangen zu kratzen.
Als letzten Test schließe ich neben dem Macbook noch ein Windowslaptop per USB am Port B an. Auf beiden Rechnern lass ich Musik laufen. Das Umschalten der USB Ports über den frontseitigen Schalter funktioniert ohne jede Verzögerung und ohne irgendein störendes Geräusch. Perfekt umgesetzt würde ich sagen.
Mein Fazit nach einer Woche intensiver Beschäftigung - leider ohne einen praktischen Live-Einsatz:
Auf den ersten Blick ne ganz schöne Stange Geld für einen Linemixer, auch wenn er qualitativ in der Profi-Liga angesiedelt ist. Zieht man das integrierte Audio-Interface mit in Betracht, relativiert sich der Preis wieder, so wie man auch sonst auf etwaige weitere benötigte Peripherie wie DI Boxen, Midi Interface etc. mit dem Gerät abgedeckt hat. Man kann absolut nichts an der Qualität bemängeln, auch was die Ausstattung angeht, merkt man, dass hier praktische Inputs bei der Entwicklung eingeflossen sind. Vieles sieht nach einer Weiterentwicklung des Keylargo aus, der mir das erste Mal 2018 bei der NAMM über den Weg gelaufen ist, der m.W. 2017 herauskam. Ähnliche Features incl. des eingebauten Audio-Interfaces und Midi-Schnittstelle, die Inserts für Volume-Pedal, was ich in der Form so nicht kenne, Groundlifts für die Outputs, und der umschaltbare Mode für den USB Anschluss für Live oder Recording.
Was ich beim Keylargo noch bemängelt hatte, dass man ein extern eingeschliffenes Signal unabhängig vom Mainout auf den Monitor Out routen kann, wurde jetzt umgesetzt. Ich hätte mir beim Audio-Interface ein 2in/4out gewünscht. In der Praxis ist es doch häufig der Keyboarder, der den Clicktrack schickt, oder wo generell ein zusätzlicher, vom Submix unabhängiger Out benötigt wird.
Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings, dass iPads nicht unterstützt werden. Allerdings wäre das auch eh nur interessant, wenn man anstelle der redundanten USB Ports, beide parallel betreiben könnte.
Zum Schluss noch ein paar Anwendungsbereiche als Grafik:
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