[Review] MOTU Audio Express (achtung lang)

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Gestern hatte ich die Gelegenheit das MOTU Audio Express in meinen heimischen, viel zu parallelen, Homestudiowänden zu testen. Momentan bin ich auf der Suche nach einem neuen Audio Interface für meinen Arbeitsplatz und die Möglichkeit das MOTU mal für 1-2 Tage mit nach Hause zu nehmen ließ ich mir natürlich nicht entgehen.

Für alle teschnischen Details verweise ich auf folgende Links:
MOTU Audio Expresshttp://www.musik-service.de/motu-audio-express-FLink-prx395775936de.aspx

MOTU Audio Express Homepage

Ersetzen soll das MOTU mein bisheriges M-Audio Fast Track Pro am Mixing Rechner. Für den geplanten Austausch gibt es mehrere Gründe. Das M-Audio, hat für mich persönlich einen zu leisen Kopfhörerausgang. Ich höre sehr oft auch mal über Kopfhörer gegen oder schreibe nachts an Songs und will den Nachbarn nicht auf den Senkel gehen. Dabei mixe ich immer mit recht viel Headroom und da ist das Fast Track dann teilweise zu leise. Außerdem brauche ich eine neue Lösung für spätere Reamping Geschichten. Momentan mache ich dies über mein 24 Kanal Recording Rack, basierend auf dem Presonus Firestudio. Leider rauschen die Line Outs am Firestudio, hängt man da jetzt noch nen HighGain Sound hinter die Reamping Box macht es nicht mehr wirklich Spaß. Es funktioniert, aber es ist zu viel. Mein Reamping Kette ist: Countryman DI -> Preamp Interface -> Interface Ausgang -> Radial X-Amp

So, daher war ich auf der Suche nach folgenden Spezifikationen:
- 2 Mic Eingänge
- 4+ balanced Outs für das Reamping
- Win 7 64bit und XP fähig.
- brauchbarer Kopfhörer Ausgang
- stabile Treiber
- USB oder Firewire egal
- qualitative Mittelklasse, RME Fireface 400 musste nicht sein, obwohl ich drüber nachgedacht hab.

Rausgefallen ist leider bei meiner Suche schon das RME Babyface... zu wenig Ausgänge, schade eigentlich...

So, lange Rede, ausprobiert habe ich es natürlich auch schon. Vorweg habe ich natürlich im Netz ein wenig recherchiert. Es gibt natürlich noch sehr wenig Beiträge zu dem Gerät, da es sehr neu auf dem Markt ist, allerdings hat mich ein gemeldeter Fehler etwas beunruhigt. Und zwar soll angeblich die Main Out Lautstärke zurückgesetzt werden, wenn man zwischen Monitor und Headphone wechselt, was zu unglaublich hohen Outputs führt. MOTU hat anscheinend schon reagiert und vor einer Woche eine neue Firmware herausgebracht, die das Problem behebt. Ich frage mich zwar, wie bei so einer Firma so ein Fehler in die Produktion kommen kann, aber wenn sie schnell drauf reagieren solls mir egal sein.

System:
AMD X6, 8GB RAM, Gigabyte Board, Windows 7 64 Bit

DAW:
Presonus Studio One

Oberflächlichkeiten:
Das MOTU Audio Express macht einen sehr soliden Eindruck, es ist im Vergleich zu anderen Tisch - Interfaces schon ziemlich groß und nimmt sich seinen Platz auf dem Schreibtisch selbst. Die Potis wirken ein klein wenig "billig" im Vergleich zum Rest. Einen Design Preis gewinnen sie mit dem Gerät wahrscheinlich nicht, aber es reicht ja, dass meine Gitarren hübsch aussehen müssen. ;)
Zum Lieferumfang gehören alle nötigen USB und Firewire Kabel (ist ja ein Hybrid Interface), Netzteil, Dokumentationsmaterial und ein Halb-19"-Rackmount Kit, was ich persönlich sehr löblich finde. Andere Hersteller lassen sich ja diese kleinen Blechnase (besonders für Funkstrecken) gerne gut bezahlen.

Installation:
Ich habe wahrscheinlich noch nie eine Treiberinstallation von der beigelgten CD durchgeführt und damit fange ich auch gar nicht erst an. Also habe ich mir die aktuelle Treibersoftware von der MOTU Homepage runtergeladen, samt Firmware Version 1.03. Leider gibt es online noch kein Manual. Das finde ich persönlich sehr schade, ich wollte jetzt nicht jede Tüte aufreißen, vielleicht geb ich das Gerät ja noch zurück, in den beigefügten Readmes steht aber alles relevante drinnen.
Zur Treiberinstallation gibt es nichts spannendes zu berichten. Läuft, passt, hat sich nicht mal gelohnt nen Kaffee aufzusetzen. Auch die Firmware war schnell aktualisiert, zur Sicherheit habe ich das Interface am Netzteil betrieben, welches allerdings einen ziemlichen Budget Eindruck hinterlässt.

Software:
Die installierte Software besteht aus drei Komponenten. Der Treibersoftware für Einstellungen wie Puffergröße etc., eine Komponente für Clockeinstellungen die ich mir nicht genauer angeschaut habe und die Cue-Mix Software, in der man die Möglichkeit hat, Kanaleinstellungen und Monitormixe durchzuführen. Außerdem kommt das Interface mit ein paar kleinen DSP Helferleins wie Stimmgerät, FFT und Phasen Analyse, nett, aber natürlich nichts, was es nicht schon gibt. Seine großen Brüder haben noch integrierte DSP Effekte wie EQ, Reverb etc. da hat man hier zu Gunsten des Preises drauf verzichtet was ich persönlich gut finde, wenn ich es bräuchte würde ich auch die 100€ mehr ausgeben. Leider habe ich die integrierte Software nicht zum funktionieren überreden können und müsste dafür mit Sicherheit erstmal ins Handbuch schauen. Warum sich da allerdings nichts getan hat erschließt sich mir nicht, so viel einstellen kann man da schließlich auch nicht.
Die Cue-Mix Software bietet außerdem Zugang auf die Parameter: +48V Phantom, -20dB PAD und Phase Reverse für die Eingangskanäle. Das Aktivieren der Phantomspannung erzeugt einen deutlich hörbaren Einschaltknackser, der lauter ist, als ich ihn sonst gewohnt bin.

Stand - Alone - Fähigkeit und Handling:
MOTU wirbt damit, dass das Interface in seiner Kompaktheit auch komplett Standalone fähig ist und sogar ganz ohne Computer betrieben werden. Grundsätzlich macht dieses Feature das Interface für mich noch interessanter, weil ich auf diesem Wege noch zwei gute Preamps über SPDIF in mein bestehendes Recording Setup integrieren kann. Um das zu realisieren hat MOTU anscheinend an seine Entwickler die Vorgabe erlassen, möglichst viele Funktionen auf möglichst wenig Knöppchen unterzubringen... Jeder Poti an der Frontseite ist gleichzeitig auch noch ein Knopf, mit dem man zwischen den Funktionen und Einstellungen hin- und herschalten kann. Angezeigt werden die Funktionen am frontseitigen Display.
Zum Beispiel hat der Lautstärkeregler gleich drei Funktionalitäten in einem.
- Volume Master
- Volume Headphones
- Volume Master + Headphones parallel
Die Anzeige des aktuell eingestellten Werts und der Pegelausschlag sind in einer LED Kette gehalten, so muss man immer erst 1-2 Sekunden warten, bis die Anzeige wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurückgesprungen ist.
Gleiches gilt zum Beispiel für die Einstellung der Eingangskanäle. Hier muss man vorher mit einem der Knöpfe auswählen, welcher Parameter geändert werden soll (z.B. Input Gain, Mixer/Monitor Volume, Monitor Panning etc.) und ändert diesen dann mit dem entsprechenden Kanal Poti. Das Ganze dann auch noch für 4 mögliche, unterschiedlice Mixe (Konfigurationen)

Kritiker mögen das erstmal als total umständlich empfinden, dem halte ich entgegen, dass man beim Computer Betrieb, natürlich einen Paramter eingestellt lassen kann und den Rest dann über die Cue-Mix Software erledigt. Die meisten mobilen Interfaces bieten diese umfangreichen Möglichkeiten gar nicht erst hardwareseitig an. Natürlich war ich anfangs auch erstmal verwirrt, ich bin mir aber sicher, dass ich keinen Monat Benutzung bräuchte, um die Bedienung auch im Standalone Betrieb zu beherrschen.

Latenzen und Performance:
Bei einer eingestellten Puffergröße von 512 zeigt mir Studio One eine Eingangslatenz von ca. 12ms und Ausgangslatenz von ca. 15ms an.
Testweise habe ich ein aktuelles Projekt mit 80+ Spuren, vielen Subgruppen, FX Sends etc. geladen. In fast jeder Spur befindet sich ein Saturation PlugIn (SATV oder Sonimus Satson), einige Hallräume, Kompressoren etc. Selbst mit 4ms Eingang und 6ms Ausgang konnte ich noch ohne Probleme und Aussetzer noch ein paar LePou Ampsims und IRs laden um ein wenig dazu zu zocken. Wobei ich auch sagen muss, dass Studio One ein sehr gutes Multithreading besitzt und meine 6 Kerne auch richtig effizient mit Arbeit versorgt.
Im späteren Verlauf kam es aber zu merkwürdigen DropOuts, allerdings bei höheren Puffergrößen und immer dann, wenn eine Fader Automation angesprungen ist. Das konnte ich mir absolut nicht erklären und muss ich auch heute Abend noch mal ausprobieren. Es könnte auch, sein, dass da evtl. etwas beim Hin- und Herschalten zwischen den beiden Interfaces durcheinander gekommen ist.

Sound:
Was soll man zum Sound sagen? Glaskar, seidig, tolle Transienten? ... ähm naja... ich hab weder erwartet, dass eine offenkundige Neu-Offenbarung auf mich zukommt, noch muss ich diese Erwartung revidieren. Einen echt-hörbaren Unterschied zwischen den Preamps im M-Audio und denen im MOTU gibt es nicht. Im Detail kann es natürlich sein, dass die MOTU Preamps bei höheren Gaineinstellungen rauschärmer sind usw. aber der normale Heimanwender wird davon nichts mitbekommen. Davon ist meiner persönlichen Meinung nach in diesen Preisklassen auch nicht auszugehen. Da hat ja jeder Hersteller "preisgekrönte BlaBla-Preamps mit Blubb-Technologie".
Es ist mir vor allem nicht Negatives aufgefallen. Das Signal klingt so wie ich es ewartet habe.

Kritikpunkte und Auffälligkeiten (persönliche Meinung):
- Die Preamp Beschreibung auf der MOTU Homepage "plenty of gain" trifft zu. Ohne 20dB PAD ist mit DI Input von der Gitarre nichts zu machen. Die können sogar so verstärken, dass selbst ohne Phantom (hatte es anfangs vergessen) noch ein sehr lautes Signal von der aktiven DI Box zu bekommen ist :) Naja... ob man so viel Gain braucht sei mal dahingestellt.
- Die Main Out Lautstärke ist sehr hoch, ich muss schon deutlich runtergeln, um meine Montiore selbst nicht anfassen zu müssen.
- Beim Einstellen vom Gain in Kanal 1 sind Regelknackser zu hören, die in Kanal 2 nicht vorhanden sind. Hier schließe ich erstmal auf einen Produktionsfehler.
- Meiner Meinung nach hätte man für Main Out und Headphones Volume getrennte Regler verwenden können, ich hab auf beide Parameter gerne einen schnellen Zugriff
- Die Potis sind nicht sonderlich griffig, klein und nah beieinander. So richtig gerne fummelt man nicht daran herum.
- Für Phantomspannung On/Off hätte man meiner Meinung nach auch noch auf der Rückseite seperate Schalter anbringen können. Wahrscheinlich hat die Entscheidung dagegen etwas mit dem möglichen Rackeinbau Design zu tun. Als zusätzliche Option hätte ich es gern gesehen.
- Einschaltgeräusch bei Phantom On/Off
- Bei der parallelen Schaltung von Headphone und MainOut Volume wird zuerst der Headphone und dann der MainOut geregelt. Das ist nicht parallel und irgendwie merkwürdig.
- Ein schnell zugänglicher MainOut Mute wäre toll gewesen.

Fazit:
Das Interface erfüllt eigentlich genau die Spezifikationen die ich für den aktuellen Anwendungsbereich brauche. Die Standalone Fähigkeit würde ich vermutlich nur zur Einbindung in meine 24 Kanal Lösung nutzen, um die beiden hochwertigen Preamps mit benutzen zu können. Besser als die letzten 8 Kanäle von der ADA8000 sind sie ja allemal.
Ein Reamping Test steht jetzt noch aus und wird morgen durchgeführt. Dann entscheide ich auch, ob ich das Interface behalte, oder nicht.
Im Detail hätte man das ganze Interface sicherlich noch etwas benutzerfreundlicher gestalten können, aber wenn es für mich ideal gewesen wäre, hätte sich sicherlich irgendwer anders daran gestört.
Den aktuellen Straßenpreis zwischen 360-380€ halte ich für ok. Wer die Funktionalitäten so nicht benötigt ist allerdings mit der Klasse zwischen 100-200€ auch gut bedient und wird meiner Meinung nach durch das MOTU keine signifikante Qualitätssteigerung erfahren. Die direkten Konkurrenten sind sicherlich das Focusrite Saffire Pro24 (oder Pro24 DSP), die natürlich noch ca. 100€+ günstiger sind, dafür nicht mit Hybrid FW/USB aufwarten können, nicht diese umfassende Standalone - Fähigkeit besitzen, noch stärker erweiterbar sind, und im Fall des Pro24 DSP noch integrierte Effekte besitzen.

Die Entscheidung in dieser Preisklasse wird nicht einfacher, je mehr Interfaces auf den Markt kommen ;)
 
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ah.. na toll.. kann dich grad nich bewerten... :redface: schönes Review! hast du das MOTU per USB oder FW am Rechner? Auf die Reamping-Geschichte bin ich auch mal gespannt, das wär nämlich auch mein Haupteinsatzgebiet (Clean einspielen mit Amp-Sim, BFD-Eco Drums drauf und dann in unserem kleinen Studio reampen.)
 
Ich hab's jetzt erstmal per USB dran. Firewire teste ich auch noch mal wenn ich dazu komme. Dann wahrscheinlich einmal am Onboard FW Chipsatz und an einer seperaten Firewire Karte mit TI Chip. So ähnlich sieht mein Einsatzgebiet auch aus. Mittlerweile hab ich mir die Ampsims (LePou oder TSE X50) so eingestellt, dass es vom Spielgefühl passt, wenn ich es hinterher auf meinen Amp schicke. Es macht zwar deutlich mehr Spaß wenns rumst, aber so kann ich wunderbar die Basics zu Hause einspielen. :)
 
So, ich hab das Gerät noch ein wenig getestet, diesmal auf dem Windows XP System, an dem auch die Firestudio Lösung hängt.

Im USB Betrieb war das Gerät bei keiner Buffersize zum "glitch" - freien Funktionieren zu überreden. Das hat sicherlich auch systembedingte Gründe, die hatte ich allerdings noch mit keinem anderen Interface. Über Firewire lief es dann zwar einigermaßen, sobald ich allerdings eines der Analyse PlugIns aufgemacht habe (die ja DSP seitig laufen) ging die Prozessorauslastung an meinem Rechner in die Höhe... das fand ich schon etwas merkwürdig.
Zum Testen hab ich eine kleine Reamping Runde eingelegt. Das Routing ging einigermaßen fix, das Reamping hat gut funktioniert, da habe ich grundsätzlich nichts dran auszusetzen.

Aber... mir ist auch noch aufgefallen, dass es keine Möglichkeit gibt, in der CueMix Software den Rückweg vom Rechner zu regeln. Das mag zwar nicht so tragisch sein, mir geht es jedoch ziemlich auf den Keks, dass mir zum Monitoring, mit einem anliegenden Mikrofonsignal zum laufenden Playback vom Rechner, nur die Möglichkeit bleibt, den MainOut aus der DAW runterzuziehen. Ich kann nur die Lautstärke der Mikrofon - Eingangskanäle über Fader in der CueMix Software regeln. Es gibt zwar einen Kanal in der CueMix Software der "Output" heißt. Auf diesem ist auch das Signal aus der DAW zu erkennen, der dazugehörige Fader regelt allerdings die Lautstärke der anliegenden Mikrofon und Line - Kanäle und nicht wie erwartet die Output Lautstärke. Die lässt sich zum Beispiel an Output Analog 3/4 gar nicht regeln, nur aus der Quelle heraus, also der DAW, MediaPlayer etc.

Außerdem ist die Aussteuerungsanzeige in der CueMix - Software Post - Fader ausgelegt und lässt sich nicht auf Pre-Fader ändern. Das heißt also, dass man, um das Signal über die Software Anzeige zu pegeln, den Fader voll aufreißen muss. Oder man benutzt halt die LEDs am Gerät selber, aber mir ist das zu ungenau.

Kurz und gut ein kleines Fazit:
Über die Audioqualität kann ich nichts Negatives berichten, auch die Idee und tendenzielle Umsetzung der Standalone Fähigkeit finde ich gelungen. In vielen Details aber ist das Gerät nicht gut zuende gedacht. Es wirkt ein klein wenig "halbfertig" auf mich und hinterlässt ein unzufriedenes Gefühl von: "dafür will ich aber keine 380€ ausgeben, dann lieber 800€+ für ein RME Fireface mit vielen Features die ich nicht brauche..."
Deswegen habe ich es auch wieder zurück gegeben und überlege nun, welches Gerät ich probiere. Mein Auge fällt momentan auf die Focusrite Scarlett Reihe, die meine Anforderungen erfüllen sollte.
 
ja, danke für die weitergehende Info, die Scarletts sind auch auf meinem Schirm. Was man so liest, sollen die Focusrites auch besser mit Winheinz harmonieren als die Motus. Wir haben ja ein 2408 und HD192 bei uns im kleinen Bandstudio, da gibts auch öfters mal Probs. Vor allem beim Syncronisieren der beiden Geräte, klappt auch nich immer auf Anhieb, und wenn du da nich aufpasst und machst n Cubase-Projekt auf, dann zerschiessts dir deine Prefs...
 

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