MrEzprit
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Size doesn't matter
Gibt es das Kindchenschema eigentlich auch bei Gitarren? Also irgendwas putziges muss die Martin LX1E schon an sich haben, den überall wo man damit aufschlägt, gibt es nach dem Auspacken erstmal ein "Aaaahhh" zu hören und anschließen wird sie begrabbelt. Nun, soviel vorweg, sie ist ja auch toll.
Ursprünglich war ich auf der Suche nach einem Ersatzinstrument für Live-Situationen. Da Auftrittsorte nicht immer bequem mit dem Auto zu erreichen sind und man meist noch einiges mehr zu schleppen hat, entschied ich mich, mir die LX-Serie näher anzusehen. Anfangs war ich etwas skeptisch, da Gitarren mit vergleichbaren Maßen oft sehr nach Dose klingen. Zudem wird die Halsgröße häufig so reduziert, dass die Bespielbarkeit darunter leidet.
Verarbeitung und Bespielbarkeit
Das Handling dieser Gitarre ist klasse. Sie ist leicht, handlich und die vorderen Lagen befinden sich, dank kürzerer Mensur, noch mehr in der Komfort-Zone. Eine leichte Kopflastigkeit ist zwar vorhanden, doch fällt diese bei dem Fliegengewicht im regulären Betrieb kaum auf. Der Hals hat am ersten Bund die üblichen 42mm und ein angenehm flaches Shaping. Die Bünde liegen aufgrund der Mensur etwas enger zusammen, was sich aber kaum bemerkbar macht. Nur bei Akkordarbeiten ab dem siebten Bund wird es stellenweise etwas eng, aber durch eine entspannte, präzise Spielweise gibt es bei normal großen Händen keine Probleme.
Der Korpus besteht, wie ihr vielleicht sogar schon wisst, aus Mahagoni-HPL. Ob die Holzsorte bei diesem Laminat noch irgendeine Rolle spielt, sei mal dahingestellt. Der Hals ist aus Stratabond, das Griffbrett aus Richlite. Also viele Laminate und Kunststoffe jeglicher Art, doch solange sie klingt ist mir das absolut egal. Bei der Decke hat man als Käufer die Wahl zwischen HPL und massiver Fichte, wobei ich mich für letztere entschied. Die massive Fichte ist klanglich etwas heller und offener. Da die HPL-Version auch toll klingt, fiel mir die Entscheidung nicht leicht, doch da der Preisunterschied eher gering ist und Fichte bei entsprechender Nutzung noch nachreift, habe ich mich für die massive Decke entschieden. Die Verarbeitung ist Martin-typisch einwandfrei. Hier etwas zu nennen wäre überzogene Pedanterie.
Sound
Also ein Leisetreter ist sie keinesfalls. Es ist wirklich erstaunlich, welch festen und kräftigen Klang dieses kleine Instrument produziert. Vor allem beim Strumming mit dem Pick wird ein gewisser Druck in der Stimme nötig um mit der LX mithalten zu können. Der Fokus liegt deutlich bei den Mitten und den Höhen. Dass der typisch basslastige Martinsound hier nicht zu finden ist, dürfte aber klar sein. E- und A-Saite finden trotzdem ihren Platz im Klangspektrum und kommen gut zur Geltung. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass ein hochwertiger und komplexer Sound produziert wird. Wer noch etwas mehr Fülle in den Sound bringen möchte, sollte ein gutes dickes Plektrum verwenden, wie das V-Pick Screamer.
Beim Fingerpicking macht sie auch eine gute Figur. Hier treten die Bässe etwas in den Hintergrund und sind nicht wirklich in der Lage ein tragendes Fundament zu bilden. Die Diskansaiten klingen fein, hell und sind äußerst präsent. Der Einsatz eines Capos in höheren Lagen zaubert einen sehr interessanten Sound.
Wirklich interessant wird es, wenn man Dr. Jekyll an die PA anschließt, denn da kommt Mr. Hyde zum Vorschein. Hier ist kein Unterschied zur ausgewachsenen Gitarre mehr feststellbar. Der Fishman tönt natürlich und ausgewogen. Die typische Topfigkeit, die bei so kleinen Instrumenten zu finden ist, verschwindet komplett und die Bässe holen deutlich auf, allerdings nicht im Übermaß. Zu viele Bassfrequenzen sind im Bandkontext wegen Feedback und Matsch sowieso nicht erwünscht. Die Kombination aus Kompaktheit, tollem PU und sehr guter Bespielbarkeit macht sie zur idealen Livegitarre - wenn man die kürzere Mensur mag.
Im Lieferumfang befindet sich ein hochwertiges Gigbag mit schöner Stickerei. Bespannt ist sie mit den meiner Meinung nach hervorragenden MSP7200 Saiten.
Fazit
Vor dem Kauf ertappte ich mich hin und wieder beim Gedanken, ob ich da nicht ein Spielzeug für 485 Euro erwerbe, doch war dies absolut nicht gerechtfertigt. Sie ist ein vollwertiges Instrument und, aufgrund der Maße, zum ständigen Begleiter prädestiniert. Zudem finde ich, dass sie die Konkurrenz in ihrer Größenklasse um Längen schlägt. Wer also eine kompakte Gitarre sucht, die viel Freude bereitet und auch klanglich bestehen kann, sollte sie sich auf alle Fälle ansehen.
Soundsamples und Fotos haben wir leider nicht, da mir die Gitarre mittlerweile nicht mehr zur Verfügung steht.
Gibt es das Kindchenschema eigentlich auch bei Gitarren? Also irgendwas putziges muss die Martin LX1E schon an sich haben, den überall wo man damit aufschlägt, gibt es nach dem Auspacken erstmal ein "Aaaahhh" zu hören und anschließen wird sie begrabbelt. Nun, soviel vorweg, sie ist ja auch toll.
Ursprünglich war ich auf der Suche nach einem Ersatzinstrument für Live-Situationen. Da Auftrittsorte nicht immer bequem mit dem Auto zu erreichen sind und man meist noch einiges mehr zu schleppen hat, entschied ich mich, mir die LX-Serie näher anzusehen. Anfangs war ich etwas skeptisch, da Gitarren mit vergleichbaren Maßen oft sehr nach Dose klingen. Zudem wird die Halsgröße häufig so reduziert, dass die Bespielbarkeit darunter leidet.
Verarbeitung und Bespielbarkeit
Das Handling dieser Gitarre ist klasse. Sie ist leicht, handlich und die vorderen Lagen befinden sich, dank kürzerer Mensur, noch mehr in der Komfort-Zone. Eine leichte Kopflastigkeit ist zwar vorhanden, doch fällt diese bei dem Fliegengewicht im regulären Betrieb kaum auf. Der Hals hat am ersten Bund die üblichen 42mm und ein angenehm flaches Shaping. Die Bünde liegen aufgrund der Mensur etwas enger zusammen, was sich aber kaum bemerkbar macht. Nur bei Akkordarbeiten ab dem siebten Bund wird es stellenweise etwas eng, aber durch eine entspannte, präzise Spielweise gibt es bei normal großen Händen keine Probleme.
Der Korpus besteht, wie ihr vielleicht sogar schon wisst, aus Mahagoni-HPL. Ob die Holzsorte bei diesem Laminat noch irgendeine Rolle spielt, sei mal dahingestellt. Der Hals ist aus Stratabond, das Griffbrett aus Richlite. Also viele Laminate und Kunststoffe jeglicher Art, doch solange sie klingt ist mir das absolut egal. Bei der Decke hat man als Käufer die Wahl zwischen HPL und massiver Fichte, wobei ich mich für letztere entschied. Die massive Fichte ist klanglich etwas heller und offener. Da die HPL-Version auch toll klingt, fiel mir die Entscheidung nicht leicht, doch da der Preisunterschied eher gering ist und Fichte bei entsprechender Nutzung noch nachreift, habe ich mich für die massive Decke entschieden. Die Verarbeitung ist Martin-typisch einwandfrei. Hier etwas zu nennen wäre überzogene Pedanterie.
Sound
Also ein Leisetreter ist sie keinesfalls. Es ist wirklich erstaunlich, welch festen und kräftigen Klang dieses kleine Instrument produziert. Vor allem beim Strumming mit dem Pick wird ein gewisser Druck in der Stimme nötig um mit der LX mithalten zu können. Der Fokus liegt deutlich bei den Mitten und den Höhen. Dass der typisch basslastige Martinsound hier nicht zu finden ist, dürfte aber klar sein. E- und A-Saite finden trotzdem ihren Platz im Klangspektrum und kommen gut zur Geltung. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass ein hochwertiger und komplexer Sound produziert wird. Wer noch etwas mehr Fülle in den Sound bringen möchte, sollte ein gutes dickes Plektrum verwenden, wie das V-Pick Screamer.
Beim Fingerpicking macht sie auch eine gute Figur. Hier treten die Bässe etwas in den Hintergrund und sind nicht wirklich in der Lage ein tragendes Fundament zu bilden. Die Diskansaiten klingen fein, hell und sind äußerst präsent. Der Einsatz eines Capos in höheren Lagen zaubert einen sehr interessanten Sound.
Wirklich interessant wird es, wenn man Dr. Jekyll an die PA anschließt, denn da kommt Mr. Hyde zum Vorschein. Hier ist kein Unterschied zur ausgewachsenen Gitarre mehr feststellbar. Der Fishman tönt natürlich und ausgewogen. Die typische Topfigkeit, die bei so kleinen Instrumenten zu finden ist, verschwindet komplett und die Bässe holen deutlich auf, allerdings nicht im Übermaß. Zu viele Bassfrequenzen sind im Bandkontext wegen Feedback und Matsch sowieso nicht erwünscht. Die Kombination aus Kompaktheit, tollem PU und sehr guter Bespielbarkeit macht sie zur idealen Livegitarre - wenn man die kürzere Mensur mag.
Im Lieferumfang befindet sich ein hochwertiges Gigbag mit schöner Stickerei. Bespannt ist sie mit den meiner Meinung nach hervorragenden MSP7200 Saiten.
Fazit
Vor dem Kauf ertappte ich mich hin und wieder beim Gedanken, ob ich da nicht ein Spielzeug für 485 Euro erwerbe, doch war dies absolut nicht gerechtfertigt. Sie ist ein vollwertiges Instrument und, aufgrund der Maße, zum ständigen Begleiter prädestiniert. Zudem finde ich, dass sie die Konkurrenz in ihrer Größenklasse um Längen schlägt. Wer also eine kompakte Gitarre sucht, die viel Freude bereitet und auch klanglich bestehen kann, sollte sie sich auf alle Fälle ansehen.
Soundsamples und Fotos haben wir leider nicht, da mir die Gitarre mittlerweile nicht mehr zur Verfügung steht.
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