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Review des K&K Big Twin und Big Shot als Tonabnehmer unter den Stegfüßen der akustischen Geige
Vorgeschichte
Dies ist sozusagen der zweite Teil meines Akustik-Geigen-Tonabnehmer-Reviews.
Wie es dazu kam, dass damals im Jahre 1994 (oder 1995?) in einem Briefkuvert zwei K&K Big Shot (also ein Big Twin) von K&K in meinen Briefkasten flatterten könnt ihr in meinem ersten Geigen-Tonabnehmer-Review über die K&K Twin Spot nachlesen.
Die Big Twin (bzw. die Big Shot) haben einen ¾"-Durchmesser, und sind somit deutlich größer als die Hot Spot mit ½"-Durchmesser und ich war schon total auf ihren Klang gespannt als ich sie damals in meinen Händen hielt!
Ausbau der Hot Spot-Tonabnehmer
Also lötete ich die beiden Hot Spot von der 3,5mm-Klinkenbuchse ab, entspannte die Saiten etwas bis ich den Steg wieder anheben konnte, zog sie unter den Stegfüßen heraus und entfernte sie vollständig.
Vorbereitung der Big Shot-Tonabnehmer für den Einbau
Ich nahm eine Feile und einen Messschieber und plante die Oberseite der beiden Big Shots so, dass sie dünn und parallel zur Unterseite waren.
Die etwas scharfe Unterkante der Messinggrundplatte wurde sauber verrundet damit der Geigenlack und die Geigendecke weder Druckstellen, noch Kratzer oder ähnliches bekommen könnten.
Die Außenkontur ließ ich diesmal ganz bewusst rund und passte sie nicht den Stegfußkonturen an, da ich ja durch das Gespräch auf der Musikmesse wusste, dass ich dabei dann auch den tatsächlichen Piezo-Teil des Abnehmers verkleinere und den Klang und Ausgangspegel ändere.
Dann "lackierte" ich die Piezos wieder mit TippEx und "malte" sie anschließend mit Buntstiften in der "Geigenfarbe" an.
Die Kabel wurden wieder mit den aufgeschnittenen braunen Kabelisolationen "überklipst" und dadurch "braun" und unauffälliger (aber eben auch dicker).
Ich hatte diese Methode ja schon bei meinem Twin Spot verwendet (siehe Review)
(zum Vollbild, Bilder anklicken)
Einbau der Big Shot-Tonabnehmer, bzw. des Big Twin
Ich hob den Steg an, schob die Piezoabnehmer darunter, spannte und stimmte die Saiten wieder und achtete dabei darauf den Steg immer wieder senkrecht zu stellen, da er sich ja beim Spannen der Saiten immer wieder nach vorne neigt.
die Kabel band ich wieder im Bereich der Saitenenden durch die Löcher im Saitenhalter zwischen den Saiten und Feinstimmern nach oben und führte sie wieder zur 3,5mm-Klinkenbuchse.
Nach dem parallelen Anlöten der beiden Kabel wurde die Buchse zusammen mit dem linken Kinnstützen-Schlösschen wieder umschrumpft, damit sie isoliert und mechanisch gut befestigt war.
Auf den Bildern sind mittlerweile 4 Feinstimmer. Damals waren es noch zwei.
(zum Vollbild, Bilder anklicken)
Gewicht der Geige
Die Geige ist leicht, da der Tonabnehmer und die kleine Klinkenbuchse kaum ins Gewicht fällt.
Der Klang
Die Big Shots klangen eindeutig wärmer, voluminöser, lauter und weniger höhenreich als die Hot Spots. Das passte viel besser zu meinem Transfer-Funksystem, also blieben sie für viele Jahre genau so montiert und ich dachte auch nicht mehr viel über die Geigenabnahme nach.
Der Klang blieb sehr konstant auch bei leichten Neigungsänderungen des Steges.
Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich (bauartbedingt) die emfindlichere Seite nach unten auf die Geigendecke positioniert hatte. Sie nehmen also die Schwingung der Geigendecke deutlicher ab als die Steg- und Saitenschwingung. Das entspricht auch dann eher dem reellen Geigenklang.
(Aber nur "eher", der Klang ist natürlich trotzdem sehr unterschiedlich).
Neuer Funk
Da ich damals von den "aufsteckbaren XLR-Sendern" fasziniert war, wurde das Transfer-Funsystem gegen ein Zeck d.a.i.sy getauscht als ich eines gebraucht über die Kleinanzeigen erstehen konnte. Der Klang wurde durch die höhere Eingangsimpedanz von 300 Kiloohm nochmals wärmer und weniger schrill.
Dazu montierte ich noch einen XLR-Stecker an die Schulterstütze, so dass der Sender von der Schulterstütze weg im 90°-Winkel zur Geige (Richtung Schnecke) ragte. Da störte er nicht und war auch kaum unter der Geige vom Zuhörer zu sehen. Durch sein geringes Gewicht des Senders war das D.a.i.sy.-System damals ein idealer Geigensender!
Da ich die doppelte Version mit Doppel-Diversity-Empfänger und zwei Sendern erstanden hatte konnte ich den Klang nun unterschiedlich einstellen und die Geige ging per extra Sender direkt (über XLR) ins Pult.
Der zweite Sender war am Gitarrenband befestigt und ging zum Sony GP5.
Später verwendete ich aber dann doch einen der Sender für mein Gesangsmikro und den anderen im Wechsel für Geige und Gitarre. Der Sender ließ sich ja in Sekunden mit einem Handgriff von der Schulterstütze und vom Adapter am Gitarrenband lösen und umstecken. Das ging schneller als das Einstecken eines Klinkenkabels in die Gitarre!
Weitere Entwicklung
So tat die Geige mit Tonabnehmer jahrelang problemlos und zuverlässig ihren Dienst!
Aber irgendwann gehen Lautstärkepotis leider kaputt und "krachen" nur noch.
Und so musste ich nach etwa 20 Jahren meine "feinste Alu-Blechnerarbeit" meiner modifizierten Wolf-Forte-Secondo-Schulterstütze wieder öffnen und den defekten Lautstärkepoti ausbauen. Das ging nur mit Gewalt, da ich damals nicht bedacht hatte dass an eventuell mal an den Poti dran müsste um ihn zu reinigen, oder das Kabel neu anzulöten. :-(
Da ich den Lautstärkeregler letztendlich fast nie verwendet hatte, entschloss ich mich dazu ihn nicht mehr zu reinigen oder zu ersetzen. Stattdessen entfernte ich das komplette Alublech und band die Klinkenbuchse wieder so an die Schulterstütze, dass sie nach außen weg ging.
Ich spielte zu der Zeit nur noch mit Kabel direkt in mein Sony HR-GP5 und später in meinen Line6 HD500 und fand es praktischer wenn das Kabel über die Schulter nach unten ging bzw. hing.
Später drehte ich die Buchse für meinen Line6 Relay G30 Gitarrensender wieder um, da ich ihn damals am Gürtel trug und entweder die Gitarre, oder die Geige daran anschloss. Dazu war es wieder praktischer wenn das Kabel nach rechts und nicht nach links weg ging.
Allerdings hatte ich zu der Zeit dann schon meine E-Geige und setzte die akustische nur noch live bei Beerdigungen, Open Air, oder kleineren Anlässen ohne Verstärkung ein. Mir gefiel auch der verstärkte Sound der E-Geige besser und ich fand sie rein preislich und rückkopplungstechnisch auch "bühnentauglicher". Mit dem Einbau des G30-Senders war sie dann definitiv erste Wahl!
Im April 2013 machte ich für mein E-Geigen-Review verschiedene Vergleichsaufnahmen der E-Geige und interessehalber auch zwischen A- und E-Geige und stellte dabei fest, dass die Buchse nun ebenfalls nur noch "krachte". Sie war mittlerweile auch wirklich schon alt und ließ sich auch mit Kontaktspray nicht mehr gut genug reinigen, also wurde es Zeit für eine neue Buchse und eine neue Verdrahtung.
Also baute ich eine neue 3,5mm-Klinkenbuchse an die Kinnstütze und einen neuen Adapter mit neuer 6,3mm Kabel-Stereo-Buchse an die Wolf-Forte-Secondo-Schulterstütze:
Dabei trennte ich auch die Parallelschaltung der Piezos, führte sie über sie Stereobuchse einzeln heraus und machte sozusagen aus dem Big Twin zwei einzelne Big Shot. Mich interessierte einfach wie sie denn wohl einzeln klingen würden, da mein Bruder an seinem Kontrabass nur noch einen Abnehmer montiert hatte, da er sagte mit zwei Abnehmern hätte er heftige Auslöschungen vorallem im Bassbereich und ein Abnehmer wäre lauter und besser klingend.
Ich war also gespannt auf das Ergebnis!
Ich stelle jetzt hier die drei Aufnahmen vom April 2015 ein, da sie direkt hintereinander mit der selben Einstellung aufgenommen wurden wie die Aufnahmen meiner E-Geige.
Ich sage das ganz bewusst! Ich habe damals auch die Eingangsempfindlichkeit nicht geändert. Man könnte also die Lautstärke direkt mit der Lautstärke der E-Geige und auch untereinander vergleichen, wäre da nicht die automatische Normalisierung von Soundcloud, die die Lautstärke automatisch angleicht! Das ist im Normalfall natürlich eine gute Funktion und durchaus sinnvoll, in meinem speziellen Fall aber leider nicht.
Deshalb zeige ich hier zumindest den Screenshot von Audacity mit den verschieden "lauten" Kurven.
Die Aufnahmen sind teilweise übersteuert, da ich einfach nicht mit so einem Pegelzuwachs der einzelnen Piezos gegenüber der Parallelschaltung gerechnet hatte!
Soundfiles
Big Twin - Beide Piezos parallel
https://soundcloud.com/geigit/akustikgeige-kk-bigtwin-zwischen-beiden-stegfusen-und-decke
Big Shot - Der Piezo unter dem rechten-Stegfüßchen bei der E-Saite alleine
https://soundcloud.com/geigit/akustikgeige-kk-big-shot-zwischen-stegfus-und-decke-auf-der-seite-der-e-saite
Big Shot - Der Piezo unter dem linken-Stegfüßchen bei der G-Saite alleine
https://soundcloud.com/geigit/akustikgeige-kk-big-shot-zwischen-stegfus-und-decke-auf-der-seite-der-g-saite
Als Klang-Vergleich: Meine E-Geige passiv, ohne Vorverstärker mit neuem Steg:
Wechsel des Steges
Anschließend habe ich mit dem Original-Steg eine kurze Sequenz direkt, ohne Equalizer aufgenommen:
https://soundcloud.com/geigit/originalsteg-passiv
Dann betete ich, spannte die Saiten ab, wechselte den Steg, spannte (die selben) Saiten wieder, stimmte die Geige und nahm eine ähnliche Sequenz auf:
https://soundcloud.com/geigit/neuer-steg-passiv
Der Klangunterschied ist deutlich und ging absolut in die gewünschte Richtung! Hallelujah, Preist den Herrn! Es ist die selbe Geige mit neuem Herz und neuer Seele!
Durch den Ausbau der Elektronik, den eingebauten Funk und das besondere Aussehen war nun die E-Geige etwas ganz individuelles geworden ein Unikat und es machte mir noch mehr Spaß darauf zu spielen!
Und als weiterer Vergleich die akustische Geige per Mikrofon mit dem AudioTechnica AT2035:
https://soundcloud.com/geigit/akustikgeige-mit-audiotechnica-at2035
Klangunterschied zwischen zwei und einem Piezo
Der Klangunterschied zwischen einem und zwei Piezos ist echt heftig!
Es gibt also auch an der Geige bei zwei Piezos starke Ton- und Volumenauslöschungen! Nicht nur am Bass!
Das ist bei längerem Nachdenken auch durchaus logisch, da der Geigensteg ja nicht mit beiden Stegfüßchen synchron "hoch-runter" schwingt, sondern über die Stimme eine Drehbewegungsschwingung abbekommt. Dazu kommt die Seitwärtsschwingung der Saite durch den Bogenstrich. Dadurch bewegt sich teilweise ein Füßchen nach oben während sich das andere Füßchen nach unten bewegt. Dass sich da dann die langwelligeren liefen Töne stärker aufheben als die Höhen ist physikalisch absolut logisch!
Ich hatte also über 20 Jahre ein klanglich viel besseres Potential in meiner Geigenabnahme und wusste es nicht
Tja, man lernt eben nie aus!
Die Entscheidung ob ich zukünftig weiterhin beide, oder nur noch einen der beiden Abnehmer nutzen will, gestaltete sich also wie folgt:
Pro & Contra Big Twin zu Big Shot
Pro Big Twin - Kontra Big Shot
- etwas gleichmäßigere Lautstärke über alle vier Saiten
- bisher "gewohnter Klang"
- die Stegbeinchen passen optimal zur Kontur der Decke, da der Steg lediglich 1mm höher steht. Bei einseitigem Piezo muss entweder auf der anderen Seite ein Plätchen mit 1mm unterlegt werden, oder die Stegfüße müssen sehr dünn sein damit sie sich wie bei meiner Geige dem "Winkel" federnd anpassen.
Pro Big Shot - Kontra Big Twin
- Die Saiten-Lautstärke ist auf der Abnehmerseite leicht höher. Man merkt es aber nur wenn beide Pickups stereo angeschlossen sind.
- Der Ausgangspegel ist lauter.
- Der Klang hat mehr Bässe und ist homogener. Die Höhen sind weich und man hat kein "Piezosägen" (agressive Höhen).
- Das Signal lässt sich bei Aufnahmen sehr gut mit einem Mikrofonsignal mischen und gibt der Geige mehr Wärme und Volumen.
► Entscheidung: Zukünftig nur einen Abnehmer
Unter welchen Stegfuß soll dann der eine Abnehmer?
Die Frage drängt sich natürlich sofort auf: Wohin soll dann der eine Abnehmer?
Der Klang unter dem linken Stegfüßchen auf der G-Saiten-Seite ist voluminöser, dunkler, weniger höhenreich und beinhaltet mehr Bogengeräusche z.B beim "Pizzicato" (Springbogen).
Hier sind G- und D-Saite etwas lauter wie A- und E-Saite.
Der Klang unter dem rechten Stegfüßchen auf der E-Saiten-Seite ist etwas detailierter und höhenreicher, hat aber immer noch viel Volumen. Die Bogen-Umsetz- und Springgeräusche sind weniger (wahrscheinlich durch den hohen E-Saitendruck).
A- und E-Saite sind etwas lauter und der Klang gefällt mir insgesamt besser.
Deshalb habe ich den Sensor bei mir unter das rechte Stegfüßchen auf der E-Saiten-Seite geklemmt.
Fazit
Meine akustische Geige klingt nun mit einem Abnehmer homogener wie früher mit Doppelabnehmer! Die Umstellung von Big Twin auf Big Shot hat viel gebracht!
- Eigenschaft
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