grimmels
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Mal zur Abwechslung eine Review zu einem Hümmelchen. Genauer gesagt aus der Werkstatt von Mario Siegismund aus dem Jahr 2010.
Kleine Warnung: Ich bin kein Profi-Duddler. Habe den Sack etwa 2.5 Jahre auf einfachem Niveau in einer Band gespielt und bin seit dem Gelegenheitsspieler. Ich konnte zwar in der Zwischenzeit einige Hümmelchen, Schäferpfeifen, Eigenbauten und Marktsäcke anspielen, bezeichne mich aber dennoch „nur“ als interessierter Anfänger auf dem Gebiet.
Fakten:
Das Hümmelchen hat einen Tonumfang einer None und ist teilchromatisch.
Die Bordune kann von C auf D via Stöpsel umgestimmt werden. Daraus ergibt sich die Möglichkeit in C-Dur oder d-moll zu spielen.
Die „Rohrblätter“ sind aus Kunststoff, genauer gesagt alten Joghurtbechern.
Das Hümmelchen wird in deutscher/offener Griffweise gespielt.
Bordune und Spielfeife sind aus Birnenholz mit Kunststoffmundstück. Der Sack aus Rindsleder.
Vorgeschichte:
Da ich schon Jahre „mittelalternative-“ und Folk-musik höre, war der Wunsch nach einer Sackpfeife relativ früh gereift. Die hohen Anschaffungskosten und Wohnungsunfreundlichen Lautstärken mancher Säcke (z.b. A-Sack), schreckten mich zunächst ab.
Irgendwann 2010 stieg ich dann als Gitarrenlauten- und Irish Bouzouki Spieler in einer „Mittelalter Folkband“ ein. Dieser Umstand und die Tatsache dass meine Mitspieler auch relative Anfänger auf ihren Instrumenten waren, gaben mir schliesslich den finalen Grund (oder Vorwand) mir eine Sackpfeife anzuschaffen.
Aus unterschiedlichen Gründen war klar, dass sie in D gestimmt sein soll. Wegen Lautstärke und Preisgründen entschied ich mich gegen eine Schäferpfeife und für ein Hümmelchen. (Inzwischen durfte ich einige Schäferpfeifen spielen, und würde meine Meinung mittlerweile dahingehend revidieren, dass eine Schäferpfeife je nach Bauart doch besser geeignet gewesen wäre.)
Auswahlverfahren:
Ich habe zunächst die gängigsten Bauer: Güntzel, Rogge, Fischer, Raab abgeklappert. Die billigen Paki-Dinger, folkfriends und ebay Eigenbauten schloss ich von vornherein aus.
Mario Siegismund war damals noch ziemlich unbekannt, aber wurde im Sackpfeifenclub doch positiv bzw. zumindest nicht negativ erwähnt. Das, die Youtube Videos, die kurze Lieferfrist von 3-4 Wochen und der günstige Preis überzeugten mich.
Siegismund verbaut(e) ausschliesslich Kunststoffreeds. Ich konnte zuvor in einer Schalmei schon mal den Unterschied zwischen Schilf und PVC Reeds erfahren. Der einfachere Umgang/Wartung war mir als Beginner willkommen.
Spielbarkeit und Verarbeitung:
Die äussere Qualität des Hümmelchens war ohne Makel. Farbe des Leders konnte ausgesucht werden. Ich entschied mich für „Brombeere“.
Was auffällig ist, sind die kleinen Grifflöcher. Anfangs braucht es da schon einiges an Feingespür um die Löcher zu erstasten und abzudecken. Mittlerweile hatte ich ein paar Säcke anderer Instrumentenbauer in der Hand, die das mit Griffmulden um einiges eleganter gelöst haben.
Die Bordune lässt sich durch rein und rausziehen feinstimmen. Funktioniert tiptop, um die Bordune auf die Spielpfeife einzustimmen. Macht auch nach Jahren kein Problem und ist dicht.
Mit einem kleinen Stöpsel kann man die Bordune rasch von C auf D umstimmen.
Lautstärketechnisch ist das Hümmelchen wohl in einer hierfür typischen Lautstärke. Jedenfalls sind mir später bei Vergleichen mit anderen Säcken keine grossen Unterschiede aufgefallen. D.h. auch in einer Mietwohnung ohne grossen Streit spielbar, aber in einer Band wird es jenachdem ohne Mikrofonierung schon heikel. Zu Gitarre, Flöten, Concertina und Getrommel passt‘s.
Der benötigte Spieldruck ist sehr gering, so dass ein Anfänger sich nicht zu Tode pusten muss. (Ich erinnere mich an meine ersten Versuche auf einem Marktsack …)
Der Klang ist trotz Kunststoffblatt schön warm und melancholisch. Hier kann ich eigentlich nichts aussetzen.
Das Hümmelchen muss auch nach längerem spielen nicht trocken gelegt werden.
Was ich allerdings zu beanstanden habe, und wirklich ein Manko ist, ist der individuelle Druck, den das Hümmelchen je nach Tonlage braucht.
Kurz erklärt: vom C bis A kann ich gleichmässigen druck geben, für das h muss ich mehr Druck angeben und für das obere C wieder weniger. Da mir zunächst die Erfahrung fehlte, dachte ich dass das normal sei. Inzwischen konnte ich ein paar andere Hümmelchen und Schäferpfeifen anspielen, und bei denen das nicht so auffällig war.
An- und Einblicke:
Fadeneinbindung des Anblassrohres
Anblassrohr mit Kunststoffmundstück
Bordunenfeinstimmer
Stöpsel zum Umstimmen der Bordune von D auf C
Spielfeife mit kleinen Grifflöchern
Kunststoffdoppelrohrblatt der Spielpfeife
Offene Bordune mit Fadendichtung und Einfachrohrblatt aus Kunststoff
Langzeiterfahrung:
Ich habe das Hümmelchen nun schon 5 1/2 Jahre. Die ersten 2 Jahre wurde es mehrmals die Woche gespielt, in den letzten 2-3 Jahren nehme ich es nur noch mal im Monat für 1-2 Stunden raus, um ein bisschen die Lieder aussem „codex verus“ zu duddeln.
Die Bordune und Spielpfeife sind noch in einem sehr schönen Zustand. Abgesehen davon, das sich jemand mal draufgesetzt hat, und die Bordune angebrochen hat… Dies wurde aber so gut repariert, dass es keinen Einfluss auf den Klang und Spielbarkeit hat. Das Leder sieht zwar etwas mitgenommen aus, aber hat keine wirklichen Mängel.
Der Sack scheint nicht mehr ganz so dich zu sein. Habe ihn aber auch noch nie nachgedichtet, und ist immer noch einfach spielbar.
Mario hat mir auf Wunsch nach einem Jahr noch ein Doppelrohrblatt für die Spielpfeife, sowie „Bastelmaterial“ für ein eigenes Rohrblatt nachgesendet. Auch sonst hat er meine Anfängerfragen gewissenhaft beantwortet.
Würde ich in DE wohnen hätte ich ihn mal zur Revision eingeschickt. Dank schweizer Posttarifen noch nicht ;-)
Fazit:
Für den kleinen Preis, aktuell 389 Euro, kriegt man ein spielbares Instrument, mit meiner Meinung nach schönem Klang. Die Verarbeitung ist langlebig und Wartungsarm. Einziges wirkliches Manko ist wie erwähnt der Druckunterschied in höheren Lagen.
Da Mario über die Jahre sicher auch einiges dazu gelernt hat, wird hier vielleicht eine Verbesserung bei aktuellen Instrumenten anzutreffen sein.
Vielleicht kann da noch ein anderer User etwas dazu sagen.
Sonstige Infos:
Wichtig ist vor dem Kauf zu überlegen, was man später mit dem Instrument will. Ein Hümmelchen ist kein Ersatz für einen lauten Marktsack oder schottische GHP. Ein Hümmelchen ist halt ein Hümmelchen ;-)
Mario hat auch einen ebay Benutzer (musikshop.m ), in dem manchmal Schnäppchen weggehen. Wie gerade jetzt …
Wie ich auf einem Video gesehen habe, hat er auch Säcke für Cultus Ferox gebaut und mit ihnen mal einen kleinen Gastauftritt gespielt.
Und einen Youtube Channel, auf dem er ein paar seiner Säcke vorstellt: https://www.youtube.com/user/studiom33/videos
z.B. aus dem Jahr 2010 (identisch zu meinem):
und ein neues Video, Hümmelchen mit Schalltrichter:
Kleine Warnung: Ich bin kein Profi-Duddler. Habe den Sack etwa 2.5 Jahre auf einfachem Niveau in einer Band gespielt und bin seit dem Gelegenheitsspieler. Ich konnte zwar in der Zwischenzeit einige Hümmelchen, Schäferpfeifen, Eigenbauten und Marktsäcke anspielen, bezeichne mich aber dennoch „nur“ als interessierter Anfänger auf dem Gebiet.
Fakten:
Das Hümmelchen hat einen Tonumfang einer None und ist teilchromatisch.
Die Bordune kann von C auf D via Stöpsel umgestimmt werden. Daraus ergibt sich die Möglichkeit in C-Dur oder d-moll zu spielen.
Die „Rohrblätter“ sind aus Kunststoff, genauer gesagt alten Joghurtbechern.
Das Hümmelchen wird in deutscher/offener Griffweise gespielt.
Bordune und Spielfeife sind aus Birnenholz mit Kunststoffmundstück. Der Sack aus Rindsleder.
Vorgeschichte:
Da ich schon Jahre „mittelalternative-“ und Folk-musik höre, war der Wunsch nach einer Sackpfeife relativ früh gereift. Die hohen Anschaffungskosten und Wohnungsunfreundlichen Lautstärken mancher Säcke (z.b. A-Sack), schreckten mich zunächst ab.
Irgendwann 2010 stieg ich dann als Gitarrenlauten- und Irish Bouzouki Spieler in einer „Mittelalter Folkband“ ein. Dieser Umstand und die Tatsache dass meine Mitspieler auch relative Anfänger auf ihren Instrumenten waren, gaben mir schliesslich den finalen Grund (oder Vorwand) mir eine Sackpfeife anzuschaffen.
Aus unterschiedlichen Gründen war klar, dass sie in D gestimmt sein soll. Wegen Lautstärke und Preisgründen entschied ich mich gegen eine Schäferpfeife und für ein Hümmelchen. (Inzwischen durfte ich einige Schäferpfeifen spielen, und würde meine Meinung mittlerweile dahingehend revidieren, dass eine Schäferpfeife je nach Bauart doch besser geeignet gewesen wäre.)
Auswahlverfahren:
Ich habe zunächst die gängigsten Bauer: Güntzel, Rogge, Fischer, Raab abgeklappert. Die billigen Paki-Dinger, folkfriends und ebay Eigenbauten schloss ich von vornherein aus.
Mario Siegismund war damals noch ziemlich unbekannt, aber wurde im Sackpfeifenclub doch positiv bzw. zumindest nicht negativ erwähnt. Das, die Youtube Videos, die kurze Lieferfrist von 3-4 Wochen und der günstige Preis überzeugten mich.
Siegismund verbaut(e) ausschliesslich Kunststoffreeds. Ich konnte zuvor in einer Schalmei schon mal den Unterschied zwischen Schilf und PVC Reeds erfahren. Der einfachere Umgang/Wartung war mir als Beginner willkommen.
Spielbarkeit und Verarbeitung:
Die äussere Qualität des Hümmelchens war ohne Makel. Farbe des Leders konnte ausgesucht werden. Ich entschied mich für „Brombeere“.
Was auffällig ist, sind die kleinen Grifflöcher. Anfangs braucht es da schon einiges an Feingespür um die Löcher zu erstasten und abzudecken. Mittlerweile hatte ich ein paar Säcke anderer Instrumentenbauer in der Hand, die das mit Griffmulden um einiges eleganter gelöst haben.
Die Bordune lässt sich durch rein und rausziehen feinstimmen. Funktioniert tiptop, um die Bordune auf die Spielpfeife einzustimmen. Macht auch nach Jahren kein Problem und ist dicht.
Mit einem kleinen Stöpsel kann man die Bordune rasch von C auf D umstimmen.
Lautstärketechnisch ist das Hümmelchen wohl in einer hierfür typischen Lautstärke. Jedenfalls sind mir später bei Vergleichen mit anderen Säcken keine grossen Unterschiede aufgefallen. D.h. auch in einer Mietwohnung ohne grossen Streit spielbar, aber in einer Band wird es jenachdem ohne Mikrofonierung schon heikel. Zu Gitarre, Flöten, Concertina und Getrommel passt‘s.
Der benötigte Spieldruck ist sehr gering, so dass ein Anfänger sich nicht zu Tode pusten muss. (Ich erinnere mich an meine ersten Versuche auf einem Marktsack …)
Der Klang ist trotz Kunststoffblatt schön warm und melancholisch. Hier kann ich eigentlich nichts aussetzen.
Das Hümmelchen muss auch nach längerem spielen nicht trocken gelegt werden.
Was ich allerdings zu beanstanden habe, und wirklich ein Manko ist, ist der individuelle Druck, den das Hümmelchen je nach Tonlage braucht.
Kurz erklärt: vom C bis A kann ich gleichmässigen druck geben, für das h muss ich mehr Druck angeben und für das obere C wieder weniger. Da mir zunächst die Erfahrung fehlte, dachte ich dass das normal sei. Inzwischen konnte ich ein paar andere Hümmelchen und Schäferpfeifen anspielen, und bei denen das nicht so auffällig war.
An- und Einblicke:
Fadeneinbindung des Anblassrohres
Anblassrohr mit Kunststoffmundstück
Bordunenfeinstimmer
Stöpsel zum Umstimmen der Bordune von D auf C
Spielfeife mit kleinen Grifflöchern
Kunststoffdoppelrohrblatt der Spielpfeife
Offene Bordune mit Fadendichtung und Einfachrohrblatt aus Kunststoff
Langzeiterfahrung:
Ich habe das Hümmelchen nun schon 5 1/2 Jahre. Die ersten 2 Jahre wurde es mehrmals die Woche gespielt, in den letzten 2-3 Jahren nehme ich es nur noch mal im Monat für 1-2 Stunden raus, um ein bisschen die Lieder aussem „codex verus“ zu duddeln.
Die Bordune und Spielpfeife sind noch in einem sehr schönen Zustand. Abgesehen davon, das sich jemand mal draufgesetzt hat, und die Bordune angebrochen hat… Dies wurde aber so gut repariert, dass es keinen Einfluss auf den Klang und Spielbarkeit hat. Das Leder sieht zwar etwas mitgenommen aus, aber hat keine wirklichen Mängel.
Der Sack scheint nicht mehr ganz so dich zu sein. Habe ihn aber auch noch nie nachgedichtet, und ist immer noch einfach spielbar.
Mario hat mir auf Wunsch nach einem Jahr noch ein Doppelrohrblatt für die Spielpfeife, sowie „Bastelmaterial“ für ein eigenes Rohrblatt nachgesendet. Auch sonst hat er meine Anfängerfragen gewissenhaft beantwortet.
Würde ich in DE wohnen hätte ich ihn mal zur Revision eingeschickt. Dank schweizer Posttarifen noch nicht ;-)
Fazit:
Für den kleinen Preis, aktuell 389 Euro, kriegt man ein spielbares Instrument, mit meiner Meinung nach schönem Klang. Die Verarbeitung ist langlebig und Wartungsarm. Einziges wirkliches Manko ist wie erwähnt der Druckunterschied in höheren Lagen.
Da Mario über die Jahre sicher auch einiges dazu gelernt hat, wird hier vielleicht eine Verbesserung bei aktuellen Instrumenten anzutreffen sein.
Vielleicht kann da noch ein anderer User etwas dazu sagen.
Sonstige Infos:
Wichtig ist vor dem Kauf zu überlegen, was man später mit dem Instrument will. Ein Hümmelchen ist kein Ersatz für einen lauten Marktsack oder schottische GHP. Ein Hümmelchen ist halt ein Hümmelchen ;-)
Mario hat auch einen ebay Benutzer (musikshop.m ), in dem manchmal Schnäppchen weggehen. Wie gerade jetzt …
Wie ich auf einem Video gesehen habe, hat er auch Säcke für Cultus Ferox gebaut und mit ihnen mal einen kleinen Gastauftritt gespielt.
Und einen Youtube Channel, auf dem er ein paar seiner Säcke vorstellt: https://www.youtube.com/user/studiom33/videos
z.B. aus dem Jahr 2010 (identisch zu meinem):
und ein neues Video, Hümmelchen mit Schalltrichter:
- Eigenschaft
Grund: Auf Userwunsch - Orthographie
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