GothicLars
Registrierter Benutzer
Hagstrom Super Swede Bass
Was passiert, wenn man einen Jazz Bass, einen Thunderbird und einen Rickenbacker miteinander kreuzt? Keine Ahnung. Aber Hagstrom wollte es wohl herausfinden, als sie 1980 den Super Swede Bass auf den Markt brachten, der wohl vor allem durch den ABBA Bassisten Rutger Gunnarsson bekannt wurde.
2014 gab es dann ein modernisiertes Reissue aus der Northern Series, der etwa 2000 € kosten sollte. Heute ist er neu nur noch aus der China-Produktion zu bekommen und kostet etwa 1100 €.
Spezifikationen
- Body: Mahagoni
- Neck: Mahagoni, durchgehend
- Fretboard: Resinator Wood
- Sattelbreite: 1.57" (40 mm)
- Mensur: 34" (864 mm)
- Pickups: 2x J-Quad Humbucker
- Gewicht: 3,2 kg
Anders als der Thunderbird ist aber das Halsprofil. Das ist eher ein kräftiges D und erinnert mich mehr an Rickenbacker als an einen Schlanken Thunderbird. Auch der flache Winkel der 2+2 Kopfplatte ist eher Rick wie auch das das erweiterte Griffbrett und Kopfplatte einschließende Binding. Bei der Norther Series hatte auch der Body ein Binding, das China Modell leider nicht. Das gibt Abzüge in der B-Note.
(Nennt mich altmodisch, aber ein einlackierter durchgestrichener Mülleiner gefällt mir nicht)
Typisch Jazz sind dagegen die Pickups und die Elektronik. Wobei die Pickups aber als Humbucker ausgeführt sind. Die Original-Potiknöpfen sind übrigens hässliche große Chrome-Knöpfe die ich sofort ausgetauscht habe.
Die J-Quad humbucker sollen vierspulig sein. Ich bin mir aber nicht sicher, ob damit nicht beide PUs zusammen gemeint sind. Es gehen jedenfalls vier Kabel aus jedem PU raus, was andere Schaltungsmöglichkeiten zulässt.
Verarbeitung
Meiner war ein Supersonderangebot wegen optischer Mängel. Was war das eigentlich? Auf den ersten Blick war der Stegpickup etwas schief eingesetzt. Das war aber echt nicht viel und habe ich bei einem Squier zum normalen Preis schon schlimmer gesehen. Dafür nehme ich den gerne zum halben Preis, zumal ich von vornherein geplant habe, die Pick Ups auszutauschen.
Ansonsten schien alles einwandfrei zu sein.
Ein Blick in das mit Graphitlack ordentlich abgeschirmte Elektronikfach bringt wenig Überraschendes. Außer, dass es aufgrund des sehr flachen Bodys ebenfalls sehr flach ausfällt. Das sollte man unbedingt im Auge haben, wenn man über Modifikationen nachdenkt. Denn als ich die Pickups gegen aktive EMGs ausgetauscht habe, musste ich feststellen, dass die neue Klinkenbuchse ein paar Millimeter höher war und der Elektronikfachdeckel deswegen nicht mehr schloss. Stacked Potis sind natürlich auch ein Problem. Das konnte ich aber lösen, indem ich einen neuen Deckel gebaut habe, der etwas größer ist und deshalb auf dem Korpus aufliegt statt versenkt. Aber das kann man Hagstrom kaum vorwerfen.
(etwas sauberer verlötet könnte es aber schon sein)
Was man ihnen aber vorwerfen kann, ist, dass jede (!) der vier Einzel-Bridges nicht richtig festgeschraubt war. Ist mit aufgezogenen Saiten nicht aufgefallen, aber als die ab waren, waren alle Bridges locker. Nichts was sich nicht leicht beheben ließe, aber… ernsthaft?
Das zur Bridge erweiterte Griffbrett ist übrigens nur angesetzt. Das soll, laut Werbung, natürlich soundmäßig Vorteile bringen, aber so ist das wohl eher ein optisches Feature. Vielleicht war das bei der schwedischen Variante aber noch anders.
Spielgefühl
Als allererstes fällt natürlich das Gewicht auf. Lächerliche 3,2 kg! Das liegt am sehr flachen Korpus, aber auch das Holz selbst scheint recht leicht zu sein, was bei Mahagoni nicht selbstverständlich ist. Leichter dürfte er aber auch nicht sein. Der wirkt dadurch irgendwie “instabil”. Ich meine natürlich nicht, dass der bald auseinanderfällt, aber man hat das Gefühl, dass man ihn nur schief angucken muss, damit der seine Position ändert. Kopflastig ist er aber dadurch noch nicht.
Andererseits ist das auch echt angenehm. Da zerrt auch nach den längsten Proben nichts an der Schulter. Und wenn doch, empfehle ich Sport.
Das verlängerte Griffbrett sehe ich vor allem als Design-Feature. Es könnte, für Leute die das mögen, als Ramp funktionieren, dafür ist es aber eigentlich zu niedrig. Da ich in der Band nicht wirklich slappe ist es mir egal. Wer das tut, sollte unbedingt testen, ob ihm das Griffbrett dann nicht im Weg ist. Der Vorteil ist sicherlich, dass man überall eine stabile Stütze für den Daumen hat.
Ich finde außerdem die Bridge wenig kuschelig. Die hat schon ein paar Ecken, aber Angst, sich zu verletzen, muss man nicht haben.
Sound
Den Sound würde ich tatsächlich auch irgendwo zwischen Jazz Bass und Thunderbird beschreiben. Die J-Quad Pickups liefern deutlich mehr Output als ein normaler JB PU. Gewisse Parallelen, wie die typische Mittenabsenkung mit beiden PUs, sind zwar festzustellen, aber er kommt deutlich fetter daher, was aber nicht negativ gemeint ist. Gerade im Rockbandkontext kann er sich so gut durchsetzen. Unter 100 Hz geht da einiges mehr, was ihm einen kräftigen Ton gibt.
Da die J-Quads vier Anschlusskabel haben und die Spulen in Reihe geschaltet sind, hat man hier, Dank der vier Anschlusskabel, auch die Möglichkeit, die Spulen parallel zu schalten. Ich kann mir vorstellen, dass das den Sound etwas mehr in Richtung JB bringt. Wenn man das denn möchte. Ansonsten finde ich die kräftigen PUs schon echt stimmig für einen Voll-Mahagoni-Bass mit durchgehendem Hals.
Der taugt also nicht nur für Seventies-Disco Musik, schließlich spielt der Katatonia Bassist auch einen.
Fazit
Ich wollte für eine neue Band eine günstige Alternative zu meinem Spector. Deswegen habe ich da EMGs eingebaut. Die Tone Pump Elektronik war leider nicht so ohne Weiteres möglich, deswegen hat er nun eine EMG BTC bekommen. Die erfüllt auch ihren Zweck.
Wie schon mal in einem Nebensatz erwähnt, war mein Bass ein Angebot wegen optischer Mängel zum halben Preis. Dafür ist er völlig in Ordnung und passt für meine Zwecke. Aber mal ehrlich, einen Neupreis von 1.100,- € finde ich schon hart an der Grenze für einen Chinabass. Da darf es dann ruhig etwas mehr sein.
Pro
- Optik (gewölbte Decke, eigenständiges Design)
- Features
- Gewicht
- Preis
- Optik (Abzüge in der B-Note)
Zuletzt bearbeitet: