mjmueller
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Hallo Freunde des guten Tons
Als Ilpo Martikainen und Topi Partanen 1975 ihr erstes Monitormodell auf Anregung von Juhani Borenius, der für den finnischen Rundfunk arbeitete, für ein Studio in Helsinki bauten, konnten sie schon mit dem ersten Entwurf punkten. Drei Jahre Entwicklungsarbeit später war Genelec geboren und hat seither seinen Ruf als Audiogerätehersteller (und bis Ende der 1980er Jahre auch für die Installation von Beschallungsanlagen) ausbauen können. Nach wie vor werden alle Lautsprecher in Finland entwickelt und gebaut.
Auf meiner Suche nach einer Abhöre bin ich natürlich auch auf Genelec gekommen. Meine Eindrücke waren allerdings auf die 8010er in einem Testraum beschränkt und das hatte mich nicht überzeugt (und zu diesem Zeitpunkt war ich auch mehr auf Koaxspeaker aus). Nachdem ich dann mehr als glückliche Fügung, denn als tiefschürfend reflektierte Entscheidung auf die überraschend guten und günstigen Tannoy Gold 8 als Koaxvertreter gekommen bin und nach unten mit einem KRK 8s abrunden konnte, fehlte mir nur noch ein Präzisionsinstrument erster Güte. War ich zunächst um die KS Digital A100 als Objekt der Begierde geschlichen, wurden es dann aus ganz pragmatischen Gründen schlussendlich die Genelec 8320 A, die kleinsten der 83er Reihe - ein Paar 4" aktive Zwei-Wege Nahfeldmonitore mit DSP-Technik (SAM TM = Smart Active Monitor) und das GLM-Kit.
Seit Anfang der 2000er Jahre produziert Genelec seine Lautsprecher mit Aludruckgehäuse. Für das Design der 8000er zeichnet sich Harri Koskinnen verantwortlich. Die abgerundeten Gehäusekanten und die leicht konvexen Vorder- und Seitenflächen sollen einen linearen Frequenzganz ermöglichen.
Die Specs im Überblick:
4" Basstreiber, 19mm Hochtöner
Übertragungsbereich: 55 Hz – 23 kHz (66 Hz - 20 kHz)
Bassreflexöffnung rückseitig
2 Class-D Endstufen mit je 50 Watt
Trennfrequenz bei 2,9kHz
Größe: 230 x 151 x 142 mm (HxBxT)
Gewicht: 3,2 kg / Stk.
Straßenpreis 09/2020: 490 EUR/Stk. + GLM-Kit 350 EUR
Erster Eindruck
Im Lieferumfang sind die Monitore, Netzkabel und je ein Netzwerkkabel (5m) mit RJ45 Steckern, die Iso-Pods zur Entkopplung sind bereits angebracht. Im GLM-Kit sind das Interface, ein Messmikrofon und ein USB-Kabel enthalten, die GLM 3 Software (für WIN und Mac) muss von der Genelec-Seite heruntergeladen werden.
Alles recht übersichtlich und gut verpackt. Im Grunde ist das System selbsterklärend, aber ein kleines Manual ist ebenfalls beigelegt.
Die kleinen Monitore liegen mit ihren 3,2 Kg satt in der Hand und vermitteln einen durchaus ernstzunehmenden Eindruck. Alles ist sehr fein gearbeitet und wirkt vertrauenerweckend stabil. Die Optik der "flacheckigen Eier" finde ich weder gut noch schlecht - irgendwie neutral. Und das ist gut so!
Anschlusseitig stehen auf der Rückseite eine XLR Buchse (female) für den analogen Eingang und zwei (Ein- und Ausgang) RJ45 Buchsen fürs Monitormanagement und natürlich eine Netzanschlussbuchse bereit. Ebenso findet sich dort ein Powertaster (den ich aber nicht nutze - siehe weiter unten).
Die Rückseite zeigt das Anschlussfeld, die ordentlich dimensionierte Bassrohröffnung. Die Iso-Pods sollen die Monitore zuverlässig entkoppeln und ermöglichen die vertikale Ausrichtung über etwa 45°.
Also zunächst mal die Software runterladen und installieren, dann das Interface an den Rechner und die Monitore damit, und auch miteinander, verbinden und natürlich mit Signalen versorgen und dann hören ...
Höreindruck
Erster Gedanke: Verdammt, können die laut! und bringen ein Basspfund mit! Alter Finne!
Die Mitten sehr präsent und die Höhen sehr feinzeichnend. Das klingt aus dem Stand schon mal echt nicht schlecht. Doch ua für mich ausschlaggebend war die SAM-DSP-Technik mit Autokalibrierung zur Anpassung an den Abhörraum.
Dazu braucht es nur, dass Messmikrofon an die Hörposition zu bringen, das Monitorsetup in der Software kurz einzurichten und dann den Messvorgang zu starten. Es ist wirklich so einfach, wie sich das hier liest. Es empfiehlt sich hier in der GLM 3-Software auch die Interface- und Monitorsoftware auf Updates zu checken. Die Software ist durchaus auch für komplexe Monitoring- und Surroundszenarien gemacht (ich meine bis zu 77 Monitore können damit gemanaged werden). An dieser Stelle habe ich einen, wie sich später herausstellte, Fehler gemacht. Doch zunächst mal macht es SSSSWWWWEEEEEEEEP in den beiden Monitoren, dann wird gerechnet und kurze Zeit später ist die Kalibrierung abgeschlossen. Noch bestätigen und wieder hören ...
Ja, ganz gut. Aber mir gefriert auch das freudige Grinsen im Gesicht. Okay, also erst mal Material durchhören und an die Monitore gewöhnen. Der Eindruck, dass hier irgendwas nicht so ganz super ist bleibt zwar, aber insgesamt ist es doch schon sehr aufschlussreich, wie sich das Audiomaterial über die Monitore präsentiert. Transienten werden feinsinnig geliefert und nicht nur die Transienten sondern auch die dann folgenden Töne werden gehalten, die Mitten sind sehr präsent, Tiefmitten drängend. Okay, also erst mal die Monitore als das einsetzen, was sie sind, nämlich Werkzeuge zur Klangbeurteilung. Mein eigenes Material konnte ich aber nicht richtig in Einklang mit den Tannoys bringen zu denen ich immer wieder zum Vergleich schaltete.
Des Rätsels Lösung war der Messvorgang ohne Subwoofer! Dadurch wurden die Monitore von der Software im Bassbereich geboostet. Da die Monitore aber ab 66Hz erst richtig liefern, sind das mehr Tiefmitten, als Bässe. Und so enstand ein stark verfälschtes Bild. Nachdem ich den Messvorgang mit zuvor angepasstem Subwoofer wiederholt hatte, offenbarte sich auch endlich das, was ich mir erhofft hatte - glasklarer Klang zur präzisen Beurteilung. Nachdem ich die Monitore ordentlich eingespielt habe, zeigt sich nun folgendes Bild:
Das Airband ist sehr schön differenziert, aber auch gnadenlos ehrlich. Jede kleine Harshness wird sofort fast schmerzhaft erkennbar. Sehr gute Mixe klingen sehr gut, hervorragende klingen hervorragend. So macht das Album "To The Bone" von Steven Wilson regelrecht süchtig (ich weiß nicht, wie er das macht, aber ich liebe seine Mixe vor allem in den Höhen). Die Mitten sind äusserst präzise und präsent, jedoch ohne Überzeichnung. Hier bleibt keine Nuance einer Stimme oder Gitarre ungehört. Und auch die Tiefmitten und Bassfrequenzen sind nun sauber zu beurteilen.
Insgesamt breitet sich vor mir das Panorama großzügig aus und zeigt viel Tiefe und Trennschärfe. Die bereits oben angesprochene Transientenabbildung mit anschließendem erhalten der Töne erlaubt ein Eintauchen ins Material, das ich so bisher nur bei sehr guten Kopfhörern erlebt habe. Das gilt insbesondere für eher zurückhaltende Lautstärken, bei höherem Pegel so ab 95dB höre ich ein deutliches Verschmieren, das keinen Spaß macht und wie unter Druck gesetzt wirkt. Bis dahin aber top
Beeindruckt bin ich von der Phantommitte. Das hat etwas Surreales, wenn die Stimme der Sängerin platisch vor Dir schwebt. Das macht wohl einfach ein eingemessenes System auch aus.
So konnte ich dann auch endlich einen Mix befriedigend abschließen (für den Moment )
Der 19mm Hochtöner mit Metallkalotte hinter dem Schutzgitter geht nahezu nahtlos in das Aludruckgussgehäuse über, das an dieser Stelle einer Waveform ähnelt und einen recht großzügigen Sweetspot ermöglichen soll.
Was mir mit den Genelecs deutlich wird ist der zwar nur gedachte, dennoch erfahrbare "Audio-Raum", der sich durch das Zusammenspiel von vorhandenen und hinzugefügten Raumanteilen der Aufnahmen plus dem Raum des Abhörens ergibt. Durch die Anpassung des DSPs ist die Grenze zwar fließend, aber dennoch eindeutig erfahrbar. Mir kommt das entgegen, da ich so genug Abstand zum Material behalten kann und mich nicht gänzlich darin verliere. Andererseits ist die Grenze aber auch angenehm durchlässig, wenn es nicht so ganz analytisch sein darf.
DSP und Software
Vorweg: Eine Latenz bei DSP-Monitoren muss es geben. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, ich kann diese nicht wahrnehmen, wenn ich zwischen den analogen Tannoys und den 8320 wechsle.
Die GLM 3-Software hält neben der Kalibrierungsfunktion auch noch weitere nützliche Optionen bereit. So kann über das Interface ein Volumecontroller angeschlossen und damit die Lautstärke geregelt werden. Auch sind Eingriffe in 16 vollparametrische und 4 Shelving Filter möglich, Powermanagement ist auch einstellbar. So erwachen bei mir mit Öffnen des Programms auf dem PC die 8320, was sich an den grünen LEDs auf der Front bemerkbar macht.
Auch die Temperatur der Monitore kann angezeigt werden und das Messmikrofonlevel, der Frequenzverlauf uvm.
Nicht zuletzt kann über die GLM Cloud Support angefragt werden.
Weil das Kalibrieren so einfach ist, lädt es natürlich zum Experimentieren ein. Und was habe ich experimentiert! BummTschakk, BummTschakk ... SSSWEEEEEEP ----BummTschakk, BummTschakk ... SSSWEEEEEEP ....
Das ist aber nicht nur Spieltrieb, sondern dahinter steckt das eigentlich sehr konkrete Ziel, die beste Konfiguration und Positionierung zu finden.
Klar sollte auch sein: durch die Kalibrierung kann kein mieser Raum in ein Top-Studio verwandelt werden. Aber die größten Problemzonen sind damit eindeutig hörbar einzudämmen.
So zeigen sich auch bei mir die typischen Täler und Berge eines kleinen Raumes vor allem in den Bässen und Tiefmitten mit entsprechender Gegensteuerung der Software.
Und hier sehe ich auch die größte Stärke eines kleinen Monitorsetups mit DSP: Es ist mobil und kann sich sehr gut anpassen. Wie schon Darwin wusste, es geht um das "Survival of the Fittest"
Sozial-ökologische Verantwortung
Alle Genelec-Monitore werden in Finland entwickelt und gefertigt. Keine weiteren Infos bekannt.
Fazit
Genelec hat mit den seit 2015 erhältlichen 8320 A sehr hochwertige Monitore vorgelegt, die durch tolle Fertigungsqualität, einfache Bedienung und einwandfrei funktionierender DSP-gesteuerter Raumanpassung punkten und damit ein präzises Werkzeug für kleine (Projekt) Studioanwendungen zu einem fairen Preis darstellen. In allen Aspekten ist die mehr als 40jährige Erfahrung der Finnen in Sachen Audiotechnik zu erkennen. Und nicht zuletzt wird auch die Software der Monitore und des Interfaces offensichtlich regelmäßig gepflegt - ich hatte in den letzten Wochen zumindest mehrere Updates.
Was bleibt kritisch zu bemerken? Ohne Subwoofer kann die Autokalibrierung in die Irre führen und ein Sub ohne die Einbindung in das SAM-Netzwerk schöpft nicht das volle Potenzial der DSP-Raumanpassung aus. So werde ich wohl auf einen 7350 oder 7360 Sub sparen "müssen".
Einen leicht bitteren Geschmack könnte bei sensiblen Seelen zudem der Eindruck hinterlassen, dass alle eigenen Mixe die zuvor auf weniger präzisen Abhören gemacht wurden überhaupt nicht gut waren. Aber da müssen wir wohl alle einfach irgendwann mal durch
Link zur Herstellerwebsite: https://www.genelec.com/8320a
Link zur GLM 3 Software: https://www.genelec.com/glm
Link zum deutschen Vertrieb: https://www.genelec.de/
Als Ilpo Martikainen und Topi Partanen 1975 ihr erstes Monitormodell auf Anregung von Juhani Borenius, der für den finnischen Rundfunk arbeitete, für ein Studio in Helsinki bauten, konnten sie schon mit dem ersten Entwurf punkten. Drei Jahre Entwicklungsarbeit später war Genelec geboren und hat seither seinen Ruf als Audiogerätehersteller (und bis Ende der 1980er Jahre auch für die Installation von Beschallungsanlagen) ausbauen können. Nach wie vor werden alle Lautsprecher in Finland entwickelt und gebaut.
Auf meiner Suche nach einer Abhöre bin ich natürlich auch auf Genelec gekommen. Meine Eindrücke waren allerdings auf die 8010er in einem Testraum beschränkt und das hatte mich nicht überzeugt (und zu diesem Zeitpunkt war ich auch mehr auf Koaxspeaker aus). Nachdem ich dann mehr als glückliche Fügung, denn als tiefschürfend reflektierte Entscheidung auf die überraschend guten und günstigen Tannoy Gold 8 als Koaxvertreter gekommen bin und nach unten mit einem KRK 8s abrunden konnte, fehlte mir nur noch ein Präzisionsinstrument erster Güte. War ich zunächst um die KS Digital A100 als Objekt der Begierde geschlichen, wurden es dann aus ganz pragmatischen Gründen schlussendlich die Genelec 8320 A, die kleinsten der 83er Reihe - ein Paar 4" aktive Zwei-Wege Nahfeldmonitore mit DSP-Technik (SAM TM = Smart Active Monitor) und das GLM-Kit.
Seit Anfang der 2000er Jahre produziert Genelec seine Lautsprecher mit Aludruckgehäuse. Für das Design der 8000er zeichnet sich Harri Koskinnen verantwortlich. Die abgerundeten Gehäusekanten und die leicht konvexen Vorder- und Seitenflächen sollen einen linearen Frequenzganz ermöglichen.
Die Specs im Überblick:
4" Basstreiber, 19mm Hochtöner
Übertragungsbereich: 55 Hz – 23 kHz (66 Hz - 20 kHz)
Bassreflexöffnung rückseitig
2 Class-D Endstufen mit je 50 Watt
Trennfrequenz bei 2,9kHz
Größe: 230 x 151 x 142 mm (HxBxT)
Gewicht: 3,2 kg / Stk.
Straßenpreis 09/2020: 490 EUR/Stk. + GLM-Kit 350 EUR
Erster Eindruck
Im Lieferumfang sind die Monitore, Netzkabel und je ein Netzwerkkabel (5m) mit RJ45 Steckern, die Iso-Pods zur Entkopplung sind bereits angebracht. Im GLM-Kit sind das Interface, ein Messmikrofon und ein USB-Kabel enthalten, die GLM 3 Software (für WIN und Mac) muss von der Genelec-Seite heruntergeladen werden.
Alles recht übersichtlich und gut verpackt. Im Grunde ist das System selbsterklärend, aber ein kleines Manual ist ebenfalls beigelegt.
Die kleinen Monitore liegen mit ihren 3,2 Kg satt in der Hand und vermitteln einen durchaus ernstzunehmenden Eindruck. Alles ist sehr fein gearbeitet und wirkt vertrauenerweckend stabil. Die Optik der "flacheckigen Eier" finde ich weder gut noch schlecht - irgendwie neutral. Und das ist gut so!
Anschlusseitig stehen auf der Rückseite eine XLR Buchse (female) für den analogen Eingang und zwei (Ein- und Ausgang) RJ45 Buchsen fürs Monitormanagement und natürlich eine Netzanschlussbuchse bereit. Ebenso findet sich dort ein Powertaster (den ich aber nicht nutze - siehe weiter unten).
Die Rückseite zeigt das Anschlussfeld, die ordentlich dimensionierte Bassrohröffnung. Die Iso-Pods sollen die Monitore zuverlässig entkoppeln und ermöglichen die vertikale Ausrichtung über etwa 45°.
Also zunächst mal die Software runterladen und installieren, dann das Interface an den Rechner und die Monitore damit, und auch miteinander, verbinden und natürlich mit Signalen versorgen und dann hören ...
Höreindruck
Erster Gedanke: Verdammt, können die laut! und bringen ein Basspfund mit! Alter Finne!
Die Mitten sehr präsent und die Höhen sehr feinzeichnend. Das klingt aus dem Stand schon mal echt nicht schlecht. Doch ua für mich ausschlaggebend war die SAM-DSP-Technik mit Autokalibrierung zur Anpassung an den Abhörraum.
Dazu braucht es nur, dass Messmikrofon an die Hörposition zu bringen, das Monitorsetup in der Software kurz einzurichten und dann den Messvorgang zu starten. Es ist wirklich so einfach, wie sich das hier liest. Es empfiehlt sich hier in der GLM 3-Software auch die Interface- und Monitorsoftware auf Updates zu checken. Die Software ist durchaus auch für komplexe Monitoring- und Surroundszenarien gemacht (ich meine bis zu 77 Monitore können damit gemanaged werden). An dieser Stelle habe ich einen, wie sich später herausstellte, Fehler gemacht. Doch zunächst mal macht es SSSSWWWWEEEEEEEEP in den beiden Monitoren, dann wird gerechnet und kurze Zeit später ist die Kalibrierung abgeschlossen. Noch bestätigen und wieder hören ...
Ja, ganz gut. Aber mir gefriert auch das freudige Grinsen im Gesicht. Okay, also erst mal Material durchhören und an die Monitore gewöhnen. Der Eindruck, dass hier irgendwas nicht so ganz super ist bleibt zwar, aber insgesamt ist es doch schon sehr aufschlussreich, wie sich das Audiomaterial über die Monitore präsentiert. Transienten werden feinsinnig geliefert und nicht nur die Transienten sondern auch die dann folgenden Töne werden gehalten, die Mitten sind sehr präsent, Tiefmitten drängend. Okay, also erst mal die Monitore als das einsetzen, was sie sind, nämlich Werkzeuge zur Klangbeurteilung. Mein eigenes Material konnte ich aber nicht richtig in Einklang mit den Tannoys bringen zu denen ich immer wieder zum Vergleich schaltete.
Des Rätsels Lösung war der Messvorgang ohne Subwoofer! Dadurch wurden die Monitore von der Software im Bassbereich geboostet. Da die Monitore aber ab 66Hz erst richtig liefern, sind das mehr Tiefmitten, als Bässe. Und so enstand ein stark verfälschtes Bild. Nachdem ich den Messvorgang mit zuvor angepasstem Subwoofer wiederholt hatte, offenbarte sich auch endlich das, was ich mir erhofft hatte - glasklarer Klang zur präzisen Beurteilung. Nachdem ich die Monitore ordentlich eingespielt habe, zeigt sich nun folgendes Bild:
Das Airband ist sehr schön differenziert, aber auch gnadenlos ehrlich. Jede kleine Harshness wird sofort fast schmerzhaft erkennbar. Sehr gute Mixe klingen sehr gut, hervorragende klingen hervorragend. So macht das Album "To The Bone" von Steven Wilson regelrecht süchtig (ich weiß nicht, wie er das macht, aber ich liebe seine Mixe vor allem in den Höhen). Die Mitten sind äusserst präzise und präsent, jedoch ohne Überzeichnung. Hier bleibt keine Nuance einer Stimme oder Gitarre ungehört. Und auch die Tiefmitten und Bassfrequenzen sind nun sauber zu beurteilen.
Insgesamt breitet sich vor mir das Panorama großzügig aus und zeigt viel Tiefe und Trennschärfe. Die bereits oben angesprochene Transientenabbildung mit anschließendem erhalten der Töne erlaubt ein Eintauchen ins Material, das ich so bisher nur bei sehr guten Kopfhörern erlebt habe. Das gilt insbesondere für eher zurückhaltende Lautstärken, bei höherem Pegel so ab 95dB höre ich ein deutliches Verschmieren, das keinen Spaß macht und wie unter Druck gesetzt wirkt. Bis dahin aber top
Beeindruckt bin ich von der Phantommitte. Das hat etwas Surreales, wenn die Stimme der Sängerin platisch vor Dir schwebt. Das macht wohl einfach ein eingemessenes System auch aus.
So konnte ich dann auch endlich einen Mix befriedigend abschließen (für den Moment )
Der 19mm Hochtöner mit Metallkalotte hinter dem Schutzgitter geht nahezu nahtlos in das Aludruckgussgehäuse über, das an dieser Stelle einer Waveform ähnelt und einen recht großzügigen Sweetspot ermöglichen soll.
Was mir mit den Genelecs deutlich wird ist der zwar nur gedachte, dennoch erfahrbare "Audio-Raum", der sich durch das Zusammenspiel von vorhandenen und hinzugefügten Raumanteilen der Aufnahmen plus dem Raum des Abhörens ergibt. Durch die Anpassung des DSPs ist die Grenze zwar fließend, aber dennoch eindeutig erfahrbar. Mir kommt das entgegen, da ich so genug Abstand zum Material behalten kann und mich nicht gänzlich darin verliere. Andererseits ist die Grenze aber auch angenehm durchlässig, wenn es nicht so ganz analytisch sein darf.
DSP und Software
Vorweg: Eine Latenz bei DSP-Monitoren muss es geben. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, ich kann diese nicht wahrnehmen, wenn ich zwischen den analogen Tannoys und den 8320 wechsle.
Die GLM 3-Software hält neben der Kalibrierungsfunktion auch noch weitere nützliche Optionen bereit. So kann über das Interface ein Volumecontroller angeschlossen und damit die Lautstärke geregelt werden. Auch sind Eingriffe in 16 vollparametrische und 4 Shelving Filter möglich, Powermanagement ist auch einstellbar. So erwachen bei mir mit Öffnen des Programms auf dem PC die 8320, was sich an den grünen LEDs auf der Front bemerkbar macht.
Auch die Temperatur der Monitore kann angezeigt werden und das Messmikrofonlevel, der Frequenzverlauf uvm.
Nicht zuletzt kann über die GLM Cloud Support angefragt werden.
Weil das Kalibrieren so einfach ist, lädt es natürlich zum Experimentieren ein. Und was habe ich experimentiert! BummTschakk, BummTschakk ... SSSWEEEEEEP ----BummTschakk, BummTschakk ... SSSWEEEEEEP ....
Das ist aber nicht nur Spieltrieb, sondern dahinter steckt das eigentlich sehr konkrete Ziel, die beste Konfiguration und Positionierung zu finden.
Klar sollte auch sein: durch die Kalibrierung kann kein mieser Raum in ein Top-Studio verwandelt werden. Aber die größten Problemzonen sind damit eindeutig hörbar einzudämmen.
So zeigen sich auch bei mir die typischen Täler und Berge eines kleinen Raumes vor allem in den Bässen und Tiefmitten mit entsprechender Gegensteuerung der Software.
Und hier sehe ich auch die größte Stärke eines kleinen Monitorsetups mit DSP: Es ist mobil und kann sich sehr gut anpassen. Wie schon Darwin wusste, es geht um das "Survival of the Fittest"
Sozial-ökologische Verantwortung
Alle Genelec-Monitore werden in Finland entwickelt und gefertigt. Keine weiteren Infos bekannt.
Fazit
Genelec hat mit den seit 2015 erhältlichen 8320 A sehr hochwertige Monitore vorgelegt, die durch tolle Fertigungsqualität, einfache Bedienung und einwandfrei funktionierender DSP-gesteuerter Raumanpassung punkten und damit ein präzises Werkzeug für kleine (Projekt) Studioanwendungen zu einem fairen Preis darstellen. In allen Aspekten ist die mehr als 40jährige Erfahrung der Finnen in Sachen Audiotechnik zu erkennen. Und nicht zuletzt wird auch die Software der Monitore und des Interfaces offensichtlich regelmäßig gepflegt - ich hatte in den letzten Wochen zumindest mehrere Updates.
Was bleibt kritisch zu bemerken? Ohne Subwoofer kann die Autokalibrierung in die Irre führen und ein Sub ohne die Einbindung in das SAM-Netzwerk schöpft nicht das volle Potenzial der DSP-Raumanpassung aus. So werde ich wohl auf einen 7350 oder 7360 Sub sparen "müssen".
Einen leicht bitteren Geschmack könnte bei sensiblen Seelen zudem der Eindruck hinterlassen, dass alle eigenen Mixe die zuvor auf weniger präzisen Abhören gemacht wurden überhaupt nicht gut waren. Aber da müssen wir wohl alle einfach irgendwann mal durch
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Link zum deutschen Vertrieb: https://www.genelec.de/
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