Gitarrenknecht
Registrierter Benutzer
Vorgeschichte
Ich bin "von Haus aus", sprich, seit 35 Jahren Gitarrist. Die Liebe zum Bass ist erst vor ein paar Jahren entflammt und zunächst auch nur am E-Bass. Wegen einer Spaß-Aktion habe ich vor zwei Jahren ein Demonstrationsmodell einer Schule provisorisch spielfähig gemacht und war prompt verloren. So viel Instrument im Arm zu haben und so ultimative Töne erzeugen zu können, war die Erfüllung eines Traums, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn hatte.
Zum vor kurzem stattgefundenen runden Geburtstag hat sich meine Frau nun entschlossen, mir eine dicke Dame zu schenken. Und das ist sie nun...
Gasparo
Natürlich kann man als altgedienter Bassist den Kopf schütteln über den Kauf eines 4k-Basses als absoluter Dilettant, aber in Anbetracht der Rundheit des Geburtstages und der mauen Zinsen auf dem Konto saß das Geld recht locker.
"Gasparo" ist eine Handelsmarke der Firma Lando. Zu dieser Firma kamen wir, weil hier, in ihrer Kontrabass-Galerie, die Anzahl der anspielbaren und somit vergleichbaren Kontrabässe ungleich höher ist, wie in jedem anderen Musikhaus in unserer Schlagdistanz. Die Konrabass-Galerie stellte sich bei unserem Besuch als schlichte 3-Zimmer-Altbau-Wohnung im dritten Stock in Frankfurt heraus. Was aber nichts an der geduldigen und hochkompetenten Beratung und der schieren Masse der vorhandenen Kontrabässe ändert. Nachteil an der Firma Lando ist, dass es nur zwei Marken an Neu-Instrumenten gibt: ihre Handelsmarke Gasparo und Christopher, welches China-Bässe sind, deren Vetrieb Lando in Europa besorgt. Bässe anderer Hersteller gibt es nur als Gebrauchtinstrumente.
Die Gasparo-Bässe werden in Rumänien (Lt. Lando in "Transsilvanien") in Handarbeit hergestellt, in Frankfurt ausgerüstet, eingestellt und verkauft.
Modell Wien
Beim Modell Wien handelt es sich um ein "schlankes Gamben-Modell, welches von einem alten Wiener Bass von Anton Posch inspiriert wurde". Der 3/4-Bass ist vollmassiv, hat eine fein gemaserte Fichten-Decke und ein Ebenholz-Griffbrett. Zargen, gewölbter Boden und Hals sind aus Ahorn, wobei bei Boden und Hals eine deutliche Flammung sichtbar ist. Der Lack ist ein von Hand aufgetragener Spiritus-Lack. Das Besondere an dem Bass ist die recht geringe "Oberweite", die das Spielen auf diesem Bass wesentlich bequemer macht, als auf Standard-3/4-Bässen.
Klang
Mangels Fertigkeit kann ich über das Arco-Spiel auf diesem Bass (noch) überhaupt nichts sagen. Gezupft klingt er allerdings sehr komplex, rund und weich. Wir haben ihn ausschließlich aus Gründen des Klangs ausgewählt und ich stelle jeden Tag fest, wie harmonisch und kraftvoll er klingt. Es mag sein, dass er geringfügig leiser ist wie manch ein Standard-3/4-Bass, aber da man einen Kontrabass im Bandkontext selbst mit akustischen Instrumenten ohnehin verstärken muss, spielt das eigentlich keine Rolle. Der Bass jedenfalls verträgt festes Zupacken und definerten Anschlag durchaus und honoriert das mit beachtlicher Laustärke und nach wie vor rundem Gesamtklang - solange, bis die Saiten am Griffbrett das Schnarren kriegen. Im Zusammenspiel mit einer Westerngitarre und Cajon komme ich beim Proben ganz gut unverstärkt zurecht, muss mich aber mächtig ins Zeug legen.
Bespielbarkeit
Der Bass ist mit Nylonkernsaiten ausgestattet und recht niedrig eingestellt. Das führt zwar dazu, dass bei sehr (!) körperbetontem Spiel die Saiten zu Schnarren anfangen, aber gleichzeitig zu einem sehr leicht spielbaren Instrument. Mit genügend Kraft (will sagen: ich mach es automatisch) lässt sich der kleine Finger ohne weiteres zum Greifen einsetzen. Und, wie schon erwähnt: die Grundlautstärke stimmt. Die Saiten winden sich nicht unter dem Finger und wegen der schlanken Oberweite ist man recht nah am Griffbrett, so man will. Der höhenverstellbare Steg lässt das Einstellen einer höheren Saitenlage ohne Werkzeug zu. War in meinem Fall aber (noch?) nicht nötig.
Der Tonabnehmer
Nachdem wir uns für einen Bass entschieden hatten, mussten wir noch einen Tonabnehmer dafür finden. Gut, dass im Kontrabass-Atelier ein mit allen gängigen Systemen ausgerüsteter Bass steht, der ein direktes Shoot-Out zulässt. Recht schnell hat das passive Bass-Balsereit-System gewonnen, so dass das nun verbaut ist. Der Bass klingt verstärkt nun nach wie vor sehr definiert mit vielen Bässen, ohne jedoch matschig werden. Das Piezo-Element des Bassbalsereit klingt je nach Lage und wie fest es im (eigens gebohrten) Loch im Steg sitzt, unterschiedlich, so dass man hier durchaus noch experimentieren könnte, wenn es nötig wäre.
Das System hat genug Output für einen 'normalen' Bass-Amp und ist rückkopplungsfest genug, um ohne Probleme auf einer Bühne mit E-Gitarren, Schlagzeug, Keyboard und verstärkter Mundharmonika eingesetzt zu werden.
Fazit
Gibts denn gar nichts zu meckern? Kleinigkeiten bestenfalls: die Spiritus-Lackierung ist recht empfindlich und jeder Kratzer eine leuchtende Schmarre. Aber bei so viel frei schwingender Fläche trägt die Lackfestigkeit und -Stärke ja womöglich wirklich hörbar zum Klang bei... bei Gitarren halte ich das zwar für Voodoo, aber die sind ja viel kleiner. Außerdem ist der "Deckenüberstand" (unter dem Lack) an einer Stelle ziemlich schrundig. Aber das ist nur kaum wahrnehmbare Optik, und die haben wir bewusst in Kauf genommen, als wir uns für den Bass entschieden haben.
Da ich mit Kontrabässen wenig Erfahrung habe, weiß ich natürlich nicht, ob ich wirklich ein Ausnahmeinstrument besitze, aber es fühlt sich so an. Wirklich.
Ich bin "von Haus aus", sprich, seit 35 Jahren Gitarrist. Die Liebe zum Bass ist erst vor ein paar Jahren entflammt und zunächst auch nur am E-Bass. Wegen einer Spaß-Aktion habe ich vor zwei Jahren ein Demonstrationsmodell einer Schule provisorisch spielfähig gemacht und war prompt verloren. So viel Instrument im Arm zu haben und so ultimative Töne erzeugen zu können, war die Erfüllung eines Traums, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn hatte.
Zum vor kurzem stattgefundenen runden Geburtstag hat sich meine Frau nun entschlossen, mir eine dicke Dame zu schenken. Und das ist sie nun...
Gasparo
Natürlich kann man als altgedienter Bassist den Kopf schütteln über den Kauf eines 4k-Basses als absoluter Dilettant, aber in Anbetracht der Rundheit des Geburtstages und der mauen Zinsen auf dem Konto saß das Geld recht locker.
"Gasparo" ist eine Handelsmarke der Firma Lando. Zu dieser Firma kamen wir, weil hier, in ihrer Kontrabass-Galerie, die Anzahl der anspielbaren und somit vergleichbaren Kontrabässe ungleich höher ist, wie in jedem anderen Musikhaus in unserer Schlagdistanz. Die Konrabass-Galerie stellte sich bei unserem Besuch als schlichte 3-Zimmer-Altbau-Wohnung im dritten Stock in Frankfurt heraus. Was aber nichts an der geduldigen und hochkompetenten Beratung und der schieren Masse der vorhandenen Kontrabässe ändert. Nachteil an der Firma Lando ist, dass es nur zwei Marken an Neu-Instrumenten gibt: ihre Handelsmarke Gasparo und Christopher, welches China-Bässe sind, deren Vetrieb Lando in Europa besorgt. Bässe anderer Hersteller gibt es nur als Gebrauchtinstrumente.
Die Gasparo-Bässe werden in Rumänien (Lt. Lando in "Transsilvanien") in Handarbeit hergestellt, in Frankfurt ausgerüstet, eingestellt und verkauft.
Modell Wien
Beim Modell Wien handelt es sich um ein "schlankes Gamben-Modell, welches von einem alten Wiener Bass von Anton Posch inspiriert wurde". Der 3/4-Bass ist vollmassiv, hat eine fein gemaserte Fichten-Decke und ein Ebenholz-Griffbrett. Zargen, gewölbter Boden und Hals sind aus Ahorn, wobei bei Boden und Hals eine deutliche Flammung sichtbar ist. Der Lack ist ein von Hand aufgetragener Spiritus-Lack. Das Besondere an dem Bass ist die recht geringe "Oberweite", die das Spielen auf diesem Bass wesentlich bequemer macht, als auf Standard-3/4-Bässen.
Klang
Mangels Fertigkeit kann ich über das Arco-Spiel auf diesem Bass (noch) überhaupt nichts sagen. Gezupft klingt er allerdings sehr komplex, rund und weich. Wir haben ihn ausschließlich aus Gründen des Klangs ausgewählt und ich stelle jeden Tag fest, wie harmonisch und kraftvoll er klingt. Es mag sein, dass er geringfügig leiser ist wie manch ein Standard-3/4-Bass, aber da man einen Kontrabass im Bandkontext selbst mit akustischen Instrumenten ohnehin verstärken muss, spielt das eigentlich keine Rolle. Der Bass jedenfalls verträgt festes Zupacken und definerten Anschlag durchaus und honoriert das mit beachtlicher Laustärke und nach wie vor rundem Gesamtklang - solange, bis die Saiten am Griffbrett das Schnarren kriegen. Im Zusammenspiel mit einer Westerngitarre und Cajon komme ich beim Proben ganz gut unverstärkt zurecht, muss mich aber mächtig ins Zeug legen.
Bespielbarkeit
Der Bass ist mit Nylonkernsaiten ausgestattet und recht niedrig eingestellt. Das führt zwar dazu, dass bei sehr (!) körperbetontem Spiel die Saiten zu Schnarren anfangen, aber gleichzeitig zu einem sehr leicht spielbaren Instrument. Mit genügend Kraft (will sagen: ich mach es automatisch) lässt sich der kleine Finger ohne weiteres zum Greifen einsetzen. Und, wie schon erwähnt: die Grundlautstärke stimmt. Die Saiten winden sich nicht unter dem Finger und wegen der schlanken Oberweite ist man recht nah am Griffbrett, so man will. Der höhenverstellbare Steg lässt das Einstellen einer höheren Saitenlage ohne Werkzeug zu. War in meinem Fall aber (noch?) nicht nötig.
Der Tonabnehmer
Nachdem wir uns für einen Bass entschieden hatten, mussten wir noch einen Tonabnehmer dafür finden. Gut, dass im Kontrabass-Atelier ein mit allen gängigen Systemen ausgerüsteter Bass steht, der ein direktes Shoot-Out zulässt. Recht schnell hat das passive Bass-Balsereit-System gewonnen, so dass das nun verbaut ist. Der Bass klingt verstärkt nun nach wie vor sehr definiert mit vielen Bässen, ohne jedoch matschig werden. Das Piezo-Element des Bassbalsereit klingt je nach Lage und wie fest es im (eigens gebohrten) Loch im Steg sitzt, unterschiedlich, so dass man hier durchaus noch experimentieren könnte, wenn es nötig wäre.
Das System hat genug Output für einen 'normalen' Bass-Amp und ist rückkopplungsfest genug, um ohne Probleme auf einer Bühne mit E-Gitarren, Schlagzeug, Keyboard und verstärkter Mundharmonika eingesetzt zu werden.
Fazit
Gibts denn gar nichts zu meckern? Kleinigkeiten bestenfalls: die Spiritus-Lackierung ist recht empfindlich und jeder Kratzer eine leuchtende Schmarre. Aber bei so viel frei schwingender Fläche trägt die Lackfestigkeit und -Stärke ja womöglich wirklich hörbar zum Klang bei... bei Gitarren halte ich das zwar für Voodoo, aber die sind ja viel kleiner. Außerdem ist der "Deckenüberstand" (unter dem Lack) an einer Stelle ziemlich schrundig. Aber das ist nur kaum wahrnehmbare Optik, und die haben wir bewusst in Kauf genommen, als wir uns für den Bass entschieden haben.
Da ich mit Kontrabässen wenig Erfahrung habe, weiß ich natürlich nicht, ob ich wirklich ein Ausnahmeinstrument besitze, aber es fühlt sich so an. Wirklich.
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