Review: Gary Levinson LS-23 (Sangamon Serie)

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Da meine Gary Levinson LS-23 nun schon seit einem halben Jahr bei mir lebt, dachte ich, es wird Zeit, meine Erfahrung mit dem Instrument zu teilen.


Vorab etwas zur Geschichte des Kaufes:

Im letzten Herbst, um meine langjährige Akustikgitarren-Abstinenz zu beenden (Die Schuld dafür hat eigentlich der Umstand dass ich über Jahre hinweg keine vernünftige Akustikgitarre hatte, auf der das spielen Spaß machte) ging ich auf Gitarrensuche. Ich hatte mir ein schönes Budget bereit gelegt mit dem ich auf jeden Fall fündig werden würde.

Bei unserem lokalen Gitarrenhändler wurde ich auf eine Duke aufmerksam gemacht, die zwar formal fast perfekt war, mir aber nicht gut in der Hand lag weil mir der Hals zu dick war. Zwar war die Gitarre deutlich unter Budget und ohnehin quasi ein Schäppchen, aber das änderte nichts daran dass ich mit ihr nicht richtig warm wurde. Der Verkäufer (seines Zeichen selbst nicht Gitarrist) versuchte mich aber so intensiv zum Kauf der Duke zu bewegen (und rat mir doch tatsächlich davon ab, einige Martins auszuprobieren,) dass ich sauer war und den Laden verließ.
Fündig wurde ich dann tatsächlich bei Martin in einem anderen Geschäft in Osterode. Ein absoluter Weltenunterschied zum Laden in Göttingen, denn hier versuchte man eine Gitarre zu finden die für mich geeignet ist, und nicht eine bestimmte Gitarre zu verkaufen. Ein paar Monate später jedenfalls war ich wieder beim lokalen Händler in Göttingen um ein wenig Kleinkram zu besorgen, da erkannte mich der Verkäufer wieder und erkundigte sich, was es denn nun geworden sei. Sichtlich verärgert über seinen Misserfolg fing er wieder von der Duke an und ich erklärte ihm ein für alle Mal dass die Gitarre toll sei, aber eben nicht für mich. Weil ich jedoch gerade in Spiellaune war, habe ich mich noch ein Stündchen hingesetzt und ein paar von seinen Gitarren ausprobiert. Er nahm sich dann die Zeit, hörte mir zu und befragte mich, was mir an den jeweiligen Gitarren gefiel und was nicht. (Warum eigentlich nicht gleich so?) Jedenfalls führte das zu einem Ergebnis, denn irgendwann hatte er die Idee, mir mal die Levinson LS-23 in die Hand zu drücken. Gary Levinson? Nie gehört, zumindest nicht bei akustischen Gitarren. Hat nie ein Mensch den ich kenne auch nur ein einziges Mal drüber geredet. Jedoch: mein Aufenthalt im Laden verlängerte sich spontan um eine weitere Stunde, in der ich die Gitarre nicht mehr weglegen konnte. Und mir war klar, auch wenn ich keine Gitarre mehr brauchte, ich musste sie einfach haben. Ich überlegte dann zwei Wochen (er hatte mir fest versprochen, die Gitarre für mich zurück zu legen) aber es war eigentlich klar, was passieren würde.

Es kommt garnicht so oft vor, dass vom ersten bis zum letzten Ton eine solche Harmonie entsteht. Aber wenn sie entsteht, dann muss man eigentlich zugreifen. Zumindest wenn es finanziell irgendwie möglich ist. Bei einem recht moderaten Preis von etwas über 800 Euro habe ich dann tatsächlich zugegriffen. Denn dieses Gefühl löste in mir auch nicht auch der 2,5k € teure Bruder meiner Martin aus, es war einfach Liebe auf den ersten Ton. Und da diese Gitarre weder Cutaway noch Pickup hatte wusste ich, dass der Einsatzbereich der beiden Gitarren ein komplett anderer sein würde. So konnte ich den Kauf auch bei der besseren Hälfte gut verargumentieren ;-).



Harte Fakten:
  • Marke: Gary Levinson, Sangamon Serie
  • Modell: LS-23
  • Korpusform: Deep Concert (ein verkleinerter Korpus allerdings mit vergrößerter Zargentiefe)
  • Halsform: low profile c-shape
  • Bracing: Scalloped X-Bracing
  • Mensur: 628 mm
  • Zargentiefe: 102 - 122mm
  • Sattelbreite: 43mm
  • Decke: Massive Engelmann Fichte
  • Boden und Zarten: Massives Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Steg: Palisander
  • Sattel: Knochen
  • Kopfplatte: Ebenholz
  • Mechaniken: Grover Vintage Tuner, vernickelt und offen
  • Griffbrett Inlays: Green Abalone


Optik:

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Verarbeitung und Haptik:

Die Gitarren des Schweizers werden in China produziert und in der Schweiz endkontrolliert. Das wusste ich beim Kauf nicht. Bei alledem was man hier und da über die chinesische Arbeit hört, hätte ich es auch nicht vermutet. Ob da nun was dran ist oder nicht soll an anderer Stelle geklärt werden. Die Verarbeitung der Gitarre ist jedenfalls absolut spitze. Innerhalb der 6 Monate ist mir nichts weiter aufgefallen, bis auf eine einzige Sache – Zwei der Endpins hatten schon nach kurzer Zeit ihr kleines Abalone Auge verloren. Ich schätze die nächsten werden bald folgen und dann müssen neue angeschafft werden. Ob ein Abalone Punkt im Endpin unbedingt sein muss, ich weiß nicht. Ich würde daher vermutlich welche mit Ivory Dot oder sowas nachrüsten, obwohl ich ein tierischer Abalone Fan bin. Ansonsten ist die Gitarre handwerklich super gemacht und (Zitat Akustik-Gitarre.de) „versucht merklich, sich in seiner Preisklasse nach oben hin abzusetzen.“ (Ich habs selber nicht besser formuliert gekriegt – außer dass ich wohl geschrieben hätte dass der Versuch meiner Ansicht nach Geglückt ist. Aber das denkt vermutlich sowieso jeder von seinen Gitarren)

Der Flache Hals liegt prima in der Hand und durch die verkürzte Mensur und die tiefe Saitenlage hat das Instrument eine tolle Bespielbarkeit. Strumming, Picking, Tapping, die kleine gibt eigentlich alles her was der Gitarrist sich wünscht. Ich habe seit dem Kauf nichts besseres oder angenehmeres mehr in der Hand gehabt.


Klang:

Durch die große Zargentiefe und das spezielle bracing klingt die Gitarre trotz ihrer geringeren Größe enorm voll und hat ein starkes Bassfundament. Auf der Skala warm vs. Bright würde ich die Gitarre eher im Bereich bright einordnen. Da ich aber ausdrücklich erwähnen muss, dass ich in den Klang der Gitarre bis über beide Ohren verliebt bin, ist das das einzige was ich zum Klang schreiben will. Den Rest müssen die Klangbeispiele für mich machen.

Aufnehmen konnte ich das leider nur auf die Schnelle mit einem Großmembraner (Rode NT1-A). Es ist kein Equalizer und kein Effekt dazwischen geschaltet oder nachbearbeitet. Das nur nebenbei. Hier und da rumpelts ein wenig und das Timing ist nicht immer ganz toll, aber ihr werdet es mir vergeben ;)


Hier ein wenig strumming mit einem kleinen Anteil flat Picking (Colin Hay Style)

https://soundcloud.com/mrpolli/ls-23-strumming-colin-hay-style


Hier ein paar offene Akkorde (ebenfalls Colin Hay Style)

https://soundcloud.com/mrpolli/ls-23-open-chords


Hier ein Fingerpicking ohne Daumenpick, nur Fleisch (Summertime Style)

https://soundcloud.com/mrpolli/ls-23-fingerpicking-summertime


Hier ein Folk Picking mit Daumenpick (Jolene-Style)

https://soundcloud.com/mrpolli/ls-23-jolene-picking


Und natürlich das Loch in der Banane, wer kennt es nicht... ;)

https://soundcloud.com/mrpolli/ls-23-loch-in-der-banane


Fazit:

Ich habe eigentlich alles geschrieben was es zu sagen gibt. In der Kurzfassung ist die LS-23 von Gary Levinson eine tolle Gitarre zum moderaten Preis. Die Größe, der Klang und die Bespielbarkeit gefallen mir so gut dass ich mit dem Gedanken spiele, die Gitarre (die auf den Namen Lilly „hört“) live tauglich zu machen und einen Pickup nachzurüsten. Das wäre dann zwar hoffentlich nicht das aus für meine Martin, weil ich gott sei Dank mehrere Gitarren für mehrere Stimmungen brauche, aber im Moment zieht die gute Martin leider sehr oft den Kürzeren, das würde sich dann vermutlich verstärken.
Für alle Gitarristen die in diesem Preisbereich (zwischen 700 und 1000) Euro eine Gitarre suchen und bei Akustikgitarren eher auf dünne Hälse und tiefe Saitenlagen wert legen, ist die Gitarre eine prima Wahl. Klanglich muss es jeder selbst entscheiden wie er dazu steht J. Die Gitarre jedenfalls hat bisher ein erstaunliches Feedback bekommen, sowohl von nicht-musikalischem Publikum als auch von Gitarristen und anderern Musikern. Es waren sich alle einig: Lilly bleibt.


Für Aufpreise gibt es die gesamte Serie (LS-23, LS-33, LS-43 und LS-58 wenn ich mich nicht täusche) auch mit Pickups. Leider kann ich die Live tauglichkeit des Instruments kaum testen, aber sollte ich den Einbau im Frühjahr 2015 vornehmen lassen und die Gitarre live (verstärkt) spielen, werde ich das nachtragen lassen.


Das wars erstmal.
Ach ja - Feedback ausdrücklich erwünscht.
 
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Schönes review! Für so eine "kleine dicke" hätte ich auch noch ein herz, so etwas schwebt mir schon länger vor. Wieviel zargentiefe (und sattelbreite) hat sie denn?

Gruss, Ben
 
Sehr schöne Besprechung einer sehr interessanten (und reizvollen...) Gitarre. Ach ja, und anregende Klangbeispiele. Was mir fehlt, ist vor allem ein Foto des Bodens. Viel Spaß noch damit!
 
Gute Punkte.

Ein Bild des Rückens habe ich oben nachgepflegt.

Sattelbreite (43mm) und Zargentiefe (102 - 122mm) ebenso.

Danke schonmal fürs Feedback :)
 

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Vielen Dank! Interessant ist sie natürlich weiterhin, aber (für mich) vor allem wegen der Sattelbreite nicht mehr reizvoll - was'n Glück! :ugly: Es gibt keine Versuchung mehr, der ich widerstehen müsste ...
 
Du brauchst ein wenig breiter folgere ich messerscharf daraus?
 
Sieht fast so aus, als wärst Du bei Sherlock Holmes in die Lehre gegangen...;)

Ob ich das wirklich brauche, weiss ich gar nicht. Aber ich glaube mal lieber dran...
 
Hallo, hast du deinen Plan einen Tonabnehmer nachzurüsten umgesetzt? Falls ja, wie und bist du zufrieden?

Ansonsten sehr schönes Review. Ich bekomme heute eine angeboten und kann sie mal anspielen. Bin gespannt.

Gruß
 
Moin!
Änein, das habe ich bisher noch nicht gemacht, hab das Geld erst in weitere Gitarren investiert :). Ich bin von dem Plan auch nicht hundertprozentig abgekommen, denke aber durchaus auch darüber nach, einen magnetischen Pickup zu verwenden, der mir die Möglichkeit gäbe, auch ein etwas anderes effektspektrum zu verwenden.

Ich habe mittlerweile schon einige Gitarren aus der sangamon Serie in der Hand gehabt. Und ich muss wirklich sagen - alle die gut eingestellt waren haben mir sehr gut gefallen. Man erwischt aber hin und wieder mal eine die nicht so toll eingestellt ist.

Insofern wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg beim antesten.
 
Hallo MrPolli,
ich habe - aus aktuellem Anlass, wieder dein Review gelesen und mir mal zur Probe eine Levinson LG-243 NS (Canyon Green Briar Serie) bestellt - und dabei übersehen, dass es sich bei diesem Modell NICHT um eine deep-body Concert handelt. Umso größer war dann die Überraschung über den satten, klaren und wirklich lauten Sound, den die Kleine abgibt - trotz der "normalen" Zargentiefe. Die absolut saubere Verarbeitung und vor allem die superleichte Bespielbarkeit kann ich nur bestätigen, da hat Mr. Levinson gute Arbeit geleistet ;-). Es ist auch im Gegensatz zur Sangamon keine Vollmassive, aber das Baby schwingt, dass es eine Freude ist. Die Kleine ist mittlerweile zu meiner Lieblingsgitarre avanciert.
Für 629,- EUR bekommt man jedenfalls eine tolle Gitarre. Meine Empfehlung - unbedingt antesten!
 
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Für 629,- EUR bekommt man jedenfalls eine tolle Gitarre. Meine Empfehlung - unbedingt antesten!

Hallo Picker59,

da ich mich auch für eine "kleine" Levinson interessiere, meine Frage, wo hast Du deine her?

Wünsche dir noch viel Spass mit ihr.

Gruss
ct
 
Danke - den habe ich wirklich :). Mich begeistert immer wieder, wie leicht sie zu spielen ist ...
Ich habe sie beim großen T. gekauft, Bewertung steht dort auch drin (Woody59). Na dann, viel Spaß ebenso!
 

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