[Review] Fostex T50RPmk4: Magnetostatischer Studio-Kopfhörer

Wil_Riker
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Einleitung

Mit der inzwischen vierten Generation des T50RP bringt Recordingspezialist Fostex zum Preis von 309 € (Stand März 2025) einen erschwinglichen magnetostatischen Studio-Kopfhörer auf den Markt. Ich durfte den Hörer im Rahmen einer Teststellung ausprobieren und gegen meinen aktuellen Lieblingshörer Audeze MM-100 antreten lassen.


Anm.: Zur Vollansicht der eingebundenen Fotos genügt ein Klick/Touch auf die Thumbnails.


Lieferumfang, Ausstattung, technische Daten

Fostex liebt es verpackungstechnisch traditionell spartanisch, so dass der T50RPmk4 lediglich in einem einfachen kaschierten Karton ohne viel Schnickschnack ins Haus kommt. Auf der Rückseite sind die wichtigsten technischen Daten, Informationen zur verwendeten Technologie sowie ein Anschlussdiagramm abgedruckt. Im Karton befinden sich in meinem Fall außer dem Hörer selbst noch das 2 m lange Anschlusskabel (Miniklinke 3-polig auf 4-polig - dazu später mehr) und ein Blatt mit Sicherheitsinformationen. Der im Serienumfang enthaltene Adapter von 3,5 auf 6,35 mm ist anscheinend bei einem der Vortester liegengeblieben.



Bevor wir uns mit dem Kopfhörer beschäftigen, kurz zur Erinnerung die technischen Grundlagen: Anders als bei dynamischen Treibern schwingt bei Magnetostaten keine Spule, sondern eine Membran im Magnetfeld - diese Membran besteht beim TS50RPmk4 aus einer kupferbedampften Polyamidfolie. Kopfhörer dieser Bauart sollen eine präzisere und verzerrungsfreiere Wiedergabe besitzen als ihre elektrodynamischen Mitbewerber.
Zudem handelt es sich beim Hörer von Fostex um eine halboffenen Variante, d. h. einen Kompromiss von Klang und Tragekomfort. Außengeräusche werden mäßig gedämpft (besser als bei offenen, schlechter als bei geschlossenen Hörern), dafür findet eine bessere Luftzirkulation statt als bei geschlossenen Hörern, die man sich durch einen etwas weniger natürlichen Klang erkauft.

Der TS50RPmk4 wiegt 330 g und besitzt eine Impedanz von 28 Ohm, ist also auch an schwächeren Kopfhöreranschlüssen wie Smartphones oder Laptops direkt verwendbar. Fostex gibt einen Frequenzgang von 10 bis 40.000 Hz an; die Empfindlichkeit beträgt 97 dB/mW bei einem maximalen Input von 3.000 mW.



Der Kopfhörer besteht hauptsächlich aus Kunststoff und Kunstleder. Das Kopfband ist auf der Innenseite leicht gepolstert und auf der Außenseite leicht genarbt - hier ziert zudem der Herstellerschriftzug die Kopfmitte.



Die Aufhängung der Hörmuscheln dient gleichzeitig der Größenverstellung: Im Kunststoffblock mit Fostex Logo gleitet stufenlos ein Bügel, mit dem sich beide Seiten um bis zu je 60 mm herausziehen lassen. Bleibt so hoffen, dass die Friktion auch bei mehrjährigem Gebrauch erhalten bleibt, damit die Hörmuscheln bei Kopfbewegungen nicht ungewollt nach oben oder unten rutschen :nix:. Die Kabelführung von den Muscheln durchs Kopfband ist frei zugänglich, zwar sind die Kabel textilummantelt, aber durch die Schlaufenbildung könnte man leicht an den Übergangsstellen hängenbleiben :gruebel:. Eine dezente Links-Rechts-Markierung ist in Richtung Hinterkopf angebracht.



Die Schalen der Hörmuscheln bestehen aus Kunststoff, auf dem die Produktbezeichnung aufgedruckt ist. Sie sind über eine Art Kugelkopf am Bügel zur Größenverstellung befestigt, damit sich die Muscheln an den Kopf anschmiegen können. Warum die Nähte der Polsterung ausgerechnet nach vorne zeigen müssen, weiß vermutlich nur Fostex :rolleyes:. Das Polster ist ungefähr 25 mm stark, besteht außen aus Kunstleder und besitzt eine Einlage aus Memoryschaumstoff, der für einen guten und bequemen Sitz sorgen soll. Die Form ist elliptisch (Außendurchmesser Breite x Höhe = 10 x 9 cm), so dass eine Aussparung von 60 x 43 mm bleibt und der TS50RPmk4 auch auf große Ohren passen sollte. Zum Schutz gegen Eindringen von Schmutz dient eine dünne schwarze Stofflage.
Mittig nach unten zeigen beidseitig die Miniklinkenbuchsen, d. h. das Kabel kann wahlweise links oder rechts angeschlossen werden :great:. Achtung: der vierpolige Stecker des Anschlusskabels muss in den Hörer gesteckt werden, nicht in den Ausgang des Zuspielgeräts, denn der Fostex Kopfhörer kann beidseitig mit symmetrischen Signalen gefüttert werden - das dafür benötigte Kabel muss man sich separat besorgen oder selbst anfertigen. Mit dem mitgelieferten Kabel werden L- und R- auf den Klinkenschaft gebrückt, so wie es für > 95% der Anwendungsfälle üblich ist.





Dann mal rauf auf die Ohren und Ton ab!


Praxistest, Fazit

Durch die flexible Weitenverstellung lässt sich der Fostex T50RPmk4 optimal auf die benötigte Größe bringen, wobei es die fehlende Rasterung erschwert, beide Seiten symmetrisch hinzubekommen - vermutlich für die meisten Anwender ein zu vernachlässigendes Problem. Weil ich relativ große Ohren besitze, ist der Hörer nicht ganz ohrumschließend; die Ohrläppchen sitzen zwischen Polsterung und Kopf, allerdings ohne zu drücken und den Klang zu beeinflussen ;). Ebenfalls schmiegt sich die Polsterung in Richtung Hinterkopf leider nicht optimal an die Kopfform an :gruebel:. Dies liegt daran, dass im Gegensatz zu meinem Vergleichsobjekt Audeze MM-100 (s. o.) das Polster nicht asymmetrisch geformt ist, sondern eine rundum konstante Stärke besitzt. Als Brillenträger bin ich bezüglich des Anpressdrucks sehr sensibel - hier könnte der Bügel des T50RPmk4 einen Tick weniger stramm sitzen. Deshalb wirkt er deutlich schwerer als man vermuten würde (mein MM-100 ist fast anderthalbmal zu schwer, ohne dass man das merkt :eek:). Die Durchlüftung funktioniert recht gut, so dass sich auch bei längerem Tragen kein auffälliger Hitzestau bildet.
Neben der Tatsache, dass man das Kabel wahlweise links oder rechts anschließen und somit seinen Gewohnheiten anpassen kann, gefällt mir die Strippe selbst trotz anfänglicher Skepsis richtig gut :great:: Die Beschichtung ist glatt und gleitet dadurch gut über die Kleidung ohne hängenzubleiben. Eine Verriegelung am Klinkenstecker sucht man vergeblich, aber er sitzt ausreichend fest in jeder der beiden Buchsen.

Aber wie klingt der Fostex T50RPmk4 jetzt? Beginnend mit meinem Standardtitel (Global.Kryner - Proud Mary (Maxi Version) höre ich mich quer durch meine umfang- und abwechslungsreiche Musiksammlung. Wirklich neutral ist der Klang nicht, denn außer einer Bassbetonung höre ich, vermutlich durch den satten Bass bedingt, einige Schwächen in den Hochmitten - wirklich beschreiben kann ich diesen Sound nicht. Zudem klingt der Kopfhörer in den Höhen auch nicht ganz so brillant, wie ich es erwarte. Ich würde es so formulieren, dass der Fostex eine einigermaßen moderne Abstimmung besitzt, was man z. B. an Stücken wie Chromeo - Old 45's hört und diesen schmeichelt ;). Durch die halboffenen Bauart liegt der Eindruck tatsächlich irgendwo zwischen geschlossenen und offenen Kopfhörern; das Stereobild ist dementsprechend OK, aber nicht so ausgeprägt wie bei meinem offenen Audeze Favoriten.
Das Hören einiger Spuren meiner Folklore-Formation (Akkordeon, Klarinette, A-Gitarre, Mandoline, Kontrabass) in UA Luna bestätigt diesen Höreindruck.

Was mir absolut nicht gefällt, ist die harte Kunststoffschale der Hörmuscheln. Hier entstehen bereits bei minimalen Berührungen (Finger, Fingernägel, versehentliches Anstoßen) wirklich unschöne laute Geräusche. Kleinere Abstriche muss man auch beim Transport bzw. Verstauen machen, denn der T50RPmk4 lässt sich nicht zusammenklappen; vermutlich wird deshalb auch kein Täschchen oder Case mitgeliefert.

Trotz der genannten Minuspunkte ist Fostex aber insgesamt guter Kompromiss aus Klang und Preis gelungen. Der Sound ist angenehm, wenn auch nicht analytisch, so dass man gut mit ihm arbeiten kann. Beim Tragen kommen individuelle Vorlieben ins Spiel und die leichten Defizite bei den verwendeten Materialien sind bei den meisten potentiellen Kunden vermutlich nicht unbedingt ein KO-Kriterium.
 
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