REVIEW: Deer Ear IEM The Bumblebee

  • Ersteller Tone Poet
  • Erstellt am
Tone Poet
Tone Poet
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
13.01.25
Registriert
15.08.12
Beiträge
2.174
Kekse
10.388
Ort
Hamburg, Umland, hanseatisch
Moin liebe Ohrmuschelträger*innen,

ich bin nach langem Hin und Her und Für und Wider das Thema In-Ear-Monitoring angegangen. In einem gesonderten Thread gibt es noch meinen Erfahrungsbericht dazu. Hier gehe ich auf die Stöpsel meiner Wahl ein; ein Testbericht zu meiner t.bone-Funkstrecke folgt ebenfalls noch.

Widmen wir uns also den Ohrhörern.

Ein entscheidender Aspekt bei der Überlegung, welche Ohrhörer ich haben möchte, war die direkte Anpassung an meine Ohren. Ich habe anscheinend etwas seltsame Wascheln, kein Standard-In-Ear hält - oder drückt so übel, dass es nach kürzester Zeit wehtut. Damit war die Auswahl schon einmal ziemlich eingeschränkt. Das Angebot der großen Fachhändler ließ zudem zu wünschen übrig: Teuer, ewig lange Lieferzeiten und mangelnde Gestaltungsmöglichkeiten ließen Frust aufkommen.

Zum Glück war ein Bandkollege schon einen Schritt weiter: Er war auf einen kleinen Anbieter aus Bayern gestoßen, der angepasste In Ears in verschiedenen Ausführungen anbietet und keine Mondpreise verlangt: Deer Ear

Drei verschiedene Systeme hatte er zum Probehören angefordert und sich letztlich (weil ausreichend) für den günstigsten namens Bumblebee entschieden. Neugierig nahm auch ich Kontakt auf.

Die Antwort kam prompt von Yogi, dem Tüftler hinter den Deer Ears. Yogi (eigentlich Jürgen Lang) ist Hörgeräteakustiker und versteht sein Fach. Wir tauschten uns kurz aus, wobei klar war, dass ich aus Budgetgründen in jedem Fall auf die schon als gut befundenen Bumblebees zurückgreifen würde. Nun ging es noch um die Farbauswahl und die Abnahme der Ohrabdrücke. Diese fand bei einem Hörgeräteakustiker in Hamburg statt, wobei die Plastiken als 3D-Scan an Yogi gesendet wurden.

Aus diesen Scans wurden dann im 3D-Druck meine Schalen angefertigt und mir zum Probetragen und zur Anpassung zugesendet.

IMG_8142.jpeg


Mit einer Mischung aus Vorfreude, Neugier und restlicher Skepsis habe ich die Schalen in meine Ohren eingesetzt und bin damit einige Zeit zu Hause herumgelaufen. Passt es, drückt es, sitzt es fest? Nach dem Test war klar, dass der linke Abdruck schon perfekt war, rechts gab es eine kleine Spitze, die unangenehm drückte. Zudem saßen die Aussparungen für die Kabelbuchsen noch nicht optimal.

IMG_8563.jpeg
IMG_8591.jpeg


Die Bilder dazu habe ich Yogi geschickt und nach ein paar Tagen die angepasste Schale fürs rechte Ohr zum neuerlichen Test erhalten. Die kleine Änderung hatte die erwartete Wirkung, nun drückte nichts mehr. Gleichzeitig hatte die Schale nichts von ihrem perfekten Sitz eingebüßt.


Blieb noch die Farbauswahl. Da ich mich (wie so oft) nicht entscheiden konnte, war ich schnell bei einem transparenten Grau gelandet, zu dem ich mir dann das Logo in orange ausgesucht habe. Man kann gegen Aufpreis auch eigene Grafiken vorgeben oder aus verschiedenen Plates wählen. Das kam für mich aber aus den schon erwähnten Budgetgründen alles nicht in Frage.

Somit konnte Yogi sich an die Produktion machen, und kurze Zeit später hatte ich mein Paket. Darin enthalten waren die IEMs in einer schicken Metalldose, eine Filztasche, sowie das Pflegezubehör.

IMG_9777.jpeg

IMG_9779.jpeg


Sofort wurden die Hörer einem Klangtest an der heimischen HiFi-Anlage unterzogen. Meine Beyerdynamic dienten unfairer Weise als Referenz - eigentlich zwei überhaupt nicht vergleichbare Systeme. Aber das Ergebnis war verblüffend: Selbst diese vergleichsweise einfachen 2-Wege-Hörer lieferten einen Klangeindruck, den ich trotz der schon sehr anerkennenden Worte unseres Gitarristen so nicht erwartet hatte. Natürlich kann so ein DT770 noch mehr. Aber es war schon beeindruckend, wie gut diese für das Monitoring optimierten Hörer klingen. Ja, damit kann man gut Musik hören.

Dass dieser gute Klangeindruck dann dazu führte, bei den ersten Probeläufen im Bandraum das Prinzip Shit in - shit out ganz neu zu definieren :D , konnte meine Freude über die Hörer nicht mehr trüben. Ein bisschen war es zu erwarten, dass man sich gerade als Sänger neu justieren muss. Zudem war der Bandmix einfach noch nicht optimal, und auch meine Funkstrecke ist nicht gerade aus dem oberen Regal (Mehr dazu im eingangs erwähnten Erfahrungsbericht). Das hat sich aber alles mit der Zeit und etwas Übung stark verbessert. Im Bandraum wie auch live kommt der Mix differenziert und verzerrungsfrei an. Die Auflösung ist so gut, dass meine Stimme sich abhebt, ohne dabei den Rest zu übertönen. Der Mix dafür erfordert ein bisschen Aufwand zum Ausprobieren, die In Ears können das aber problemlos.

Von lauten bis zu leisen Passagen bewegt sich der Kiefer beim Singen recht stark, was durchaus Auswirkungen auf den Sitz von Ohrhörern haben kann. Hinzu kommt ein nicht zu verleugnender Bewegungsdrang meinerseits. Die Bumblebees sitzen jedoch in jeder Situation fest, ohne dabei zu drücken. Zwei Stunden Probe - kein Problem. Auch den Bühnentest haben die Hörer mit Bravour gemeistert.

Die technischen Daten des Bumblebee lesen sich so:
  • 2-Wege angepasste In-Ear-Hörer
  • 1 dynamischer Tiefton- und Mitten-Treiber
  • 1 Balanced Armature Uppermid- und Hochton-Treiber
  • 20 - 18.000 Hz
  • ca. 27dB Dämmung
  • Abnehmbares/austauschbares Kable mit 2-pin Anschluss am Hörer
  • 3,5mm Stereo-Klinkenanschluss

Ich trage die In Ears seit Anfang Oktober bei jeder Probe, hatte auch schon Gelegeheit sie live zu testen, und bin rundum happy. Nichts drückt, alles ist dicht, der Klang lässt nichts zu wünschen übrig und selbst wildes Herumgehopse oder Gesichtsakrobatik können dem sicheren Sitz nichts anhaben.

Der Grundpreis für die Bumblebees beträgt aktuell €439,-. Hinzu kommen die Kosten für das Erstellen des Abdrucks, die lokal schwanken können und deshalb natürlich nicht einkalkuliert sondern beim Hörgeräteakustiker vor Ort zu begleichen sind. Dafür bekommt man einen hochwertigen IEM in Wunschfarbe, optimal an die eigenen Ohren angepasst und mit einem sehr transparenten aber dennoch kräftigen Klangbild.

Bleibt mir als Schlusswort Yogi für seine herausragenden Inears und seinen super freundlichen und schnellen Service zu danken, und ihn dem geneigten IEM-Interessenten wärmstens ans Herz zu legen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben