Laguna
Helpful & Friendly User
Hallo an die Freunde der analogen Signalverarbeitung!
Heute soll es um ein ganz spezielles Schätzchen gehen, den D.A.V. BG No.3 Stereo Mastering EQ.
Der EQ ist jetzt schon eine ganze Weile bei mir im Rack und für eine gewisse Zeit hatte ich ihn gar nicht im Gebrauch. Kürzlich habe ich ein Album gemastert und ihn dafür wieder verkabelt. Und was soll ich sagen, ich bin so begeistert, dass ich ein Review dazu schreiben will.
Überblick
Der BG No.3 ist ein Stereo Mastering EQ, der zwei 19” HE benötigt. Es ist eine Nachbildung der EQs, die in den Decca Mastering Studios verwendet wurde.
Thomann hat den EQ leider nicht im Angebot, man kann ihn aber von anderen Quellen ohne großen Aufwand (z.B. Zoll) beziehen. Aktuell schlägt er mit 1650€ zu Buche, ich hatte mein Gerät 2016 für einen vergleichbaren Preis neu gekauft.
Das Gerät kam in einem schlichten Karton. Interessanterweise bietet D.A.V. kein Handbuch mit. Auch deren Website hält sich sehr mit Informationen zurück. Lediglich einige tech-specs der der Geräte werden genannt.
Verarbeitung und Optik
Das Gerät kommt insgesamt sehr leicht daher. Die Frontplatte und das Gehäuse machen einen stabilen Eindruck. Die gerasterten Potis sitzen wirklich fest und stabil, sind für meine Hände aber einen Tick zu klein. Die Druckknöpfe haben einen definierten Druckpunkt und die LEDs sind klar erkennbar aber nicht zu hell. Generell ist die Verarbeitung auf sehr hohem Niveau. Hier muss man sich nicht verstecken, auch wenn das Design eher funktional gehalten ist.
Gegenüber den Branchengrößen wie z.b. API, tubetech oder Manley fehlt noch ein Quäntchen in der Haptik, das trübt den Spaß aber keinesfalls.
Ein Handbuch ist wirklich überhaupt nicht nötig. Auf der Rückseite gibt es pro Kanal einen XLR Ein- und Ausgang, sowie einen Kaltgerätestecker.
Vorne gibt es pro Kanal zwei Shelves und zwei Bells. Jedes Band bietet einen Regler für die Frequenz und für den Gain/Cut.
Zusätzlich gibt es noch pro Kanal einen Gain Regler, sowie einen Highpass (-3dB bei 28Hz, 18dB/Oct) und einen EQ-In Button. Der Highpass und EQ-In zeigen mittels einer roten LED an, ob sie aktiv sind.
Die Frequenzen sind nach den Mastering-EQs in den Pulten der altehrwürdigen Decca Studios ausgewählt. Interessanterweise fehlen hier die Mitten zwischen 750Hz und 2kHz komplett. Meine Variante regelt zwischen +/-7.5 dB, wobei die kleinstmögliche Änderungen 0.5dB sind. Es gibt aber noch andere Versionen, die leicht andere Frequenzen oder größere Regelbereiche bieten.
Benutzung
Man merkt schnell, dass hier ein Spezialgerät mit eng umrissenen Arbeitsaufgaben vor einem steht. Die Bandbreite der einzelnen Bänder kann man nicht anpassen. Die fehlenden Mitten sind etwas verwunderlich. Auch sind +/-7.5dB nicht gerade die Welt, wenn man stärkere Klangformung vornehmen möchte. Alles Punkte, die die Frage aufwerfen, ob der EQ so sinnvoll nutzbar ist. (Spoiler: Ja! )
Die oben genannten Punkte sind auch der Grund, warum der EQ bei mir lange Zeit selten angefasst wurde.
Aber der BG No.3 hat seinen Weg ja doch hier her geschafft:
Für das abschließende Mastering eines bereits gut klingenden Mixes sind oftmals nur kleine Änderungen nötig. Das Fehlen der Mittenbänder kennt man auch von den sehr beliebten Pultec EQs. Feste Q-Werte und gerasterten Potis bieten den Vorteil, dass man Kanäle einfach machten und recallen kann.
Ich benutze den EQ beim mastern hauptsächlich für "Boom and Fizz", die Aussparung der Mitten passt da sehr gut ins Bild.Viele greifen hier zu einem der oben bereits angesprochenen Pultecs. Mit dem BG No.3 hat man den Vorteil, dass man pro Kanal zwei Shelves und zwei Bells hat, während ein Pultec (bei mir der Tegeler EQP-1) lediglich ein Tiefen- und ein höhenband plus den Lowpass bietet. Mit dem BG No.3 ist man also ungleich flexibler und auch wenn die gleichzeitige Anhebung und Absenkung bei einem Pultec sehr coole Effekte erzeugt, bietet der D.A.V. mit den Bell-Kurven eine sehr viel direktere Möglichkeit, einzugreifen.
Sound
Der BG No.3 bringt erstmal keinen (für mich hörbaren) Eigensound mit. Ansonsten reagiert er so, wie man das von einem hochwertigen EQ erwartet.
Auch bei starken boost konnte ich keine Übersteuerung im Gerät feststellen (nicht so wie beim Urei 546, bei dem man schon mal aufpassen muss, die einzelnen opamps nicht zu Übersteuern), eher ging der Limited im AD Wandler los.
Darüber hinaus empfinde ich den Sound des BG No.3 als ziemlich sweet. Es ist wie eine Art dünne Zuckerglasur, die über den Mix gelegt wird.
Am besten zeigt man Sound aber mit einem Beispiel. Hierfür habe ich einen kurzen Ausschnitt aus den Track der Gießener Band Campaign Like Clockwork verwendet. Die Multitracks gibt es im aktuellen Mix Contest von Rate My Mix / Produce Like a Pro.
Der BG No.3 arbeitet bei diesem Track auf der Stereosumme (im MS Modus), vor einem TK-Audio BC1s. Ich habe eine Version im Bypass, eine mit den Einstellungen, so wie ich sie im Mix/Master verwendet habe und eine extreme Einstellung in diese Soundcloud Playlist hochgeladen
Hier die Einstellungen:
Seitensignal: Shelf 100Hz -7.5dB, Shelf 12kHz -0.5dB, Bell 240Hz -1.5dB, Bell 4kHz +2.5dB, Gain +2dB
Seitensignal: Shelf 100Hz -7.5dB, Shelf 12kHz -0.5dB, Bell 240Hz -4.5dB, Bell 4kHz +7.5dB, Gain +2dB
An den Gain-Werten sieht man, dass ich den EQ auch nutze, um das Stereosignal insgesamt breiter zu bekommen. Die Änderungen sind insgesamt sicherlich kein Unterschied wie Tag und Nacht, aber werten den Track für mich deutlich auf. Gerade das Low-End gewinnt deutlich, ohne jedoch matschig zu werden und oben rum wird es etwas crisper.
Fazit
Ich hatte den D.A.V. BG No.3 jetzt bei den letzten Mixen und Mastern durchgehend auf der Stereosumme. Es ist ein sehr flexibel einsetzbarer, ausgezeichnet klingender Equalizer, der sich in einer Mastering-Umgebung wirklich wohlfühlt.
So Far...
Laguna
Heute soll es um ein ganz spezielles Schätzchen gehen, den D.A.V. BG No.3 Stereo Mastering EQ.
Der EQ ist jetzt schon eine ganze Weile bei mir im Rack und für eine gewisse Zeit hatte ich ihn gar nicht im Gebrauch. Kürzlich habe ich ein Album gemastert und ihn dafür wieder verkabelt. Und was soll ich sagen, ich bin so begeistert, dass ich ein Review dazu schreiben will.
Überblick
Der BG No.3 ist ein Stereo Mastering EQ, der zwei 19” HE benötigt. Es ist eine Nachbildung der EQs, die in den Decca Mastering Studios verwendet wurde.
Thomann hat den EQ leider nicht im Angebot, man kann ihn aber von anderen Quellen ohne großen Aufwand (z.B. Zoll) beziehen. Aktuell schlägt er mit 1650€ zu Buche, ich hatte mein Gerät 2016 für einen vergleichbaren Preis neu gekauft.
Das Gerät kam in einem schlichten Karton. Interessanterweise bietet D.A.V. kein Handbuch mit. Auch deren Website hält sich sehr mit Informationen zurück. Lediglich einige tech-specs der der Geräte werden genannt.
Verarbeitung und Optik
Das Gerät kommt insgesamt sehr leicht daher. Die Frontplatte und das Gehäuse machen einen stabilen Eindruck. Die gerasterten Potis sitzen wirklich fest und stabil, sind für meine Hände aber einen Tick zu klein. Die Druckknöpfe haben einen definierten Druckpunkt und die LEDs sind klar erkennbar aber nicht zu hell. Generell ist die Verarbeitung auf sehr hohem Niveau. Hier muss man sich nicht verstecken, auch wenn das Design eher funktional gehalten ist.
Gegenüber den Branchengrößen wie z.b. API, tubetech oder Manley fehlt noch ein Quäntchen in der Haptik, das trübt den Spaß aber keinesfalls.
Ein Handbuch ist wirklich überhaupt nicht nötig. Auf der Rückseite gibt es pro Kanal einen XLR Ein- und Ausgang, sowie einen Kaltgerätestecker.
Vorne gibt es pro Kanal zwei Shelves und zwei Bells. Jedes Band bietet einen Regler für die Frequenz und für den Gain/Cut.
Zusätzlich gibt es noch pro Kanal einen Gain Regler, sowie einen Highpass (-3dB bei 28Hz, 18dB/Oct) und einen EQ-In Button. Der Highpass und EQ-In zeigen mittels einer roten LED an, ob sie aktiv sind.
Die Frequenzen sind nach den Mastering-EQs in den Pulten der altehrwürdigen Decca Studios ausgewählt. Interessanterweise fehlen hier die Mitten zwischen 750Hz und 2kHz komplett. Meine Variante regelt zwischen +/-7.5 dB, wobei die kleinstmögliche Änderungen 0.5dB sind. Es gibt aber noch andere Versionen, die leicht andere Frequenzen oder größere Regelbereiche bieten.
Benutzung
Man merkt schnell, dass hier ein Spezialgerät mit eng umrissenen Arbeitsaufgaben vor einem steht. Die Bandbreite der einzelnen Bänder kann man nicht anpassen. Die fehlenden Mitten sind etwas verwunderlich. Auch sind +/-7.5dB nicht gerade die Welt, wenn man stärkere Klangformung vornehmen möchte. Alles Punkte, die die Frage aufwerfen, ob der EQ so sinnvoll nutzbar ist. (Spoiler: Ja! )
Die oben genannten Punkte sind auch der Grund, warum der EQ bei mir lange Zeit selten angefasst wurde.
Aber der BG No.3 hat seinen Weg ja doch hier her geschafft:
Für das abschließende Mastering eines bereits gut klingenden Mixes sind oftmals nur kleine Änderungen nötig. Das Fehlen der Mittenbänder kennt man auch von den sehr beliebten Pultec EQs. Feste Q-Werte und gerasterten Potis bieten den Vorteil, dass man Kanäle einfach machten und recallen kann.
Ich benutze den EQ beim mastern hauptsächlich für "Boom and Fizz", die Aussparung der Mitten passt da sehr gut ins Bild.Viele greifen hier zu einem der oben bereits angesprochenen Pultecs. Mit dem BG No.3 hat man den Vorteil, dass man pro Kanal zwei Shelves und zwei Bells hat, während ein Pultec (bei mir der Tegeler EQP-1) lediglich ein Tiefen- und ein höhenband plus den Lowpass bietet. Mit dem BG No.3 ist man also ungleich flexibler und auch wenn die gleichzeitige Anhebung und Absenkung bei einem Pultec sehr coole Effekte erzeugt, bietet der D.A.V. mit den Bell-Kurven eine sehr viel direktere Möglichkeit, einzugreifen.
Sound
Der BG No.3 bringt erstmal keinen (für mich hörbaren) Eigensound mit. Ansonsten reagiert er so, wie man das von einem hochwertigen EQ erwartet.
Auch bei starken boost konnte ich keine Übersteuerung im Gerät feststellen (nicht so wie beim Urei 546, bei dem man schon mal aufpassen muss, die einzelnen opamps nicht zu Übersteuern), eher ging der Limited im AD Wandler los.
Darüber hinaus empfinde ich den Sound des BG No.3 als ziemlich sweet. Es ist wie eine Art dünne Zuckerglasur, die über den Mix gelegt wird.
Am besten zeigt man Sound aber mit einem Beispiel. Hierfür habe ich einen kurzen Ausschnitt aus den Track der Gießener Band Campaign Like Clockwork verwendet. Die Multitracks gibt es im aktuellen Mix Contest von Rate My Mix / Produce Like a Pro.
Der BG No.3 arbeitet bei diesem Track auf der Stereosumme (im MS Modus), vor einem TK-Audio BC1s. Ich habe eine Version im Bypass, eine mit den Einstellungen, so wie ich sie im Mix/Master verwendet habe und eine extreme Einstellung in diese Soundcloud Playlist hochgeladen
Hier die Einstellungen:
- without EQ: Beide Channel im Bypass
- with EQ:
Seitensignal: Shelf 100Hz -7.5dB, Shelf 12kHz -0.5dB, Bell 240Hz -1.5dB, Bell 4kHz +2.5dB, Gain +2dB
- with EQ extreme
Seitensignal: Shelf 100Hz -7.5dB, Shelf 12kHz -0.5dB, Bell 240Hz -4.5dB, Bell 4kHz +7.5dB, Gain +2dB
An den Gain-Werten sieht man, dass ich den EQ auch nutze, um das Stereosignal insgesamt breiter zu bekommen. Die Änderungen sind insgesamt sicherlich kein Unterschied wie Tag und Nacht, aber werten den Track für mich deutlich auf. Gerade das Low-End gewinnt deutlich, ohne jedoch matschig zu werden und oben rum wird es etwas crisper.
Fazit
Ich hatte den D.A.V. BG No.3 jetzt bei den letzten Mixen und Mastern durchgehend auf der Stereosumme. Es ist ein sehr flexibel einsetzbarer, ausgezeichnet klingender Equalizer, der sich in einer Mastering-Umgebung wirklich wohlfühlt.
So Far...
Laguna
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