HenrySalayne
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[Review] Beyerdynamic DT-1770 Pro
Einleitung
Beim Beyerdynamic DT-1770 Pro handelt es sich um einen geschlossenen Kopfhörer, der eine modernisierte und verbesserte Version des allseits bekannten DT-770 darstellt.
Ich habe den DT-1770 leihweise für zwei Wochen bekommen und gegen andere Kopfhörer verglichen. Neben dem DT-1770 Pro (ca. 600 Euro) nahmen ein DT-770 Pro (ca. 150 Euro), ein AKG K-271 MKII (ca. 150 Euro) und ein Sennheiser HD215 (ca. 70 Euro) als Vergleichskandidaten teil.
Lieferumfang
Der Kopfhörer kommt in einem stabilen Karton mit aufklappbarer Front. Im Inneren befindet sich ein Soft-Case in welchem sich Kopfhörer und Zubehör befinden und ein kleines Pappkonstrukt mit Bedienungsanleitung und Garantieheft.
Zum Lieferumfang gehört:
Der Hörer
Der Hörer selbst macht einen sehr stabilen und wertigen Eindruck. Die Gehäuseschalen bestehen aus Kunststoff. Die Modellbezeichnung ist beidseitig aufgedruckt und nicht wie beim DT-770 erhaben ausgeführt. Wie schnell der Schriftzug verschwindet oder die Seiten zerkratzen, kann man nach so einem kurzen Test natürlich noch nicht sagen. An der linken Muschel ist ein Mini-XLR-Anschluss, um das Kabel anzuschließen. Wie die restlichen Kandidaten bietet der DT-1770 damit eine einseitige Kabelführung, die aber mittlerweile Standard sein sollte. Die anthrazitfarbenen, verstellbaren Bügel, die die Hörmuscheln halten, sind aus Metall gefertigt und besitzen eine strukturierte Oberfläche. Der Kopfbügel ist mit sehr weichem Kunstleder und Schaumstoff gepolstert und an der Oberseite mit (Kunst-)Leder bezogen.
Im Vergleich zu den anderen Kandidaten sieht der DT-1770 am hochwertigsten aus und fühlt sich auch so an. Der alte DT-770 wirkt auf Grund des speckigen Leders und Kunststoffs und den gelb-grauen Velourpolstern deutlich älter, aber ähnlich stabil. Der AKG wirkt insgesamt deutlich klappriger, hat dafür aber an den Ohrmuscheln einen Kantenschutz aus Metall.
Gegenüber dem DT-770 fällt auf, dass das Kopfbandpolster nicht über Durckknöpfe befestigt ist und sich deswegen nicht so einfach wechseln lässt. Der Sennheiser HD215 hat ähnlich weiches Kunstleder, dass sich mittlerweile aber leider auflöst. Es wäre interessant zu wissen, ob sich das Kopfbandpolster des DT-1770 nach einigen Jahren genau so verhält. Wäre es nicht wechselbar, wäre eine solche Sache sehr ärgerlich.
Der AKG K-271 MKII hat ein automatisch justierendes Kopfband. Das bedeutet, dass man den Kopfhörer unabhängig von der Kopfgröße einfach aufsetzen kann, ohne ihn vorher anpassen zu müssen. Darüber hinaus bietet dieser Hörer eine Unterbrecherschalter, der den Kopfhörer nach dem Absetzen stumm schaltet. Das klingt erst einmal unspektakulär, ist aber ein sinnvolles Feature gegenüber anderen Kopfhörern, die in ruhiger Umgebung dann einfach weiter plärren. Das automatisch justierende Kopfband wird durch Gummis verwirklicht, die bei mir mittlerweile ausgeleiert sind, sodass der Hörer auf kleinen Köpfen rutscht. Mich stört das nicht (riesiger Schädel), ist aber trotzdem ärgerlich.
Ausstattung und Zubehör
Dem DT-1770 liegen zwei Kabel bei; ein Spiralkabel und ein normales, einfaches Kabel. Beide Kabel haben auf der einen Seite Mini-XLR-Stecker (female), mit einem Knickschutz aus Schrumpfschlauch; auf der anderen Seite einen Mini-Klinkenstecker (schraubbar). Dem AKG K-271 MII liegen die gleichen Kabel bei; sie haben allerdings aufgespritzte Knickschutze an den Steckern, sind dafür aber leichter und flexibler als die Kabel von Beyerdynamic.
Positiv fällt auf, dass gleich zwei Adapter zum Lieferumfang gehört, da diese doch einmal schnell verlegt werden oder verloren gehen.
Die Kundstleder-Ohrpolster sind sehr weich, während das AKG-Pendant doch deutlich rustikaler ausfällt.
Das Soft-Case ist eine sinnvolle Dreingabe. Der Kopfhörer wird nicht nur beim Transport geschützt, es passt auch sämtliches Zubehör hinein und ist immer an einer Stelle zu finden.
Test und Vergleich mit den anderen Kopfhörern
Komfort
Obwohl der DT-1770 den größten Anpressdruck des Testfelder aufweist, ist er bequem zu tragen – auch über längere Zeit. Weder stellt sich ein Druckgefühl ein, noch kochen die Ohren.
Das Gleiche gilt auch für die anderen Kandidaten des Testfeldes.
Auf Grund des Anpressdrucks sitzt der DT-1770 am stabilsten auf den Kopf und verlässt auch bei viel Bewegung seine Position nicht. Der DT-770 und der HD215 sitzen etwas lockerer, aber immer noch fest an der Stelle. Der K271 MKII kommt vor allem bei hastigen Bewegungen und kleinen Köpfen schnell ins rutschen.
Außenschalldämpfung
Das ist der Punkt, an dem es für geschlossene Kopfhörer wirklich interessant wird. Ein geschlossener Kopfhörer lohnt sich nur dann, wenn man verhindern will, dass Außenschall zum Ohr durchdringt oder Schall vom Hörer nach außen abgestrahlt wird. Beim Monitoring während des Recordings ist ein Übersprechen vom Hörer auf das Mikrofon unerwünscht. Als Live-Techniker, in der Bahn oder in der Innenstadt von Darmstadt will man allerdings eher verhindern, dass Schall von Außen durch den Hörer dringt.
Obwohl der HD215 mit "gute Abschirmung vor Außengeräuschen" beworben wird, hat er die geringste Dämpfung des Testfeldes. Dafür ist die Schalldämpfung aber sehr homogen über den ganzen Frequenzbereich.
Der AKG K-271 MKII liegt im Mittelfeld. Die Dämpfung ist insgesamt größer als beim HD215 und immer noch sehr ausgewogen. Nur Bässe kommen deutlich stärker durch. Negativ fällt bei diesem Kopfhörer der hohe Körperschallanteil durch das Kabel auf. Außerdem knackt und knarzt der Kopfhörer bei Bewegung etwas. Ich habe das mittlerweile gut verdrängt, aber gegenüber den DTs ist das deutlich wahrnehmbar.
Der DT-770 verhält sich ähnlich wie der K-271 MKII, dämpft aber die Höhen deutlich stärker. Dafür ist die Dämpfung der Tiefmitten geringer.
Insgesamt am besten schneidet der DT-1770 ab, was wohl auch dem höchsten Anpressdruck des Testfeldes geschuldet ist. Während Höhen kaum noch durchkommen, zeigen sich aber auch hier Schwächen bei den Bässen. Tiefmitten werden aber deutlich besser unterdrückt, als beim DT-770.
Empfindlichkeit und Maximalpegel
Im Testaufbau kam ein NAD-Verstärker zum Einsatz, dessen Kopfhörerausgang allerdings als Quasi-Stromquelle arbeitet und daher relativ impedanzunabhängig ist. Daher wurden die Testkandidaten auch an einem einfachen Klinkenausgang eines Mobilgeräts getestet.
Am NAD-Verstärker waren der HD215 und der K-271 MKII etwa gleich laut. Der DT-770 war etwas und der DT-1770 deutlich lauter. Am Mobilgerät lagen der K-271 MKII, der HD215 und der DT-1770 etwa auf gleichem Niveau, während der DT-770 deutlich leiser war.
Die neuen Tesla-2.0-Treiber des DT-1770 halten also ihr Versprechen und sind trotz der hohen Impedanz von 250 Ohm genau so laut, wie der AKG K-271 MKII mit 55 Ohm und der HD215 mit 32 Ohm, sodass man die Kopfhörer auch an leistungsschwachen Mobilgeräten gut verwenden kann.
Beim Maximalpegeltest konnte ich ohne blutende Ohren keinen der Kandidaten so laut drehen, dass ich Verzerrungen gehört habe.
Klang
Der HD215 konnte weder beim Klangcharakter noch bei der Auflösung überzeugen und spielt in einer anderen Liga.
Spätestens am Klang kann man die Verwandtschaft des DT-1770 und des DT-770 sofort erkennen. Beide Kopfhörer haben einen identischen Klangcharakter und die Unterschiede lassen sich durch EQ-Eingriffe fast auf Null reduzieren. Der DT-770 hat einen etwas schwachen Tiefmittenbereich und überpräsente Bässe, sowie zu viele Höhen. Der DT-1770 klingt dagegen deutlich ausgewogener, patzt immer noch in den Tiefmitten, hat aber deutlich natürlichere Bässe. Die Höhen sind leider immer noch sehr präsent (überpräsent). Beide Kopfhörer klingen sehr direkt und unterscheiden sich dadurch sehr stark von bspw. Studiomonitoren. Es kommen aber selbst feinste Details zum Vorschein. Einen wirklichen Unterschied in der Auflösung konnte ich zwischen DT-770 und DT-1770 nicht feststellen.
Der AKG K-271 MKII klingt komplett anders, aber nicht unbedingt schlechter. Insgesamt finde ich den Kopfhörer deutlich ausgewogener und natürlicher in den Mitten. Die Bässe fallen sanft und gleichmäßig aber deutlich vernehmbar ab. Es gibt eine leichte Überhöhung im Präsenzbereich. Bei der Auflösung gibt es keine Unterschiede; nur Stimmen klingen deutlich besser und nuancierter als bei den DTs.
Insgesamt klingen die DTs eher nach Kopfhörer, während der AKG K-271 MKII offener klingt und sich eher einem guten Studiomonitor annähert.
Fazit
Auch wenn der DT-1770 nicht perfekt ist, so kann er sich doch insgesamt von der Konkurrenz abheben. Design, Stabilität, Variabilität und Klang sind auf sehr hohem Niveau, die Außenschalldämmung ist vorbildlich.
Das auswechselbare Kabel, der ausgewogenere Klang und die hohe Empfindlichkeit sind ein deutlicher Mehrwert gegenüber dem DT-770 Pro.
Gegenüber dem AKG K-271 MKII sieht es etwas anders aus. Der Lieferumfang (bis auf das Softcase und den zweiten Adapter) und die Variabilität sind fast identisch. Die Außenschalldämpfung, der geringere Körperschall und die mechanische Stabilität sind beim DT-1770 dafür deutlich besser. Demgegenüber bietet der AKG allerdings die Abschaltautomatik und das variable Kopfband (sofern es nicht ausgeleiert ist).
Wenn ich mich für einen der Kopfhörer entscheiden müsste, würde ich den DT-1770 wählen; allerdings nur, so lange ich ihn nicht bezahlen muss. Der vierfache Preis gegenüber den beiden Konkurrenten ist happig. Letztendlich muss aber jeder selbst wissen, ob dieser Kopfhörer den Aufpreis wert ist; schlechter ist er deswegen keinesfalls. Ich würde mir von Beyerdynamic wünschen, dass die neuen Treiber und das auswechselbare Kabel auch den Weg ins Volumensegment finden.
Abschließend
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch bei @Martin Hofmann für die Organisation und bei Beyerdynamic für die Bereitstellung des Test-Hörers.
Ich hoffe, dass ich damit einige Fragen zu dem Thema geschlossene Kopfhörer beantworten konnte und falls noch weitere Fragen auftauchen, muss ich wohl kaum darauf hinweisen, wie das Forum funktioniert (falls doch: Schreibt einen Post!).
Danke fürs Lesen!
Anmerkung: Die Kabel des DT-1770 und des AKG K-271 MKII haben eine identische Steckerbelegung und sind deswegen austauschbar. Preise für Ersatzkabel von Beyerdynamic konnte ich noch nicht finden; aber mit den Kabeln von AKG gäbe es eine Alternative.
Einleitung
Beim Beyerdynamic DT-1770 Pro handelt es sich um einen geschlossenen Kopfhörer, der eine modernisierte und verbesserte Version des allseits bekannten DT-770 darstellt.
Ich habe den DT-1770 leihweise für zwei Wochen bekommen und gegen andere Kopfhörer verglichen. Neben dem DT-1770 Pro (ca. 600 Euro) nahmen ein DT-770 Pro (ca. 150 Euro), ein AKG K-271 MKII (ca. 150 Euro) und ein Sennheiser HD215 (ca. 70 Euro) als Vergleichskandidaten teil.
Lieferumfang
Der Kopfhörer kommt in einem stabilen Karton mit aufklappbarer Front. Im Inneren befindet sich ein Soft-Case in welchem sich Kopfhörer und Zubehör befinden und ein kleines Pappkonstrukt mit Bedienungsanleitung und Garantieheft.
Zum Lieferumfang gehört:
- der Kopfhörer DT-1770 Pro
- ein Kabel mit 3 m Länge
- ein Spiralkabel mit 5 m Länge
- zwei Adapter 6,3 mm Klinke auf 3,5 mm Klinke, schraubbar
- zwei Kunstlederohrpolster
- zwei Velourohrpolster (vormontiert)
- Softcase mit Tasche für den Hörer, die Kabel, Adapter und einer Aussparung für zwei Ersatzohrpolster
Der Hörer
Der Hörer selbst macht einen sehr stabilen und wertigen Eindruck. Die Gehäuseschalen bestehen aus Kunststoff. Die Modellbezeichnung ist beidseitig aufgedruckt und nicht wie beim DT-770 erhaben ausgeführt. Wie schnell der Schriftzug verschwindet oder die Seiten zerkratzen, kann man nach so einem kurzen Test natürlich noch nicht sagen. An der linken Muschel ist ein Mini-XLR-Anschluss, um das Kabel anzuschließen. Wie die restlichen Kandidaten bietet der DT-1770 damit eine einseitige Kabelführung, die aber mittlerweile Standard sein sollte. Die anthrazitfarbenen, verstellbaren Bügel, die die Hörmuscheln halten, sind aus Metall gefertigt und besitzen eine strukturierte Oberfläche. Der Kopfbügel ist mit sehr weichem Kunstleder und Schaumstoff gepolstert und an der Oberseite mit (Kunst-)Leder bezogen.
Im Vergleich zu den anderen Kandidaten sieht der DT-1770 am hochwertigsten aus und fühlt sich auch so an. Der alte DT-770 wirkt auf Grund des speckigen Leders und Kunststoffs und den gelb-grauen Velourpolstern deutlich älter, aber ähnlich stabil. Der AKG wirkt insgesamt deutlich klappriger, hat dafür aber an den Ohrmuscheln einen Kantenschutz aus Metall.
Gegenüber dem DT-770 fällt auf, dass das Kopfbandpolster nicht über Durckknöpfe befestigt ist und sich deswegen nicht so einfach wechseln lässt. Der Sennheiser HD215 hat ähnlich weiches Kunstleder, dass sich mittlerweile aber leider auflöst. Es wäre interessant zu wissen, ob sich das Kopfbandpolster des DT-1770 nach einigen Jahren genau so verhält. Wäre es nicht wechselbar, wäre eine solche Sache sehr ärgerlich.
Der AKG K-271 MKII hat ein automatisch justierendes Kopfband. Das bedeutet, dass man den Kopfhörer unabhängig von der Kopfgröße einfach aufsetzen kann, ohne ihn vorher anpassen zu müssen. Darüber hinaus bietet dieser Hörer eine Unterbrecherschalter, der den Kopfhörer nach dem Absetzen stumm schaltet. Das klingt erst einmal unspektakulär, ist aber ein sinnvolles Feature gegenüber anderen Kopfhörern, die in ruhiger Umgebung dann einfach weiter plärren. Das automatisch justierende Kopfband wird durch Gummis verwirklicht, die bei mir mittlerweile ausgeleiert sind, sodass der Hörer auf kleinen Köpfen rutscht. Mich stört das nicht (riesiger Schädel), ist aber trotzdem ärgerlich.
Ausstattung und Zubehör
Dem DT-1770 liegen zwei Kabel bei; ein Spiralkabel und ein normales, einfaches Kabel. Beide Kabel haben auf der einen Seite Mini-XLR-Stecker (female), mit einem Knickschutz aus Schrumpfschlauch; auf der anderen Seite einen Mini-Klinkenstecker (schraubbar). Dem AKG K-271 MII liegen die gleichen Kabel bei; sie haben allerdings aufgespritzte Knickschutze an den Steckern, sind dafür aber leichter und flexibler als die Kabel von Beyerdynamic.
Positiv fällt auf, dass gleich zwei Adapter zum Lieferumfang gehört, da diese doch einmal schnell verlegt werden oder verloren gehen.
Die Kundstleder-Ohrpolster sind sehr weich, während das AKG-Pendant doch deutlich rustikaler ausfällt.
Das Soft-Case ist eine sinnvolle Dreingabe. Der Kopfhörer wird nicht nur beim Transport geschützt, es passt auch sämtliches Zubehör hinein und ist immer an einer Stelle zu finden.
Test und Vergleich mit den anderen Kopfhörern
Komfort
Obwohl der DT-1770 den größten Anpressdruck des Testfelder aufweist, ist er bequem zu tragen – auch über längere Zeit. Weder stellt sich ein Druckgefühl ein, noch kochen die Ohren.
Das Gleiche gilt auch für die anderen Kandidaten des Testfeldes.
Auf Grund des Anpressdrucks sitzt der DT-1770 am stabilsten auf den Kopf und verlässt auch bei viel Bewegung seine Position nicht. Der DT-770 und der HD215 sitzen etwas lockerer, aber immer noch fest an der Stelle. Der K271 MKII kommt vor allem bei hastigen Bewegungen und kleinen Köpfen schnell ins rutschen.
Außenschalldämpfung
Das ist der Punkt, an dem es für geschlossene Kopfhörer wirklich interessant wird. Ein geschlossener Kopfhörer lohnt sich nur dann, wenn man verhindern will, dass Außenschall zum Ohr durchdringt oder Schall vom Hörer nach außen abgestrahlt wird. Beim Monitoring während des Recordings ist ein Übersprechen vom Hörer auf das Mikrofon unerwünscht. Als Live-Techniker, in der Bahn oder in der Innenstadt von Darmstadt will man allerdings eher verhindern, dass Schall von Außen durch den Hörer dringt.
Obwohl der HD215 mit "gute Abschirmung vor Außengeräuschen" beworben wird, hat er die geringste Dämpfung des Testfeldes. Dafür ist die Schalldämpfung aber sehr homogen über den ganzen Frequenzbereich.
Der AKG K-271 MKII liegt im Mittelfeld. Die Dämpfung ist insgesamt größer als beim HD215 und immer noch sehr ausgewogen. Nur Bässe kommen deutlich stärker durch. Negativ fällt bei diesem Kopfhörer der hohe Körperschallanteil durch das Kabel auf. Außerdem knackt und knarzt der Kopfhörer bei Bewegung etwas. Ich habe das mittlerweile gut verdrängt, aber gegenüber den DTs ist das deutlich wahrnehmbar.
Der DT-770 verhält sich ähnlich wie der K-271 MKII, dämpft aber die Höhen deutlich stärker. Dafür ist die Dämpfung der Tiefmitten geringer.
Insgesamt am besten schneidet der DT-1770 ab, was wohl auch dem höchsten Anpressdruck des Testfeldes geschuldet ist. Während Höhen kaum noch durchkommen, zeigen sich aber auch hier Schwächen bei den Bässen. Tiefmitten werden aber deutlich besser unterdrückt, als beim DT-770.
Empfindlichkeit und Maximalpegel
Im Testaufbau kam ein NAD-Verstärker zum Einsatz, dessen Kopfhörerausgang allerdings als Quasi-Stromquelle arbeitet und daher relativ impedanzunabhängig ist. Daher wurden die Testkandidaten auch an einem einfachen Klinkenausgang eines Mobilgeräts getestet.
Am NAD-Verstärker waren der HD215 und der K-271 MKII etwa gleich laut. Der DT-770 war etwas und der DT-1770 deutlich lauter. Am Mobilgerät lagen der K-271 MKII, der HD215 und der DT-1770 etwa auf gleichem Niveau, während der DT-770 deutlich leiser war.
Die neuen Tesla-2.0-Treiber des DT-1770 halten also ihr Versprechen und sind trotz der hohen Impedanz von 250 Ohm genau so laut, wie der AKG K-271 MKII mit 55 Ohm und der HD215 mit 32 Ohm, sodass man die Kopfhörer auch an leistungsschwachen Mobilgeräten gut verwenden kann.
Beim Maximalpegeltest konnte ich ohne blutende Ohren keinen der Kandidaten so laut drehen, dass ich Verzerrungen gehört habe.
Klang
Der HD215 konnte weder beim Klangcharakter noch bei der Auflösung überzeugen und spielt in einer anderen Liga.
Spätestens am Klang kann man die Verwandtschaft des DT-1770 und des DT-770 sofort erkennen. Beide Kopfhörer haben einen identischen Klangcharakter und die Unterschiede lassen sich durch EQ-Eingriffe fast auf Null reduzieren. Der DT-770 hat einen etwas schwachen Tiefmittenbereich und überpräsente Bässe, sowie zu viele Höhen. Der DT-1770 klingt dagegen deutlich ausgewogener, patzt immer noch in den Tiefmitten, hat aber deutlich natürlichere Bässe. Die Höhen sind leider immer noch sehr präsent (überpräsent). Beide Kopfhörer klingen sehr direkt und unterscheiden sich dadurch sehr stark von bspw. Studiomonitoren. Es kommen aber selbst feinste Details zum Vorschein. Einen wirklichen Unterschied in der Auflösung konnte ich zwischen DT-770 und DT-1770 nicht feststellen.
Der AKG K-271 MKII klingt komplett anders, aber nicht unbedingt schlechter. Insgesamt finde ich den Kopfhörer deutlich ausgewogener und natürlicher in den Mitten. Die Bässe fallen sanft und gleichmäßig aber deutlich vernehmbar ab. Es gibt eine leichte Überhöhung im Präsenzbereich. Bei der Auflösung gibt es keine Unterschiede; nur Stimmen klingen deutlich besser und nuancierter als bei den DTs.
Insgesamt klingen die DTs eher nach Kopfhörer, während der AKG K-271 MKII offener klingt und sich eher einem guten Studiomonitor annähert.
Fazit
Auch wenn der DT-1770 nicht perfekt ist, so kann er sich doch insgesamt von der Konkurrenz abheben. Design, Stabilität, Variabilität und Klang sind auf sehr hohem Niveau, die Außenschalldämmung ist vorbildlich.
Das auswechselbare Kabel, der ausgewogenere Klang und die hohe Empfindlichkeit sind ein deutlicher Mehrwert gegenüber dem DT-770 Pro.
Gegenüber dem AKG K-271 MKII sieht es etwas anders aus. Der Lieferumfang (bis auf das Softcase und den zweiten Adapter) und die Variabilität sind fast identisch. Die Außenschalldämpfung, der geringere Körperschall und die mechanische Stabilität sind beim DT-1770 dafür deutlich besser. Demgegenüber bietet der AKG allerdings die Abschaltautomatik und das variable Kopfband (sofern es nicht ausgeleiert ist).
Wenn ich mich für einen der Kopfhörer entscheiden müsste, würde ich den DT-1770 wählen; allerdings nur, so lange ich ihn nicht bezahlen muss. Der vierfache Preis gegenüber den beiden Konkurrenten ist happig. Letztendlich muss aber jeder selbst wissen, ob dieser Kopfhörer den Aufpreis wert ist; schlechter ist er deswegen keinesfalls. Ich würde mir von Beyerdynamic wünschen, dass die neuen Treiber und das auswechselbare Kabel auch den Weg ins Volumensegment finden.
Abschließend
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch bei @Martin Hofmann für die Organisation und bei Beyerdynamic für die Bereitstellung des Test-Hörers.
Ich hoffe, dass ich damit einige Fragen zu dem Thema geschlossene Kopfhörer beantworten konnte und falls noch weitere Fragen auftauchen, muss ich wohl kaum darauf hinweisen, wie das Forum funktioniert (falls doch: Schreibt einen Post!).
Danke fürs Lesen!
Anmerkung: Die Kabel des DT-1770 und des AKG K-271 MKII haben eine identische Steckerbelegung und sind deswegen austauschbar. Preise für Ersatzkabel von Beyerdynamic konnte ich noch nicht finden; aber mit den Kabeln von AKG gäbe es eine Alternative.
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