arnte
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Eines kleines Fazit schon mal vorneweg, für die besonders Ungeduldigen:
Die A7X sind der Hammer! Mir ist regelmäßig die Kinnlade runter gefallen, weil ich Sachen gehört habe, die ich gar nicht für möglich gehalten habe. Und man kann mit den Teilen arbeiten. Mit Freude. Aber jetzt mal langsam und der Reihe nach…
Damit ihr einigermaßen einschätzen könnt auf welcher Basis ich meine Aussagen hier treffe, erstmal ein paar Worte zu mir.
Ich habe seit ca. 6 Jahren die YAMAHA HS80M. Vorher hatte ich Alesis Monitor One MKII aktiv, welche meine ersten Monitore überhaupt waren. Der Umstieg von den Alesis auf die YAMAHA war ziemlich beeindruckend. Auf einmal wusste ich was Höhen sind. Und das Bass ungleich Boooom ist
Ich produziere ca. seit der Jahrtausendwende elektronische Musik. Zumeist Electro-Industrial der alten Schule. Das ist mein Hobby, was ich aber schon recht ernsthaft betreibe. Ich habe zusammen mit meiner Frau inzwischen 3 Alben veröffentlicht und das vierte folgt wohl noch dieses Jahr.
Seit ca. 10 Jahren Jahren übernehme ich auch immer wieder mal arbeiten für andere Bands/Musiker. Zumeist mastere ich deren Alben und mache sie fertig für die CD Pressung. Aber auch Mixingaufgaben habe ich schon häufiger übernommen. Bei unseren eigenen Sachen mache ich natürlich auch alles selber.
Mein „Studio“, also das Zimmer in meiner Wohnung in dem ich Musik mache , ist akustisch mit recht einfachen Mitteln optimiert. Also ein paar Sonorock Packen als Bassfallen in den Ecken und Basotect an den „Spiegelflächen“ zur Breitbandabsorbung. Das ganze habe ich mit Hilfe von REW Messungen Schritt für Schritt optimiert. Alles nicht perfekt aber so, dass ich damit umgehen kann. Und eigentlich war ich mit der Situation auch ganz zufrieden. Meine Mixe und Masterings haben auf anderen Anlagen gut funktioniert und die „Kundschaft“ war stets zufrieden und nicht selten sogar begeistert
Dennoch wollte ich mal in Erfahrung bringen, wie teurere Monitore in meinen eigenen vier Wänden denn so klingen. Da kam mir die Testausschreibung im Musiker-Board zu den A7X gerade recht.
Im Nachhinein war das vielleicht ein Fehler, denn zurück zu den YAMAHA kann ich jetzt wohl nicht mehr gehen. Die A7X sind deutlich besser. Und mehr Spaß machen sie auch noch.
Wie habe ich getestet?
Klar, ich habe Musik gehört. Und zwar alles querbeet was ich so ganz gerne mag und auch gut kenne. Oder besser gesagt zu kennen geglaubt habe. Denn die A7X haben tatsächlich immer wieder Sachen gezeigt, die ich so noch nie gehört habe. Das war zum Teil wirklich erstaunlich. Zum Beispiel die „Tactical Neural Implant“ von Frontline Assembly. Das Album kam 1992 auf den Markt und ist bis heute ein Meilenstein des Electro-Industrial. Vor allem auch was Sounddesign und Mix angeht. Ich höre das Album seit dem Erscheinen bis heute ziemlich regelmäßig. Kenne es also wirklich in- und auswendig. Nun ist dieses Album was alleine die Anzahl an verwendeten Sounds angeht aber wirklich sehr umfangreich und komplex. Dennoch war ich ehrlich von den Socken, dass mir mit den A7X Sachen aufgefallen sind, die ich so bislang noch nicht bemerkt habe.
Recht schnell habe ich die Monitore dann aber auch für die Produktion, also zum Mixen, Mastern und auch zum Sounddesign genutzt. Die Arbeit mit den Monitoren war dabei von Anfang an einfach so möglich. Ich brauchte praktisch keine Einhörphase um mich an den geänderten Sound zu gewöhnen. Ich hatte tatsächlich vom ersten Ton an volles Vertrauen in die Lautsprecher und konnte einfach los legen. Jede EQ Einstellung war klar zu hören. Jedes Clipping, jeder Fehler, alles springt einem förmlich entgegen. Die räumliche Auflösung in Breite und Tiefe ist nicht nur einfach „groß“ sondern auch sehr präzise. Es macht einen deutlichen Unterschied ob ich ein Signal ein bisschen weiter nach außen panne oder nicht. In der Tiefenwirkung hört man deutliche Unterschiede, wenn man z.B. beim Reverb ein paar mehr oder weniger Millisekunden Pre-Delay einstellt. Auch die Auflösung der Signale im gesamten Frequenzbereich ist schlicht umwerfend. Alle Sounds sind klar getrennt, wenn gut gemischt. Und wenn nicht gut gemischt, dann hört man eben gleich in welche Richtung es gehen muss, wenn man z.B. mittels EQ versucht die Signale zu separieren. Und auch der Bass ist amtlich. Zuerst fand ich ihn fast zu heftig. Vor allem um die 60 – 80 Hz rum. Hier drückt es schon wirklich gut. Aber das Ganze ist straff und ohne „Hifi Booooom“. Auch die Mitten sind klar und transparent. Highlight sind aber die Höhen. Diese sind einfach angenehm seidig und irgendwie total…hmm…unaufgeregt. Ich weiß gar nicht genau wie ich das beschreiben soll. Sie wirken einfach genau richtig. Hier ist auch der größte Unterschied zu meinen YAMAHA HS80. Im direkten Vergleich wirken die Höhen der YAMAHA harsh und unangenehm. Dabei ist die Auflösung aber deutlich geringer. Bei den YAMAHA musste man immer sehr konzentriert in den Mix hineinhören um alle Details wahrzunehmen. Die ADAM dagegen zeigen einem einfach alles was da ist. Ganz unaufgeregt. Dass das so ist wurde mir aber eigentlich erst klar, nachdem ich die A7X gehört habe. Ich schätze das muss man erlebt haben, um es wirklich zu verstehen
Lediglich im wirklichen Tiefbass sind die ADAM den YAMAHA etwas unterlegen. Unter 45 Hz passiert bei den A7X quasi gar nichts mehr. Wobei der gesamte Bassbereich von den ADAM subjektiv „natürlicher“ abgebildet wird. Es kann sogar sein, dass die YAMAHA hier objektiv etwas linearer sind als die ADAM, die wie gesagt um die 60 – 80 Hz etwas mehr zur Sache gehen. Meinen üblichen Hörgewohnheiten kommt das aber eher entgegen und fühlt sich bei den A7X einfach „richtiger“ an. Das dann ganz unten ein bisschen fehlt, fällt ehrlich gesagt gar nicht so sehr ins Gewicht. Tonal passiert „da unten“ ohnehin kaum noch was und es geht da zumeist eher um das „Bauchgefühl“ bei höheren Lautstärken z.B. im Club. Mit entsprechenden Kopfhörern und auch grafischen Analyzern kann man bei Bedarf ja auch noch extra kontrollieren, ob „da unten“ irgendwas rumrumpelt, was da nicht hingehört. In den meisten Homestudios sind diese sehr tiefen Frequenzbereiche ohnehin schwierig zu beurteilen, da schon alleine die üblichen Raumgrößen eine adäquate Wiedergabe dieser Frequenzen stark erschweren.
Die A7X reagieren im Vergleich zu den YAMAHA HS80M auch etwas weniger empfindlich auf Positionsveränderungen des Hörerkopfes. Man kann sich also etwas mehr bewegen, ohne dass sich der Sound dabei allzu sehr verändert.
Und meiner Meinung nach für Nahfeldmonitore sehr wichtig: Die Wiedergabe über den gesamten Frequenzbereich bleibt auch bei leiseren Abhörlautstärken nahezu unverändert. Das soll heißen, dass ich auch relativ leise abhören kann und trotzdem z.B. auch den Bass richtig beurteilen und entsprechend mischen kann. Das war allerdings bei den HS80M auch schon sehr okay, soll hier aber trotzdem erwähnt sein.
Klangfazit:
HAMMER! Alles wird einfach präzise dargestellt. Dass sich Spaß beim Abhören und ehrliche Wiedergabe nicht ausschließen müssen, zeigen diese Lautsprecher eindrucksvoll. Jeder „Fehler“ wird klar gezeigt. Vor allem aber erkennt man sofort ob eine Änderung, egal ob EQ Einstellung, Lautstärkeanpassung eines Signals oder was auch immer, sinnvoll ist oder nicht. Diese Lautsprecher geben einem einfach Sicherheit, dass das was man hört auch so ist, wie man es hört. Ich habe die in meiner Test Zeit erstellten Mixe und Master auf etlichen anderen Wiedergabesystemen gegen gehört (Autos, Hifi-Anlagen, diverse Kopfhörer, auf einer Club PA, bei Musikerkollegen in deren Homestudios, etc.) und die Übersetzung auf diese Wiedergabesysteme war hervorragend.
Noch ein paar Worte zur Optik, Verarbeitung und weiteren Features:
Die Teile sind recht klein. Auf jeden Fall im Vergleich zu den HS80M von YAMAHA. Damit hat man dann gleich ein bisschen mehr Variabilität in der Aufstellung (vor allem wenn man wie ich unter einer Dachschräge hockt). Die Optik ist wie immer Geschmackssache. Ich mag diesen sehr technischen „Stealthbomber“ Look in schwarz mit der Carbonmembran jedenfalls sehr. Das der Ein-/Ausschalter und die Lautstärkeregelung vorne sitzen, stört die Optik meiner Meinung nach nicht entscheidend. Es ist aber einfach verdammt praktisch. Die vorne liegenden, vergleichsweise großen Bassreflexöffnungen erinnern etwas an die Auspuffendrohre leicht übertunter Pseudosportwagen. Aber eigentlich kommt das auch cool
Die Bedienung der EQs zur Raum- bzw. Geschmacksanpassung sind hinten. Ich habe sie ehrlich gesagt gar nicht probiert, da in der Nullstellung für mich alles optimal ist. Wer da Wert drauf legt, kann hier aber noch einiges anpassen.
Es gibt XLR und Chinch Eingänge. Keine Klinke. Ich denke nicht, dass das für irgendjemanden ein ernsthaftes Problem darstellt. Die Verwendung von kombinierten XLR-Klinken-Buchse wäre meiner Meinung nach trotzdem sinnvoller gewesen. Digitale Eingänge gibt es auch nicht. Ich brauch sowas auch nicht und würde das auch nur ungern mitbezahlen wollen.
Die Ausgangsleistung, sprich erzielbare Lautstärke ist für Nahfeldmonitore absolut ausreichend. Wer mehr braucht, braucht keine Nahfeldmonitore sondern eine PA
Bei voll aufgedrehter Lautstärke hört man in der Nähe der Box ein vernehmliches Grundrauschen. Ich habe die Lautstärke am Lautsprecher aber immer recht weit abgesenkt (Lautstärkeregler etwa auf 8 Uhr). Da hört man gar nix. Hier gibt es also auch kein Problem.
Die Verarbeitung ist ohne Beanstandung. Keine Grate oder ähnliches Fallen ins Auge. Auch die Anmutung der verwendeten Materialien bietet keinerlei Grund zur Klage.
Schlussendlich bieten die vom Hersteller gewährten 5 Jahre Garantie auch eine gewisse Sicherheit und zeigen, dass ADAM auch in Bezug auf die Langlebigkeit der Lautsprecher einen hohen Anspruch an die Qualität der verwendeten Bauteile und Komponenten hat.
Und ganz zum Schluss noch ein paar Messungen:
Ich bringe die Messungen absichtlich ganz zum Schluss (und habe sie auch erst am Ende des Tests durchgeführt). Ich habe keine Möglichkeit für Freifeld Messungen. Was man auf den Messauswertungen sieht, ist darum vor allem erstmal mein Raum. Und auch meine Messkette ist alles andere als optimal. Aber zumindest als Vergleich zwischen den YAMAHA HS80M und den ADAM A7X kann man die Messungen einigermaßen gebrauchen. Aber bitte nicht jedes dB Differenz ausmessen und glauben das sei die absolute Wahrheit! Hier können ganz klar nur grobe Tendenzen gezeigt werden.
Ich habe die Messungen mit einem Superlux Messmikrofon und der Software REW (Room EQ Wizard) gemacht. Diese Software wurde entwickelt, um die akustischen Eigenschaften von Räumen beurteilen und ggfs. optimieren zu können. Die günstigen Messmikrofone funktionieren vor allem im Bassbereich ganz ordentlich. Ab den oberen Mitten dann eher nicht mehr so gut. Aber in den meisten Studioumgebungen kommt es schon deutlich vorher zu reichlich Kammfiltereffekten (durch Tisch, Mischpult, etc.) die eine messtechnische Beurteilung dieser Frequenzen deutlich erschweren. Das ist natürlich auch bei mir so. Ich hab darum auch hier lediglich den Bassbereich von 20 bis 300 Hz betrachtet, wobei man die Messkurven oberhalb von 200 Hz eigentlich schon vergessen kann.
Ich habe das Messmikrofon in meine normale Abhörposition gebracht und die Lautsprecher entsprechend so ausgerichtet gelassen, wie sie eben üblicherweise stehen. Beide Paare wurden natürlich einzeln gemessen, währenddessen das andere Paar unter den Tisch verschwand. Der Abstand zwischen den Lautsprechern beträgt bei mir etwa 1,40 m. Der Abstand zum Messmikro je ca. 1,20 m. Ich habe pro Paar jeweils den linken und rechten Lautsprecher gemeinsam gemessen. Die Lautstärkeauspegelung zwischen den Lautsprecherpaaren hat nicht ganz genau gepasst aber das sollte ausreichend genug sein.
Und hier die Frequenzverläufe:
Der gelbe Graph zeigt die YAMAHA HS80M, der violette entsprechend die ADAM A7X.
Zuerst fällt sicher die heftige Überhöhung beider Lautsprecherpaare bei 90 Hz auf. Das ist die Eigenresonanz meiner Holzdecke, die durch die hier liegende Raumode „sehr schön“ zur Schwingung gebracht wird. Das passiert Gott sei Dank nur bei relativ langer Anregung. Bei kurzen Transienten, also z.B. Bass oder Bassdrum fällt das weit weniger ins Gewicht. Also keine Sorge
Was aber sehr deutlich wird ist der Unterschied der beiden Lautsprecherpaare zwischen 50 und 90 Hz. Hier liefern die ADAM A7X doch deutlich mehr Pegel als die YAMAHA HS80M. Und das hört man auch, wie oben bereits beschrieben. Unterhalb von 50 Hz fallen die ADAM dann aber im Gegensatz zu den YAMAHA deutlich steilflankiger ab. Auch das hört man, allerdings wesentlich weniger als es hier aussieht. Denn auch die YAMAHA verlieren deutlich an Pegel. Bei 35 - 40 Hz merkt man den Unterschied noch etwas, darunter spielt es dann gar keine Rolle mehr. Wenn ich jetzt hier noch das dazugehörige Wasserfalldiagramm zeigen würde, wäre allerdings klar erkennbar, dass bei mir im Studio dann auch die Nachhallzeit um die 35 Hz deutlich länger ist. Das ist natürlich suboptimal, lässt sich ohne weiteres aber kaum in den Griff bekommen. Dieses Problem habe ich mit den ADAM natürlich nicht, da die Anregung des Raumes dafür gar nicht mehr ausreicht. Tatsächlich liefern die YAMAHA im Tiefbass also mehr Pegel, schaffen damit aber mehr Probleme, als das es tatsächlich etwas nützt. Und ich behaupte mal, das wird bei vielen anderen Homestudios nicht viel besser aussehen. Der Einsatz von Subwoofern sollte darum meiner Meinung nach auch nur nach Messung, Raumoptimierung und reichlicher Abwägung der Vor- und Nachteile erfolgen. Aber das nur mal so am Rande…
Ab 90 Hz aufwärts liegen die beiden Lautsprecherpaare dann fast gleichauf. Die Kurven laufen annähernd parallel und zeigen eben die Welligkeit meines Raumes und meiner Messkette.
Testfazit:
Was am Ende des Testes bleibt ist die Frage, ob die ADAM A7X nun tatsächlich doppelt so gut wie die YAMAHA HS80M sind. Denn sie sind ja etwa doppelt so teuer. Tja, diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Fakt ist: Auch die YAMAHA HS80M sind gute Monitore mit denen man arbeiten und gute Resultate erzielen kann. Aber mit den ADAM A7X geht es einfach wesentlich leichter und angenehmer. Und man fühlt sich „sicherer“. Ob einem das den Aufpreis Wert ist, muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Aber ich warne gleich mal vor: Wer das Budget nicht hat und auch auf absehbare Zeit nicht auftreiben kann, der sollte sich die A7X am besten auch gar nicht erst anhören. Denn wenn man den Unterschied einmal erlebt hat, dann fällt es doch sehr schwer mit den weniger guten Monitoren (weiter) zu arbeiten.
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