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Gast 2521
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Liebe User,
vor ca. 2 Monaten habe ich per Zufall ein Maestro Echoplex EP-3 bei eBay gesehen, als ich gerade mal wieder nach einem brauchbaren Bandecho Ausschau gehalten habe. Das Gerät wurde als defekt angegeben, aber ich bin das Risiko eingegangen, habe es erstanden und in den letzten zwei Monaten wieder weitestgehend betriebsbereit gemacht. Da es für mich das erste Projekt in dieser Richtung war, dachte ich, dass es vielleicht einige User hier interessieren könnte, wie ich dabei vorgegangen bin. Ich bin dabei für jedwede Hinweise und Vorschläge offen.
Das Echo machte bei Ankunft einen eher etwas ramponierten Eindruck. Das originale Tolex am Case hatte der Vorbesitzer durch einen gewöhnungsbedürftigen grünen Stoff ersetzt, am Deckel war das originale Tolex allerdings noch dran, auch wenn es in weiten Teilen bereits von der Oberfläche losgelöst war. Die Klinkenbuchsen waren verrostet, das Netzkabel machte auch nicht mehr den vertrauenswürdigsten Eindruck.
Über den Poticode und die Adresse des Herstellungswerks konnte ich dann schnell festmachen, dass es sich um ein Modell aus dem Jahre 1977 handelt. D.h. das dieses Modell hier nicht mehr von Maestro/Gibson, sondern von Market Electronics hergestellt wurde. Weiterhin ist es das Jahr, in dem langsam auch das Nachfolgemodell EP-4 auf dem Markt auftaucht, das konkurrierend zum EP-3 verkauft wurde. Für dieses Jahr spricht weiterhin, dass mein EP-3 ein Kompressorboard eingebaut hat, das bei einigen Übergangsexemplaren eingebaut wurde, eigentlich aber in großen Teilen dem EP-4 vorbehalten war. Schaltungstechnisch handelt es sich dabei weitestgehend um einen Kompressor in der Art eines MXR Dynacomps, der eingebaut wurde, um das Rauschlevel des Delay-Signals runterzudrücken. In einer späteren Version des Handbuchs des Echoplex taucht allerdings eine Anleitung auf, die beschreibt, wie man eben jenes Kompressorboard entfernen kann. Der Grund: Der Kompressor wurde so eingebaut, dass er nicht nur das Delay-Signal, sondern ebenso das Dry-Signal bearbeitet. Dadurch hatte man also immer(!) einen Kompressor mit im Signalweg, etwas das also eher unerwünscht bei vielen Spielern war.
Kleine Nebenbemerkung: Edward Van Halen hatte Echoplex-Modelle aus genau dieser Ära. Es wird spekuliert, dass der Kompressor des Echoplexs zu seinem charakteristischen Sound beigetragen hat. Verifizieren lässt sich das allerdings nicht.
Genau jenes Kompressorboard war letztlich der Fehler im System, denn hier hatten sich ein paar Bauteile verabschiedet. Also habe ich dieses Board entfernt. Hier offenbarte sich die nächste Überraschung: Der Transistor Q5 im "legendären EP-3 Preamp", war von Werk aus ein anderer Transitor als im Schaltplan angegeben. Hier würde man einen TIS58 erwarten, eingebaut war allerdings ein TIS98, vermutlich bedingt durch das zusätzliche Kompressoboard. Also habe ich mir aus Großbritannien (Farewell!) einen Ersatz kommen lassen und dort eingebaut. Jetzt hatte ich auch wieder ein Unity Gain Signal, die Spannungen an den anderen Transistoren stimmten auch alle mit den Angaben im Schaltplan überein.
Leider hatte sich die Bandkassette während des Transports zerlegt, so dass ich nun zuerst Ersatz besorgen musste. Vorher habe ich die Tonköpfe durchgemessen, die glücklicherweise alle geforderten Messwerte lieferten und damit in Ordnung waren. Dank Fulltone, die ja mit dem Tube Tape Echo und dem Solid State Echo Klone des EP-3 und EP-2 anbieten, konnte ich schnell Ersatz bekommen, weil die Fulltone Bandkassetten exakte Repliken der Originale sind.
Nun kam endlich wieder Echo heraus, auch wenn ich keine Oszillation aus dem Teil bekommen konnte und das Echo ziemlich dumpf war.
In einem nächsten Schritt bin ich nun alle Platinen entlang gegangen und habe mit dem Schaltplan verglichen. An einigen Stellen gab es ein paar Bauteile, die offensichtlich nachträglich eingebaut wurden, evtl. bei einer späteren Reparatur. Das Entfernen dieser Bauteile führte letztendlich dazu, dass ich nun wieder die gewünschte Anzahl an Repeats erzeugen konnte und auch das typische Oszillieren bei höheren Feedback-Einstellungen möglich wurde. Ein Nachjustieren des Playback-Tonkopfes bereinigte dann auch das Problem mit den dunklen Repeats, die nun sehr schön hell und perkussiv sind.
Dann habe ich noch etwas den Preamp modifiziert. Was viele nicht wissen: Es existieren zwei Versionen des Echoplex Preamps. Die ersten paar hundert Modelle hatten einen etwas anderen Preamp, der wesentlich heller klang als der spätere Preamp, der in den meisten Modellen verbaut wurde. Grund dafür war in der Hauptsache ein 0,022uF Orange Drop Kondensator, der parallel zum Gate Widerstand von Q5 angebracht war. Da mir der Preamp in der späteren Version zu dunkel war, habe ich diesen Kondensator hinzugefügt und habe nun wieder etwas mehr Höhen im Signal.
In weiteren Schritten habe ich nun alle Elkos gegen Panasonic FC Elkos, weiterhin die Klinkenbuchsen und den Kippschalter, sowie das Netzkabel getauscht. Mit der Hilfe eines Freundes habe ich dann neues Tolex angebracht. Das Tolex im Deckel konnte weitestgehend gerettet werden.
Von der Seite Echofix.com habe ich mir einige Ersatzteile kommen lassen, damit ich in Zukunft schnell Zugriff darauf habe. Die Tage werde ich noch die Andruckrolle tauschen.
Bisher bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und betrachte das Projekt als große Bereicherung in meiner Sammlung.
vor ca. 2 Monaten habe ich per Zufall ein Maestro Echoplex EP-3 bei eBay gesehen, als ich gerade mal wieder nach einem brauchbaren Bandecho Ausschau gehalten habe. Das Gerät wurde als defekt angegeben, aber ich bin das Risiko eingegangen, habe es erstanden und in den letzten zwei Monaten wieder weitestgehend betriebsbereit gemacht. Da es für mich das erste Projekt in dieser Richtung war, dachte ich, dass es vielleicht einige User hier interessieren könnte, wie ich dabei vorgegangen bin. Ich bin dabei für jedwede Hinweise und Vorschläge offen.
Das Echo machte bei Ankunft einen eher etwas ramponierten Eindruck. Das originale Tolex am Case hatte der Vorbesitzer durch einen gewöhnungsbedürftigen grünen Stoff ersetzt, am Deckel war das originale Tolex allerdings noch dran, auch wenn es in weiten Teilen bereits von der Oberfläche losgelöst war. Die Klinkenbuchsen waren verrostet, das Netzkabel machte auch nicht mehr den vertrauenswürdigsten Eindruck.
Über den Poticode und die Adresse des Herstellungswerks konnte ich dann schnell festmachen, dass es sich um ein Modell aus dem Jahre 1977 handelt. D.h. das dieses Modell hier nicht mehr von Maestro/Gibson, sondern von Market Electronics hergestellt wurde. Weiterhin ist es das Jahr, in dem langsam auch das Nachfolgemodell EP-4 auf dem Markt auftaucht, das konkurrierend zum EP-3 verkauft wurde. Für dieses Jahr spricht weiterhin, dass mein EP-3 ein Kompressorboard eingebaut hat, das bei einigen Übergangsexemplaren eingebaut wurde, eigentlich aber in großen Teilen dem EP-4 vorbehalten war. Schaltungstechnisch handelt es sich dabei weitestgehend um einen Kompressor in der Art eines MXR Dynacomps, der eingebaut wurde, um das Rauschlevel des Delay-Signals runterzudrücken. In einer späteren Version des Handbuchs des Echoplex taucht allerdings eine Anleitung auf, die beschreibt, wie man eben jenes Kompressorboard entfernen kann. Der Grund: Der Kompressor wurde so eingebaut, dass er nicht nur das Delay-Signal, sondern ebenso das Dry-Signal bearbeitet. Dadurch hatte man also immer(!) einen Kompressor mit im Signalweg, etwas das also eher unerwünscht bei vielen Spielern war.
Kleine Nebenbemerkung: Edward Van Halen hatte Echoplex-Modelle aus genau dieser Ära. Es wird spekuliert, dass der Kompressor des Echoplexs zu seinem charakteristischen Sound beigetragen hat. Verifizieren lässt sich das allerdings nicht.
Genau jenes Kompressorboard war letztlich der Fehler im System, denn hier hatten sich ein paar Bauteile verabschiedet. Also habe ich dieses Board entfernt. Hier offenbarte sich die nächste Überraschung: Der Transistor Q5 im "legendären EP-3 Preamp", war von Werk aus ein anderer Transitor als im Schaltplan angegeben. Hier würde man einen TIS58 erwarten, eingebaut war allerdings ein TIS98, vermutlich bedingt durch das zusätzliche Kompressoboard. Also habe ich mir aus Großbritannien (Farewell!) einen Ersatz kommen lassen und dort eingebaut. Jetzt hatte ich auch wieder ein Unity Gain Signal, die Spannungen an den anderen Transistoren stimmten auch alle mit den Angaben im Schaltplan überein.
Leider hatte sich die Bandkassette während des Transports zerlegt, so dass ich nun zuerst Ersatz besorgen musste. Vorher habe ich die Tonköpfe durchgemessen, die glücklicherweise alle geforderten Messwerte lieferten und damit in Ordnung waren. Dank Fulltone, die ja mit dem Tube Tape Echo und dem Solid State Echo Klone des EP-3 und EP-2 anbieten, konnte ich schnell Ersatz bekommen, weil die Fulltone Bandkassetten exakte Repliken der Originale sind.
Nun kam endlich wieder Echo heraus, auch wenn ich keine Oszillation aus dem Teil bekommen konnte und das Echo ziemlich dumpf war.
In einem nächsten Schritt bin ich nun alle Platinen entlang gegangen und habe mit dem Schaltplan verglichen. An einigen Stellen gab es ein paar Bauteile, die offensichtlich nachträglich eingebaut wurden, evtl. bei einer späteren Reparatur. Das Entfernen dieser Bauteile führte letztendlich dazu, dass ich nun wieder die gewünschte Anzahl an Repeats erzeugen konnte und auch das typische Oszillieren bei höheren Feedback-Einstellungen möglich wurde. Ein Nachjustieren des Playback-Tonkopfes bereinigte dann auch das Problem mit den dunklen Repeats, die nun sehr schön hell und perkussiv sind.
Dann habe ich noch etwas den Preamp modifiziert. Was viele nicht wissen: Es existieren zwei Versionen des Echoplex Preamps. Die ersten paar hundert Modelle hatten einen etwas anderen Preamp, der wesentlich heller klang als der spätere Preamp, der in den meisten Modellen verbaut wurde. Grund dafür war in der Hauptsache ein 0,022uF Orange Drop Kondensator, der parallel zum Gate Widerstand von Q5 angebracht war. Da mir der Preamp in der späteren Version zu dunkel war, habe ich diesen Kondensator hinzugefügt und habe nun wieder etwas mehr Höhen im Signal.
In weiteren Schritten habe ich nun alle Elkos gegen Panasonic FC Elkos, weiterhin die Klinkenbuchsen und den Kippschalter, sowie das Netzkabel getauscht. Mit der Hilfe eines Freundes habe ich dann neues Tolex angebracht. Das Tolex im Deckel konnte weitestgehend gerettet werden.
Von der Seite Echofix.com habe ich mir einige Ersatzteile kommen lassen, damit ich in Zukunft schnell Zugriff darauf habe. Die Tage werde ich noch die Andruckrolle tauschen.
Bisher bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und betrachte das Projekt als große Bereicherung in meiner Sammlung.
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