Reperatur/Restauration M100 - TWG Problem?

  • Ersteller heinz102
  • Erstellt am
H
heinz102
Guest
Hallo zusammen!

Zusammen mit dem 251er Leslie habe ich ja damals noch eine Hammond M100 abgeholt. Ich würde mich jetzt gern nebenbei daran machen, die Orgel wieder zum erklingen zu bringen. Aber wie schonmal gesagt, liegt ein schwerer Gehäuseschluss vor, der sofort die Sicherung fliegen lässt beim Einstecken in die Steckdose. Weiterhin seckt der TWG fest - wenn ich an den Flywheels den TWG drehe, gelingt das maximal eine Umdrehung. Man merkt wie sich ein Widerstand aufbaut, der dann die gespannten Federn nach dem Loslassen zurückdreht. Ich hab jetzt mal ein wenig Öl in den TWG gekippt, dabei ist mir aber was aufgefallen:
Wenn ich am Motor den TWG drehe, sehe ich bis zur 5. oder 6. Kammer von links, wie sich die Tonräder mitdrehen. Aber dahinter in den folgenden Kammern steht alles still, nicht einmal die mittigen Zahnräder auf der Hauptwelle drehen sich! Ich dachte immer, dass die Hauptwelle starr ist - oder gibt es da auch wie bei den Torädern solche Kupplungen?

Weiss jemand einen Rat?


Viele Grüße,
Martin
 
Eigenschaft
 
Hallo Martin,

die Hauptwelle ist nicht geteilt; d.h. die sollte sich von vorne bis hinten drehen - es kann allerdings sein, dass die Zahnräder auf der Hauptwelle durchrutschen.

Um den Generator wieder gangbar zu machen, musst du alle Lager mit WD-40 direkt einsprühen - am besten eine Woche lang täglich wiederholen. Eine Alternative ist es die Lager mit einem 50:50 Gemisch aus Heizöl (Diesel) und Generatoröl zu bepinseln.

Danach sollte er wieder laufen - falls wider Erwarten nicht: wiederhole die Prozedur.

Manchmal liest man auch, dass man den ganzen Generator in einem Heizöl-Tauchbad "einweichen" soll. Mach's nicht; weder du noch sonst jemand werden den Geruch der Orgel später jemals wieder ertragen können. Das Zeug läuft in jede Ritze und ist da nicht mehr herauszukriegen.

Zum Kurzschluss: da hilft nur systematisches Abklemmen aller Komponenten, die etwas mit Netzspannung zu tun haben und durch Widerstandsmessung den Verursacher identifizieren.

Gruß,
Harald
 
Hallo Harald,

vielen Dank für die Erklärung. Dann werde ich mir das nochmal genauer anschauen und mich direkt an alle Lager des TWG machen... Ist der TWG eigentlich an der Unterseite offen? Das wäre meine einzige Chance an alle Lager zu kommen, sonst bliebe nur der Ausbau des oberen Abdeckblechs, wo die Filter drauf sind...
Beim Kurzschluss wird es wohl das gleiche sein wie bei meiner anderen M100, sicher irgendein Kondensator oder ein durchgescheuertes Kabel. Aber da kann ich mich erst wieder drum kümmern, wenn ich mehr Zeit habe. Ich werde weiter berichten.

Viele Grüße,
Martin
 
der Generator ist von unten offen - alle Lager sind frei zugänglich
 
Hallo zusammen,

Ich grabe mal meinen alten Thread wieder aus, denn die defekte M100 steht immer noch unberührt in meinem Hobby-Keller. Jetzt will ich aber endlich mal die Gelegenheit nutzen und die Orgel wieder auf Vordermann bringen.
Einige Probleme habe ich inzwischen beheben können. Den festsitzenden Tongenerator habe ich mit der WD40-Kur wieder flott bekommen. Es waren zwei Lager der Hauptwelle und ein Tonradpaar, die festsaßen. Danke nochmal Harald für den Tipp, das ging wirklich gut! Übrigens ist die Hauptwelle tatsächlich mehrteilig. Es werden immer abschnittsweise 5 Zahnräder auf einer Welle fest verbunden (am Anfang und am Ende des Generators jeweils nur 2), die Drehmomentübertragung von Welle zu Welle erfolgt über eine Feder.
Der Kurzschluss indes war auf ein defektes Netzkabel zurückzuführen, habe nun ein neues Kabel inklusive Erdung verbaut.

Nachdem ich alle nötigen Dinge soweit erledigt hatte, habe ich die Orgel zum ersten Mal gestartet. Sie funktioniert! Zwar gibt es noch ein paar kleine Macken (Busbars in den Manualen könnten mal gedreht werden, der AO44 bekommt wegen fehlender Zuleitung noch kein Signal, der Asynchronmotor spurt nur schwer ein, Generalreinigung steht an...), aber alle Töne sind da, keinerlei Störgeräusche sind zu hören und Percussion und Vibrato/chorus funktionieren einwandfrei. Jedoch gibt es ein paar Dinge, wo ich eure Hilfe benötige.

  1. bezüglich der WD40-Aktion: WD40 ist doch soweit ich weiß leicht säurehaltig. Könnte es da ein Problem mit den Baumwollfäden an den Lagern geben? Nicht, dass die Säure über kurz oder lang die Fäden an den behandelten Lagern beschädigt. Ich habe wirklich nur da geölt, wo es nötig war und überschüssiges Öl sofort abgewischt.
  2. Es gibt ein Problem mit den Basspedalen. Von allen Pedalen mit Ausnahme des Tons Fis hört man nur laute, stark schwebende und verzerrte Töne. Es klingt für mich sehr danach, als ob mit der Betätigung eines Pedals zwei Töne gleichzeitig abgespielt werden. Ist jemandem von euch sowas schonmal untergekommen? Ich würde auf ein Problem mit den Pedalkontakten tippen, kenne mich aber nicht mit der Mechanik aus. Auch aus den Skizzen und Schaltplänen im Service Manual kann ich nicht direkt erkennen, wie da ein Übersprechen stattfinden kann. Hat jemand eine Idee dazu?

Viele Grüße,
Martin
 
Hallo Martin,

WD40 ist nicht säurehaltig. Soviel ich weiß, ist das nichts weiter als Kerosin. Schaden im chemischen Sinne tut es weder den Baumwollfäden, noch den Sinterlagern.
Ich bin kein Freund von WD40. Es stinkt und hat keine oder nur geringe Schmiereigenschaften. Es ist ein Kriechmittel und kriecht in alle Ritzen. Wenn Du die Orgel kräftig und häufig nachölst, kannst Du das WD40 nach und nach verdrängen. Was anderes wird Dir nicht übrigbleiben. Geize also nicht mit dem Öl. Der Tongenerator wird es Dir danken.

Die Busbars werde nicht gedreht sondern geschoben (geshiftet). Wenn Du die Orgel nur häufig spielst, werden die Töne auch alle wieder besser kommen.

Steht die Orgel möglicherweise auf einem hochflorigen Teppich? Dann kann das dazu führen, daß ein Pedal dabei dauernd gedrückt bleibt, z.B. das Fis.

Sorge dafür, daß unter dem Pedal genügend "Luft" ist für einen vollen Pedalweg.

Sonst mußt Du die Kontakte mal einzeln prüfen.


Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph,

Danke für die Rückmeldung, ich werde mir das Ganze aber erst wieder in ein paar Tagen ansehen können.
Die Orgel steht zwar auf einem Teppich, dieser ist aber nicht hochflorig. Meine andere M100 steht auf einem ähnlichen Teppich und hat damit keine Probleme. Daher werde ich mir wohl die Kontakte anschauen müssen... In diesem Zusammenhang gleich eine Frage: ich meine früher mal gelesen zu haben, dass man eine Orgel auf den Rücken, jedoch nicht auf die Seite legen darf. Ist das wirklich so? Außer, dass das Öl aus den Rinnen läuft, kann da doch nichts passieren, oder? Im Moment ist eh kaum Öl im Scanner-Öler und im TWG, also sollte das doch kein Problem sein? Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, was da kaputt gehen soll. Natürlich werde ich die Transportsicherungen am Generator einsetzen und alle losen Teile wie Stecker fixieren.

Und ja, die busbars werden natürlich geshiftet und nicht gedreht, mea culpa.

Viele Grüße,
Martin
 
Hallo Martin,

es schadet einer Tonrad-Hammond nicht, wenn man sie auf die Seite kippt. Ich habe das beim Busbarreinigen einer B3 schon mal gemacht. Auch habe ich öfters schon eine B3 und C3 um 90 Grad gekippt (mit ROKs oder auf Rollbrett), weil sie sonst nicht anders in den Fahrstuhl ging. Wenn Öl hin oder her läuft, so folgt es dann auch wieder der Schwerkraft, wenn die Orgel normal steht.

Also für ein paar Stunden ist das kein Problem. Aber Betreiben in der 90 Grad-Lage ist nicht gut, weil da einges verrutscht.
Genaugenommen könnte man die Orgel in der Rückenlage sogar Einschalten und Betreiben (TG starten).

Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph,

aha, interessant. Damit habe ich wieder ein wenig Halbwissen aus der Welt geräumt :) Danke für die Infos!

Viele Grüße,
Martin
 
Hallo zusammen,

aufgrund einer geänderten Arbeitssituation bin ich in den letzten Monaten einfach nicht weitergekommen, jetzt will ich über Ostern den nächsten Anlauf starten und die Orgel endlich wieder funktionsfähig machen. Konkret plane ich die Grundreinigung, die Instandsetzung des Reverb-Amps, Reparatur der Pedale und den Einbau des Leslieskits, den ich noch übrig habe. Gerade beim Reverb-Amp werde ich nochmal eure Hilfe benötigen, denn die Orgel hat dieses Percussion Kit verbaut mit Sounds wie "Cymbal" und "Snare" usw. Ich meine mich vom letzten Test zu erinnern, dass das zwar funktionierte, nicht aber die Reverbfunktion für die Orgel selbst.

Ich melde mich, wenn es soweit ist. Bis dahin habe ich noch eine Suche-Anfrage - mehr dazu im passenden Board.

Viele Grüße,
Martin
 
Hallo Martin,

bevor du dich über den Reverb Amp hermachst, check doch bitte erst mal den Reverb Speaker auf Funktion. Hat mich ganz schön lange gekostet bis ich auf diese extrem einfache Lösung bei meiner M100 gekommen bin. ;)

Gruß
Thomas
 
Ich sah, daß der Thread schon ziemlich alt ist. Irgendjemand bemerkte, daß die Hauptwelle nicht geteilt sei.

Das stimmt nicht. Die Hauptwelle besteht aus Abschnitten, die mit kleinen Kupplungsplättchen (bei neueren auch Spiralfedern) verbunden sind. Es kommt schon mal vor - und das kann gerade bei einem gewaltsamen Drehen, wenn ein Teil festsitzt, passieren -, daß dann so ein Plättchen sich verbiegt und herausfällt. Das ist dann nicht so leicht zu reparieren.

Deshalb sollte man nie gewaltsam an der Hauptwelle drehen, wenn man nicht gleichzeitig unter den Generator gucken kann, um die Kraftfortsetzung zu beobachten. Und dann sofort aufhören, wenn was festsitzt. Dann immer erst Öl einwirken lassen, evtl. gezieöt an die Lager bringen.

Du solltest jetzt den TWG ausbauen und ihn mal genau untersuchen. Es ist wahrscheinlich ohnehin schon ziemlicher Schaden angerichtet.

Grüße
Christoph
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben