Reparieren von Beulen in der Dustcap eines Lautsprechers

amo...
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Mir ist vor einiger Zeit leider ein kleines Missgeschick passiert: Ich hatte gerade einen schönen neuen 10" Woofer (FPC1029 von Ningbo, 8 Ohm, 600W RMS) gekauft, der darauf hin einige Tage in meiner Werkstatt lag. Dann geschah etwas unerwartetes: ein Werkzeug (weiß nicht mehr genau was) fiel direkt auf die Membran des Lautsprechers. Ne schöne Delle war das Ergebnis (ca. 3 cm Durchmesser).
Ich natürlich gleich panisch gegoogelt, was man da machen kann, ohne die ganze Dustcap zu ersetzen. Nach locker ner Stunde hatte ich dann was ordentliches gefunden (leider immernoch keinen ordentlichen Erfahrungsbericht). Das will ich euch erstparen, deswegen dieser Thread.

Es gibt mehrere Methoden, eine solche Beulen zu entfernen, ich empfehle euch, sie in der Reihenfolge durchzuführen, bis es klappt:

1. Staubsauger

Der größte Vorteil dieser Variante das Problem zu beheben ist, dass es sehr schonend für die Membran ist. Das Vorgehen ist wohl klar, aber immer schön vorsichtig mit der geringsten Leistungsstufe des Staubsaugers anfangen und dann nach und nach mehr. Was bei mir allerdings nicht sehr erfolgreich war, weil zu viel Luft zwischen Membran und Staubsaugerrohr passieren konnte, der Unterdruck war nicht stark genug. Ich denke aber, dass das Ganze bei größeren Chassis oder welchen mit glatterer und vor allem dünnerer Membran besser funktionieren könnte.

2. Klebestreifen
Diese Methode bringt leider schon Risiken mit sich, da die Oberfläche der Membran stark beschädigt, oder u.U. bei kleinen Lautsprechern sogar zerrissen werden könnte. Hier empfehle ich, auf Hochwertigkeit des genutzten Tapes zu achten. Das meiste Gaffer dürfte dafür aber gehen bsw. wegen der Kleberückstände, also kein billiges Panzerband sondern am Besten auf Kautschuk-, Actrylat- oder andere hochwertige Kleber achten.
Ich hatte zum Beispiel gerade Gewebebänder von Stairville (nicht das billige, die Version für 7 oder 8 Euro/Rolle) zur Hand, welche ja eine relativ geringe Klebkraft haben, was für diesen Zweck vielleicht ganz cool ist. Ich habe davon einen Streifen direkt in die Delle geklebt und beide Enden zum Anfassen über stehen lassen. Beim Ziehen ist leider nix passiert, nur das Tape abgegangen.
Ich hatte aber noch Doppelseitiges Klebeband von Gerband (No. 956) mit sehr guter Klebkraft. Mit diesem Band habe ich es dann endlich geschafft. Ich brauchte also ca. 20 N (Klebkraft des Tapes >20N/25mm) , um die Beule aus der (relativ dicken) Membran zu kriegen. Die Oberfläche der Mambran war nach der Aktion aber leider sehr aufgeraut, man sieht die Fasern der Pappe richtig hochstehen...

3. OP mit Nadel und Draht
Falls Methode Nummer 2 bei euch immer noch nicht geklappt hat, gibt es eine die Notlösung, bei der ein chirurgischer Eingriff notwendig ist. Im Netz habe ich Berichte gefinden, bei denen mit einer Nadel die Dustcap direkt in der Delle durchstochen wurde und mit einem gebogenen Draht die Membran angehoben wurde, hinterher Sekundenkleber in das Loch. Das klingt für mich recht gefährlich für den Lautsprecher bzw. den Sound (-> Luft-Geräusche oder Fließen des Klebers zum Magneten?). Eine Ersatzmöglichkeit ist aber auch, die Dustcap am Rang wo sie verklebt wurde, aufzuschneiden und von dort aus mit dem Draht einzugreifen. Bei einem anderen Speaker hat sich bei mit übrigens die Cap am Rand gelöst, dafür habe ich auch ein bisschen Sekundenkleber genommen, das funktioniert prima!

Ich hoffe die Tipps können euch helfen und es klappt bei euch auch. Vielleicht schreibt hier ja auch nochmal jemand anders seine Erfahrungen.
 
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Ich kenne noch eine Methode:

Von hinten ;)

Man geht dabei die Angelegenheit von hinten an, auf der Membranrückseite. Dort misst man eine Position ab, die knapp unter der Dustcap liegt. Mit einem Lötkolben mit Bleistiftspitze brennt man vorsichtig ein kleines Loch in die Membran ca. 4mmø. Der Vorteil beim Reinbrennen liegt in den sauberen Rändern des Loches. Von dort kann man mit einem Draht die Delle ausbeulen. Das Loch kann so bleiben und stört nicht, manche Hersteller haben sogar von Hause aus Löcher an dieser Stelle gegen mechanische Antriebsverluste. Wen es stört, der kann es immer noch mit Pappe zu kleben.
 
Ich kenne noch eine Methode [...] Reinbrennen [...] Das Loch kann so bleiben und stört nicht,

Dass Du Dir damit die gesamte Abstimmung inkl. der TSP komplett zunichte machst, ist dir aber schon klar? Stören tut das sehr wohl...

manche Hersteller haben sogar von Hause aus Löcher an dieser Stelle gegen mechanische Antriebsverluste.

Ja, stimmt. Aber dementsprechend haben die das Gehäuse auch mit ganz anderen Werten berechnet! Einfach so ändern wäre fatal.

Wen es stört, der kann es immer noch mit Pappe zu kleben.

Was wiederrum mehrere Parameter verändert und die Abstimmung verschlechtert.

Wir reparieren meistens mit der 3. Methode. Aber kommt auch nur selten vor...

Gruß, Lukas
 
Dass Du Dir damit die gesamte Abstimmung inkl. der TSP komplett zunichte machst, ist dir aber schon klar? Stören tut das sehr wohl...


Hast du Vergleichsmessungen? Ich schon, der Unterschied ist mit Arta nicht messbar. Wir haben an verschiedenen Lautsprechern genau an dieser Stelle Ventilationsöffungen in die Membran eingebracht, um die mechanischen Verluste zu beeinflussen. Erst nachdem wir 8 Löcher mit einen Durchmesser von 4mm angefertigt hatten, waren bei zwei von vier 25cmø Bässen sehr geringe Unterschiede messbar. Weil der Unterschied so gering ist, haben wir von dieser Modifikation abgesehen.
Die Abstimmung verändert sich marginal, aber nicht komplett und ich möchte wetten, dass der Unterschied unhörbar ist. OK, ich nehms wieder zurück, es gibt tatsächlich Menschen die ein Kabel am Klang erkennen.
 
Da hast du Recht, es war falsch von mir, das so extrem zu beschreiben. Natürlich macht man sich nicht alles komplett hin. Vergleichsmessungen mit ARTA werde ich bei nächster Gelegenheit durchführen. Meine Meinung ist nichtsdestotrotz nicht völlig aus der Luft gegriffen sondern ist mir von einem Servicetechniker einer bekannten Lautsprechermarke so erklärt worden. Ich werde selbigen bei nächster Gelegenheit nochmal darauf ansprechen.
 
Hi, für was sowas überhaupt "reparieren", des is doch nur reine Kosmetik?
Bei reinen Tieftönern ist es völlig wurscht, weil entstehende Verzerrungen weit draussen uassem Nutzbereich liegen. Bei Mitteltönern ist die Dustcap entweder so weich, das sie akustisch nicht wirksam ist. Odr sie trägt zur Schallabstrahlung bei, dann wird aber durch die Beule die Struktur so geschädigt, das auch nach der sogenannten Reparatur deutlich erhöhte Verzerrungen im Mittelton entstehen. Wenn muss man die Dustcap hinterher auch stabilisieren, durch Beschichtung. Aber dann verschärfen sich die Resonanzen im sowieso geschädigten Material.
Besser gleich die Dustcap rausdschneiden und ne neue anpappen, wenns denn was passendes gibt.
Ohne die membran kaputt zu machen kann man übrigens auch mittem Schaschlikspiess oder dickem Draht durch die Polkernbohrung arbeiten, die filtergitter sind meist leicht raushebelbar und wieder einklebbar.

CU, Khao
 
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