Reparaturerfahrungen und Empfehlungen für alte Konzertmandolinen

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Hallo zusammen,

ich besitze eine über 100 Jahre alte Konzertmandoline. Sie ist sehr in Mitleidenschaft gezogen. Ich habe sie zum Music Store gebracht und gefragt ob man die reparieren könnte. Zuerst wollten sie, aber irgendwann nach 4 Wochen haben sie gesagt, nein das ist zu heftig. Jetzt bin ich auf der Suche nach einem der sich da ran traut. Man sagte mir das es das Bundmaterial seit 80 Jahren nicht mehr gibt. Aber ich kann mir nicht vorstellen das es niemanden gibt, der nicht professionell genug ist, das Instrument zu restaurieren und zu reparieren. Ich bezahle auch dafür. Aber vielleicht kann mir hier jemand helfen. Wer hat Erfahrungen mit sowas, oder wer kann etwas sehr gutes und seriöses empfehlen der auch gleichzeitig den Wert schätzen kann.

Vielen Dank schon mal im Voraus.
 
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Das mit dem Bund"material" versteh ich auch echt nicht? :gruebel:
Hast Du eventuell ein Bildchen zwecks Beurteilung was da besonders sein könnte?

Es gibt Bundstäbchen in verschiedenen Breiten und Härten zu bestellen, ich verstehe das Problem nicht?
Ich würde es bei einem normalen selbständigen Gitarrenbauer probieren.
Vielleicht hatten die beim MusicStore einfach keine Lust.
Eigentlich ist das aber ein normaler Fetjob, eine Standardtätigkeit für einen Gitarrenbauer, die Größe von Bundsäbchen/Hals/Instrument ist völlig egal.
 
Ich könnte mir vorstellen, dass es sich bei den Bünden um "Barfrets" handelt, also eine andere Form als die Bünde mit der Feder und den kleinen Haken, die wir heutzutage von Gitarren gewöhnt sind. Ich kenn mich da leider auch aus Mangel an praktischer Auseinandersetzung mit diesem Material nicht so aus, aber so wie ich das verstehe, sind diese Bünde einfach am unteren Ende breiter und halten durch die geschliffene Form beim Einhammern (vielleicht auch einkleben - würde ich bei einem sehr stark ramponierten Griffbrett, das nicht getauscht wird vielleicht empfehlen) auch fest. Diese Bünde wurden soweit ich weiß auch hauptsächlich bis vor ca 80 Jahren verwendet. Man findet sie aber auch auf Zithern noch gelegentlich. Ich hab gehört, dass es bei stewmac.com Ersatz für solche Bünde, zumindest für gewisse Formen, die in alten Westerngitarren üblich waren gibt. Es kann aber auch sein, dass das Material bei der Mandoline ein ganz anderes ist (Messing vielleicht), könnte man bei gleicher Größe vielleicht aber auch tauschen. Nur das Tauschen von Barfrets ist eine ziemlich komplizierte Sache. Bei dementsprechender Abnützung wäre es vielleicht einfacher das Griffbrett zu tauschen, aber man sollte nichts unversucht lassen. Ich würd solche sachen ja ganz gern selber ausprobieren, aber wenn das nicht geht sollte man halt schauen, dass die Kosten/Nutzenrechnung nicht ganz zu Ungunsten des zweiteren ausfällt.
 
Danke schon mal an euch. Wobei die Frets nicht das einzige Problem ist. Ich mache heute Abend mal ein paar Bilder davon.
Also bis heute Abend dann.
 
Wir wollen Bilder :)
 
Nicht lachen, ich war die letzten Tage erst etwas später zu Hause und wenn's duster ist, dann geht meine Kamera extrem in die Knie und dann hat man ein extremes Bildrauschen. Aber ja ich schulde euch die Bilder noch und ich sehe mal zu das ich das heute irgendwie hinbekomme.

Danke für eure Geduld bisher.
 
Eine professionelle Reparatur kann ein Mandolinenbauer machen. Alfred Woll und Urs Langenbacher, Christopher Schuetz, Ulrich Albert sind Mandolinenbauer die sich gut mit Restaurierungen auskennen und vermutlich auch beurteilen können, ob sich eine Restauration wirklich lohnt. Oft sind aber diese alten Mandolinen doch nicht so gut, dass es sich wirklich lohnt sie zu restaurieren.

Mandolinenbauer findest du über meine Homepage http://www.mandoisland.de

oder über die Liste der Teilnehmer am Eurofestival Zupfmusik 2010 in Bruchsal - dort waren fast alle wichtigen deutschen Mandolinenbauer vertreten:

http://www.gezupftes.de/?page_id=2186
 
Hier sind die Bilder:

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Eine Restauration wird dem Preis einer ordentlichen, neuen Mandoline sehr nahe kommen.

Kannst du uns noch ein Paar Infos zu dem Instrument geben? Und was willst du alles an ihr machen lassen?
 
Hi,

ja am besten fragt ihr mich was ihr wissen wollt. Ich kenne mich mit den Instrumenten überhaupt nicht aus.
Die Mandoline ist in Hamburg gekauft worden. Vor über 100 Jahren. Als Konzertmandoline die mein Uropa auch gespielt hat.
Sie stand sehr lange als "Schmuckstück" bei meiner Mutter auf einem Schrank. Durch die tägliche Sonnenbetankung ist der Korpus gerissen, bzw. aus dem Leim gegangen.
Bzw. hat der Saitenzug sein übriges dazu getan. Denn die waren nicht entlastet. Ich habe die Saitenhalterung und den Steg auch noch.
Ich würde sie wieder komplett instand setzen lassen. Keine Ahnung was man dazu alles machen kann/muss.
Neue Bundstäbchen, die Mechaniken neu, das Griffbrett aufbereiten lassen. Im Grunde wieder so restaurieren lassen das sie ihrem Originalzustand so nahe wie's geht kommt.
Ich weiß nicht ob und was sie wert ist, oder sein könnte. Im Korpus auf dem Aufkleber steht Ma-La-Gi.
Das scheint aber nur das Musikhaus aus Hamburg gewesen zu sein. Denn auf der Kopfplatte ist eine Platte mit der kompletten Adresse von damals zu sehen.
Auf dem Korpus selber steht EDELGLOCKE wie auf dem Foto zu sehen ist. Keine Ahnung was das ist. Der Hersteller, oder die Form, oder was weiß ich.
Vielleicht sagt mir hier auch jemand ganz ehrlich, lass es. Das Ding hat seine Zeit hinter sich und eignet sich zu nichts mehr.
Ich habe wie gesagt überhaupt keine Ahnung davon.
 
Schon ärgerlich, dass sich die Zarge vom Boden gelöst hat. Dürfte ein Zupfinstrumentenmacher aber hinbekommen. Ob die Bundstäbchen neu müssen, kann ich natürlich nicht beurteilen, ist für den Handwerker aber auch kein Problem.
Wenn der Steg noch gut ist, umso besser, anbei könnte man dann auch gleich den Sattel erneuern.
Die Mechaniken lassen sich evtl. wieder aufbereiten, so dass gar kein Ersatz nötig ist.

Kosmetische Sachen wie Lackarbeiten oder abschleifen des Griffbretts würde ich mir sparen, ist ein altes Instrument, das darf seine Narben haben.

Für ein paar hundert Euro wird der Instrumentenbauer sie dir wieder herrichten, wirtschaftlich macht es keinen Sinn, aber hier geht es auch, denke ich, mehr um den ideelen Wert!
 
Ich hatte die Mandoline beim Music Store, aber als ich bei 650 € immer noch nicht gesagt habe das ich es nicht machen will haben die gesagt das die das nicht können. ;o(
Aber einen materiellen Wert hat die also nicht, ja? Ich sitze zu Hause nicht auf einer halben Million und weiß es nicht, oder ;oD. Keine Stradivari unter den Mandolinen?
Ich würde im Grunde nur das mit ihr machen lassen, was mir jemand empfehlen würde. Also ich weiß nicht wie weit man sowas restaurieren würde.
Es wird aber wohl sehr teuer werden, denn der Mandolinenbauer müsste eine Negativform bauen und sowas. Das sagte man mir zumindest im Store. Und das das Bundmaterial seit 80 Jahren nicht mehr hergestellt wird.
 
Hallo mandoisland,

sehr gelungene Seite. Da steckt eine Menge Arbeit drin. Klasse.
Aber ich habe mal eine Frage, kennst du, oder vielleicht kannst du sogar jemanden empfehlen, einen Mandolinenbauer/-restaurator in der Gegend um Düsseldorf/Köln herum?
Die Verlinkung zu Christopher Schuetz funktioniert auf der Seite leider nicht.

Vielen Dank im Voraus.
 
Music Store ist auch ein Fachhandel, du suchst aber einen Handwerker. 650€ und nach Wochen eine Absage finde ich aber eine Frechheit - wenn sie es nicht machen wollen, sollen sie es gleich sagen und es nicht über so einen utopischen Preis versuchen!

Du musst damit nicht zu einem speziellen Mandolinenbauer gehen - die Ausbildung die der hat ist ohnehin die Gleiche, die auch ein Gitarren-, Lauten-, Zither- etc. bauer hat, nämlich Zupfinstrumentenmacher. Davon wirst du auch in deiner Gegend ein paar finden, einfach mal googlen!
 
Ja mit dem googlen habe ich mich in der Sache schon sehr schwer getan.
Aber ich bin am überlegen ob das wirklich lohnt.
Ideel hin oder her.

Im übrigen fand ich das auch ganz schön dreist. Der Preis stieg immer mehr und am Ende "Pustekuchen".
 
Schon mal daran gedacht selbst Hand anzulegen?

Gerade bei Instrumenten ohne materiellen Wert (kann ich in deinem Fall nicht beurteilen) übersteigt eine professionelle Restaurierung den Wert oft um ein Vielfaches.
Wenn du es dir zutraust versuch dich doch selbst an der Reparatur:

1. Zerlegen und Reinigen der einzelnen Komponenten.

2. Leimen der offenen Verbindungen. Puristen werden jetzt wieder Zeter und Mordio schreien aber besorg dir Ponal oder ähnlichen Holzleim und ein paar Schraubzwingen und Unterleghölzer und reparier das Ding selbst!

3. Griffbrett und Bundstäbchen: Wenn die Bünde (meistens Messing) noch in Ordnung sind nimm dir feinste Stahlwolle der Stärke 000 (kein Ako-Pads!!!) und polier mit Griffbrettöl den Schmock von den Bundstäbchen und dem Griffbrett. Das Öl ruhig über Nacht einziehen lassen.

4. Alle Macken im Lack belassen! Das Teil ist schließlich uralt und hat eine Geschichte. Den Korpus höchstens mit Öl polieren (ich nehm bei alten Instrumenten dazu Viol oder Moeck Blockflötenöl)

5. Zusammensetzen, frische Saiten drauf und spielen!

Wenn du dir unsicher bist besorg dir für einen Zehner eine alte Mandolinenleiche vom Flohmarkt zum Üben!

Ganz nebenbei: In einem deutschen Handwerksbetrieb sind 650 Euro für eine solche Retaurierung angesichts der zu erwartenden Arbeitszeit nicht sonderlich viel! Davon werden Steuern, Versicherungen, Ersatzteile, Arbeitslohn undundund gezahlt.
 
Na da hast du mir ja jetzt einen Floh in's Ohr gesetzt. Hmmm...
Also die Bundstäbchen sind definitiv hin. Also da ist leider nix mehr mit Polieren. Und die Mechaniken leider auch. Lassen sich nicht mehr drehen, oder drehen durch.
Das mit dem Leimen könnte ich noch hinbekommen, allerdings sitzt der Korpus ganz schön auf Spannung wenn ich mir das so angucke. So wie ein Rad über eine Felge gezogen wird. Der letzte Rest geht sehr, sehr schwer und so stell ich mir das bei der Mandoline auch vor.

Also wert ist die Mandoline nix mehr, oder? Alle Macken wollte ich auch drin lassen, so viele hat die eigentlich auch gar nicht. Man sieht schön den eingezogenen Lack aus Schellack oder was das ist. ;o)
 
Hi, also hier mal meine Meinung:

Ich denke, daß man für die Kosten der Reparatur auch bereits ein recht ordentliches neues Instrument bekommen würde.
Für mich sieht sie nicht sonderlich wertvoll aus, aber ich bin kein Experte!

Bei Selbst-Reparaturmaßnahmen wird, nach meiner Auffassung, daraus kein Top-Instrument mehr. Ich gehe davon aus,
daß du keine Neubundierung vor hast. Bei solchen Geschichten kommt eins zum anderen. Mechaniken: neue Mechanik,
kann sein, daß die Lochabstände nicht passen. Neubundierung: das muß man können. Wenn da seltsame Bünde drin sind,
dann wäre es fast am sinnvollsten, ein neues Griffbrett zu machen.
Eine offene Stelle am Korpus ist zunächst nicht so wild. Aber: ist das schon verzogen, sind innen irgendwelche Balken lose?
Nachher hast du alles repariert und es funktioniert trotzdem nicht richtig, oder etwas scheppert, oder es entstehen neue
Spannungsrisse oder sons was. Das kann sich u. U. ins Uferlose fortsetzen.

Wenn du auf einen Gitarrenbauer (und/oder Mandolinenexperten) triffst, nimm das Teil mit und frag nach seiner Meinung.
Bis dahin würde ich persönlich daran nix machen. (und schon mal garnicht mit Ponal!!)


cheers, fiddle
 
Hi fiddle,

danke dir für dein Statement. Ich würde glaube ich tatsächlich nix dran machen. Auch wenn das vielleicht nicht unmöglich ist. Aber nee, ohne wirkliche Hilfe an meiner Seite trau ich mich da nicht ran. Klar, so ist sie auch nicht spielbar, aber wenn, dann sollte sie es zumindest nach der Reparatur sein. Und wenn ich das selber machen würde, dann würde sie das vielleicht nicht tun. Naja, sehe schon... wenn's was "wertvolles" wäre, dann wäre so eine bestimmt bekannt. Aber wenn sie keiner kennt, dann wird sie es auch nicht sein.
Und dazu muss man ja auch kein Experte sein. Ich bin auch keiner, trotzdem weiß ich das eine original '59er Gibson Les Paul richtig Geld wert ist. ;o)
 
(und schon mal garnicht mit Ponal!!)

Na da haben wir es ja wieder!:D

Man muß auch mal die Kirche im Dorf lassen. Ich habe schon einige alte Instrumente mit Ponal repariert und bin mit dem Ergebnis voll zufrieden. Und es soll mir keiner erzählen das der Klang dadurch verschlechtert wird oder das Instrument dann nichts mehr taugt! Knochenleim ist für Amateure nur sehr schlecht zu verarbeiten und bei Brot- und Butter-Instrumenten auch nicht nötig.
OK, an meiner Callace-Mandola würde ich, zumindest was das Holz betrifft, auch nicht selbst Hand anlegen. Dafür ist sie aber auch einfach zu wertvoll.
 

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