hrawth
Helpful & Friendly User
Liebe Trommelkolleg(inn)en,
letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, für meine neue 24"x18"-Bassdrum das neue Dämpfungssystem "Remo External Sub Muff'l" auszuprobieren.
Für alle Ungeduldigen das Fazit in Kurzform: Für mich ist es nichts und ich halte es - genauso wie das interne System (s. u.) - angesichts der Materialqualität für überteuert. Hörprobe hier!
Für alle anderen ein ausführlicher Bericht:
Neugierig geworden bin ich durch dieses Video, das im Zuge der diesjährigen NAMM-Show auf dem YT-Kanal von Remo veröffentlicht wurde. Der Bassdrum-Sound von 01:21 bis 01:41 klang über meine Kopfhörer recht überzeugend, also dachte ich mir: "Keine Decken, Kissen oder Schaumstoffplatten im Kessel, dazu noch wiederverwendbar und mit allen gängigen ungedämpften Fellen kombinierbar - super!"
Netterweise gab mir mein Lieblingsdrumshop, das MMC in Oldenburg, ein frisch eingetroffenes Exemplar in 24" zum Ausprobieren mit nach Hause, wo ich es sogleich aufzog. Der erste Eindruck nach dem Öffnen der Packung: "Oh, schon wieder ein Ring aus Blumentopf-Plastik..." Die Halterung knackt und reißt nicht so leicht wie diese Trays, die man im Baumarkt für Blumentöpfe benutzt, macht aber trotzdem keinen viel stabileren Eindruck - das war beim Muff'l Control Ring fast genauso schlimm. Die Schaumstoffring-Viertel sind etwa einen halben Zentimeter dick, wirken aber ebenso zerbrechlich bzw. zerreißbar: Bloß nicht zu fest dran ziehen!
Nun gut, zunächst einmal passte die Halterung genau auf meine Buffe, das war schon mal ein guter Anfang. Allerdings: Bei 36 Euro wäre alles andere auch haarsträubend gewesen. Kick "gestimmt" (na ja, so gut das bei einer 24"er eben geht, wenn sie möglichst viel Low-End produzieren soll), Fußmaschine drangeklemmt und erst mal ohne Inlays gespielt: Klang ganz normal, wie eine ungedämpfte bzw. minimal gedämpfte Kick eben. So erwartbar, so gut.
Dann habe ich versucht, nur zwei Inlays zu verwenden, weil das laut diesem User (bei 1:44) auch gehen soll. Wenn man das Einlegen im laufenden Spielbetrieb versucht, also z. B. zwischen zwei Songs, ist das echt ein anstrengendes Gefummel: Die Halterung liegt auch bei lockerer Fellspannung eng an, was die Sache sehr erschwert. Ok, wenn wechselt man schon die Dämpfung zwischen zwei Songs, wenigstens verrutschen die Einlagen durch die feste Halterung nicht - dachte ich... Der Sound war noch offen, der Attack kam gut rüber - eigentlich war das so gut wie der Klang, den ich mir gewünscht hatte -, doch dann passierte etwas völlig Unverständliches: Obwohl die Halterung so eng anlag, begannen die Inlays nach etwa einer Minute inkl. ein paar Doublekick-Einsprengseln, nach oben herauszurutschen; nicht komplett heraus, aber doch störend.
Also habe ich die vier Schaumstoffeinlagen komplett reingepackt, was mir angesichts des spröden Plastikmaterials der Halterung schon ein paar Schweißtropfen auf die Stirn trieb: Ja nichts kaputtmachen! Dämpfen tun die kompletten Inlays gut, keine Frage, allerdings war der Sound damit für mich komplett unbrauchbar: zu viel Mumpf und zu wenig Attack, außerdem wurde der Rebound ziemlich undefiniert. Etwas ähnliches habe ich mal mit einem EMAD erlebt, das auf der Kick eines gestellten Live-Sets aufgezogen war; voll gedämpft klang das einfach nur furchtbar (na ja, für meinen Geschmack halt), allerdings noch schlimmer als meine 24"er mit External Sub Muff'l. Und auch mit vier Einlagen kam das dicke Ende nach ca. einer Minute Spielbetrieb: Selbst wenn sie mit ihren runden Enden und Nuten zusammen in der Halterung stecken, rutschen die Inlays so halb heraus. Sie fielen zwar nicht völlig heraus, störten aber optisch und vor allem meinen Seelenfrieden: Wer will schon mit einem auf halb acht hängenden Dämpfungssystem spielen, das nur BIS JETZT noch nicht herausgefallen ist?
Meine Enttäuschung war groß: Eigentlich hatte ich schon mit dem Zurückgreifen auf die bewährte Kissen-Methode meinen Frieden gemacht, da kam dieses "Wunderding" um die Ecke, und ich dachte, ich könnte einen voll positiven Test inkl. Fotos und tollen Soundaufnahmen posten. So hatte ich gerade noch genug Lust, meine kurzen Mitschnitte zusammenzufassen und online zu stellen (ohne Dämpfung, mit Schaumstoffplatten im Kessel, nur mit der Halterung, dann zwei Inlays, zuletzt vier). Darüber hinaus wollte ich mit diesem Ding nichts mehr anstellen, deshalb hab ich's gleich zurück in die Packung gelegt und beim Shop wieder abgegeben. Die Aufnahmen vom Zoom H4N sind roh und ungeschönt, nur die Lautstärke habe ich angeglichen und erhöht. Das Fell auf meiner Kick war bzw. ist ein Powerstroke-3-Klon aus China, der besser klingt und bislang - auch wohl dank eines Evans EQ-Patches - auch länger hält, als die Herkunft es vermuten lässt.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Die Idee, ein leicht zu wechselndes, mit allen ungedämpften Fellen kombinierbares und vor allem wiederverwendbares Dämpfungssystem zu entwickeln, finde ich nach wie vor klasse, dafür hat Remo wirklich ein "Chapeau" verdient. Und das externe Konzept ist definitiv besser als das interne, weil man so die Dämpfungsstufen viel leichter verändern kann. Die Umsetzung hapert derzeit aber offenbar noch an der Qualität des verwendeten Plastikmaterials sowie an der Einpassung der Inlays in die Halterung - was bei einem kleineren Preis vielleicht verschmerzbar wäre (ich denke da so an 15-20 Euro), aber für 35 bis 40 Euro schlicht und ergreifend Nepp ist.
Als nächstes werde ich mir ein fest installiertes, aber auswechsel- und verschiebbbares Dämpfungssystem aus einem recht schweren, aber gut formbaren Daunenkissen und Klett-Klebeband basteln, und sollte das meinen Vorstellungen zu Klang und Spielgefühl nicht entsprechen, werde ich zu den Schaumstoffmatten zurückkehren - die klangen für meine Ohren bislang am besten.
Liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen und ggf. Hören !
André
letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, für meine neue 24"x18"-Bassdrum das neue Dämpfungssystem "Remo External Sub Muff'l" auszuprobieren.
Für alle Ungeduldigen das Fazit in Kurzform: Für mich ist es nichts und ich halte es - genauso wie das interne System (s. u.) - angesichts der Materialqualität für überteuert. Hörprobe hier!
Für alle anderen ein ausführlicher Bericht:
Neugierig geworden bin ich durch dieses Video, das im Zuge der diesjährigen NAMM-Show auf dem YT-Kanal von Remo veröffentlicht wurde. Der Bassdrum-Sound von 01:21 bis 01:41 klang über meine Kopfhörer recht überzeugend, also dachte ich mir: "Keine Decken, Kissen oder Schaumstoffplatten im Kessel, dazu noch wiederverwendbar und mit allen gängigen ungedämpften Fellen kombinierbar - super!"
Netterweise gab mir mein Lieblingsdrumshop, das MMC in Oldenburg, ein frisch eingetroffenes Exemplar in 24" zum Ausprobieren mit nach Hause, wo ich es sogleich aufzog. Der erste Eindruck nach dem Öffnen der Packung: "Oh, schon wieder ein Ring aus Blumentopf-Plastik..." Die Halterung knackt und reißt nicht so leicht wie diese Trays, die man im Baumarkt für Blumentöpfe benutzt, macht aber trotzdem keinen viel stabileren Eindruck - das war beim Muff'l Control Ring fast genauso schlimm. Die Schaumstoffring-Viertel sind etwa einen halben Zentimeter dick, wirken aber ebenso zerbrechlich bzw. zerreißbar: Bloß nicht zu fest dran ziehen!
Nun gut, zunächst einmal passte die Halterung genau auf meine Buffe, das war schon mal ein guter Anfang. Allerdings: Bei 36 Euro wäre alles andere auch haarsträubend gewesen. Kick "gestimmt" (na ja, so gut das bei einer 24"er eben geht, wenn sie möglichst viel Low-End produzieren soll), Fußmaschine drangeklemmt und erst mal ohne Inlays gespielt: Klang ganz normal, wie eine ungedämpfte bzw. minimal gedämpfte Kick eben. So erwartbar, so gut.
Dann habe ich versucht, nur zwei Inlays zu verwenden, weil das laut diesem User (bei 1:44) auch gehen soll. Wenn man das Einlegen im laufenden Spielbetrieb versucht, also z. B. zwischen zwei Songs, ist das echt ein anstrengendes Gefummel: Die Halterung liegt auch bei lockerer Fellspannung eng an, was die Sache sehr erschwert. Ok, wenn wechselt man schon die Dämpfung zwischen zwei Songs, wenigstens verrutschen die Einlagen durch die feste Halterung nicht - dachte ich... Der Sound war noch offen, der Attack kam gut rüber - eigentlich war das so gut wie der Klang, den ich mir gewünscht hatte -, doch dann passierte etwas völlig Unverständliches: Obwohl die Halterung so eng anlag, begannen die Inlays nach etwa einer Minute inkl. ein paar Doublekick-Einsprengseln, nach oben herauszurutschen; nicht komplett heraus, aber doch störend.
Also habe ich die vier Schaumstoffeinlagen komplett reingepackt, was mir angesichts des spröden Plastikmaterials der Halterung schon ein paar Schweißtropfen auf die Stirn trieb: Ja nichts kaputtmachen! Dämpfen tun die kompletten Inlays gut, keine Frage, allerdings war der Sound damit für mich komplett unbrauchbar: zu viel Mumpf und zu wenig Attack, außerdem wurde der Rebound ziemlich undefiniert. Etwas ähnliches habe ich mal mit einem EMAD erlebt, das auf der Kick eines gestellten Live-Sets aufgezogen war; voll gedämpft klang das einfach nur furchtbar (na ja, für meinen Geschmack halt), allerdings noch schlimmer als meine 24"er mit External Sub Muff'l. Und auch mit vier Einlagen kam das dicke Ende nach ca. einer Minute Spielbetrieb: Selbst wenn sie mit ihren runden Enden und Nuten zusammen in der Halterung stecken, rutschen die Inlays so halb heraus. Sie fielen zwar nicht völlig heraus, störten aber optisch und vor allem meinen Seelenfrieden: Wer will schon mit einem auf halb acht hängenden Dämpfungssystem spielen, das nur BIS JETZT noch nicht herausgefallen ist?
Meine Enttäuschung war groß: Eigentlich hatte ich schon mit dem Zurückgreifen auf die bewährte Kissen-Methode meinen Frieden gemacht, da kam dieses "Wunderding" um die Ecke, und ich dachte, ich könnte einen voll positiven Test inkl. Fotos und tollen Soundaufnahmen posten. So hatte ich gerade noch genug Lust, meine kurzen Mitschnitte zusammenzufassen und online zu stellen (ohne Dämpfung, mit Schaumstoffplatten im Kessel, nur mit der Halterung, dann zwei Inlays, zuletzt vier). Darüber hinaus wollte ich mit diesem Ding nichts mehr anstellen, deshalb hab ich's gleich zurück in die Packung gelegt und beim Shop wieder abgegeben. Die Aufnahmen vom Zoom H4N sind roh und ungeschönt, nur die Lautstärke habe ich angeglichen und erhöht. Das Fell auf meiner Kick war bzw. ist ein Powerstroke-3-Klon aus China, der besser klingt und bislang - auch wohl dank eines Evans EQ-Patches - auch länger hält, als die Herkunft es vermuten lässt.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Die Idee, ein leicht zu wechselndes, mit allen ungedämpften Fellen kombinierbares und vor allem wiederverwendbares Dämpfungssystem zu entwickeln, finde ich nach wie vor klasse, dafür hat Remo wirklich ein "Chapeau" verdient. Und das externe Konzept ist definitiv besser als das interne, weil man so die Dämpfungsstufen viel leichter verändern kann. Die Umsetzung hapert derzeit aber offenbar noch an der Qualität des verwendeten Plastikmaterials sowie an der Einpassung der Inlays in die Halterung - was bei einem kleineren Preis vielleicht verschmerzbar wäre (ich denke da so an 15-20 Euro), aber für 35 bis 40 Euro schlicht und ergreifend Nepp ist.
Als nächstes werde ich mir ein fest installiertes, aber auswechsel- und verschiebbbares Dämpfungssystem aus einem recht schweren, aber gut formbaren Daunenkissen und Klett-Klebeband basteln, und sollte das meinen Vorstellungen zu Klang und Spielgefühl nicht entsprechen, werde ich zu den Schaumstoffmatten zurückkehren - die klangen für meine Ohren bislang am besten.
Liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen und ggf. Hören !
André
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