Rekonstruktion - womit wurde hier clean bis higain Sound durch Anschlagstärke möglich?

O
O.S.
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
22.02.24
Registriert
04.07.18
Beiträge
24
Kekse
250
Liebes Forum!

2001 oder 2002 durfte ich mit einem Mitschüler jammen, der als lokaler Gitarrengott gehyped wurde. Er hat mich mal über seine Anlage spielen lassen und deren Verhalten fand ich ziemlich cool: Abhängig von der Anschlagstärke konnte ich den Ton von absolut clean zu heftig verzerrt modulieren. Eine erste Recherche ergab, dass ein Boss DN-2 Dyna Drive wohl einen solchen Effekt erzeugt. Jedenfalls hat er sicher kein solches Pedal im Einsatz gehabt. Ich weiß noch, dass er so ein dickes Brett am Boden liegen hatte; entweder Roland oder Boss, meinem heutigen Boss GT-100 nicht unähnlich. An seine Gitarre hatte er einen MIDI-Tonabnehmer gebastelt und das ganze ging in ein SOLDano-Head. Ich dachte immer dieses Verhalten sei der Soldano-Vollröhren-Head, aber nachdem ich mittlerweile einige Röhren-Amps gespielt habe, glaube ich fast nicht mehr, dass diese extreme Variabilität in der Verzerrung vom Verstärker kam, sondern eher irgendwie digital generiert wurde.

Könnt Ihr mir helfen zu rekonstruiieren, was der junge Mann da gemacht hat? Leider enthält das Boss GT-100 meines Wissens den Dyna Drive Effekt nicht, sonst hätte ich gerne mal versucht das damit nachzustellen.

Herzliche Grüße

O.S.
 
Eigenschaft
 
Das ist schwierig zu beantworten. Wenn er einen Soldano Amp hatte ist mit der Dynamik schon viel möglich. Die Dinger kosten nicht umsonst ein kleines Vermögen. So eine Dynamik wirst du mit Digitalen Effeken nicht erreichen. Schau dir mal Gary Moore Videos auf YouTube an wo er Soldano Amps spielte. Von Clean bis Highgain nur mit Volumenregler der Gitarre und einen kleinen Tubescreamer dazwischen.
 
Ich glaube auch, dass der Soldano den Großteil ausmacht und evtl. hat der Kollege auch mit dem Volumenpoti gespielt, denn auch so kannst du das Gain gut dosieren. Testweise habe ich vor langer Zeit mal einen Soldano SLO gespielt und das Ding reagiert schon sehr dynamisch auf das Spiel. Es ist nach wie vor mein Traumamp, aber ich bin mir sicher es gibt auch noch andere (und auch günstigere) Amps, die zumindest ähnlich reagieren.

Ich gehe nicht davon aus, dass der Sound vom "Brett" kommt. Ich persönlich würde mir jedenfalls keinen Edelamp, der für seine verzerrten Klänge bekannt ist, zulegen und dann auf den Overdrive eines Multi-FX setzen ;) Das Dyna-Drive mag sicher auch einen Amp-ähnlichen-Effekt draufhaben, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es dann so wie bei deinem Kumpel klingt. Einen Versuch ist es wert, aber mMn hätten Ampbauer dann wohl ordentlich zu grübeln, wenn ein kleines 100€-Pedal eine wohl-durchdachte (Röhren)Schaltung ersetzt:D

An deiner Stelle würde ich den Röhrenamps (Jet City Amps wurden z. B. von Soldano designed) auf jeden Fall noch eine Chance geben, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es bei mir eine Weile gedauert hat bis ich den Dreh raus hatte. Im Klartext hieß das für mich, dass ich meine Spielweise etwas angepasst habe und gleichzeitig auch Zeit in die Klangregelung und Lautsprecherauswahl investiert habe. Beides wurde aber belohnt, denn ich bin mit meinem Sound rundum zufrieden :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ein guter Röhrenamp (ich z.B. spiele als Hauptamp einen Crate BV150H und als Haverieamp einen JetCity), ein Verständnis von der Nutzung des Volumenreglers und eine dynamische Spielweise (Anschlag mit dem Plektrum) und schon kannst Du alle Varianten des Verzerrungsgrades einsetzen - ohne irgendein Bodeneffekt.

Eigentlich eignen sich alle Röhrenamps (mal mehr mal weniger) um dynamische Spielweise wiederzugeben.

Gruß
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ein guter Röhrenamp (ich z.B. spiele als Hauptamp einen Crate BV150H und als Haverieamp einen JetCity), ein Verständnis von der Nutzung des Volumenreglers und eine dynamische Spielweise (Anschlag mit dem Plektrum) und schon kannst Du alle Varianten des Verzerrungsgrades einsetzen - ohne irgendein Bodeneffekt.

Eigentlich eignen sich alle Röhrenamps (mal mehr mal weniger) um dynamische Spielweise wiederzugeben.

Gruß

Das können Transistoramps übrigens auch.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
es kommt auch sehr darauf an mit welchem Signal man seinen Verstärker füttert, sprich, die Elektronik an deiner Gitarre:

dh im Konkretem, der Regelweg des Potis und ggf wenn Treble Bleed vebaut ist, dann klart das Signal beim zurückregeln des Volume Potis schön auf, das hilft enorm.
Dh. bei Vollauschlag des Volume Potis hast du einen amtlichen Zerrsound, aber wenn du zurückregelst muß das Ausgangssignal an der Gitarre sehr leise, aber trotzdem noch definiert sein damit du einen schönen Clean oder Semi-Clean Sound damit rauskitzeln kannst. das funktioniert auch sehr gut bei Kemper/Axe FX und Co und mache ich andauernd so.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Laut Einlassung des TE ist er ja der Auffassung, dass die Härte des Anschlags von den Klang von "absolut clean bis heftig verzerrt" bedingen kann.
Da ist die Frage, wie dieses "heftig verzerrt" denn klingt.
In Maßen ist das möglich, und das funktioniert auch bei Modellern. Voraussetzung ist, dass der Amp (und da ist es wurscht ob Röhre, Transe, Hybrid usw.) bzw. die AmpSim (Modeller) oder das Ampprofil (Profiler) bereits in der Zerre ist. Das Volumepoti der Gitarre moderiert dabei.
Zu erwähnen ist, dass ein Noise Gate den Effekt sehr stark stören kann.

[@Dr_Martin, Dein Beitrag rauschte bei der Erstellung des meinigeb durch. Aber ich verstärke damit Deine Meinung.]
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Laut Einlassung des TE ist er ja der Auffassung, dass die Härte des Anschlags von den Klang von "absolut clean bis heftig verzerrt" bedingen kann.
Da ist die Frage, wie dieses "heftig verzerrt" denn klingt.
[@Dr_Martin, Dein Beitrag rauschte bei der Erstellung des Meinen durch. Aber ich verstärke damit Deine Meinung.]

Genau! Ich hatte damals meine Gitarre (eine Yamaha Pacifica 604W) drangehängt und das Volume-Poti voll aufgedreht und das abgefahrene war, dass ich nur über die Stärke meines Anschlags mit Plektrum von völlig clean zu Kreissäge alles modulieren konnte, wobei man sagen muss, dass es anspruchsvoll war, mehrere Seiten gleichzeitig anzuschlagen, ohne das es zerrt. War man sachte genug ging aber sogar das.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
....... aber teils AMP Abhängig ist das auch ......

mein ENGL im Vergleich zum Marshall 800 - Der Marshall hatte da eine viel größere, nennen wir es mal Dynamik Range ......

naja, vielleicht war es auch nur eine Einstellungssache der Amps ;)

Wie sagte Einstein: Das Universum und die Gitarrensounds sind unendlich, wobei bei dem Universum bin ich nicht ganz sicher :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
mein ENGL im Vergleich zum Marshall 800 - Der Marshall hatte da eine viel größere, nennen wir es mal Dynamik Range ......
ja, Diesen Eindruck kann ich bestätigen, ich finde auch das gerade beim JCM800 oder dem Plexi sowas sehr gut geht, oder Derivaten, wie zb einen Splawn Quick-Rod den ich früher mal hatte.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Eine erste Recherche ergab, dass ein Boss DN-2 Dyna Drive wohl einen solchen Effekt erzeugt. Jedenfalls hat er sicher kein solches Pedal im Einsatz gehabt. Ich weiß noch, dass er so ein dickes Brett am Boden liegen hatte; entweder Roland oder Boss, meinem heutigen Boss GT-100 nicht unähnlich.
Etwas kurze Recherche sagt sogar, dass Boss in das Pedal anscheinend einen DSP gepackt hat, der den Effekt verstärken soll, der könnte durchaus in dem Bodeneffekt auch gesteckt haben. Könnte eine Art Dynamikexpander vor der Zerrstufe sein?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Von dreckigem Clean / Dirty bis Hard Rock Gain einfach nur mit der Anschlagstärke geht. Aber von absolut clean bis HighGain halte ich für unrealistisch. Vielleicht war da ein Expander im Einsatz - praktisch das Gegenteil eines Compressors. Kenne ich eher als Studieffekt, aber könnte auch in einem Multieffekt irgendwo drin sein. Ich vermute das Boss Dyna Drive arbeitet ähnlich nur eben direkt kombiniert mit einem Overdrive.
 
Aber von absolut clean bis HighGain halte ich für unrealistisch.
So sehe ich das auch.
Vielleicht war da ein Expander im Einsatz - praktisch das Gegenteil eines Compressors.
Das scheint mir absolut plausibel und könnte das Verhalten perfekt erklären!

Ich habe es mit meinem Boss GT-100 gerade geschafft dieses Verhalten nachzustellen und zwar kennt das GT-100 bei einem Patch eine Verzweigung im Signalweg und an dieser Verzweigung kann man eine Schwelle einstellen:
Töne leiser als die Schwelle gehen auf Signalweg A und Töne lauter gehen auf Signalweg B. Auf Signalweg A habe ich dann eine sehr cleane Amp-Simulation gelegt und auf Signalweg B die Simulation eines Soldanos mit aufgerissenem Gain, unabhängig davon wie realistisch diese Simulation nun auch ist.

Jetzt weiß ich nicht, wie das bei dem sauteuren Soldano-Amp ist, aber wenn das Effektgerät meines ehemaligen Mitschülers Töne leiser als Schwelle X in den Clean-Kanal des Amps geschickt hat und Töne lauter als Schwelle X in den High-Gain-Kanal des Soldanos (ich weiß gar nicht, ob das bei diesen Amps überhaupt geht), dann dürfte das auch diesen Effekt gehabt haben.
 
Jetzt weiß ich nicht, wie das bei dem sauteuren Soldano-Amp ist, aber wenn das Effektgerät meines ehemaligen Mitschülers Töne leiser als Schwelle X in den Clean-Kanal des Amps geschickt hat und Töne lauter als Schwelle X in den High-Gain-Kanal des Soldanos (ich weiß gar nicht, ob das bei diesen Amps überhaupt geht), dann dürfte das auch diesen Effekt gehabt haben.

Das geht bei den meisten Amps und wahrscheinlich auch beim Soldano nicht. Du hast ja nach wie vor bloß eine Input-Buchse und kannst demnach nur den cleanen oder den Overdrive-Kanal auswählen, aber nicht beide zusammen. Anders sieht das vielleicht bei Mehr-Amp-Setups oder bei Amps mit mehreren Inputs (JTM) aus, damit habe ich aber noch keine Erfahrungen gemacht.

Den Wechsel von Clean auf HiGain rein durch die Spieltechnik zu variieren, stelle ich mir übrigens auch recht schwerieg vor. Mark Knopfler konnte das mit seinem Soldano SLO allerdings recht gut :D Vergiss aber nicht, dass eine weit-aufgedrehte (Röhren)Endstufe noch eine Portion Kompression über den Sound legt. D. h. vielleicht war der Sound, den du damals als HiGain empfunden hast, tatsächlich gar nicht so verzerrt, sondern eine perfekte Mischung aus Preamp-Gain, Endstufenzerre + der daraus resultierenden Kompression.

Ich weiß nicht in welcher Lautstärke du damals gespielt hast, aber speziell beim Soldano SLO (wenn's denn auch ein SLO war) geht die klangliche Sonne ab Master-Volume 4 - 7 so richtig auf und wenn die Lautsprecher dann noch ordentlich gefordert werden, ändert sich das Klangverhalten natürlich auch noch.

Also: MMn sind da sehr viele Komponenten im Spiel, aber ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass der Großteil in erster Linie vom Spieler, der Technik und dem Equipment abhängig ist.

Ich finde es auf jeden Fall cool, dass du dich mit deinem vorhandenen Equipment auseinandersetzt und versuchst ein ähnliches Ergebnis zu erreichen, das bringt dich in jeder Hinsicht weiter. Am Ende des Tages kommt es ja darauf an, dass du deinen Traumsound erreichst und da führen bekanntlich viele Wege hin.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben