Reisezeit

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Der Text ist jetzt ca. 2 Monate alt, ich hab mir schon überlegt, ob ich ihn noch überarbeiten soll, aber oft geht beim Überarbeiten irgendwie das ursprüngliche Gefühl, das einen zum Schreiben bewegt hat und auch vermittelt werden sollte, verloren, deswegen bin ich mir nich sicher, ob ich noch was dran ändern soll, wobei der Refrain vielleicht noch ne Zeile vertragen könnte, mal sehn...

Reisezeit


Ich stell mir vor, wie wir hier am Bahnsteig
sitzen. Keine Blätter wehen
im Wind, diesmal schneit es auch nich.
"Scheiß Romantik", denke ich.

Du bist ganz still. Dein leerer Blick ist
auf die kalten Schienen fixiert,
als könntest du sie so verschwinden lassen,
dabei sind sie doch viel zu schwer.

Es ist Reisezeit, das Leben wartet nicht
Es ist Zeit zu gehen, bevor noch mehr zerbricht.
Es ist Reisezeit.


Der Zug fährt gleich los, mir wird übel.
Ich bin noch nie besonders gern gereist,
man weiß ja nie genau wohin, was noch passiert,
ob man nicht doch etwas verliert.

Es ist Reisezeit, das Leben wartet nicht
Es ist Zeit zu gehen, bevor noch mehr zerbricht.
Es ist Reisezeit.


Der Zug setzt sich in Bewegung, ich schau
nochmal aus dem Fenster, aber du bist
schon weg. Ich kann nur noch meinen Schatten sehen,
es war kein leichter Sprung, um ohne ihn zu gehen.

Es ist Reisezeit, das Leben wartet nicht
Es ist Zeit zu gehen, bevor noch mehr zerbricht.
Es ist Reisezeit.

 
Eigenschaft
 
Es wirkt zunächst recht banal, entwickelt aber gerade dadurch Atmosphäre, ohne daß die Gefahr besteht, in Kitsch zu verfallen :great: . Lediglich den Schluß finde ich etwas irritierend. Ist das lyrische Ich gesprungen, um seinen Schatten zurückzulassen?
 
Mhh, ganz so banal ist der Text nicht, denke ich, aber es kommt natürlich immer darauf an, wann man anfängt etwas als banal zu bezeichnen.
Wie du ja bestimmt bemerkt hast, geht es in dem Lied um eine Abschiedsszene, das Ende einer Beziehung. In der vorletzten Strophe beschreibt das lyrische Ich, dass es sich bisher immer vor größeren Entscheidungen gedrückt hat, weil es einfach vor den Folgen und vor der möglichen Erkenntnis, doch einen Fehler zu begehen, Angst hat.
In der letzten Strophe wagt das lyrische Ich dann den lösenden Schritt, als es in den Zug einsteigt, bzw, im selben sitzt. Dieser letzte, endgültige Schritt ist für das lyrische Ich, in der Situation, ein Sprung über den eigenen Schatten.

beste Grüße
 
Gut geschrieben, sehr bildhaft und ich kann mich gut in die Situation mit ihren ambivalenten Gefühlen hinein versetzen, Klasse. ich finde es auch nicht banal.
Eine Stelle jedoch, über die ich immer wieder stolpere, ist die letzte Zeile von:

Der Zug setzt sich in Bewegung, ich schau
nochmal aus dem Fenster, aber du bist
schon weg. Ich kann nur noch meinen Schatten sehen,
es war kein leichter Sprung, um ohne ihn zu gehen.

Ich würde schreiben: "Es war kein leichter Sprung, ohne ihn zu gehen."
Warum dieses "um"?
 
ja,
auch hier wieder dieser eigene stil, ganze sätze zu schreiben und sie über die zeilenumbrüche fortzuführen. das macht atmosphäre. irgendwie interessant ;-P

Der Zug fährt gleich los, mir wird übel.
Ich bin noch nie besonders gern gereist,
man weiß ja nie genau wohin, was noch passiert,
ob man nicht doch etwas verliert.

die finde ihc großartig. überhaupt großartige gedanken drin. loslassen udn gehen ist nicht oft einfach...

geiler Text.

PS: das "um" würde ich auch wegnehmen.
 
Gut geschrieben, sehr bildhaft und ich kann mich gut in die Situation mit ihren ambivalenten Gefühlen hinein versetzen, Klasse. ich finde es auch nicht banal.
Eine Stelle jedoch, über die ich immer wieder stolpere, ist die letzte Zeile von:



Ich würde schreiben: "Es war kein leichter Sprung, ohne ihn zu gehen."
Warum dieses "um"?

Hehe, das is ne gute Frage, ich hatte das bisher gar nich bemerkt, aber jetzt nach ein paar mal durchlesen fällt mir auch auf, dass das "um" da eigentlich nicht hingehört. Danke für den Hinweis! :)
Und schön, dass euch der Text gefällt. Danke!
 
So, hier nochmal der Text, ohne das "um".


Reisezeit


Ich stell mir vor, wie wir hier am Bahnsteig
sitzen. Keine Blätter wehen
im Wind, diesmal schneit es auch nich.
„Scheiß Romantik“, denke ich.

Du bist ganz still. Dein leerer Blick ist
auf die kalten Schienen fixiert,
als könntest du sie so verschwinden lassen,
dabei sind sie doch viel zu schwer.

Es ist Reisezeit, das Leben wartet nicht
Es ist Zeit zu gehen, bevor noch mehr zerbricht.
Es ist Reisezeit.


Der Zug fährt gleich los, mir wird übel.
Ich bin noch nie besonders gern gereist,
man weiß ja nie genau wohin, was noch passiert,
ob man nicht doch etwas verliert.

Es ist Reisezeit, das Leben wartet nicht
Es ist Zeit zu gehen, bevor noch mehr zerbricht.
Es ist Reisezeit.


Der Zug setzt sich in Bewegung, ich schau
nochmal aus dem Fenster, aber du bist
schon weg. Ich kann nur noch meinen Schatten sehen,
es war kein leichter Sprung, ohne ihn zu gehen.

Es ist Reisezeit, das Leben wartet nicht
Es ist Zeit zu gehen, bevor noch mehr zerbricht.
Es ist Reisezeit.


 
"Banal" war keineswegs abwertend gemeint, es ist gerade der nüchterne, sachliche, fast beiläufige Stil, der den Text authentisch und gefühlsmäßig nachvollziehbar macht. Die Metapher vom Sprung über den eigenen Schatten erscheint mir in der vorliegenden Form allerdings noch etwas zu konstruiert - nicht schlecht, aber nicht so perfekt wie der Rest.
 
"Banal" war keineswegs abwertend gemeint, es ist gerade der nüchterne, sachliche, fast beiläufige Stil, der den Text authentisch und gefühlsmäßig nachvollziehbar macht. Die Metapher vom Sprung über den eigenen Schatten erscheint mir in der vorliegenden Form allerdings noch etwas zu konstruiert - nicht schlecht, aber nicht so perfekt wie der Rest.

Ja, ich hab es auch nicht als abwertend empfunden, da ich banale Texte teilweise auch sehr gut finde, bzw. gern habe.
Mhh, ok, danke für die Kritik, es ist immer gut auch mal zu hören, was vielleicht noch besser gemacht werden könnte.
Ich habe diese Metapher verwendet, weil sie meiner Meinung nach auch gut in die teilweise symbolische Handlung passt und diese letztendlich mit den Hintergrundgedanken, bzw. "tieferen Sinn" verbindet.

Ich hoffe du verstehst ungefähr, was ich meine, leider fehlen mir oft die Fachbegriffe um etwas unmissverständlich auf den Punkt zu bringen :rolleyes:
Hättest du eine Idee, wie das Ende sonst noch gestaltet werden könnte?

beste Grüße
 
Mir erscheint eine schlichte, leichtverständliche Formulierung passend, etwa

"...Ich kann nur noch meinen Schatten sehen,
über den ich gerade gesprungen bin"

Die musikalischen Umsetzung und Betonung spielt natürlich auch eine Rolle dabei, die ich schwer beurteilen kann, Reimzwang ist ja nicht unbedingt gegeben.
 
Mhh, ja, das wär auch ne Möglichkeit. Ich finde beide Möglichkeiten gut, beide haben ihre Vorzüge, da fällt die Entscheidung nich leicht... Was meint ihr anderen dazu?
 
ich würde es so lassen...gerade das ende fand ich beim lesen eigentlich sehr schön ;)
 
Ja, ich finde auch, dass es sich zumindest mal schöner anhört, wenn es vielleicht auch etwas konstruiert scheint.... zum Teufel mit der Perfektion! :)
 

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