Wahrscheinlich keine, wenn du nicht gerade dein Repertoire auf Musik des Mittelalters, der Renaissance bis maximal zum Frühbarock beschränkst, bzw. auf Musik, die sich vom Tonvorrat her auf mehr oder weniger eine Skala mit keinen oder nur sehr wenigen zusätzlichen Halbtonschritten/Vorzeichen einschränkt.
Für alle Stimmsysteme gilt nämlich aus naheliegenden und leicht nachvollziehbaren Gründen, dass die Oktaven immer rein, also sauber stimmen müssen.
Leider lässt sich diese Grundforderung nicht mit dem Wunsch kombinieren, dass auch alle anderen Intervalle rein sein sollen. Z.B. ergeben 4 reine kleine Terzen oder 3 reine großen Terzen keine reine Oktave, ebenso landet man beim übereinander Stapeln von 12 reinen Quinten nicht wieder beim Ausgangston (das H# als 12. Quintton ist höher als das entsprechend oktavierte C).
Bei allen Stimmungen, die reine Quinten oder reine Terzen nutzen, muss daher mindestens eine der Terzen oder eine der Quinten verstimmt sein. Bei 11 reinen Quinten nähert sich die 12. - verstimmte - Quinte fast schon dem Tritonus. Diese "Wolfsquinte" wurde irgendwo dorthin gelegt, wo es eine Quinte gab, die nie gebraucht wurde. Wenn z.B. das Ab nicht gebraucht wurde, dann konnte man diesen Ton als G# stimmen.
Leider passen reine Quinten und reine Terzen auch nicht gut zusammen, so dass es immer weitere Töne gab, die mehr oder weniger deutlich verstimmt werden mussten. Das ist der Grund, warum Stimmsysteme mit reinen Intervallen außer der Oktave auf Musik beschränkt ist, die sich innerhalb eines Stücks auf nicht mehr als eine Tonart (und ggf. die ganz nah im Quintenzirkel angrenzenden) beschränkt.
Mit einem Cello-Partner aus Fleisch und Blut kann man hingegen ganz gut reine Intervalle intonieren, weil jeder ganz flexibel von Zweiklang zu Zweiklang die Intonation feinfühlig neu ausgleichen kann (wenn beide genau genug hören natürlich).
Du kannst ja mal mit einigen der einstellbaren Temperaturen experimentieren. Wenn du Musik ab Klassik und alle Epochen danach, jazzige Stücke usw. spielen willst, wird wohl die moderne gleichstufige Temperatur die beste Wahl bleiben. Für die Epoche des Barock passen noch die Stimmungen von Kirnberger, Werckmeister oder die nach Bach rekonstruierte Stimmung von Kellner.