Hallo,
Vielen Dank erstmal für deine ausführliche Hilfe.
Nun vieles von dem was du schreibst weiß ich eigentlich bereits (oder glaube dies zu tun
) Mir ging es in erster Linie um ein Feedback zu meiner Version, nicht darum wie man es grundsätzlich angeht, aber du hast mir trotzdem ein paar interessante neue Denkanreize gegeben.
- Mache ich eigentlich auch. ich schreibe aber eigentlich nur handschriftlich und arbeite nie mit Notationssoftware. hab versucht es zu ändern und finde leider keine Einstellung um die Halsrichtung zu ändern. Weißt du wie man es bei Finale ändert, dann mache ich das auch gleich
Normalerweise kann man das in mehreren Ebenen notieren. Bei Finale sind unten Ziffern von 1-4 zu finden. Für jedes der zwei Systeme brauchst du nur Ebene 1 oder 2 anzuwählen und unterschiedlich zu notieren.
Ebene 1 zeigt die Hälse dann nach oben, Ebene 2 nach unten, also die 2te Stimme.
Mit Klauseln und deren Funktionsweise bin ich weithesgehend vertraut. Nur fällt mir es doch etwas schwer diese sinnvoll einzubauen.
Meine Vorgehensweise war aber auch eine etwas andere...
Zu den vorgegebenen Tönen des Soprans suche ich erstmal nach geeigneten Harmonien, die soweit passen könnten. Dazu schreibe ich zunächst abschnittsweise (bsp. bis zu einer Fermate oder Erreichen einer Tonika) eine Bassstimme um dem ganzen erstmal ein Grundgerüst zu verpassen. Anschließend füge ich erst die Mittelstimmen ein, versuche möglichst verbotene Paralellen zu vermeiden, Gegenbewegung einzuhalten und sonstige Stimmführungsregeln einzuhalten. Das ganze erstmal nur isorhythmisch auf Viertelnoten. Erst anschließend baue ich harmoniefremde Töne (Vorhalte, Wechsel-, Durchgangsnoten oder Antzipation) ein um das ganze etwas zu verzieren. Wenn ein Abschnitt abgeschlossen ist, suche ich eine geeignete Stelle um eine weitere Kadenz abzuschließen. Hierbei suche ich erstmal ein Ziel aus und versuche von meinem Startpunkt auf möglichst gute Weise zu erreichen. Manchmal fällt es mir auch leichter vom Ziel aus rückwärts zu gehen. Weiß aber nicht so genau, ob man das legitime Vorgehensweise betrachten kann.
Dann wieder das Gleiche;
- Bassstimme
- Mittelstimme
- Einbau von Harmoniefremden Tönen
Die Mittelstimmen bewegen sich auch meist in einer mittleren Linie. Das ganze setzt sich nicht so akkordisch wie ein Generalbass aus, weswegen der Alt, oder Tenor nicht immer dem Sopran folgen muss. Häufiges Verwenden Gemischter und weiter Lage sind da durchaus legitim.
Wie gesagt: Wenn du Harmonien wählst, dann schau, dass sie in die Tonarten passen.
Andererseits: So sachen wie 7/9 Akkorde sind bei Bach fast nicht zu finden, weswegen ich vorsichtig mit der Anwendung wäre. Auch der verminderte Septakkorde kommt nicht allzuhäufig vor und ist eigentlich eher ab der Klassik häufiger in Verwendung.
Dazu hätte ich eine Frage...
Was meinst du genau mit Dominante-Tonika Verbindung? Meinst du nur die Dominante und Tonika der jeweiligen Grundtonart (In unserem Beispiel C-Dur - F-Dur) Oder schließt das auch Funktionen mit ihrer jeweiligen Klammerdominante mit ein? (Beispiel: D-Dur - g-moll wäre hier in F-Dur Zwischendominante zur Subdominantparalelle)
Was ist die Halbe Sextil? Das habe ich noch nie gehört und auch google kann mir nichts drüber erzählen.
Es wird immer eine Dominante mit einer Tonika verbunden. Das gilt dann sowohl von C-F, oder von A-d, oder F-B, etc.
Zwischendominanten, Doppeldominanten und überhaupt Funktionstheorie gibt es im Barock nicht. Es gibt auch keine Modulation im eigentlichen Sinne.
Auch der Tonvorrat ist begrenzt auf die Tonleiter eigenen Stufen.
Die Halbe Sextil ist auf der PDF im anderen Thread aufgeführt. Es ist IV Quintsext, V acht zu sieben, I.
Dabei kann die IV auch erhöht sein.
Kann ein Halbschluss nur auf einer Dominante sein oder gibt es noch andere Möglichkeiten? Kann dieser auch auf einer Zwischendominante kommen? Oder sogar auf einem Subdominantquintsextakkord?
An einer Fermate kann doch aber genau so gut eine Tonika kommen, oder? Was meinst du mit "stark" sein. Kann mir gerade nichts drunter vorstellen
Der Halbschluss ist immer I-V, oder IV-V (auch als Clausula in mi). Das geht auf allen Tonleiterstufen.
Wichtig ist, dass die Kadenz auf die Fermate hin stark ist, als entweder als Halbschluss, Halbe Sextil, oder einfach nur V-I erreicht wird.
Eine Tenorizanz ist beispielsweise kein guter Abschluss zu einer Fermate hin, weil die Tenorizanz einfach dazu drängt, dass es weiter geht.
Könntest du mir das vielleicht etwas genauer erklären? Was genau ist eine (nicht) klausulierte Harmonie? Ein Akkord der aus keiner Klausel hervor gegangen ist?
Eben dies. Ein Akkord, der nicht durch eine Klausel entstanden ist. In dem Fall bezieht er sich auf die darauf folgende Klausel. Kommt längere Zeit keine Klausel gilt oben gesagtes.
Habe meine Version noch mal geringfügig verändert. Mir sind beim Überprüfen 2 unschöne Sachen ins Auge gesprungen. Ich habe desweiteren zum besseren Verständis noch eine Funktionsanalyse hinzugefügt. Ich hoffe man kann entziffern was ich geschrieben habe. Wie schon gesagt, bin nicht sehr fit im Umgang mit Finale^^.
Fragen über Fragen...
Funktionsanalyse halte ich bei Barockmusik für unpraktisch. Funktionstheorie gab es erst, als man schon gar nicht mehr tonal komponiert hat und wird der Denkweise Bachs wahrscheinlich überhaupt nicht gerecht.