Mondluchs
Registrierter Benutzer
Hallo, liebe Texterkollegen!
Die Weihnachtsferien sind da und bieten mir Gelegenheit, mich wieder mit meinem künstlerischen Schaffen auseinanderzusetzen. Vor allem beginne ich nun, mir Texte von Songs näher anzuschauen, die ich schon dutzende Male gehört habe. Eine sehr interessante Sache, wo mir ein Gedanke kam, den ich mit euch teilen möchte.
Hier im Forum haben wir tolle Leute, welche Texte verbessern und auch offen genug in ihrem Denken sind, um jedem Schreiberling seinen Stil zu lassen. Tatsächlich wird oft über Handwerkliches geredet (Wie bringe ich Ironie richtig, wie gute Provokation? Aufbau eines Songs, Figurengestaltung?), selten über bestimmte Vorlieben. Meiner Ansicht nach eine gute Sache, denn der Grundsatz "Über Geschmack lässt sich nicht streiten" ist ein zum Großteil wahrer, weswegen Popballaden und Metaltexte hier ein friedliches Dasein nebeneinander führen.
Als ich nun meine selbstgeschriebenen Werke durchsah, auch jene, mit denen ich zufrieden bin, erkannte ich, dass ich mich oft sehr konkret mit Themen auseinandersetze. Hier und da schon mal Bilder, Metaphern, doch im Prinzip sind meine Texte sehr direkt gehalten, im Grunde leicht nachzuvollziehen, WAS das Thema ist.
Ich dachte weiter darüber nach und erkannte, dass auch hier im Forum normalerweise das Thema in jedem Text klar definiert ist, nicht nur in jenen von Anfängern. Sogar willypanic, IMO mehr Dichter als Erzähler, stellt seinen Text "Stille sucht" unter ein bestimmtes Motiv - welches das ist, darüber war oder ist man sich uneins, doch scheint mir, dass auch hier wieder in dem Rahmen "Um WAS geht es?" gedacht wird/wurde.
Natürlich wäre mir das nicht so frappant aufgefallen, hätte ich nicht eine Vergleichsmöglichkeit gefunden. Das Projekt "Blackfield" wurde schon unzählige Male über meinen Kopfhörer an die Werkzeuge meines Ohrs und von dort weiter an meine Neuronen geleitet, ich habe sogar den einen oder anderen Text von Steve Wilson davor gegooglet und gelesen. Hier sei nun der Text "Blackfield" präsentiert:
Es sind nicht einfach mehr Bilder, die hier zur Anwendung gebracht werden. Es scheinen verschiedenste Themen zu sein, die hier auftauchen, der Schwerpunkt auf "reverse" scheint dafür zu stehen, dass "Blackfield" für eine Bewegung, Veränderung steht. Doch wer "She" ist, warum sie gerne viel reden will, und wer "we" ist zu Beginn, das erschließt sich mir nicht so schnell, auch wenn es essentiell scheint. Natürlich, investiere ich ein wenig Zeit in die Analyse dieses Textes, kann ich Theorien aufstellen, warum da steht, was da steht. Doch das wäre mit dem Kopf gearbeitet, obwohl er mich eigentlich im Herzen anspricht.
Für mich besteht also ein Unterschied zu sonstigen Texten, die ich hier im Forum und bei mir lese, und diesem anderem Text. Warum dem so ist, dafür habe ich verschiedene Theorien:
- Wir sind zu einem gewissen Prozentsatz das Produkt unserer Umwelt, somit sind auch Texte von uns durch unsere Umwelt geprägt. Im deutschsprachigen Raum gibt es nun bestimmte Einflüsse in Bezug auf Erzählstruktur, möglicherweise auch eine allgemeine "Denkweise" (ein zu schwammiger Begriff, als dass ich richtig ausführen könnte, deswegen unter Anführungszeichen), während im amerikanischen die andere Mentalität sich auf die Texte auswirkt und dazu führt, dass diese intuitiver sind, und keine strengen Regeln der alten Meister im Unterbewusstsein durchwirken. Auch die Tatsache, dass gewisse Gebiete dort noch viel ländlicher sind, könnte zu emotionaleren Zugang als bei uns führen.
Das würde also heißen, dass man gewisse Textstile regional unterscheiden kann, und weiters, dass wir alle bereits einen gewissen Stempel aufgedrückt haben, über den man reflektieren sollte.
- Ich selbst arbeite bei Texten eher mit dem Kopf, sehe auch eher diese Aspekte, weswegen mir es auch beispielsweise schwer fällt, einen Zugang zu willypanics Arbeit zu finden. Die Werke, die ich hier vergleiche, sind gar nicht unterschiedlich beziehungsweise gibt es diese Stile auch im deutschsprachigen Raum zuhauf, nur habe ich sie nicht registriert, weil ich mich auf jene Sachen konzentriere, die eher meinem Geschmack entsprechen. Das würde jedoch vorraussetzen, dass eher allein mit meinem Gefühl dastehe, dass sich die meisten Texte aus dem deutschen Sprachraum in der Motivarbeit ähneln.
Das würde dann für mich heißen, dass ich versuchen muss, objektiver zu werden und selbst offener für andere Stile als den meinigen.
Was meint ihr? Ist die Theorie mit den regionalen Unterschieden ein Blödsinn, oder doch ein guter Gedanke? Wie empfindet ihr den Beispieltext? Habt ihr selbst schonmal so etwas erlebt?
Liebe Grüße
Mondluchs
Die Weihnachtsferien sind da und bieten mir Gelegenheit, mich wieder mit meinem künstlerischen Schaffen auseinanderzusetzen. Vor allem beginne ich nun, mir Texte von Songs näher anzuschauen, die ich schon dutzende Male gehört habe. Eine sehr interessante Sache, wo mir ein Gedanke kam, den ich mit euch teilen möchte.
Hier im Forum haben wir tolle Leute, welche Texte verbessern und auch offen genug in ihrem Denken sind, um jedem Schreiberling seinen Stil zu lassen. Tatsächlich wird oft über Handwerkliches geredet (Wie bringe ich Ironie richtig, wie gute Provokation? Aufbau eines Songs, Figurengestaltung?), selten über bestimmte Vorlieben. Meiner Ansicht nach eine gute Sache, denn der Grundsatz "Über Geschmack lässt sich nicht streiten" ist ein zum Großteil wahrer, weswegen Popballaden und Metaltexte hier ein friedliches Dasein nebeneinander führen.
Als ich nun meine selbstgeschriebenen Werke durchsah, auch jene, mit denen ich zufrieden bin, erkannte ich, dass ich mich oft sehr konkret mit Themen auseinandersetze. Hier und da schon mal Bilder, Metaphern, doch im Prinzip sind meine Texte sehr direkt gehalten, im Grunde leicht nachzuvollziehen, WAS das Thema ist.
Ich dachte weiter darüber nach und erkannte, dass auch hier im Forum normalerweise das Thema in jedem Text klar definiert ist, nicht nur in jenen von Anfängern. Sogar willypanic, IMO mehr Dichter als Erzähler, stellt seinen Text "Stille sucht" unter ein bestimmtes Motiv - welches das ist, darüber war oder ist man sich uneins, doch scheint mir, dass auch hier wieder in dem Rahmen "Um WAS geht es?" gedacht wird/wurde.
Natürlich wäre mir das nicht so frappant aufgefallen, hätte ich nicht eine Vergleichsmöglichkeit gefunden. Das Projekt "Blackfield" wurde schon unzählige Male über meinen Kopfhörer an die Werkzeuge meines Ohrs und von dort weiter an meine Neuronen geleitet, ich habe sogar den einen oder anderen Text von Steve Wilson davor gegooglet und gelesen. Hier sei nun der Text "Blackfield" präsentiert:
Steve Wilson schrieb:Curling lips, fingertips, dead eye dips
I saw it all in the blackfield
Splinter cracks, summer tracks, paperbacks
We found them all in the blackfield
In the shade, whistle blades, singing fades
In the blackfield
She wants to stay and talk all day
So I remark when it gets dark
All the pale things under the earth
Will reverse
River glass, cycle past, overcast
I saw it all in the blackfield
Copper sky, shadows rise, bridge of sighs
We had all in the blackfield
Skin tracks, face facts, fade to black
In the blackfield
She wants to stay and talk all day
So I remark when it gets dark
All the pale things under the earth
Will reverse
Es sind nicht einfach mehr Bilder, die hier zur Anwendung gebracht werden. Es scheinen verschiedenste Themen zu sein, die hier auftauchen, der Schwerpunkt auf "reverse" scheint dafür zu stehen, dass "Blackfield" für eine Bewegung, Veränderung steht. Doch wer "She" ist, warum sie gerne viel reden will, und wer "we" ist zu Beginn, das erschließt sich mir nicht so schnell, auch wenn es essentiell scheint. Natürlich, investiere ich ein wenig Zeit in die Analyse dieses Textes, kann ich Theorien aufstellen, warum da steht, was da steht. Doch das wäre mit dem Kopf gearbeitet, obwohl er mich eigentlich im Herzen anspricht.
Für mich besteht also ein Unterschied zu sonstigen Texten, die ich hier im Forum und bei mir lese, und diesem anderem Text. Warum dem so ist, dafür habe ich verschiedene Theorien:
- Wir sind zu einem gewissen Prozentsatz das Produkt unserer Umwelt, somit sind auch Texte von uns durch unsere Umwelt geprägt. Im deutschsprachigen Raum gibt es nun bestimmte Einflüsse in Bezug auf Erzählstruktur, möglicherweise auch eine allgemeine "Denkweise" (ein zu schwammiger Begriff, als dass ich richtig ausführen könnte, deswegen unter Anführungszeichen), während im amerikanischen die andere Mentalität sich auf die Texte auswirkt und dazu führt, dass diese intuitiver sind, und keine strengen Regeln der alten Meister im Unterbewusstsein durchwirken. Auch die Tatsache, dass gewisse Gebiete dort noch viel ländlicher sind, könnte zu emotionaleren Zugang als bei uns führen.
Das würde also heißen, dass man gewisse Textstile regional unterscheiden kann, und weiters, dass wir alle bereits einen gewissen Stempel aufgedrückt haben, über den man reflektieren sollte.
- Ich selbst arbeite bei Texten eher mit dem Kopf, sehe auch eher diese Aspekte, weswegen mir es auch beispielsweise schwer fällt, einen Zugang zu willypanics Arbeit zu finden. Die Werke, die ich hier vergleiche, sind gar nicht unterschiedlich beziehungsweise gibt es diese Stile auch im deutschsprachigen Raum zuhauf, nur habe ich sie nicht registriert, weil ich mich auf jene Sachen konzentriere, die eher meinem Geschmack entsprechen. Das würde jedoch vorraussetzen, dass eher allein mit meinem Gefühl dastehe, dass sich die meisten Texte aus dem deutschen Sprachraum in der Motivarbeit ähneln.
Das würde dann für mich heißen, dass ich versuchen muss, objektiver zu werden und selbst offener für andere Stile als den meinigen.
Was meint ihr? Ist die Theorie mit den regionalen Unterschieden ein Blödsinn, oder doch ein guter Gedanke? Wie empfindet ihr den Beispieltext? Habt ihr selbst schonmal so etwas erlebt?
Liebe Grüße
Mondluchs
- Eigenschaft