Regionale Unterschiede bei Texten?

  • Ersteller Mondluchs
  • Erstellt am
Mondluchs
Mondluchs
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.01.17
Registriert
06.07.09
Beiträge
888
Kekse
2.986
Ort
Wienumgebung
Hallo, liebe Texterkollegen!

Die Weihnachtsferien sind da und bieten mir Gelegenheit, mich wieder mit meinem künstlerischen Schaffen auseinanderzusetzen. Vor allem beginne ich nun, mir Texte von Songs näher anzuschauen, die ich schon dutzende Male gehört habe. Eine sehr interessante Sache, wo mir ein Gedanke kam, den ich mit euch teilen möchte.


Hier im Forum haben wir tolle Leute, welche Texte verbessern und auch offen genug in ihrem Denken sind, um jedem Schreiberling seinen Stil zu lassen. Tatsächlich wird oft über Handwerkliches geredet (Wie bringe ich Ironie richtig, wie gute Provokation? Aufbau eines Songs, Figurengestaltung?), selten über bestimmte Vorlieben. Meiner Ansicht nach eine gute Sache, denn der Grundsatz "Über Geschmack lässt sich nicht streiten" ist ein zum Großteil wahrer, weswegen Popballaden und Metaltexte hier ein friedliches Dasein nebeneinander führen.


Als ich nun meine selbstgeschriebenen Werke durchsah, auch jene, mit denen ich zufrieden bin, erkannte ich, dass ich mich oft sehr konkret mit Themen auseinandersetze. Hier und da schon mal Bilder, Metaphern, doch im Prinzip sind meine Texte sehr direkt gehalten, im Grunde leicht nachzuvollziehen, WAS das Thema ist.

Ich dachte weiter darüber nach und erkannte, dass auch hier im Forum normalerweise das Thema in jedem Text klar definiert ist, nicht nur in jenen von Anfängern. Sogar willypanic, IMO mehr Dichter als Erzähler, stellt seinen Text "Stille sucht" unter ein bestimmtes Motiv - welches das ist, darüber war oder ist man sich uneins, doch scheint mir, dass auch hier wieder in dem Rahmen "Um WAS geht es?" gedacht wird/wurde.


Natürlich wäre mir das nicht so frappant aufgefallen, hätte ich nicht eine Vergleichsmöglichkeit gefunden. Das Projekt "Blackfield" wurde schon unzählige Male über meinen Kopfhörer an die Werkzeuge meines Ohrs und von dort weiter an meine Neuronen geleitet, ich habe sogar den einen oder anderen Text von Steve Wilson davor gegooglet und gelesen. Hier sei nun der Text "Blackfield" präsentiert:

Steve Wilson schrieb:
Curling lips, fingertips, dead eye dips
I saw it all in the blackfield
Splinter cracks, summer tracks, paperbacks
We found them all in the blackfield
In the shade, whistle blades, singing fades
In the blackfield

She wants to stay and talk all day
So I remark when it gets dark
All the pale things under the earth
Will reverse

River glass, cycle past, overcast
I saw it all in the blackfield
Copper sky, shadows rise, bridge of sighs
We had all in the blackfield
Skin tracks, face facts, fade to black
In the blackfield

She wants to stay and talk all day
So I remark when it gets dark
All the pale things under the earth
Will reverse


Es sind nicht einfach mehr Bilder, die hier zur Anwendung gebracht werden. Es scheinen verschiedenste Themen zu sein, die hier auftauchen, der Schwerpunkt auf "reverse" scheint dafür zu stehen, dass "Blackfield" für eine Bewegung, Veränderung steht. Doch wer "She" ist, warum sie gerne viel reden will, und wer "we" ist zu Beginn, das erschließt sich mir nicht so schnell, auch wenn es essentiell scheint. Natürlich, investiere ich ein wenig Zeit in die Analyse dieses Textes, kann ich Theorien aufstellen, warum da steht, was da steht. Doch das wäre mit dem Kopf gearbeitet, obwohl er mich eigentlich im Herzen anspricht.


Für mich besteht also ein Unterschied zu sonstigen Texten, die ich hier im Forum und bei mir lese, und diesem anderem Text. Warum dem so ist, dafür habe ich verschiedene Theorien:

- Wir sind zu einem gewissen Prozentsatz das Produkt unserer Umwelt, somit sind auch Texte von uns durch unsere Umwelt geprägt. Im deutschsprachigen Raum gibt es nun bestimmte Einflüsse in Bezug auf Erzählstruktur, möglicherweise auch eine allgemeine "Denkweise" (ein zu schwammiger Begriff, als dass ich richtig ausführen könnte, deswegen unter Anführungszeichen), während im amerikanischen die andere Mentalität sich auf die Texte auswirkt und dazu führt, dass diese intuitiver sind, und keine strengen Regeln der alten Meister im Unterbewusstsein durchwirken. Auch die Tatsache, dass gewisse Gebiete dort noch viel ländlicher sind, könnte zu emotionaleren Zugang als bei uns führen.
Das würde also heißen, dass man gewisse Textstile regional unterscheiden kann, und weiters, dass wir alle bereits einen gewissen Stempel aufgedrückt haben, über den man reflektieren sollte.

- Ich selbst arbeite bei Texten eher mit dem Kopf, sehe auch eher diese Aspekte, weswegen mir es auch beispielsweise schwer fällt, einen Zugang zu willypanics Arbeit zu finden. Die Werke, die ich hier vergleiche, sind gar nicht unterschiedlich beziehungsweise gibt es diese Stile auch im deutschsprachigen Raum zuhauf, nur habe ich sie nicht registriert, weil ich mich auf jene Sachen konzentriere, die eher meinem Geschmack entsprechen. Das würde jedoch vorraussetzen, dass eher allein mit meinem Gefühl dastehe, dass sich die meisten Texte aus dem deutschen Sprachraum in der Motivarbeit ähneln.
Das würde dann für mich heißen, dass ich versuchen muss, objektiver zu werden und selbst offener für andere Stile als den meinigen.


Was meint ihr? Ist die Theorie mit den regionalen Unterschieden ein Blödsinn, oder doch ein guter Gedanke? Wie empfindet ihr den Beispieltext? Habt ihr selbst schonmal so etwas erlebt?

Liebe Grüße
Mondluchs
 
Eigenschaft
 
Regionale Unterschiede und Lyrics? Oh Mondluchs, bitte bremse mich. Eines meiner Lieblingsthemen!

Regionale Unterschiede sind die Farben der Weltmusik! Auch sprachlich. Da bin ich mir sicher.

Geografie und Klima prägen die Gefühle.

Ein momentan sehr angesagter Berliner Texter sagt gern: Meine Texte sind ausgeglichenes mitteleuropäisches Mischmaschklima .... weder Londoner Nebel noch leuchtende Mittelmeerfarben.

Eine junge Malerin aus Nizza, deren Leuchtkraft der Farben mir und meinen Freunden den Atem stocken lies, verirrte sich 1990 nach Ostberlin und malte das erste Mal in ihrem Leben monate lang nur schwarz-weiß. Sie konnte nicht anders. Nur ab und zu malte sie einen gelben Punkt in eine dunkle Häuserfassade. Das erzählte mir mehr als alle Wenderomane zusammen...

Heiner Müller sagte mal: Sachsen müssen immer ganz nah an das Objekt der Begierde ran ... Fischköppe dagegen gehen beim Betrachten immer einen Schritt zurück... egal ob es stimmt, es hat meine Betrachtungsweise von Texten und Textern geprägt...:D

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum Bewohner menschenleerer Küsten, Berg- oder Steppenlandschaften eher wortkarg sind.

Autoren aus sonnigen Regionen marschieren temperamentvoller auf ihr Ziel los als Bewohner eisiger Gebiete.

Metropoliten reflektieren anders über Mensch und Natur als Eremiten

Künstler in Diktaturen bedienen sich verstärkt bei den Metaphern

Künstler in Ländern, die von Dekadenz bedroht sind, üben sich in Sarkasmus.

Nimm die Wiener Liedermacherszene: derart verbreitete "nekrophile" Tendenzen in den Texten...warum eigentlich?

Entwicklungsländer, Industriestaaten, Religionen und nationale Mythen.................

Und wenn wir die Unterschiede zwischen den Kontinenten und Staaten durch sind, gibt es innerhalb der Staaten wieder tausende Verschiedenheiten, territoriale Doubletten. Allein wenn man die Texte der Hamburger MusikSzene mit denen der Berliner Szene vergleicht!


---------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Und neben dem Schmelztiegel Erdteil, Nation, Nationalität, Metropole oder Dorf, kommt noch der Schmelztiegel MENSCH hinzu. Stammbaum, Familie, Erziehung, Reisen, Internet...........

Alles rückt zusammen...leider.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Auch ich bin seit Ewigkeiten den nationalen Besonderheiten auf der Spur.

Als Student habe ich Lieder in über 30 Sprachen gesungen.- das knetet die Seele... bei einem russischen Zigeunertanz brauchst du nur zu wissen, dass der Zigeuner Pfeife rauchend über den Basar schlendert und ihm die Leute misstrauisch hinterher starren,.... schon geht die Zigeunerpost ab....während ein ein afrikanisches Schlaflied nur die untergehende Sonne andeuten muss, um ein ganzes Publikum zu narkotisieren.... :engel:

Später habe ich mich dem Blues verschrieben. Richtig hart wurde es, wenn man mit den Amis an einem Abend auf der Bühne stand...Pfff....Woke up this morning / and my baby was gone... die Musiker Eins-A gestylt, :cool:-Gesichter, männliche Stimmen und Posen aus einer anderen Welt.... und man ahnt den Urknall ..oder wenigstens das Gemetzel im Amerikanischen Bürgerkrieg :D

Ich habe eine pantomimisch begabte Schwester in den USA, die gernl Amerikaner der verschiedensten Bundesstaaten parodiert. - Seltsam, egal ob sie den Gang und die Sprechweise eines Texaners oder eines Kaliforniers stumm nachahmt: Sofort habe ich irgend eine typische Musik in den Ohren. Offensichtlich fließen bereits der typische Gang und die Mimik in Musik und Text.

Wenn ich einige Wochen in den Staaten bin, verstehe ich IMMER auch LAID BACK. Diese entspannte, dem Gefühl vertrauende Umgangsweise der Menschen. LAID BACK - das Geheimnis des Blues und mMn auch vieler amerikanischer Songtexte

Engländer und Amerikaner reden gern übers Wetter. Auch in ihren Texten findet sich das Wetter gottseidank viel häufiger wieder. Gut für die Atmo!

Ich bin mir ABSOLUT sicher, das viele amerikanische Texter ohne jeglichen missionarischen Drang, aber auch ohne große Schuldgefühle ihren Alltag besingen. Wenn sie es im Bauch oder den Eiern fühlen, ist es gut genug für ein Lied.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Mein größtes Problem hier in den Foren ist, dass ich so wenige Texte lese, die mir ein Lebensgefühl spiegeln, das ich als NATÜRLICH empfinde.

Obwohl ich mir die meisten Autoren am Kneipentisch als lebenslustige und bescheidene Typen vorstelle, die eher auf irdische Weiber (und Kerle) und Völlerei scharf sind als auf missionarische Posen . -

Aber in den Texten muss plötzlich alles ÜBERIRDISCH sein: , die Liebe, der Kummer, die Rache :gruebel:

Ähnliche Tendenzen kann ich mir bei amerikanischen Amateuren und Semis so geballt nicht vorstellen.

Lesen hier Kenner des amerikanischen (Musik)-Alltags mit? - Wenn ja, was meint ihr dazu?

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Zum Schluss zu deinem Text:

Ich weiß nicht, ob dein zitierter Text voller idiomatischer Wendungen oder Drogenmetaphern steckt.

Mir gefällt er jedenfalls ausgesprochen gut.

Ich stelle mir kleine Splitter einer mystischen Landschaft vor.

Und ein Paar: Sie will bleiben und redet den ganzen Tag.... er reflektiert.... eher schweigend.... und melancholisch.... Ich spüre Spannungen, die ich gut und gerne ertrage.

Ich höre und sehe und langsam kommt bei mir Musik auf. Das reicht mir!!!

Nirgendwo will mir jemand etwas aufs Auge drücken! - Nur ich...und dieses Paar....die Frauen wechseln....de Mann sieht mir ähnlich...solange das Lied klingt:)

Kleiner Text - großes Kino. was will man mehr?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss dir allerdings im Punkt "Überirdischkeit" (blödes Wort) widersprechen.

Auch in Amerikanischen Texten gibt es massig "Larger-Than-Life" metaphern. Beispiel:

My Chemical Romance - Demolition Lovers schrieb:
Hand in mine, into your icy blues
And then I'd say to you we could take to the highway
With this trunk of ammunition too
I'd end my days with you in a hail of bullets
I'm trying, I'm trying
To let you know just how much you mean to me
And after all the things we put each other through and
I would drive on to the end with you
A liquor store or two keeps the gas tank full
And I feel like there's nothing left to do
But prove myself to you and we'll keep it running
But this time, I mean it
I'll let you know just how much you mean to me
As snow falls on desert sky
Until the end of everything
I'm trying, I'm trying
To let you know how much you mean
As days fade, and nights grow
And we go cold
Until the end, until this pool of blood
Until this, I mean this, I mean this
Until the end of...
I'm trying, I'm trying
To let you know how much you mean
As days fade, and nights grow
And we go cold
But this time, we'll show them
We'll show them all how much we mean
As snow falls on desert sky
Until the end of every...
All we are, all we are
Is bullets I mean this
[x4]
As lead rains, will pass on through our phantoms
Forever, forever
Like scarecrows that fuel this flame we're burning
Forever, and ever
Know how much I want to show you you're the only one
Like a bed of roses there's a dozen reasons in this gun
And as we're falling down, and in this pool of blood
And as we're touching hands, and as we're falling down
And in this pool of blood, and as we're falling down
I'll see your eyes, and in this pool of blood
I'll meet your eyes, I mean this forever
 
Hi kenshi,

danke für die Erwiderung.

Allerdings wimmelt es in deinem Text geradezu von irdischen Bezügen

Hand in mine, into your icy blues
And then I'd say to you we could take to the highway
With this trunk of ammunition too
I'd end my days with you in a hail of bullets
I'm trying, I'm trying
To let you know just how much you mean to me
And after all the things we put each other through and
I would drive on to the end with you
A liquor store or two keeps the gas tank full
And I feel like there's nothing left to do
But prove myself to you and we'll keep it running
But this time, I mean it
I'll let you know just how much you mean to me
As snow falls on desert sky
Until the end of everything
I'm trying, I'm trying
To let you know how much you mean
As days fade, and nights grow
And we go cold
Until the end, until this pool of blood
Until this, I mean this, I mean this
Until the end of...
I'm trying, I'm trying
To let you know how much you mean
As days fade, and nights grow
And we go cold
But this time, we'll show them
We'll show them all how much we mean
As snow falls on desert sky
Until the end of every...
All we are, all we are
Is bullets I mean this
[x4]
As lead rains, will pass on through our phantoms
Forever, forever
Like scarecrows that fuel this flame we're burning
Forever, and ever
Know how much I want to show you you're the only one
Like a bed of roses there's a dozen reasons in this gun
And as we're falling down, and in this pool of blood
And as we're touching hands, and as we're falling down
And in this pool of blood, and as we're falling down
I'll see your eyes, and in this pool of blood
I'll meet your eyes, I mean this forever
Ich muss mich deutlicher erklären.

In dein Textbeispiel ist die Umwelt des LI ganz deutlich eingeflossen. Er benennt irdische Phänomene und verwandelt sie in Symbole und Metaphern. Diese Fähigkeit gehört für mich zwingend zum Handwerkszeug eines Texters

Mit überirdisch meine ich das Gegenteil: da ist "gemein" eben "gemein", "schön" eben "schön", als hätte ein göttliches Wesen uns allen ein identisches Entschlüsselungsprogramm für solche pauschalen Codes in die Gene gelegt.

Viele junge Autoren sind NUR auf eine Botschaft aus. Und igorieren, dass der Zuschauer im Text eigentlich nie eine Botschaft sucht, sondern höchstens Anregungen für ein schönes Kopfvideo zu einer schönen Musi.

Was bedeutete eigentlich :"Larger-Than-Life" metaphern"? Ist das ein stehender Begriff? Hab dieses Wort noch nie gehört, hat aber was...:gruebel:
 
Zuletzt bearbeitet:
Sogar willypanic, IMO mehr Dichter als Erzähler, stellt seinen Text "Stille sucht" unter ein bestimmtes Motiv - welches das ist, darüber war oder ist man sich uneins, doch scheint mir, dass auch hier wieder in dem Rahmen "Um WAS geht es?" gedacht wird/wurde.

Habe gerade entdeckt, dass hier mein "Name" genannt wird und will kurz Stellung nehmen, obwohl mir das Thema zu groß ist.
Das ließt sich schon fast wie das Gesetzbuch der Evolutionsbiologie. Ich will kein Affe sein.

Ich habe de praktisch keine verwertbaren Erfahrungen in diesem Bereich. Und das ist auch der Kern bei meinen Texten, die Du freundlicherweise für Gedichte hälst:
Ich habe keine Ahnung- aber ich hab´ ein Gefühl.
Ich weiß nicht, worum es geht, ich weiß aber, dass ich gerne verstehen würde, was so viele um michherum vorgeben verstanden zu haben.

Am Anfang eines Textes, weiß ich meist nicht, wie er zuende geht und wie viele Themensprünge und Perspektivwechsel darin enthalten sein werden.
Bin ich als Melancholiker ein eindeutiger Deutscher!
Was ist mit Dieter Bohlen?

Ist das wichtig? Oder nur langweiliges Abziehbild und Schubladendenken.

Das wirklich Interessante ist doch das Texten, das seiner Zeit voraus ist. Wie ein Seismograph, der das Quietschen der Erdkruste schon lange vorher wahrnimmt.
Und dabei kann es genausogut um die eigene Hirnkruste gehen, deren Platzen man nicht nur teilnahmslos, sondern aufrichtig interessiert begegnen möchte.

Und schließlich ist es dann irgendwann egal, was der Hörer sucht. Oder ob er etwas versteht.

Was hat also der Österreicher aus Wienumgebung zu sagen?. Und sagt er es nur mit dem Kopf oder sogar nur durch diesen hindurch? Kommt nur was raus oder kommt auch was an?

Was hat also ein Deutscher, Israeli, Amerikaner, Nordkoreaner, Kubaner, Südafrikaner oder Marsianer dem Ösi voraus- Genau Nix.

Man merkt, am Anfang dieses Beitrages wusste ich nicht wie er enden würde.
Wahrscheinlich war das ganz gut so, sonst hatte ich wahrscheinlich gar nicht begonnen.

Grüße
willy
 
willypanic schrieb:
Man merkt, am Anfang dieses Beitrages wusste ich nicht wie er enden würde.
Wahrscheinlich war das ganz gut so, sonst hatte ich wahrscheinlich gar nicht begonnen.

Jetzt hab ich wirklich schallend gelacht... obwohl ICH noch ne Menge Geschenke kaufen muß:D

Ich weiß nicht, worum es geht, ich weiß aber, dass ich gerne verstehen würde, was so viele um mich herum vorgeben verstanden zu haben.
das ist wahrscheinlich auch für mich das stärkste Schreibmotiv.
Das wirklich Interessante ist doch das Texten, das seiner Zeit voraus ist.
Hm...das ist mir eher egal. obwohl...

Immer wenn ich mich plötzlich selber versteh, hab ich sowieso das Gefühl, meiner Zeit voraus zu sein:D
 
Zuletzt bearbeitet:
@Jongleur:

Ich glaub wir haben aneinander vorbeigeredet. Ich meinte eigentlich mit "lager-than-life" die Tatsache, dass der das LI die Situation zwischen sich und er Angebeteten sehr stark dramatisiert. Da muss halt der Schmerz immer ein ganz großer sein, einfach nur verzweifelt sein reicht nicht. (Deshalb larger-than-life)

Ich mach sowas aber auch gern. ^^
 
Guten Abend liebe Texter...

Ein sehr interessantes Thema... :gruebel:, für welches bestimmt nie eine Antwort geben wird, so komplex scheint diese Frage zu sein!:confused:

Wieviele Faktoren da mitspielen mögen? Mondluchs selbst und Jongleur haben schon ne Menge davon erwähnt! Vielleicht sind die Fragen, für die es nie eine Antwort geben wird der Philosophen liebste? :D

Ich behaupte jetzt mal plakativ, ohne irgendwelche fundierte Texte oder Studien darüber zu kennen, dass das Musikgenere, zu welchem sich ein Musiker zählt die Textinhalte ausmacht.

Ein völlig plakatives Beispiel: Ueber was Texten amerikanische, deutsche, schweizer, japanische, berliner und hamburger Gangsta-Rapper? Gibts da ausser der Sprache unterschiede? :gruebel:
Nur wie rutscht ein Musiker in ein Genere, in dem er sich dann heimisch fühlt :gruebel: ??

Dem gegenüber platziere ich hier die Behauptung, dass ein "guter Texter" nicht ständig dieselbe Art Texte bzw. Textthemen schreibt, sondern sich ständig auch weiterentwickelt.

Diese Entwicklung natürlich wird beeinflusst von seinem Umfeld (von der Gesellschaft, geographischen Bedingungen, Nachbarn, Arbeitsplatz, Freunde, Familie usw....), in dem er wirkt, welches er also beeinflusst und von dem er beeinflusst wird :gruebel:

Auch wenn jetzt vielleicht einige die Nase rümpfen werden, komme ich nicht drum herum den berühmten amerikanischen Psychologen Uri Bronfenbrenner zu zitieren:

"Der Mensch wirkt verändernd auf seine Umwelt und diese Veränderungen wirken auf den Menschen zurück."

Wie intensiv diese Wirkungen sind (z.B. Familie viel intensiver als Gesellschaft) hat er in einem bio-ökologisches System aufgezeigt.

Na wens interessiert:

http://www.die-wege.de/mod/book/view.php?id=130&chapterid=163

Ob das nun auch für Texter gilt? Ich behaupte, ja.... aber nicht nur? :gruebel:



Nun ja :gruebel:

einen schönen Abend wünscht

soleluna
 
Danke, Jongleur. Du hast mir geholfen, die Augen ein Stück weiter aufzumachen.

Wien steht für den Staat Österreich, der Verwaltungsapparat sitzt da drinnen, und die einzige wirklich größere Stadt repräsentiert die Republik. Jenes Gebilde, welches eigentlich schon tot war. 1918 als kümmerlicher Rest des Kaiserreichs entstanden, das als nicht überlebensfähig galt, 1933 dem Austrofaschismus verfallen, 1938 dann annektiert worden. 1945 war es dann immer noch da, doch es war Nachkriegszeit, Hoffnung war ein Luxus. Der Tod als ständiger Gefährte der Stadt hat eine lange Tradition, aber gerade diese Jahre haben dazu geführt, dass Lieder, wo des Schlafes Bruder besungen wurde, einen zärtlichen Charakter haben. Eine Alternative zu dem Leiden, dem man sich als so kleines Österreich kaum gewachsen fühlt - ich denke, das war bis vor ein paar Jahrzehnte sehr präsent in Wien. Aufgrund der erhöhten Lebensqualität hat sich das natürlich geändert, auch wenn es natürlich noch nachschwingt.
Das wäre für mich ein Ansatzpunkt für die Liebe zum Tod.


@Sole_Luna
Das Genre ist doch nicht mehr als ein weiterer Einfluss von außen. Eine Roberta Flack, welche Don McLean über die Vergänglichkeit des amerikanischen Traums singen hört, wird durch andere Menschen zwar dazu geführt worden sein, ihre melancholischen Gefühle im "Soul" auszuleben - doch der Text selbst geht auf den Folksänger zurück. Natürlich bedient man sich gerne gängiger Klischees, doch muss man sich fragen, ob das Themen sind, die einen noch berühren.

Ich kann mir nicht vormachen, so über das Leben singen zu können, wie es vor dreißig Jahren Danzer oder Ambros gemacht haben, oder dass ich die Unterdrückung des "schwarzen Mannes" glaubhaft verarbeite. Der Blues, wenn ich schon dabei bin, hat sich ja auch weiterentwickelt, nachdem die Menschen in den Städten keine Arbeit fanden, und damit von religiösen zu weltlichen Themen kamen. Hierbei hat sich das Genre den Gegebenheiten angepasst. Deswegen sehe ich es auch als problematisch, zumindest textlich zu fix in diesen Genres zu denken.


@willy
Verstehen, was andere vorgeben verstanden zu haben... mir liegt es fern, darüber Gedanken zu machen, ob andere denn gewisse Sachen verstanden haben oder nicht. Denn müsste man davon ausgehen, dass es ein "Ziel" gibt, also einen Punkt beim Reflektieren, wo man sagt "Ja, das ist es jetzt!".

Wenn man dies nun jedoch verneint, stellt man die Theorie auf, dass es so einen Punkt nicht gibt, was auch wieder eine ganz eindeutige Aussage über die Natur der Dinge ist. Nämlich: "Man kann es nie wirklich verstehen!"

Das ist für mich auch wieder zu kurz gegriffen, denn nur weil wir auf unserem Weg der Überlegungen noch kein Ende gefunden haben, heißt das nicht, dass es das nicht geben könnte. Wenn man sagt "Ich habe schon so viel und verschieden darüber nachgedacht, es gibt keine Lösung", heißt das eigentlich "Ich habe den ganzen Weg gesehen, es gibt kein Ende", was natürlich unlogisch, denn wenn man den Weg GANZ gesehen hat, muss er endlich sein, also auch mit einem Ziel.

Somit ist für mich das "Verstehen, was Andere nur vorgeben verstanden zu haben" gar keine Motivation, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass Andere da eine Rolle spielen würden für mich.

Natürlich: andere Länder, andere Sitten, aber nicht gleich "bessere". Voraus haben tut mir wohl keiner was, sie sind wohl (im Normalfall) genauso "eingeschränkt" in ihrem Handeln wie ich, wünschen sich vielleicht, eine etwas makabere Seite zu haben beim Schreiben von Texten (ja, tatsächlich habe ich die schon bei mir gefunden). Für mich ist wohl der einzige "Vorteil", den man wirklich haben kann, wenn man das Alles erkennt, 30 Sprachen in Liedern singt, den Mittelmeerraum mit Nebelschwaden durchpflügt um am Ende das eigene Haus nur noch an der Eingangstür zu erkennen.


Für meinen Teil wurde gerade eine Tür aufgestoßen, und ich fühle mich dem Ziel, von dem ich nur im Herzen weiß, einen großen Schritt näher. Deswegen nochmal: danke Jongleur. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
lieber mondluchs

Ich habe willy so verstanden, dass er ab und zu "begriffsstutzig" ist, jedenfalls bekenne ich mich offen dazu;)

Mir erscheinen viele Begriffe fragwürdiger als der durchschnittliche IQ erlaubt.

Solange ich hartnäckig sage: "das verstehe ich nicht" ernte ich natürlich ein :rolleyes:
Wenn meine Begriffsstutzigkeit dann in einen Text mündet, reagieren die gleichen Leute gern mal mit :great: oder gar:rofl:
Und wenn ich sie dann auf ihr :rolleyes: ansprechen, sagen sie: " Naja, du bist eben ein:gruebel:"
darauf kann ich dann natürlich wieder nur erwidern: "das verstehe ich nicht" .....:D

Frohes Fest
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe willy so verstanden, dass er ab und zu "begriffsstutzig" ist, jedenfalls bekenne ich mich offen dazu;)

Mir erscheinen viele Begriffe fragwürdiger als der durchschnittliche IQ erlaubt.

Solange ich hartnäckig sage: "das verstehe ich nicht" ernte ich natürlich ein :rolleyes:
Wenn meine Begriffsstutzigkeit dann in einen Text mündet, reagieren die gleichen Leute gern mal mit :great: oder gar:rofl:
Und wenn ich sie dann auf ihr :rolleyes: ansprechen, sagen sie: " Naja, du bist eben ein:gruebel:"
darauf kann ich dann natürlich wieder nur erwidern: "das verstehe ich nicht" .....:D

Frohes Fest


Das hab ich jetzt nicht verstanden!:rofl:
Das muß an meinem durchschnittenen IQ liegen.

Aua!

Ist das herrlich!

Selber frohes Fest und auf ein vergnügliches 2011 an dieser Stelle...
 
@Mondluchs

Ich kann mir nicht vormachen, so über das Leben singen zu können, wie es vor dreißig Jahren Danzer oder Ambros gemacht haben, oder dass ich die Unterdrückung des "schwarzen Mannes" glaubhaft verarbeite

Natürlich kannst du das nicht, das kann niemand ausser er selber, andererseits hätte er es auch nicht so wie du gekonnt über dein Leben ;), du hast das ja auch nicht selbst miterlebt?

Ein Texter der grad an Liebeskummer leidet, wird einen berührenderen Text zum Thema verfassen, als einer, der sich plakativer Szenen zum Thema bedient....

Oder glaubst du manchmal auch, dein Leben sei einfach nicht so interessant für andere :D? Na ja, man muss aus dem was machen, was man hat... und dazu ne Prise Phantasie und Schauspielerei?
 
Meine von dir zitierte Aussage habe ich Zusammenhang mit "Genres" getätigt. Du schriebst:

SoleLuna_m schrieb:
Ein völlig plakatives Beispiel: Ueber was Texten amerikanische, deutsche, schweizer, japanische, berliner und hamburger Gangsta-Rapper? Gibts da ausser der Sprache unterschiede?
Nur wie rutscht ein Musiker in ein Genere, in dem er sich dann heimisch fühlt ??
Ich meinte jetzt, dass man nicht einfach "so wie die anderen im Genre" singen könnte, deswegen der Vergleich mit Danzer/Ambros, die ja den sogenannten "Austropop" kultiviert haben (wobei das eine sehr dumme Bezeichnung ist eigentlich, man könnte eher sagen ein modernisiertes Wiener Lied).

Jetzt, wo du sagst, dass es nicht vom Genre abhängig ist sondern von der individuellen Person, kommen wir eher auf einen Nenner. ;)

Wobei ich nicht denke, dass man zwingend gerade an Liebeskummer leiden muss, um gut darüber schreiben zu können. Farin Urlaub meinte beispielsweise, dass er sich Gefühle "merkt", also nicht gleich im Moment verarbeitet, sondern später mit Distanz bearbeitet. Ich bin momentan nicht verliebt, und trotzdem hatte ich vor kurzem eine Idee, wie ich mich diesem Thema mal annähern könnte...

Interessant oder uninteressant ist so eine Sache - und vor allem, über was du singst. Georg Kreisler, der unglaublich virtuos in seinen Wortspielen war, sang eigentlich nie über sich persönlich, sondern legte seine Sicht der Dinge dar. Wer einen neuen Zugang zu Texten haebn will, kann seine Werke wirklich empfehlen. Für mich jedenfalls durchaus interessant.

Mein eigenes Leben, nun ja. Natürlich könnte ich DARSTELLEN (nicht, Jongleur? ;)) wie es bei mir so läuft, gewisse Aspekte stärker herausstreichen, um es spannender zu machen, aber dafür muss mir die Idee noch kommen dafür.


@Jongleur
Ich bin auf jeden Fall sehr begriffsstutzig, ein Freund meinte einst, ich lebe in meiner Welt, wo ich mir die Sachen selbst erkläre. Wenn sich diese Erklärungen dann mit tatsächlichen Ereignissen decken, sind das glückliche Zufälle. Ich glaube, weil ich Sachen so selten verstehe erkläre ich kaum etwas in meinen Texten. Ich STELLE DAR :D aber versuche selten eine Lösung zu finden für den Konflikt, den ich aufgeworfen habe. Sollte ich vielleicht auch mal probieren.
 
Werter Mondluchs

Genre abhängig ist sondern von der individuellen Person

Hm, ob man das ganz trennen kann :gruebel: Vielleicht wünscht sich das Publikum eine Einordnung in ein Genere, informativ, wie sollte man auch sonst entscheiden, ob es an ein Konzert gehen will oder nicht?

Wobei ich nicht denke, dass man zwingend gerade an Liebeskummer leiden muss, um gut darüber schreiben zu können. Farin Urlaub meinte beispielsweise, dass er sich Gefühle "merkt", also nicht gleich im Moment verarbeitet, sondern später mit Distanz bearbeitet. Ich bin momentan nicht verliebt, und trotzdem hatte ich vor kurzem eine Idee, wie ich mich diesem Thema mal annähern könnte...

Nun ja, Liebeskummer kennt wohl jeder, da kann man auch wieder aus der Distanz darauf zugreifen. Jedoch schwächt die Distanz die Gefühle ab, was einigen wohl mehr zusagt.

Mir ist es jedenfalls noch immer nicht gelungen einen Text über den Tod meines Vaters zu schreiben, was doch schon über ein Jahr zurückliegt.

Vielleicht gibt es für gewisse Dinge keine Worte :gruebel: Viktor Hugo schrieb einmal: "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist."

aber zurück zum Thema ;)

Die von dir genannten Texter kenn ich nicht, du bist Oesterreicher, ja?

Nun ja, vielleicht müsste man, um den ganzen Generekram und die Informationsverbreitung der neuen Medien usw. auszuschalten einfach mal Texte traditioneller Volkslieder aus aller Welt oder Regionen vergleichen? Solche Texte scheinen mir sehr nahe am jeweiligen Texter zu sein, die meist auch stark mit ihrer Heimat verbunden waren....


Es grüsst

Soleluna
 
SoleLuna_m schrieb:
Hm, ob man das ganz trennen kann :gruebel: Vielleicht wünscht sich das Publikum eine Einordnung in ein Genere, informativ, wie sollte man auch sonst entscheiden, ob es an ein Konzert gehen will oder nicht?
Genre sind vermarktungstauglicher - man kann sich eher damit identifizieren, ohne viel Ahnung von Musik haben zu müssen. Als Musiker wissen wir jedoch, dass im Proberaum nicht einfach "Rock" gespielt wird, sondern gewisse bekannte Harmonien und Rhythmen das Gesamtgefüge ausmachen. Der Schlagzeuger legt den geraden, treibenden Beat hin, der Gitarrist schrammelt die Powerchords runter, der Bass legt nach, dann kommt der Sänger mit schreiendkreischender Stimme - das ist zwar heute "Rock", damals war es ein Sammelsurium unterschiedlicher Stile, die sich da fanden.

Norah Jones beispielsweise wird zwar gerne als "jazzig" tituliert, tatsächlich sind bei ihr verschiede Einflüsse spürbar. Ihr Vater gab ihr Harmonieunterricht, und ihre Lieder gehen mehr in Richtung Folk mit Blues- und Jazzeinflüssen. Warum trotzdem letzteres für den Laien hervorsticht? Weil sie ihre Sachen im klassischen Trio spielte, deswegen fühlte man sich daran erinnert. Wirklicher Jazz ist meistens jedoch sehr viel schneller, weswegen dann Jazznerds Norah Jones als zu "langsam" empfinden.

Wenn wir als Musiker und auch Texter lernen, an den Genres vorbeizublicken, zu verstehen, was sie ausmacht und jene Sachen für uns zu wählen, die uns gefallen, kommen wir doch viel näher an das Ziel, uns selbst authentisch auszudrücken, ran. Wie dann diese Musik genannt werden soll? Kommt drauf an, vielleicht beatlastig, vielleicht deutsche Welle mit Bluseinflüssen; wenn man erfolgreich ist, ist der Zeitpunkt gekommen wo der Name für eine bestimmte Art von Musik steht. Siehe Tom Waits, Queen oder auch Sebastian Krämer.

SoleLuna_m schrieb:
Nun ja, Liebeskummer kennt wohl jeder, da kann man auch wieder aus der Distanz darauf zugreifen. Jedoch schwächt die Distanz die Gefühle ab, was einigen wohl mehr zusagt.
Liebeskummer ist nicht gleich Liebeskummer. Es gibt jenen unerwiderten, wo man sich nach der Person sehnt; manchmal aber auch den unerwiderten, wo man gar nicht will, dass die Angebetene einen erhört! Es gibt Liebe, der von äußeren Einflüssen Kummer gebracht wird; es gibt sogar Liebeskummer, dafür braucht es keinen Zweiten. Wie von diesen verschiedenen Arten von Gefühlen erzählt werden kann hängt dann wieder vom Schreiber selbst ab - ob man das gerade erleben muss oder nicht wird da fast schon nebensächlich. Tatsächlich hilft es einem wohl oft, etwas Distanz zu etwas aufgebaut zu haben, damit man besser darüber reflektieren kann.

SoleLuna_m schrieb:
Mir ist es jedenfalls noch immer nicht gelungen einen Text über den Tod meines Vaters zu schreiben, was doch schon über ein Jahr zurückliegt.
Ich habe damals über den Tod meine Großvaters einen Text geschrieben - er ist auf Deutsch, österreichisch, und kam mir einfach so. Er ist nicht einmal ganz wahr, ich hatte keinen so starken Bezug zu meinem Opa, aber trotzdem finde ich ihn immer noch sehr schön und singe ihn hin und wieder gerne.

Über Dinge, die mir sehr nahe gehen, fiel es mir jedoch immer noch sehr schwer etwas zu schreiben. Aber ich muss dabei an klischeehafte Liebesfilme denken: der Protagonist kann einfach nicht seine Gefühle für die Protagonistin ihr ins Gesicht sagen, er sitzt irgendwo mit einem Freund und beginnt dann von seiner Liebe zu erzählen, bis der Freund ihn unterbricht und meint: "Und jetzt sag all das, was du mir gerade gesagt hast, ihr."

Ich glaube, beim Texten ist es ähnlich: wenn wir vorm Blatt Papier sitzen und versuchen, auf Befehl etwas zu erstellen, gelingt das kaum. Aber wenn wir einfach nur darüber nachdenken, jemandem davon erzählen und uns dabei zuhören, erkennen wir, wie wir das, was in uns vorgeht, sagen können.

SoleLuna_m schrieb:
Vielleicht gibt es für gewisse Dinge keine Worte :gruebel: Viktor Hugo schrieb einmal: "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist."
Alles hat seine Zeit. Ich habe gestern Abend einen Text, den ich vor über einem Jahr geschrieben habe, endlich mit Musik unterlegt und damit als Song mal abgeschlossen. Davor hatte es nie gepackt, aber jetzt gerade habe ich einen Weg gefunden, wie ich die Worte richtig bringen kann.

SoleLuna_m schrieb:
Die von dir genannten Texter kenn ich nicht, du bist Oesterreicher, ja?
Ja, das sind österreichische Texter, 70er/80er Jahre. Hier mal Links:

Danzer:
http://www.youtube.com/watch?v=yqaRUYPgn00&playnext=1&list=PL50D1EFB9545D3D41&index=5
http://www.youtube.com/watch?v=DLXzieOjY3o&feature=related

Ambros:
http://www.youtube.com/watch?v=wu9YCBxa0eg
http://www.youtube.com/watch?v=4qRdFvnX_f0&feature=related

Letzterer hat übrigens eine CD aufgenommen, wo er ein Lieder von Tom Waits auf Wienerisch gecovert hat. Allgemein hat diese Szene des "Austropop" sich sehr mit anderen Stilen auseinandergesetzt. Falco ist bekannt, Hubert von Goisern darf aber auch nicht unerwähnt bleiben. EAV haben sich ebenfalls verschiedener Genres angenommen, auch wenn sie eher unsinnig unterwegs waren/sind... man könnte einige erwähnen, einen will ich noch zeigen, weil er ein Klassiker ist:

Ludwig Hirsch:
http://www.youtube.com/watch?v=Ey2fDxvwr0c
http://www.youtube.com/watch?v=ZFgKDavsrGA


Haben alle ihren ganz eigenen Stil - der Begriff "Austropop" kam in den 70ern auf, glaub ich, und wurde seitdem für alle populäre Musiker aus Österreich verwendet, unabhängig davon, was sie eigentlich machten. Auch deswegen bin ich kein Freund fixer Genreeinteilung. ;)

SoleLuna_m schrieb:
Nun ja, vielleicht müsste man, um den ganzen Generekram und die Informationsverbreitung der neuen Medien usw. auszuschalten einfach mal Texte traditioneller Volkslieder aus aller Welt oder Regionen vergleichen? Solche Texte scheinen mir sehr nahe am jeweiligen Texter zu sein, die meist auch stark mit ihrer Heimat verbunden waren....
Lieder, die einen starken Bezug zu ihrer Region haben, miteinander zu vergleichen ist sicher eine gute Idee. Wobei ich nicht denke, dass es da nur traditionelle sein müssen. Oben genannte Künstler haben einen sehr starken Österreich- bzw. Wienbezug, und auch ein Tom Waits oder Randy Newman kann man wohl als Vertreter des amerikanischen Folks betrachten. Du hast aber sicher Recht damit, dass viele der aktuellen Künstler sehr in ihren Genres verhaftet sind und sich derer Sprache bedienen, nicht jedoch der eigenen.


Danke für die guten Anregungen,
Mondluchs
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben