Recording in Kirche

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rope-work
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Tach zusammen,
bin neu hier im Forum, aber nicht neu in der VA-Branche und komme natürlich gleich mit einer Frage an ;-)

Mir ist eine Anfrage auf den Tisch geflattert, bei der ich ein paar Tipps gebrauchen könnte:
Ein Recording von Bläsern, Orgel und Klavier in einer Kirche. Dummerweise keine von den Zweckbauten, sondern eine alte Kirche mit elend langen Hallaufzeiten.
Erschwerend natürlich dazu: Die Bläser sitzen vorne am Altarraum, die Orgel ist logischerweise am anderen Ende der Kirche oben. Wo das Klavier steht, weiß ich noch nicht. Das vernachlässige ich aber erst einmal, denn egal ob Flügel, Piano oder e-Piano - vom Recording her ist das mein geringstes Problem.

Die technische Seite:
Tascam DA-98 8-Spur
als eigentliches Recording-Pult ein 03D mit ja leider nur 8 XLR-Eingängen mit Phantomspeisung, aber dafür Limiter/Compressor in jedem Zug
falls mehr Kondensatoren gebraucht werden, kann ich noch ein MX-8000 davorhängen und die Sub-Mixe über die Subgruppen auf das 03D schicken
Neumann 184 Stereopaar, Octava Kondensatoren bei Bedarf, ein paar leichte Richtröhren als Stützen und ein paar dynamische Mikros - keine Kannen-Klemmen
Abhöre entweder Sehhnheiser HD-25 oder Alesis Monitore (kommt auf die räumlichen Möglichkeiten für die Technik an)
(und nicht sofort über das Behringer-Pult schimpfen - ich habe Glück gehabt, es arbeitet recht sauber und relativ rauschfrei ;-) )

Es wird vorher noch eine VB geben, bei der ich mir zumindest schon mal die Orgel genauer anhören kann, allerdings weiß ich nicht, ob es noche eine Gesamt-Probe geben wird. Das erfahre ich die nächsten Tage.

Meine eigentliche Frage:
Wie und was platziere ich bei den Bläsern, um einen deutlichen Naturklang zu haben und keine Raumakkustik, die alles bügelt? Hat da jemand Erfahrung mit?
Und natürlich die Orgel - hat da jemand Tipps für mich? Auf der Orgelempore ist es ja recht eng, extrem nah dran und die Fläche der Pfeifen ist riesig......

Ich weiß, das ist schon sehr speziell und aufwändig - Aber vielleicht hat jemand hier ja schon was ähnliches gemacht und hat ein paar Tipps für mich.


Gruß,
Greg
 
Eigenschaft
 
Wie und was platziere ich bei den Bläsern, um einen deutlichen Naturklang zu haben und keine Raumakkustik, die alles bügelt? Hat da jemand Erfahrung mit?
Und natürlich die Orgel - hat da jemand Tipps für mich? Auf der Orgelempore ist es ja recht eng, extrem nah dran und die Fläche der Pfeifen ist riesig......

Um detailliertere Tips zu geben bräuchte es noch einige weitere Informationen.
Aber zunächst: alle "natürlichen", also akustischen Instrumente brauchen einen Raum, um "natürlich" zu klingen, wobei Blechbläser als traditionelle Signal- und Freiluft-Instrumente auch ohne "Akustik" eine sehr gute Figur machen - es ist aber immer fraglich, ob der Hörer später an der HiFi-Anlage es so trocken hören mag.
In einer (sehr) halligen Kirche ist es aber praktisch unmöglich, ganz ´trocken´ aufzunehmen. Warum auch, den schließlich soll ja auch das Ambiente eingefangen werden - denn sonst müsste das Ensemble einen anderen Auftrittsort wählen.
Kirchenorgeln sind immer auf den Raum hin intoniert und klingen erst in einer gewissen Entfernung "natürlich". Orgeln in sehr halligen Kirchen sind absichtlich hart intoniert um im Raum noch genug Zeichnung und Differenziertheit zu bringen. Wenn man an eine solche Orgel mit den Mikrofonen zu dicht heran geht, dann wird sie in der Aufnahme schnell unangenehm hart und scharf klingen. Hinzu kommt, dass sehr tiefe Frequenzen oft erst im Raum präsent genug sind und bei Nahaufnahmen verblüffend schwach bleiben. Gegen die Nah-Abnahme spricht zusätzlich, dass man schnell die üblichen Nebengeräusche (Ventil-Klappern, Register-Laden, Wind-Bälge) zu deutlich hört. Diese Geräusche sind im Raum immer deutlich schwächer.
Die Nah-Abnahme wirkt dann wie ein Effekt, aber eben nicht natürlich).

Für Kirchenorgeln gibt es eine bewährte Anordnung: 2 "Kugeln" ca. 60 cm Entfernt auf einer Schiene als "Klein-A/B" wenn möglich mittig (oder nicht ganz genau mittig, falls es ´stehende Wellen´ geben sollte) vor den Prospekt platziert in rund 10 m Entfernung. In jedem Fall braucht man ein sehr hohes Stativ, alternativ kann man auch oft von der Decke abhängen, was besonders sinnvoll sein kann, wenn die Orgel auf einer hohen Empore steht.
Da die Orgel aber wie gesagt im Raum erst ihren Klang entfaltet, kann man auch sehr gut klingende Aufnahmen machen, wenn die Mikrofone noch unterhalb der Emporen-Unterkanten-Linie stehen (aber natürlich nicht unterhalb der Empore selber!).

Mit dieser Anordnung hätte man dann aber auch die Blechbläser ziemlich voll im Orgelsignal drin, wenn Orgel und Bläser zusammen spielen - tun sie das überhaupt? Dann müsste man in der Tat dichter an die Orgel heran und auf jeden Fall statt Kugeln Nieren einsetzen.
Wenn Orgel+Blech zusammen spielen wäre aber auch eine Video-Übertragung des Dirigats unabdingbar sonst geht rhythmisch in einer halligen Kirche absolut nichts zusammen und eine Aufnahme könnte man sich gleich sparen.

Wie groß ist das Blechbbläser-Ensemble? Ein Quartett oder Quintett (typische Standard-Besetzung) lässt sich sehr schön mit einer Stereo-Hauptmikrofon-Anordnung einfangen (ORTF, EBS bzw. deren Varianten, ggf. auch Klein-A/B).
Wichtig ist es die Position der Mikros so zu wählen, dass nicht mehr als der gewünschte (und auch unvermeidliche) Raumanteil mit dabei ist. Dabei sind die Mikrofone so anzuordnen hinsichtlich Abstand und Winkel dass das Ensemble die Stereo-Basisbreite gut ausfüllt (mal unter "sengpielaudio" dazu googeln).

Steht das Klavier beim Blech? Hat es eine solistische Funktion (eventuell sogar ganz solo) spielt es mehr oder weniger immer mit dem Blech zusammen?
Wie dem auch sei würde ich dem Klavier eine Stereo-Stütze gönnen mit einer Klein-A/B Anordnung mit zwei Nieren. Da das Klavier aufgrund des Resonanzbodens sozusagen eine eigene Akusitk bzw. einen eigenen Nachhall hat, kann man auch wenn man den Kirchenraum mehr ausblenden will näher heran.

Mit der von mir beschriebenen Vorgehensweise könnte man also mit nur 6 Mikrofonen gut auskommen.
Wenn man dagegen den Kirchenraum mehr oder weniger ausblenden will müsste man die Blechbläser tatsächlich einzeln nah mikrofonieren.
Beim Klavier ginge es so einigermaßen auch noch, nur bei der Orgel hätte man dann die schlechtesten Karten wenn es nicht gerade ein ziemlich kleines Instrument wäre und man die eventuell grotesken Effekte der Nah-Mikrofonierung in Kauf nähme.

Des weiteren hängt natürlich das Mikrofonierungs-Konzept auch von der gespielten Literatur ab. Wenn diese ohnehin für den Kirchenraum gedacht ist würde ich ihn niemals versuchen auszublenden, sondern nur soweit zurück nehmen, dass es nicht verwaschen klingt. Und das kann auch mit meiner oben beschriebenen Vorgehensweise gelingen. Es sei denn, es spielt ein großes Blech-Ensemble oder ein Blasorchester, dann müsste man immer noch zusätzlich stützen um mehr Präzision und Definition zu erhalten.

Es bleiben also noch einige Fragen offen.
 
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Erst mal vielen Dank für die ausführliche Antwort.... Im Großen und Ganzen entspricht das in vielen Punkten schon meinen Überlegungen. War mir aber unsicher, ob die alle so stimmen ;-)

Ja, Orchesterwinkel usw. sind mir ein Begriff und sind auch mit in die Überlegung eingeflossen (Werde aber bei Sengpiel nochmal nachlesen - zum Glück gibt´s die Seite ja noch). Das ich da noch ein wenig rechnen muß, war klar.

Es sind 10 Blechbläser mit eher kirchentypischen Themen. Daher wäre der Raumklang natürlich wichtig - ihn zu eliminieren wäre mir nicht in den Sinn gekommen :)
Bläser und Orgel oder Bläser und Klavier werden gleichzeitig spielen - Orgel und Klavier gleichzeitig wäre auch etwas "befremdlich", wenn nicht sogar eigentlich unlogisch. (Aber man hat schon Pferde vor der Apotheke.....)
Die Orgel werde ich "im Raum" abnehmen, wobei es schwierig werden könnte, von der Decke abzuhängen. Und Positionierung im Raum auch - Zuhörer! Da werde ich wohl tricksen müssen...
Bei den Bläsern macht mir eigentlich die Tuba am meisten Sorgen, da sie nach oben spielt und das auch noch mit sehr viel Druck. Sie wäre dann eventuell primär nur als Reflexion präsent. Vielleicht wäre da eine Stütze auf eine eigene Spur sinnvoll?

würde ich ihn niemals versuchen auszublenden, sondern nur soweit zurück nehmen, dass es nicht verwaschen klingt
Genau das war meine Überlegung - und das der Raum einfach zu präsent ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es sind 10 Blechbläser mit eher kirchentypischen Themen. Daher wäre der Raumklang natürlich wichtig
10 sollte man ganz gut mit einem Stereo-Hauptmikrofon abnehmen können, wenn die diszipliniert und klanglich ausgewogen spielen können. Eventuell noch zwei Stützen - quasi als Overhead-Stützen - dazu setzen. Wären dann insgesamt 8 Mikros und man käme mit dem O3D aus.

Bläser und Orgel oder Bläser und Klavier werden gleichzeitig spielen - Orgel und Klavier gleichzeitig wäre auch etwas "befremdlich", wenn nicht sogar eigentlich unlogisch. (Aber man hat schon Pferde vor der Apotheke.....)
Wenn das Klavier keine echte Solo-Funktion hat, würde auch 1 Klavierstütze reichen, dann wäre noch ein Kanal frei für die Tuba (weiteres dazu siehe unten).

Die Orgel werde ich "im Raum" abnehmen, wobei es schwierig werden könnte, von der Decke abzuhängen. Und Positionierung im Raum auch - Zuhörer! Da werde ich wohl tricksen müssen...
Möglichst hohe Stative nehmen, eventuell ausleihen, es gibt von Manfrotto sehr hohe Lampen-Stative die oft für weniger Geld zu mieten sind als extra hohe Mikrofonstative.

Bei den Bläsern macht mir eigentlich die Tuba am meisten Sorgen, da sie nach oben spielt und das auch noch mit sehr viel Druck. Sie wäre dann eventuell primär nur als Reflexion präsent. Vielleicht wäre da eine Stütze auf eine eigene Spur sinnvoll?
Der nach oben gerichtete Schalltrichter der Tuba ist Tradition und so beabsichtigt und damit auch die indirekte Schallausbreitung (vergleichbar dem nach hinten gerichteten Schalltrichter des Horns). "Natürlich" klingt die Tuba also genau dann, wenn man keine Stütze von oben auf den Schalltrichter richtet. Das Gegenstück dazu ist das Sousaphon bei dem der Schall eben genau nach vorne abgestrahlt wird, für `Indoor´ ist das Teil aber meist schon zu wuchtig.
Natürlich können in sehr halligen Räumen besonders die tiefen Frequenzen Probleme bereiten und die Tuba verwaschen klingen lassen, selbst dann, wenn der Tubist ´knackig´ und mit sehr deutlicher Artikulation spielt - was auch Amateure durchaus oft sehr gut beherrschen.
Dann würde ich tatsächlich eine Tuba-Stütze von oben setzen, bei dieser aber alle tiefen Frequenzen mittels Hochpass-EQ radikal abschneiden und mehr oder weniger nur die Obertöne durchlassen, denn genau diese bringen die Definition (wird auch so bei den Stützen für den akustischen Kontrabass gemacht).

Auf die Limiter- und Kompressor-Funktion des O3D würde ich auf jeden Fall verzichten. Versaut beim Recording im Zweifel mehr als es nützt. Sauber Aussteuern mit etwas Headroom sollte dank der Probe kein Problem sein und Komprimieren kann man später in der DAW auch noch. Wobei es für mich meistens bei "klassisch" orientierter Musik (würde ich hier so einschätzen) keinen Bedarf für Kompression gibt - nebenbei gesagt bin ich ein entschiedener Gegner des "Loudness-War" der im Ergebnis alles nur noch platt drückt wie eine Briefmarke.

Noch etwas: Was ist mit den "Richtröhren" gemeint? Wenn es Rohr-Richtmikrofone sind würde ich die eher nicht für Aufnahmen einsetzen. Die Richtwirkung ist bei größerer Entfernung nicht vorhanden, sondern dient nur der extremeren Ausblendung seitlichen Schalls bei (relativer) Nah-Besprechung, z.B. bei Interviews bei starken Nebengeräuschen, im Filmstudio etc.
Bei größeren Entfernungen klingen sie in der halligen Kirche ebenso verschmiert wie jede Niere auch. Ein Richtmikrofon ist kein Teleobjektiv. Und nah eingesetzt picken sie einzelne Spieler unangemessen deutlich heraus.

Und um welche dynamischen Mikrofone handelt es sich? Dynamische Gesangsmikrofone wie z.B. das SM58 sind für Recording wie in der hier beschriebenen Situation praktisch ungeeignet. Zu unempfindlich, zu welliger Frequenzgang, vor allem auch wegen der für den Einsatz der Besprechung aus unmittelbarer Nähe, praktisch direkt am Mund, fehlenden Empfindlichkeit im unteren Frequenzbereich (zur daher notwendigen Kompensation des Nahbesprechungseffektes).

Die KM184 sind Top, die würde ich für die Orgel nehmen und ansonsten die Oktavas, wenn Du genügend davon auftreiben kannst. Die sind mit dem KM184 nicht vergleichbar, haben aber sein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und sie sollten für den Zweck genügen.
 
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Dann werde ich das mal so machen.... (Plötzlich komme ich mir vor wie ein Anfänger :) )
Ich werde wohl die KM184 in xy-Anordnung für die Bläser nehmen, da ich da besser auf Achsen- und Orchesterwinkel besser Einfluß nehmen kann.
Die Octava eher für die Orgel, da ich hier mit den verschiedenen Kapseln die Charakteristik beeinflussen kann. (Ich finde die Octavas etwas "kristalliner" als die Neumänner und in den Tiefen etwas flach, was allerdings mein persönlicher Eindruck ist. Sie sollten aber ihren Job machen)
Die (leichte) Röhre hatte ich mir als Stütze gedacht, falls notwendig. Damit habe ich mal gute Erfahrung bei der Aufnahme eines Kammerorchsters gemacht. Allerdings zugegebenermaßen in einem recht trockenen Raum bei Mono-Summe.
Oder eben, wenn es Soloparts gibt.
Das dynamische (AKG DB330) hatte ich mir an der Tuba gedacht wegen der tieferen Frequenzen. Was Du aber mit dem Hochpass ad absurdum geführt hast.
Ocatvas könnte ich 4-6 leihweise bekommen, die Neumänner sind zum Glück meine.
Limiter/Kompressor: Kompressor wäre für mich in dem Fall ein No-Go (schöner Vergleich mit der Briefmarke). Schließlich will ich ja die Dynamik des Körpers erhalten. Eher hatte ich an den Limiter gedacht - Digitalpult eben/Headroom als Stichwort.
Was sind da die Analogpulte schön, die man auch mal in den "Roten" fahren kann ;-)

Ich werde dann wohl mindestens 3 Szenen programmieren. Einmal Bläser mit Orgel, einmal Orgel solo, einmal Bläser mit Piano.
Aber noch eine Frage zur Abbildung:
Ich sehe die Bläser beim Zusammenspiel als Hauptteil, setze sie also aus Richtung der Zuhörer rechts/links, die Orgel dann links/rechts. Wenn ich die Orgel drehen würde, würden sich die Einstreuungen auf den Bläsermikros mit der Orgel überschneiden.
Bläser/Klavier auch rechts/links, Klavier tendenziell in den realen Standort verschoben.
Orgel alleine würde ich drehen, als ob sich die Zuhörer zur Orgel gedreht hätten. Oder besser nicht, da alles ja hinterher auf ein Medium kommt?
Ach ja: Optional ziehe ich die jeweiligen Mikros auch in den Einzelparts mit auf Band und halte mir so die Möglichkeit von Surround offen. Sollte gehen.
 
Dann werde ich das mal so machen.... (Plötzlich komme ich mir vor wie ein Anfänger :) )
Sorry, das war nicht meine Absicht. Allerdings mache ich nun schon seit rund 20 Jahren Aufnahmen (nur akustischer Ensembles und Instrumente und fast nur ´Klassik´) und habe sicher einige 1000 Seiten dazu gelesen. Da sollte sich dann auch einiges an Wissen angesammelt haben.

Ich werde wohl die KM184 in xy-Anordnung für die Bläser nehmen, da ich da besser auf Achsen- und Orchesterwinkel besser Einfluß nehmen kann.
Die Octava eher für die Orgel, da ich hier mit den verschiedenen Kapseln die Charakteristik beeinflussen kann. (Ich finde die Octavas etwas "kristalliner" als die Neumänner und in den Tiefen etwas flach, was allerdings mein persönlicher Eindruck ist. Sie sollten aber ihren Job machen)
Das werden sie auf jeden Fall, ich würde aber auch für die Orgel in diesem Fall bei den Nieren-Kapseln bleiben. Dadurch bleiben die rückwärtigen Einstreuungen der Blechbläser geringer - was auch entsprechend für die Einstreuungen der Orgel für die KM184 bei den Blechbläsern gilt.
Von der X/Y-Anordnung habe ich mich weitgehend verabschiedet. Da es (praktisch) keine Laufzeitunterschiede gibt, wirken die Aufnahmen für mich meistens zu monophon und flach, auch und vor allem der Raumklang-Anteil ist mir bei X/Y zu tunnelartig und flach.
Mit ORTF oder EBS(respektive Äquivalenz-Mikrofonanordnungen) habe ich deutlich bessere Erfahrungen gemacht, gerade auch in Kirchen. Die Aufnahmen sind deutlich räumlicher, auch flächiger und sicher weniger präzise hinsichtlich der Lokalisation (wobei diese bis ca. 30 cm Abstand noch immer o.k. bleibt), wirken aber doch deutlich "spektakulärer" und können mehr beeindrucken.

Hier kann man gut Mikrofonwinkel /-abstände versus Aufnahmewinkel ausrechnen: http://www.sengpielaudio.com/Visualization-ORTF.htm

Die (leichte) Röhre hatte ich mir als Stütze gedacht, falls notwendig. Damit habe ich mal gute Erfahrung bei der Aufnahme eines Kammerorchsters gemacht. Allerdings zugegebenermaßen in einem recht trockenen Raum bei Mono-Summe.
Wenn es mehr in Richtung Super-Niere geht bleibt das Mikro ohnehin universeller. Dieses Mikro wäre doch eventuell gut als Tuba-Stütze?

Das dynamische (AKG DB330) hatte ich mir an der Tuba gedacht wegen der tieferen Frequenzen.
Es sind vor allem in halligen Kirchen vor allem die tiefen Frequenzen, die gerne übermäßig herum ´wabern´ und alles zumulmen ohne jede Definition. Für die gute Durchhörbarkeit und Transparenz solcher Aufnahmen schaden zu stark betonte Tiefen im Allgemeinen mehr als sie nutzen.

Eher hatte ich an den Limiter gedacht - Digitalpult eben/Headroom als Stichwort.
Was sind da die Analogpulte schön, die man auch mal in den "Roten" fahren kann ;-)
Selbst wenn man nur mit 16 bit Wortbreite arbeitet, hat man schon rund 95 dB Dynamikumfang. Im Raum wird es kaum weniger als 35-40 dB ´Grundrauschen´ geben, selbst wenn das Publikum mucksmäuschenstill ist.
Am Ort der Mikrofone werden sicher 100 dB niemals überschritten, woraus eine verwertbare Dynamik von max. 65-70 dB folgt. Praktisch wird es noch viel weniger sein, denn die Instrumente/Ensembles bringen am Ort der Mikros zwischen pp und ff sicher kaum mehr als 50 dB Dynamikumfang.
Da bleibt auch bei 16 bit immer noch genug Raum für Headroom. Bei 24 bit braucht man überhaupt nicht mehr darüber reden.

Ich sehe die Bläser beim Zusammenspiel als Hauptteil, setze sie also aus Richtung der Zuhörer rechts/links, die Orgel dann links/rechts. Wenn ich die Orgel drehen würde, würden sich die Einstreuungen auf den Bläsermikros mit der Orgel überschneiden.
Bläser/Klavier auch rechts/links, Klavier tendenziell in den realen Standort verschoben.
Orgel alleine würde ich drehen, als ob sich die Zuhörer zur Orgel gedreht hätten. Oder besser nicht, da alles ja hinterher auf ein Medium kommt?
Die Kirchenorgel ist ein Raumklang-Instrument durch und durch. Sie hüllt den Hörer in Klang ein, dem aber definierte Richtungsinformationen fehlen - also im Sinne von z.B. der Prinzipal 4´ kommt von rechts, der Prinzipal 8´ von links, das Rankett genau aus der Mitte, die Mixtur von halb-links usw.
Eben genau das soll nicht der Fall sein und so sind die Orgeln auch konzipiert, dass sie den Klang so gut wie möglich mischen und als Klangfläche verteilen (deshalb können zu nah aufgenommene Orgeln auch schnell grotesk wirken, weil das diesen Effekt wieder aufhebt).
Ich teile bei der Orgel die Kanäle ganz standardmäßig zu, Linkes Mikrofon = linker Kanal, rechtes Mikrofon = rechter Kanal. Drehen ist nicht nötig, auch wenn die Hörer in der Kirche die Orgel meistens von hinten hören. Ich würde hier also auch nicht drehen, auch nicht wenn Orgel und Ensemble zusammen spielen.

Hinzu kommt, dass die jeweiligen Einstreuungen 1. im Pegel recht gering sein dürften (wenn man nicht zu weit weg geht von dem Ensemble bzw. der Orgel - es gilt, den optimalen Kompromiss aus schöner und homogener Klangfläche bei nicht zu großem Raumanteil zu finden).
2. sind die Einstreuungen, die so gut wie nur aus diffusem Raumschall bestehen, zum jeweiligen Hauptsignal vollkommen dekorreliert und verursachen deshalb keine Auslöschungen. Eher noch müsste man aufpassen, Echos zu vermeiden, aber so groß wird die Entfernung Orgel-Ensemble dann (hoffentlich) doch nicht sein. Wobei je größer die Entfernung ist, desto geringer ist auch der Pegel der Einstreuungen, Probleme sind also eher nicht zu erwarten.

Nebenbei: wird es denn eine Videoübertragung des Dirigenten (ich nehme a, es gibt einen) zum Organisten geben bzw. hat der Organist eine ausreichende und genügen präzise Sicht auf den Dirigenten um dem Dirigat zu folgen?
Ich musste auch schon mal einem Organisten zusätzlich zum Videobild den direkt abgenommen Ensembleklang auf einen Kopfhörer geben damit kein Chaos entstand (bei eine zugegeben rhythmisch etwas komplexeren Werk).

Das Klavier wird sicher beim Ensemble stehen und dessen Stüze(n) sollten unbedingt so gepannt werden, dass deren Signal am selben Ort abgebildet wird wie das Klavier in den Hauptmikrofonen erscheint.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann werde ich es mal so versuchen..... Aus Erfahrung wird man klug.

Würde mich ja gerne mal über so viele Sachen noch austauschen - das wäre hier aber off-topic.

Wenn die Aufnahme gelaufen ist, würde ich ggf. berichten.
 
So, es ist vollbracht.... :)

Die Mehrspur-Aufnahme wird demnächst bearbeitet, aber auch der Stereo-Mitschnitt (als Backup bei Tapewechsel etc.) ist schon durchaus brauchbar.
Allerdings:
Die Aufstellung der Musiker war nicht besonders glücklich. Tuba und Posaunen haben durch die weit entfernte Position etwas zuviel Raum abbekommen. Leider war es angeblich nicht möglich, die Musiker eher in einem Halbkreis, als in einer tiefen U-Form aufzustellen.
Naja!

Das wäre nett! Es würde mich sehr interessieren, wie alles geworden ist,
Ein Hörbeispiel kann ich Dir als Link senden, kann es aber hier nicht posten - GEMA.... Das leidige Spiel!
 
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