omnimusicus
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RCF M 20X - Digitalmischer mit Fadern
Ich habe mir als offensichtlich einer der wenigen das RCF M20X besorgt und will hier einen kleinen Bericht liefern. Ein Review ist mir bei einem Mischpult zu aufwendig, aber vielleicht bringt jemandem schon dieser Bericht etwas.
Das Pult ist recht jung und hierzulande wenig geläufig. Von RCF war mir bislang nur der M18 als Tabletmischer bekannt.
Ich kann gleich spoilern: Ich finde das Pult zwar insgesamt gut, aber ein Renner wird es auf dem Markt nicht werden.
Vorgeschichte
Ich selbst bin sowohl vor als auch hinter dem Mischpult zu finden und für kleinere Jobs nutze ich gerne ein kleines Pult, das man schnell unter den Arm klemmen kann. Jazz im Biergarten, Hochzeiten in der Kirche, Sprechtheater, solche Sachen halt.
Genau für solche Zwecke hatte ich vor ca. vier Jahren das t.mix DM20 gekauft, das damals günstigste Digipult mit Fadern (ein kleiner Bericht dazu ist hier im Subforum zu finden). Das Pult war genau passend. Klein, leicht, aber doch viel drin, viele Ausgänge etc.
Rein wirtschaftlich war es eines meiner erfolgreichsten Geräte - bis bei einem Job eine Limonadenflasche drüberkippte. Jetzt mischt der Mischer zwar noch, aber es kommt fast nichts mehr raus. Die analoge Elektronik ist hinüber. Das Pult lag unten in einer Kommode, aber der Zwischenboden hatte einen Riss ... Murphy macht halt echt nie Urlaub.
Nach ein paar Versuchen mit einem X-Air 18 mit Ipad/Phone wollte ich dann aber doch wieder etwas mit Fadern, weil ich damit einfach schneller und präziser bin.
Da ich bei diesen Anlässen immer auch selbst spiele, will ich solch ein Pult schnell mit einer Hand bedienen können, wenn diese gerade für 5 Sekunden frei ist. Ist halt Geschmackssache ...
Hier bot sich das noch recht neue RCF M20X an, das seit Anfang 2020 erhältlich ist. RCF stellt genügend Videos in Youtube zur Verfügung, dort kann man erfahren, was das Pult prinzipiell kann. Daher beschränke ich mich auf ein paar Erfahrungen.
Inzwischen habe ich es bei fünf Jobs benutzt und die Hauptaufgaben waren recht leicht zu lösen.
Bei solchen Kleinjobs braucht's ja auch meist nicht viel. 1 bis 8 Kanäle, Null bis 3 Monitore, etwas EQ und einen Hall. Diese Größenordnung ungefähr. Kompressoren nehme ich selten bis wenig, Delay auch selten.
Das Pult und die Features
Die reinen Abmessungen stellen bei mir schon ein wichtiges Kriterium dar, weil es mal auf einem Fenstersims oder einer Bierbank Platz finden muß. Mit 38 cm ist das M20X recht schmal und ich habe durch Abschrauben der Seitenteile nochmal 3 Zentimeter gewonnen. Jetzt bin ich also bei 35 Zentimetern Breite.
Das Pult ist tendenziell auf Übersichtlichkeit angelegt. Es ist zwar einiges an Funktionalität eingebaut, aber nicht wirklich überladen. Das kleine 5-Zoll-Display zeigt meistens gut an, wo man gerade ist. Die Hauptfunktionen sind meist schnell erreicht. Spezielle Features sind dann so leicht oder schwer erreichbar wie bei anderen Pulten auch.
Klanglich bin ich zufrieden, vor allem der Hall gefällt mir auf Anhieb ziemlich gut. Da war ich beim XR18 nie ganz glücklich. Hohe Eingangspegel nimmt das M20X nicht so schnell krumm, erst spät fängt es echt an zu zerren. Das machen auch viele Analogpulte schlechter.
Die Eingänge haben einen typischen 4-Band-EQ, die Ausgänge sogar acht Bänder. Das finde ich gut und praxisgerecht.
Ein- und Ausgänge haben einstellbares Delay, sogar der Kopfhörerausgang (!). Das kenne ich bislang von keinem anderen kleinen Pult, hätte es mir aber manchmal schon gewünscht.
Aufnahme- und Abspielmöglichkeit von USB-Sticks und SD-Karten ist fest eingebaut. Stereo, oder bei den SD-Karten auch mit bis 20 Spuren. Zum Mitschneiden von Gigs oder Proben natürlich sehr praktisch. Flexibles Routung ermöglicht auch, Signale von der SD-Karte live mit anderen Signalen zu mischen. Virtueller Soundcheck, vorbereitete Backingtracks und solche Sachen.
So etwas geht bei anderen Pulten oft nur mit Zusatzkarten - wenn überhaupt.
Das M20X läßt sich mit einem externen Router auch per Tablet bedienen. Die benötigte Fernsteuer-App gibt's für IOS und Android. Das ist schonmal gut, sieht auch bei beiden Betriebssystemem gleich aus.
Nur ist die App auf einem kleinen Smartphone schlicht nicht nutzbar. Nicht lesbare Beschriftung und zu fitzelig beim Bedienen.
Das kann die Mixingstation deutlich besser. David kann für seine Mixingstation nicht genug gerühmt werden.
Aber auf einem Tablet geht es gut.
DCAs, Mutegroups, User-defined keys, ein (halbes) Custom-Layer, Szenen, AES/EBU-Out, USB-Interface ... die Feature-Liste ist schon recht lang.
Jetzt die schlechten Sachen
Eher zur Info, ohne Wertung
Der Markt für dieses Pult scheint schmaler zu sein als das Pult selbst. Manches macht das Pult richtig gut, anderes wirkt dagegen etwas lieblos.
Es fehlt ein richtiger Anreiz für das M20X. Nur die eingebaute Recordingfunktion mit SD-Karten ist vielleicht ein kleines Alleinstellungs-Feature für ein relativ ausgewachsenes Livepult.
Reines Wischmischen ist ja derzeit schon ab guten 400 Euronen zu haben, wenn man dieselbe Kanalzahl zugrundelegt. (XR18 + Router + altes Phone ohne SIM ...)
Ein Behringer Producer, mit echten Fadern, liegt bei guten 1100 Euro. Das kann insgesamt mehr als das M20X und ist billiger - zumindest wenn man nicht auf SD-Karten multitracken will.
Ich selbst hatte das M20X als B-Ware günstiger bekommen und bin damit erstmal glücklich. Eine Empfehlung fällt mir trotzdem nicht leicht.
Insgesamt sehe ich es als gutes, kleines Pult für z.B. den selbst spielenden Tanzmucki, der auf ein einfach zu bedienendes Pult wie z.B. das Yamaha TF1 schielt. Da wäre ein M20X überlegenswert. Für größere Jobs eher weniger. Für weniger Geld wär's natürlich interessanter.
Die Beliebtheit des M20X liegt zum Schreibzeitpunkt beim Thomann-Ranking ungefähr auf dem Niveau des Yamaha TF5, das ist nicht sonderlich hoch ...
Es gab schon ein paar kleine Updates der Firmware, vielleicht tut sich da noch etwas. Aber eine große Zukunft wird dem Pult meines Erachtens nicht beschieden sein. Solange mir nicht wieder eine Limonade dazwischenkommt, sollte mir das Pult aber eine ganze Zeit lang gute Dienste leisten können.
Wer Fragen zum Pult hat, kann sie gerne stellen. Vielleicht kann ich sie auch beantworten
Ich habe mir als offensichtlich einer der wenigen das RCF M20X besorgt und will hier einen kleinen Bericht liefern. Ein Review ist mir bei einem Mischpult zu aufwendig, aber vielleicht bringt jemandem schon dieser Bericht etwas.
Das Pult ist recht jung und hierzulande wenig geläufig. Von RCF war mir bislang nur der M18 als Tabletmischer bekannt.
Ich kann gleich spoilern: Ich finde das Pult zwar insgesamt gut, aber ein Renner wird es auf dem Markt nicht werden.
Vorgeschichte
Ich selbst bin sowohl vor als auch hinter dem Mischpult zu finden und für kleinere Jobs nutze ich gerne ein kleines Pult, das man schnell unter den Arm klemmen kann. Jazz im Biergarten, Hochzeiten in der Kirche, Sprechtheater, solche Sachen halt.
Genau für solche Zwecke hatte ich vor ca. vier Jahren das t.mix DM20 gekauft, das damals günstigste Digipult mit Fadern (ein kleiner Bericht dazu ist hier im Subforum zu finden). Das Pult war genau passend. Klein, leicht, aber doch viel drin, viele Ausgänge etc.
Rein wirtschaftlich war es eines meiner erfolgreichsten Geräte - bis bei einem Job eine Limonadenflasche drüberkippte. Jetzt mischt der Mischer zwar noch, aber es kommt fast nichts mehr raus. Die analoge Elektronik ist hinüber. Das Pult lag unten in einer Kommode, aber der Zwischenboden hatte einen Riss ... Murphy macht halt echt nie Urlaub.
Nach ein paar Versuchen mit einem X-Air 18 mit Ipad/Phone wollte ich dann aber doch wieder etwas mit Fadern, weil ich damit einfach schneller und präziser bin.
Da ich bei diesen Anlässen immer auch selbst spiele, will ich solch ein Pult schnell mit einer Hand bedienen können, wenn diese gerade für 5 Sekunden frei ist. Ist halt Geschmackssache ...
Hier bot sich das noch recht neue RCF M20X an, das seit Anfang 2020 erhältlich ist. RCF stellt genügend Videos in Youtube zur Verfügung, dort kann man erfahren, was das Pult prinzipiell kann. Daher beschränke ich mich auf ein paar Erfahrungen.
Inzwischen habe ich es bei fünf Jobs benutzt und die Hauptaufgaben waren recht leicht zu lösen.
Bei solchen Kleinjobs braucht's ja auch meist nicht viel. 1 bis 8 Kanäle, Null bis 3 Monitore, etwas EQ und einen Hall. Diese Größenordnung ungefähr. Kompressoren nehme ich selten bis wenig, Delay auch selten.
Das Pult und die Features
Die reinen Abmessungen stellen bei mir schon ein wichtiges Kriterium dar, weil es mal auf einem Fenstersims oder einer Bierbank Platz finden muß. Mit 38 cm ist das M20X recht schmal und ich habe durch Abschrauben der Seitenteile nochmal 3 Zentimeter gewonnen. Jetzt bin ich also bei 35 Zentimetern Breite.
Das Pult ist tendenziell auf Übersichtlichkeit angelegt. Es ist zwar einiges an Funktionalität eingebaut, aber nicht wirklich überladen. Das kleine 5-Zoll-Display zeigt meistens gut an, wo man gerade ist. Die Hauptfunktionen sind meist schnell erreicht. Spezielle Features sind dann so leicht oder schwer erreichbar wie bei anderen Pulten auch.
Klanglich bin ich zufrieden, vor allem der Hall gefällt mir auf Anhieb ziemlich gut. Da war ich beim XR18 nie ganz glücklich. Hohe Eingangspegel nimmt das M20X nicht so schnell krumm, erst spät fängt es echt an zu zerren. Das machen auch viele Analogpulte schlechter.
Die Eingänge haben einen typischen 4-Band-EQ, die Ausgänge sogar acht Bänder. Das finde ich gut und praxisgerecht.
Ein- und Ausgänge haben einstellbares Delay, sogar der Kopfhörerausgang (!). Das kenne ich bislang von keinem anderen kleinen Pult, hätte es mir aber manchmal schon gewünscht.
Aufnahme- und Abspielmöglichkeit von USB-Sticks und SD-Karten ist fest eingebaut. Stereo, oder bei den SD-Karten auch mit bis 20 Spuren. Zum Mitschneiden von Gigs oder Proben natürlich sehr praktisch. Flexibles Routung ermöglicht auch, Signale von der SD-Karte live mit anderen Signalen zu mischen. Virtueller Soundcheck, vorbereitete Backingtracks und solche Sachen.
So etwas geht bei anderen Pulten oft nur mit Zusatzkarten - wenn überhaupt.
Das M20X läßt sich mit einem externen Router auch per Tablet bedienen. Die benötigte Fernsteuer-App gibt's für IOS und Android. Das ist schonmal gut, sieht auch bei beiden Betriebssystemem gleich aus.
Nur ist die App auf einem kleinen Smartphone schlicht nicht nutzbar. Nicht lesbare Beschriftung und zu fitzelig beim Bedienen.
Das kann die Mixingstation deutlich besser. David kann für seine Mixingstation nicht genug gerühmt werden.
Aber auf einem Tablet geht es gut.
DCAs, Mutegroups, User-defined keys, ein (halbes) Custom-Layer, Szenen, AES/EBU-Out, USB-Interface ... die Feature-Liste ist schon recht lang.
Jetzt die schlechten Sachen
- Gain-"Schluckauf". Dreht man am Gain-Regler der Inputs, wird der Input manchmal kurz gemutet. Zumindest, wenn man mittelschnell dreht. Bei kleinen, langsamen Änderungen kommt dies nicht vor. Seltsames Verhalten, das hatte ich sonst noch nirgends.
- 4 Effekt-Engines gleichzeitig, aber es ist kein Effekt-auf-Effekt-Routing möglich. Also z.B. kein Hall auf ein Delay. Das gibt das Routing einfach nicht her, oder man muß mit analogem Loopback mit Kabeln irgendwie tricksen.
- Manchmal inkonsequente Architektur. Z.B. wären 10 Ausgänge möglich, aber es gibt nur 8 Busse dazu.
- Klackernde Buttons - die Buttons für Channel-Select oder Mutegroups klacken deutlich beim drücken. Das könnte bei leisem Sprechtheater störend sein.
- Smartphone-App ist nur auf Tablets nutzbar, sonst zu klein.
- In der App sind die "user defined keys" nicht bedienbar, also kann man z.B. auch keine Mute-Gruppen per App bedienen.
- Keine Möglichkeit für Erweiterungskarten für z.B. digitale Multicores. (Es scheint wohl auch eine DANTE-Version des Pultes zu geben, die ist aber für mich noch nie irgendwo findbar gewesen)
- 4 Mutegruppen sind möglich. Die Belegung einer Mutegruppe ist aber umständlich.
- Noise-Gate ohne Trigger-Filter. Das geht schon, aber andere machen es besser. Da kann man flexibler einstellen, worauf das Gate hören soll.
Eher zur Info, ohne Wertung
- Booten dauert ca. 40 Sekunden
- Kein EQ auf Hall. Es gibt aber viele Hallsorten zum auswählen.
- 10 Fader, aber oft doch eine Achteranordnung in der Software. Da vergreift man sich gerne mal.
- nur ein einzelner graphischer EQ für Main. Die Auxe haben "nur" einen parametrischen EQ (was ich persönlich aber gut finde)
- Fußschalter für z.B. Hall an/aus fehlt. Das wäre für kleine Bands durchaus gut.
Der Markt für dieses Pult scheint schmaler zu sein als das Pult selbst. Manches macht das Pult richtig gut, anderes wirkt dagegen etwas lieblos.
Es fehlt ein richtiger Anreiz für das M20X. Nur die eingebaute Recordingfunktion mit SD-Karten ist vielleicht ein kleines Alleinstellungs-Feature für ein relativ ausgewachsenes Livepult.
Reines Wischmischen ist ja derzeit schon ab guten 400 Euronen zu haben, wenn man dieselbe Kanalzahl zugrundelegt. (XR18 + Router + altes Phone ohne SIM ...)
Ein Behringer Producer, mit echten Fadern, liegt bei guten 1100 Euro. Das kann insgesamt mehr als das M20X und ist billiger - zumindest wenn man nicht auf SD-Karten multitracken will.
Ich selbst hatte das M20X als B-Ware günstiger bekommen und bin damit erstmal glücklich. Eine Empfehlung fällt mir trotzdem nicht leicht.
Insgesamt sehe ich es als gutes, kleines Pult für z.B. den selbst spielenden Tanzmucki, der auf ein einfach zu bedienendes Pult wie z.B. das Yamaha TF1 schielt. Da wäre ein M20X überlegenswert. Für größere Jobs eher weniger. Für weniger Geld wär's natürlich interessanter.
Die Beliebtheit des M20X liegt zum Schreibzeitpunkt beim Thomann-Ranking ungefähr auf dem Niveau des Yamaha TF5, das ist nicht sonderlich hoch ...
Es gab schon ein paar kleine Updates der Firmware, vielleicht tut sich da noch etwas. Aber eine große Zukunft wird dem Pult meines Erachtens nicht beschieden sein. Solange mir nicht wieder eine Limonade dazwischenkommt, sollte mir das Pult aber eine ganze Zeit lang gute Dienste leisten können.
Wer Fragen zum Pult hat, kann sie gerne stellen. Vielleicht kann ich sie auch beantworten
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