rauschfreies überblasen?

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peruru
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moin,

ich spiele seit einiger zeit querflöte und bemerke immerwieder, dass, sofern ich in die zweite oktave komme, oftmals meine töne anfangen zu rauschen. durch welche übungen kann ich diesen unreinheiten an den kragen gehen?
 
Eigenschaft
 
Meine Querflötenlehrerin hat immer gesagt, je höher die Töne, desto fester (abertrotzdem mit Gefühl) hinein blasen.....bei mir hats geholfen ;)
 
Hallo,

also letztendlich heißt ein hoher "Luftanteil" im Ton (dein "Rauschen"), dass du die Anblaskante nicht perfekt triffst. Durch das Überblasen (geschieht im besten Fall durch Vorschieben der Lippen und Druck vom Zwerchfell) ändert sich auch der Anblaswinkel, sprich wenn du in der unteren Oktave super getroffen hast (kein "Rauschen"), heißt das noch lange nicht dass du auch in der oberen Oktave super triffst.

Letztendlich musst du wenn du die obere Oktave verbessern willst erstmal kontrollieren ob die untere perfekt passt:
- geringer Luftanteil im Ton
- kerniger Ton (= Obertonreicher Ton) (den gibts nur bei gutem Treffen der Anblaskante)
- gute Sützte
Wenn der untere Ton dies nicht erfüllt (also relativ hohl und leer klingt), wirst du den oberen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht besser hinbekommen (also vom Hören her eher schlechter).

Dann versuch mal nur durch mehr Sützte den Ton zu überblasen, d.h. keine Veränderung im Ansatz, nicht mehr Luft, aber höher Druck. Lass den tiefen Ton langsam über seine Obertöne in den hohen gleiten. Wenn das gut klappt hast du schon viel gewonnen.

Dann musst du nur noch den Ansatz nachkorrigieren, d.h. die Lippen so vorschieben, dass du auch beim Überblasen den Anblaswinkel optimal erwischt. Dann noch den Lippenspalt verkleinern (weniger Luft geht "verloren" = weniger Rauschen).

Das Treffen des Anblaswinkels ist nicht einfach, es wird auch nicht von heute auf morgen optimal klappen. Viel rumprobieren hilft da. Immer versuchen mit einem lauten Ton zu beginnen, in einer angenehmen Lage anfangen (bei mir besonders b1) und nie den Ansatz verkrampfen! Vielleicht triffst du dann kurz den Anblaswinkel, aber du wirst mit dem Ansatz nicht längere Passagen spielen können.

Das Ganze in Stücken anzuwenden dauert dann auch noch wesentlich länger, konsequent drauf achten und nicht zu schnell aufgeben und dein Ton wird nach und nach immer besser werden.
 
Hallo,
also das Rauschen wirst du niemals ganz weg bekommen.Aber du als Spieler hörst es ja intensiver, deine Zuhörer werden davon nicht viel hören.

Liebe Grüsse
Claude
 
An Luvanir ein großes Kompliment! Hast du richtig gut erklärt finde ich.
Wie lange spielst du etwa schon Querflöte?
Bea
 
Hallo Bea,

ich spiel jetzt seit 10 Jahren Querflöte. Ich studier jetzt grad im 2.Semester mit dem Hauptinstrument Querflöte (Lehramt) und bekomm da einfach super viel an Technik mit. Da hab ich auch die ganzen Sachen her, meine Dozentin ist super und erklärt einfach ganz toll. Und wie vielen geht es mir halt am Beginn des Studiums so, dass der Ansatz grundlegend "repariert" werden muss :rolleyes:
Ich unterrichte auch selber, dabei lernt man auch extremst viel.
 
Hallo,

ich habe bei einem Flötensolo-Konzert als kritische Anmerkung gehört, dass viele Töne überblasen gewesen seien. Inwiefern ist das eine zu kritisierende Technik, warum wird sie für eine gute musikalische Aussage als schlecht bewertet?
 
ich habe bei einem Flötensolo-Konzert als kritische Anmerkung gehört, dass viele Töne überblasen gewesen seien. Inwiefern ist das eine zu kritisierende Technik, warum wird sie für eine gute musikalische Aussage als schlecht bewertet?

Keine Ahnung, was der Kritiker gemeint hat, aber ohne Ueberblasen keine hohen Oktaven. Kritiker schreiben ja oefter mal etwas unverstaendliche Sachen :rolleyes:
 
Unter Flötisten ist das Überblasen eine normale Technik, die man braucht, um mit dem gleichen Griff mehrere verschiedene Töne zu spielen. So werden zum Beispiel die meisten Töne der 1. und der 2. Oktave genau gleich gegriffen und nur durch den Ansatz und die Luftgeschwindigkeit legt der Flötist fest, welcher Ton denn nun gerade zu hören ist. In diesem Zusammenhang ist Überblasen also erstmal nichts Schlimmes, sondern sogar unbedingt notwendig.

Ich habe allerdings schon bei anderen Bläsern, besonders im Blechbereich, die gleiche Bezeichnung gehört, wenn die Töne sich durch falsches oder zu starkes Blasen praktisch "überschlagen" und nicht mehr sauber klingen. Vielleicht war ja etwas in der Richtung gemeint?
 
Vielen Dank, dass hilft mir.

Wenn sich ein Ton "überschlägt", so denke ich, wird man das doch hören?? Im Sinne eines plötzlichen "Kippens" beinahe in die Oktave??
Die Äußerung, die mich hier hat fragen lassen, hat eine erwachsene Flötenschülerin gemacht.

Ich habe (von Klavier/Cello kommend) ein sehr virtuoses und - von einem jungen Studenten - für mein Hören sauberes Spiel gehört (a-moll Partita Bach). Angreifbar wegen des Tempos, aber (gerade in der Allemande) für mich gut phrasiert.

Ich überlege immer wieder, ob, wenn man als Schüler Werke deutlich langsamer spielt, man dann großes Befremden empfindet wenn man den eigenen Melodiebogen nicht heraushört ... Das meine ich nicht als Abwehr gegen die für einen selber unerreichbare Virtuosität sondern als Empfindung die mit der eigenen erarbeiteten Fassung in Kontrast steht.

Merci für die Anworten. ich kann hier lernen ...
 
Na ja, klar, der Ton würde dann irgendwie "quietschig", nicht mehr sauber ... ist schwer zu beschreiben, aber hören kann man das auf jeden Fall. Gerade wenn du selber Musikerin bist, wenn auch mit anderen Instrumenten und vermutlich auch das Stück kennst, gehe ich davon aus, dass dir das aufgefallen wäre.

Wenn die Äußerung allerdings von einer Flötistin kommt, macht sie für mich wenig Sinn. Da hat der Begriff "Überblasen" nämlich eigentlich wie schon gesagt, eine ganz feste und keineswegs negative Bedeutung und bezeichnet einfach eine bestimmte Spieltechnik.

Ich überlege immer wieder, ob, wenn man als Schüler Werke deutlich langsamer spielt, man dann großes Befremden empfindet wenn man den eigenen Melodiebogen nicht heraushört ... Das meine ich nicht als Abwehr gegen die für einen selber unerreichbare Virtuosität sondern als Empfindung die mit der eigenen erarbeiteten Fassung in Kontrast steht.

Diese Theorie finde ich schon irgendwie logisch. Gerade durch ein deutlich höheres Tempo und damit verbunden dann meistens auch andere Phrasierung und evtl. Artikulation kann ein Stück ja echt komplett anders wirken, halt gar nicht mehr so, wie das, was man selber inzwischen vielleicht als "richtig" verinnerlicht hat. Aber eine wirkliche Erklärung für die von dir genannte Äußerung bietet das ja auch nicht, oder?
 
Hi,

sehr guter Thread hier, viel wertvolles Wissen gut erklärt...

Mir persönlich hats sehr geholfen, die Tatsache zu verinnerlichen, dass man für die zweite Oktave weniger Luft braucht als für die erste. Der Ansatz (im Sinne von Vorgehensweise), für die zweite Oktave einfach mehr reinzublasen, ist grundlegend falsch und kontraproduktiv, denn dadurch klingen die Töne dann gezerrt, oftmals zu hoch und einfach nicht gut. Eine gut trainierte Kombination aus Stütze und gutem Ansatz ist der Schlüssel zu der Sache. Luvanir hat das wunderbar erklärt, dem gibt's eigentlich nichts hinzuzufügen. Man lernt da auch nie aus, Töne in der dritten Oktave, die vor einem halben Jahr nicht ansprachen, treffe ich jetzt ohne Probleme...und ich spiele nicht mal Böhmflöte, sondern eher so 'ne Art Traversflöte mit Klappen.

Hier noch ein Tipp, den man sich nicht angewöhnen sollte...er sei aber der Vollständigkeit halber erwähnt: wenn die zweite Oktave zu hoch ist: mit dem Kopf etwas nach unten "nicken" und die Flöte lassen wo sie ist, dadurch deckt die Unterlippe das Anblasloch minimal mehr auf und der Winkel des Luftstroms ändert sich minimal - und dadurch wird der Ton tiefer. Sollte man sich aber nicht angewöhnen, da es eben mit etwas Übung - zumindest bei der modernen Böhmflöte - auch ohne diesen Trick geht. ;)

Achja, zum Thema "Töne überblasen" - wie das bei der klassischen Musik ist weiß ich nicht, da kenne ich mich nicht aus. Beim traditionellen irischen Flötenspielstil ist es völlig normal, die erste Oktave bis zum Bersten zu belasten und mit dem Ansatz besonders den ersten Oberton (die Oktave) zu isolieren. Diese Technik ist für den charakteritischen irischen Flötensound verantwortlich.

Gruß,
shib
 
Der Ansatz (im Sinne von Vorgehensweise), für die zweite Oktave einfach mehr reinzublasen, ist grundlegend falsch und kontraproduktiv, denn dadurch klingen die Töne dann gezerrt, oftmals zu hoch und einfach nicht gut.

Das finde ich total wichtig, gut, dass du das nochmal betont hast!:great:

Leider trotzdem ein weit verbreiteter Fehler, weil durch das "fester Blasen" die obere Oktave ja tatsächlich erstmal relativ leicht anspricht. Dass der Ton dann aber in der Regel viel zu hoch ist, nicht gut klingt und außerdem nicht mit den nötigen dynamischen Abstufungen gespielt werden kann, fällt dem Anfänger in der Regel selber zunächst gar nicht auf.
 
Nun, dann werde ich mich - nach so viel guter und kompetenter Antwort - dazu entschließen diese Kritik als für mich z.Zt. "nicht nachvollziehbar" abzulegen ...

Zum Thema Tempo: da hatte ich vergessen zu erwähnen, dass dieselbe Kritikerin das Tempo der Partita als entschieden zu schnell empfand ...

Nun würde mich interessieren, was meine "Antworter" als gute, stimmige, interessante, nachvollziehbare Interpretation dieser Partita empfehlen würden???

By the way: kennt sich hier jemand mit Toru Takemitsu aus? Ich suche mehr Infos zu ihm als Wikipedia gibt, besonders zu seiner Auffassung von Musik, der Flöte und vielleicht zu seinem Werk "Mei".

Merci allen Anwortern!!!
 

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