Rap für Dich (gerne Kritik, Meinungen, macht was draus...)

[Schokotester]

Rap für Dich


Es war einer dieser Tage,

ich war nicht mehr Herr der Lage.

Denn auf ein Mal warst Du da

und irgendwas in mir geschah.


Du hast mich völlig fasziniert,

darum hab ich es riskiert.

Ich hab Gefühle zugelassen

und dafür könnte ich mich hassen.


Noch nie zuvor in meinem Leben

hab ich so viel von mir gegeben.

Du weißt so vieles über mich,

doch wer bin ich – für Dich…?


Du warst weg die ganze Nacht,

ich hab kein Auge zu gemacht.

Von Dir fehlte jede Spur,

wo warst Du nur…?


Du hast es wirklich nie gecheckt,

wie viel bei mir dahinter steckt.

Ich hab Gefühle investiert

und Du hast sie ruiniert…


Ich wollte Dich auf Händen tragen

und Dir so schöne Dinge sagen.

Ich kann Dein Herz nicht mehr erreichen

und sehe nur noch Fragezeichen...


Am Ende kam’s zum großen Knall

und ich war im freien Fall.

Weil sich nur noch alles dreht,

wenn ein Traum zu Ende geht…


Es heißt, „Die Zeit heilt alle Wunden“,

doch ich zähle die Sekunden.

Ich hab mich nie bei Dir beschwert,

denn Du hast mich… die Hoffnung gelehrt…


Hoffnung ist es, was die Welt

tief innen drin zusammen hält.

Ich will wieder neu beginnen,

denn nur wer bereit ist zu verlier’n… kann am Ende gewinnen…


Refrain

Ich bin allein

und denk an Dich.

Hier ist mein

Rap für Dich…

 

[antipasti]

Super Text, wenn man15 ist ...

 

[Schokotester]

Knapp daneben, ich habe den Text für einen 16jährigen geschrieben. Echt wahr !

 

[hrawth]

Antipasti, mir fällt auf, dass deine Kommentare in letzter Zeit etwas bissiger geworden sind...

Ich würd' auch sagen, dass das ein typischer Herzschmerz-Raptext für Teenies ist. Man kann sich alles Mögliche unter den aufgeführten Dingen vorstellen, eine Ansammlung von Allgemeinplätzen also. Für eine Boyband-Hip-Hop-Truppe mit Zielgruppe "Teenies" mag das hinreichen, aber als hochqualitativen Text kann man das kaum bezeichnen. Klar, handwerklich stimmt da alles (bis auf die geringe Länge, aber da wir hier über eine Boyband reden, wird der Rest mit dem Totnudeln des radiotauglichen Refrains, ein bisschen Synthie-Gedudel und dem Abschluss in Form eines Radio-Terz-Refrains gefüllt ). Wenn da mehr Gehalt und mehr Durchschlagskraft rein soll, müssen die Phrasen unbedingt mit etwas Eigenem gefüllt werden.

Also, Schokotester: Bist du bzw. ist dein Auftraggeber mit diesem oberflächlich gehaltenen Text zufrieden, ist ja alles gut. Falls nicht, dann:

Rap für Dich

Es war einer dieser Tage,
ich war nicht mehr Herr der Lage.
Denn auf ein Mal warst Du da
und irgendwas in mir geschah.

- Aha, dem LI geht's also öfter so, dass er sich unsterblich verliebt? Sehr schmeichelhaft für die Angesprochene...
- "Irgendwas" klingt so... unbestimmt und nimmt dem LI die Möglichkeit, genau das zu formulieren, was Angebetete in an sie gerichteten Gedichten und Liedtexten gern hören wollen: die persönliche Note.

Du hast mich völlig fasziniert,
darum hab ich es riskiert.
Ich hab Gefühle zugelassen
und dafür könnte ich mich hassen.

Jaaa, der harte Gangsta hat Gefühle zugelassen - das klingt in diesem Herzschmerz-Text nicht sehr überzeugend.

Noch nie zuvor in meinem Leben
hab ich so viel von mir gegeben.
Du weißt so vieles über mich,
doch wer bin ich – für Dich…?

Hier steckt für mich ein logischer Bruch bzw. eine nicht genutzte Anschlussstelle drin: Normalerweise würde man nach der dritten Zeile erwarten, dass das LI entweder seine wesentlichen guten und schlechten Eigenschaften benennt und dadurch den Text persönlich(er) macht oder dass die vierte Zeile den Gegensatz zum "viel über das LI wissen" enthüllt. Beides passiert hier nicht, stattdessen wird eine Frage aufgenommen, die dem Ganzen einen interessanten Twist geben könnte - ein Ansatz, der danach leider nicht weiter verfolgt wird.

Du warst weg die ganze Nacht,
ich hab kein Auge zu gemacht.
Von Dir fehlte jede Spur,
wo warst Du nur…?

Diese Stelle birgt einiges Potenzial, das in den nachfolgenden Zeilen leider verschenkt wird: Die Sorge, die Eifersucht, die Wut über das Fortbleiben, all das soll sich auf die lasche Frage "Wo warst du nur...?" beschränken? Wirklich, ein hartgesottener Bursche, der so schreibt...

Du hast es wirklich nie gecheckt,
wie viel bei mir dahinter steckt.
Ich hab Gefühle investiert
und Du hast sie ruiniert…

Bei dieser Strophe hat sich mir der Magen umgedreht: "gecheckt" war schon in "Das Modell" von Kraftwerk nicht wirklich cool, obwohl es dort wenigstens semantisch korrekt (im Sinne von "prüfen", "taxieren") verwendet wurde. Außerdem: "Gefühle investiert"/"ruiniert" - ist hier ein Bankkaufmann-Azubi am Werk? Hier nehme ich dem LI den Herzschmerz nicht ab.

Ich wollte Dich auf Händen tragen
und Dir so schöne Dinge sagen.
Ich kann Dein Herz nicht mehr erreichen
und sehe nur noch Fragezeichen...

So was macht man doch vor allem am Anfang einer Beziehung - heißt das, die Kiste war noch gar nicht richtig am Laufen? Dafür lamentiert das LI aber ganz schön heftig rum...

Am Ende kam’s zum großen Knall
und ich war im freien Fall.
Weil sich nur noch alles dreht,
wenn ein Traum zu Ende geht…

- Hierüber möchte ich als Hörer unbedingt mehr wissen: Worin bestand der Knall, was war der Anlass, wie verlief der Streit, flogen Möbelstücke?
- Uäch, schon wieder so ein Allgemeinplatz, mit dem ich neugieriger Hörer abgespeist werde... Und dann auch noch ein fragwürdig arrangierter: Wenn ein Traum zuende geht, dreht sich alles? Klingt für mich verkehrt, ich kenne es eher umgekehrt: Im (Alb)Traum dreht sich alles.

Es heißt, „Die Zeit heilt alle Wunden“,
doch ich zähle die Sekunden.
Ich hab mich nie bei Dir beschwert,
denn Du hast mich… die Hoffnung gelehrt…

Warum "doch"? So wie ich das verstehe, wartet das LI darauf, dass die Zeit seine Wunden heilt, demnach würde hier eher "also" oder "und" passen. Außerdem ist das schon wieder so passiv, das Warten meine ich.

Hoffnung ist es, was die Welt
tief innen drin zusammen hält.
Ich will wieder neu beginnen,
denn nur wer bereit ist zu verlier’n… kann am Ende gewinnen…

- Aaaargh, "innen drin"! Das ist Grundschülerdeutsch, und dann auch noch "tief innen drin", das ist Grundschülervolksmusikdeutsch! Böser Texter, bööööser Texter!
- Ja, was denn nun? Ist Gefühle zeigen nun gut oder schlecht? Hasst sich das LI nicht dafür, Gefühle gezeigt zu haben? Den Hoffnungsschmalz lass mal lieber weg, oder bau den Text in Richtung "Mir geht's schlecht, denn ich wurde enttäuscht, aber man lebt, um zu lernen und zu lieben" um.

Refrain

Ich bin allein
und denk an Dich.
Hier ist mein
Rap für Dich…

Da fehlen mir die Worte. Noch volksmusikalisch platter geht's nicht.

Insgesamt habe ich beim mehrmaligen Lesen festgestellt, dass der Paarreim den Volksmusik-Anstrich immens verstärkt. Gute Raptexte zeichnen sich ja vor allem durch das Herumspielen mit Reimschemata aus; Enjambements und konstanter Wechsel des Reimschemas machen einen guten Teil des Flows aus. Wenn du also einen "echten" Raptext schreiben willst, der nicht nach "Achse Stuttgart/München" klingt, solltest du den Paarreim aufbrechen.

Schlussbemerkung: Nimm meine Kritik bitte nicht persönlich, damit will ich nicht deine lyrischen Kompetenzen anzweifeln, sondern dir nur meine Meinung dazu aufzeigen, was mit dem Text nicht stimmt.

Liebe Grüße
André

 

[antipasti]

Aber ich lag doch nicht falsch. Ich habe es halt nur etwas kürzer formuliert. Weil ich seit kurzem manchmal mit dem Mobiltelefon antworte. Vermutlich liegt es daran. Sollte ich vermutlich nicht machen

 

[Schokotester]

Ich bin hin und her gerissen.
Einerseits... finde ich Eure Ausführungen sehr stark, vor allem die Analyse von hrawth.
Andererseits... Musik ist etwas sehr Emotionales, das birgt immer Fehlerquellen.

(Nachdenklich...) Ihr habt durchaus recht, aber unter diesen Aspekten bekäme wahrscheinlich kein Sender sein Programm für einen Tag voll...

Auf jeden Fall... ein dickes "Dankeschön", ich finde Eure Rückmeldungen sehr mühevoll und kompetent.

 

[antipasti]

Ihr habt durchaus recht, aber unter diesen Aspekten bekäme wahrscheinlich kein Sender sein Programm für einen Tag voll...

Was bei vielen Radiosendern kein großer Verlust wäre.

Spaß beiseite: Es wäre vielleicht hilfreich, wenn du vorher erwähnst, für welchen Zweck und für wen du die Texte schreibst, statt sie wortlos zu posten. Die meisten hier gehen aus, dass die hier geposteten Lyrics für den Eigenbedarf bzw eigene Songs erstellt wurden. Ich habe den Informationsvorteil, zu wissen, dass du eine Website betreibst, wo du Texte für verschiedene Stile und Genres anbietest. Also auch gewisse Klischees bedienst.

Wenn du also gleich dazu schreibst: Dieser Text geht in Richtung Oli P. und ist aus der Sicht und für 15/16jährige mit ersten Liebesproblemen geschrieben, dann würdest du auch zielorientiertere Antworten bekommen. Denn für diesen Zweck taugt der Text durchaus. Aber aus einer neutralen Sichtweise gibt er natürlich weniger her. Denn ein Erwachsener kann damit nicht mehr soviel anfangen.

 

[MamaMuuht]

Hallo Schokotester,

der Text ist süß! Und macht mich neugierig, wer dahinter steckt. Denn ich merke, das er einfach handwerklich gut gemacht ist und zudem echt Zielgruppenorientiert getextet ist. Da ich seit einiger Zeit eine Songtextwerkstatt in einer Schule mache, kann ich Dir versichern, das Du am Herz der Zielgruppe schreibst..
Was schreibst du sonst so? über eine PM würde ich mich freuen.

Der ehemalige Schokotester ( Ich habe jetzt Diabetes) Mama Fettig