Uli
Mod Emeritus
Da sich in letzter Zeit wieder Threads häufen, in denen 'Radiomusik aus dem Combo' oder so ähnlich beklagt wird, habe ich im Folgenden mal ein paar Hintergrundinformationen zu diesem Thema zusammengeschrieben. Wem die Theorie der Enstehung zu mühsam ist oder wer sich nicht dafür interessiert, sei auf den nächsten Post verwiesen, in dem ich dann einige Maßnahmen zur Abhilfe erläutern werde. Ich habe in den letzten 30 Jahren 3-4 'schwere' Fälle dieser Art gehabt, einer an einer älteren (also damals eher neueren) Farfisa-Orgel, die anderen jeweils an Gitarren bzw. Gesangsvestärkern. Immer war die Ursache die Einstrahlung eines KW-Senders (was nicht heißt, daß es auch bei anderen immer diese Ursache sein muß). Die Hintergründe für dieses Phänomen will ich hier etwas beleuchten.
Störungen
Ähnlich wie der Begriff 'Unkraut' eigentlich nur die Pflanzen bezeichnet, die man zufällig gerade nicht im Garten haben will, sind 'Störungen' im Audio-Sektor auch meist nur verstärkte Schwingungen aus einer Quelle, die wir meist weder selbst erzeugen noch in dem Moment wirklich verstärken wollen. Mögliche Störquellen sind sehr vielfältig. Von den Störungen, die bei oberflächlicher Schaltungsentwicklung bereits im Gerät selbst entstehen können einmal abgesehen, dringen Störungen unter bestimmten Voraussetzungen aber auch von außen in Audio-Verstärker ein. Um diese geht es hier.
So kann die Versorgungsspannung bereits Störungen enthalten, die der Verstärker hörbar macht oder einzelne Geräte in der unmittelbaren Umgebung können Störungen erzeugen, was alles aber meist auch für den Laien erklärbar ist. Schwieriger wird es mit der Erklärbarkeit, wenn man glockenklaren Radioempfang aus seinem Gitarrenamp hört und dann auch noch nach einiger Zeit herausfindet, daß es sich nicht z.B. um den 20km entfernten Regionalsender handelt, sondern um den 2000km entfernten Sender von Radio Moskau.
Nun wird an dieser Stelle häufig angeführt, daß sich bei passender Frequenz das Radiosignal auf die als Antenne fungierenden Gitarrenkabel legt, was aber nicht erklärt, warum es dann sofort hörbar ist (eigentlich braucht man doch für ein Radio mehr als nur eine Antenne ) bzw. weshalb es das bei Radio Moskau tut, aber nicht bei meinem Ortssender, dessen Feldstärke hier meist sogar meßbar höher ist, bzw den tausenden von Funksignalen, die an der gleichen Stelle anliegen, angefangen von etlichen Handynetzen bis hin zu Fernsehsendern (analog oder auch digital).
Die Länge des Kabels würde von der Wellenlänge Lambda her auf etliche Sender passen, zumal sich diese Antennenlänge ohnehin nur auf den optimalen Empfang bezieht. Würde für jeden Sender eine genaue Antennenanpassung erforderlich sein, müßte ich ja an meinem Kofferradio bei jedem Senderwechsel die Teleskopantenne ein Stück rein- oder rausbewegen, was natürlich nicht erforderlich ist, wie jeder weiß.
Wenn wir einmal exakt diesen häufig berichteten Fall betrachten, in dem über fremdsprachige Sender berichtet wird, so sind dabei neben verschiedenen anderen Parametern vor allem zwei Kriterien von besonderer Bedeutung:
Modulation
Mit dem Begriff Modulation bezeichnet man die Art und Weise, wie man senderseitig das Nutzsignal (Sprache oder Musik) auf die abgestrahlte Trägerwelle bekommt. Das ist auf mehrere Arten möglich, die sich in der Komplexität des Verfahrens unterscheiden - und daher auch im Aufwand für das Demodulationsverfahrens beim späteren Empfänger.
Während bis in die 70er Jahre auf Radiogeräten in Deutschland als Wellenbezeichnungen noch überwiegend LW, MW, KW bzw UKW gebräuchlich waren, hat sich mittlerweile fast überall die amerikanische Bezeichnung durchgesetzt, die nicht nach Wellenlänge, sondern nach Modulationsart unterscheidet: AM (Amplitudenmodulation) für Lang-, Mittel- und Kurzwelle, sowie FM (Frequenzmodulation) für die Ultrakurzwelle. Hierzulande haben amplitudenmodulierte Sender stark an Bedeutung verloren, weil praktisch überall die durch die höhere Bandbreite viel klareren UKW-Sender empfangbar sind. In größeren Ländern der Erde, z.B. in weiten Teilen der USA, sind dagegen die AM-Sender (hauptsächlich Mittelwelle) durchaus verbreitet, da die Reichweite von UKW-Sendern den Ausbau nur in den Städten und Ballungsgebieten attraktiv macht. Eine genaue Erklärung der beiden Modulationsarten AM und FM (es gibt auch noch weitere) würde hier in einem anfängerkompatiblen Aufsatz zu weit führen, weshalb ich es so weit vereinfachen will, daß die (zuerst erfundene) Amplitudenmodulation ein vergleichsweise einfaches technisches Verfahren ist, um eine Information (Sprache, Musik) auf eine Trägerwelle zu bekommen, während die Frequenzmodulation da schon wesentlich komplizierter ist. Auf der Wiki-Seite zur AM ist eine recht anschauliche Animation, die den prinzipiellen Unterschied von AM und FM deutlich macht, des Rest des Artikels ist imho nicht wirklich anfängertauglich.
Wegen der technischen Einfachheit der Amplitudenmodulation (mit einer der Gründe, weshalb das Verfahren bis heute überlebt hat) ist auch im Umkehrschluß die Demodulation eines solchen Signales sehr einfach, etwas überspitzt gesagt: man kann es mit dem nassen Finger empfangen und mit einfachsten Mitteln hörbar machen. Wer sich z.B. fürs Radiobasteln interessiert, lernt als eine der ersten Schaltungen den sog. Detektor-Empfänger kennen. Da man als Konsument heutiger Elektronik weiß, daß in fast jedem technischen Gerät irgendwo eine Batterie steckt, ist es für den Bastelanfänger eine der verblüffendsten Feststellungen, daß solch ein Detektor-Empfänger völlig ohne Stromzufuhr auskommt und man trotzdem im Kopfhörer Radiosender hören kann. Er stellt mit drei Bauteilen (Diode, Kondensator, Spule) die einfachste Version eines AM-Demodulators dar, eigentlich bräuchte man sogar nur die Diode dafür, um zusammen mit einem hochohmigen Kopfhörer Radiosignale zu hören, allerdings wäre dieser 'Empfänger' dann nicht durchstimmbar. Wer in dieser Richtung weiterforschen will, sei auf die inzwischen zahlreichen Seiten im Web verwiesen, eine davon z.B. hier.
Im Wiki-Artikel über Detektor-Empfänger wird in dem Absatz über den ersten Kristall-Detektor klar, wie einfach es sein kann, den zur Demodulation eines AM-Signals erforderlichen Gleichrichter-Effekt zu erzeugen:
Aber wo kommt jetzt ausgerechnet ein fremdsprachiges Signal her, wo ich doch genug einheimische Sender um mich herum habe?
Ein wenig Wellenausbreitung
Die Funkwellen jedes der oben erwähnten Frequenzbereiche haben ihre eigenen Ausbreitungseigenschaften. Langwelle breitet sich z.B. nur als Bodenwelle aus und deckt einen Bereich bis ca. 1000km ab (ein Grund, weshalb sich zB Funkuhren im USA-Urlaub nicht mit dem DCF-Signal synchronisieren können, es reicht einfach nicht so weit!). Kurzwelle hingegen breitet sich überwiegend als Raumwelle aus, d.h. sie wird (meist mehrfach) zwischen der Erdoberfläche und der Ionosphäre (mehreren leitenden Schichten in ca. 70-400 km Höhe) reflektiert. Zwischen den Reflexionspunkten, in der sog. toten Zone, ist das Signal nicht zu empfangen:
Die Bodenwelle (1) funktioniert in 'Sichtverbindung' und folgt in geringem Maße der Erdkrümmung. Die Raumwelle (2) hingegen trifft nach Reflexion an der Ionosphäre erst sehr viel später wieder auf die Erdoberfläche.
Je nach Jahres- und Tageszeit sowie der Sonnenfleckenaktivität wird das Signal auch manchmal nicht von den ersten Ionosphären-Schichten (D und E-Schicht) reflektiert, sondern erst von den höher gelegenen (den F-Schichten), wo es durchaus mehrmals reflektiert werden kann, bis es wieder zur Erde zurückgeworfen wird.
Dadurch werden ungeheure Reichweiten für Kurzwellensender möglich, die auch relativ unabhängig von der Senderstärke sind.
Kommerziell werden daher Radiosendungen, die die ganze Welt erreichen sollen, meist über Kurzwelle abgestrahlt. Das macht übrigens auch unsere Deutsche Welle, nur sind wir selbst hier in Deutschland da viel zu dicht dran, deren Reflexionssignal trifft erst in ein paar tausend km wieder auf die Erde. Aber für ausländische Sender in ein paar tausend Kilometern Entfernung stehen wir goldrichtig, um besonders abends solche Sender auf Kurzwelle empfangen zu können. (Der Grad der Ionisierung und somit das Reflexionsvermögen der einzelnen Ionosphärenschichten ist sehr stark von der Tageszeit bzw der Sonneneinstrahlung abhängig, siehe Grafik)
Natürlich könnte auch ein benachbarter CB-Funker die Ursache des Übels sein, er sendet ja auch auf Kurzwelle (27MHz) und meist amplitudenmoduliert. Sein Signal wäre eine der wenigen Ausnahmen, wo es kein reflektiertes, sondern ein direktes Signal ist, was aber inzwischen extrem selten geworden ist, seit es Handies gibt und das 70cm-Band für den Jedermann-Funk freigegeben wurde.
Mehrmals habe ich bereits die 'Erklärung' gelesen, daß ein UKW-Signal von zB 144MHz in etwa eine Wellenlänge von 2m hat (was stimmt), weshalb mein 2m langes Gitarrenkabel dann für dieses Signal eine Antenne ist, und ich deshalb diesen Sender höre (was völliger Blödsinn ist). Nicht daß dem Schlaumeier ja zumindest hätte auffallen müssen, daß es oft orientalische Musik oder russische Sprache ist, die es hier auf den lokalen UKW-Sendern kaum gibt und die Reichweite von UKW-Sendern (Ausbreitung praktisch wie Licht) ist vergleichsweise gering. Einen russischen UKW-Sender hier hören zu können ist praktisch unmöglich, er müßte einen kilometerhohen Sendemast und wegen der hohen Dämpfung eine unglaubliche Leistung haben, denn Signale in diesem Frequenzbereich werden nicht von der Ionosphäre reflektiert, das ist (fast) ausschließliches Privileg der Kurzwelle. Außerdem ist ja mit dem bloßen Vorhandensein von Signal und Antenne noch lange nichts zu hören, es muß ja auch noch genau dieses eine Signal demoduliert werden (und keines der anderen tausend, die ebenfalls im Raum sind), das ich gerade (mit meinem eingestellten Radiosender) hören will. Dazu kommt, daß UKW-Sender hierzulande immer frequenzmoduliert sind, weshalb für deren Demodulation deutlich mehr Aufwand getrieben werden müßte als mit meinem primitiven AM-Detektor. Eine 'zufällige' FM-Demodulation an irgendwelchen Bauteilen mit halbwegs passenden Werten findet daher nicht statt.
Zusammenfassend
kann also festgehalten werden, daß Radiosender im Amp in den meisten Fällen ihre Ursache in amplitudenmodulierten Kurzwellensendern haben, deren 'Empfangsqualität' auch sehr je nach Tageszeit schwanken kann. Wenn zufällig alle Begleitumstände wie Signalfrequenz, 'Antennenlänge' etc passen, gelangt ihr Signal meist durch eines der angeschlossenen Kabel ins Gerät, wo es zB an Bauelementen der Vorstufe demoduliert und von der nachfolgenden Endstufe verstärkt wird.
In seltenen Fällen kann es sicher auch andere Ursachen haben aber oft kann man auch gewisse Maßnahmen dagegen ergreifen, worauf ich in meinem nächsten Post eingehen werde. Den werde ich allerdings möglicherweise erst nächste Woche liefern können, falls überhaupt Interesse an diesem Thema besteht.
Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Amplitudenmodulation
http://www.radio-electronics.com/info/receivers/am_demod/diode_am_demod.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Detektor-Empfänger
Störungen
Ähnlich wie der Begriff 'Unkraut' eigentlich nur die Pflanzen bezeichnet, die man zufällig gerade nicht im Garten haben will, sind 'Störungen' im Audio-Sektor auch meist nur verstärkte Schwingungen aus einer Quelle, die wir meist weder selbst erzeugen noch in dem Moment wirklich verstärken wollen. Mögliche Störquellen sind sehr vielfältig. Von den Störungen, die bei oberflächlicher Schaltungsentwicklung bereits im Gerät selbst entstehen können einmal abgesehen, dringen Störungen unter bestimmten Voraussetzungen aber auch von außen in Audio-Verstärker ein. Um diese geht es hier.
So kann die Versorgungsspannung bereits Störungen enthalten, die der Verstärker hörbar macht oder einzelne Geräte in der unmittelbaren Umgebung können Störungen erzeugen, was alles aber meist auch für den Laien erklärbar ist. Schwieriger wird es mit der Erklärbarkeit, wenn man glockenklaren Radioempfang aus seinem Gitarrenamp hört und dann auch noch nach einiger Zeit herausfindet, daß es sich nicht z.B. um den 20km entfernten Regionalsender handelt, sondern um den 2000km entfernten Sender von Radio Moskau.
Nun wird an dieser Stelle häufig angeführt, daß sich bei passender Frequenz das Radiosignal auf die als Antenne fungierenden Gitarrenkabel legt, was aber nicht erklärt, warum es dann sofort hörbar ist (eigentlich braucht man doch für ein Radio mehr als nur eine Antenne ) bzw. weshalb es das bei Radio Moskau tut, aber nicht bei meinem Ortssender, dessen Feldstärke hier meist sogar meßbar höher ist, bzw den tausenden von Funksignalen, die an der gleichen Stelle anliegen, angefangen von etlichen Handynetzen bis hin zu Fernsehsendern (analog oder auch digital).
Die Länge des Kabels würde von der Wellenlänge Lambda her auf etliche Sender passen, zumal sich diese Antennenlänge ohnehin nur auf den optimalen Empfang bezieht. Würde für jeden Sender eine genaue Antennenanpassung erforderlich sein, müßte ich ja an meinem Kofferradio bei jedem Senderwechsel die Teleskopantenne ein Stück rein- oder rausbewegen, was natürlich nicht erforderlich ist, wie jeder weiß.
Wenn wir einmal exakt diesen häufig berichteten Fall betrachten, in dem über fremdsprachige Sender berichtet wird, so sind dabei neben verschiedenen anderen Parametern vor allem zwei Kriterien von besonderer Bedeutung:
- Die Modulationsart des Signals und
- die Eigenschaften der Ionosphäre in Bezug auf die Wellenausbreitung.
Modulation
Mit dem Begriff Modulation bezeichnet man die Art und Weise, wie man senderseitig das Nutzsignal (Sprache oder Musik) auf die abgestrahlte Trägerwelle bekommt. Das ist auf mehrere Arten möglich, die sich in der Komplexität des Verfahrens unterscheiden - und daher auch im Aufwand für das Demodulationsverfahrens beim späteren Empfänger.
Während bis in die 70er Jahre auf Radiogeräten in Deutschland als Wellenbezeichnungen noch überwiegend LW, MW, KW bzw UKW gebräuchlich waren, hat sich mittlerweile fast überall die amerikanische Bezeichnung durchgesetzt, die nicht nach Wellenlänge, sondern nach Modulationsart unterscheidet: AM (Amplitudenmodulation) für Lang-, Mittel- und Kurzwelle, sowie FM (Frequenzmodulation) für die Ultrakurzwelle. Hierzulande haben amplitudenmodulierte Sender stark an Bedeutung verloren, weil praktisch überall die durch die höhere Bandbreite viel klareren UKW-Sender empfangbar sind. In größeren Ländern der Erde, z.B. in weiten Teilen der USA, sind dagegen die AM-Sender (hauptsächlich Mittelwelle) durchaus verbreitet, da die Reichweite von UKW-Sendern den Ausbau nur in den Städten und Ballungsgebieten attraktiv macht. Eine genaue Erklärung der beiden Modulationsarten AM und FM (es gibt auch noch weitere) würde hier in einem anfängerkompatiblen Aufsatz zu weit führen, weshalb ich es so weit vereinfachen will, daß die (zuerst erfundene) Amplitudenmodulation ein vergleichsweise einfaches technisches Verfahren ist, um eine Information (Sprache, Musik) auf eine Trägerwelle zu bekommen, während die Frequenzmodulation da schon wesentlich komplizierter ist. Auf der Wiki-Seite zur AM ist eine recht anschauliche Animation, die den prinzipiellen Unterschied von AM und FM deutlich macht, des Rest des Artikels ist imho nicht wirklich anfängertauglich.
Wegen der technischen Einfachheit der Amplitudenmodulation (mit einer der Gründe, weshalb das Verfahren bis heute überlebt hat) ist auch im Umkehrschluß die Demodulation eines solchen Signales sehr einfach, etwas überspitzt gesagt: man kann es mit dem nassen Finger empfangen und mit einfachsten Mitteln hörbar machen. Wer sich z.B. fürs Radiobasteln interessiert, lernt als eine der ersten Schaltungen den sog. Detektor-Empfänger kennen. Da man als Konsument heutiger Elektronik weiß, daß in fast jedem technischen Gerät irgendwo eine Batterie steckt, ist es für den Bastelanfänger eine der verblüffendsten Feststellungen, daß solch ein Detektor-Empfänger völlig ohne Stromzufuhr auskommt und man trotzdem im Kopfhörer Radiosender hören kann. Er stellt mit drei Bauteilen (Diode, Kondensator, Spule) die einfachste Version eines AM-Demodulators dar, eigentlich bräuchte man sogar nur die Diode dafür, um zusammen mit einem hochohmigen Kopfhörer Radiosignale zu hören, allerdings wäre dieser 'Empfänger' dann nicht durchstimmbar. Wer in dieser Richtung weiterforschen will, sei auf die inzwischen zahlreichen Seiten im Web verwiesen, eine davon z.B. hier.
Im Wiki-Artikel über Detektor-Empfänger wird in dem Absatz über den ersten Kristall-Detektor klar, wie einfach es sein kann, den zur Demodulation eines AM-Signals erforderlichen Gleichrichter-Effekt zu erzeugen:
Das ist auch ein erster Hinweis, wie leicht in einem Gerät eine (unbeabsichtigte) AM-demodulation erfolgen kann, was immer dann störend werden kann, wenn zufällig in dem Gerät auch noch ein NF-Verstärker verbaut ist, denn wenn z.B. mein Toaster an irgendwelchen schlechten Kontaktübergängen ein mit seinem passend langen Netzkabel empfangenes AM-Signal demoduliert, passiert ja nichts weiter, weil ich es nicht höre.Wikipedia schrieb:...indem man z. B. ein rostiges Blech als einen Pol nimmt und als anderen Pol einen Graphit-Bleistift, den man mit einer selbstgewickelten Drahtspirale als Feder auf dieses Blech drückt
Aber wo kommt jetzt ausgerechnet ein fremdsprachiges Signal her, wo ich doch genug einheimische Sender um mich herum habe?
Ein wenig Wellenausbreitung
Die Funkwellen jedes der oben erwähnten Frequenzbereiche haben ihre eigenen Ausbreitungseigenschaften. Langwelle breitet sich z.B. nur als Bodenwelle aus und deckt einen Bereich bis ca. 1000km ab (ein Grund, weshalb sich zB Funkuhren im USA-Urlaub nicht mit dem DCF-Signal synchronisieren können, es reicht einfach nicht so weit!). Kurzwelle hingegen breitet sich überwiegend als Raumwelle aus, d.h. sie wird (meist mehrfach) zwischen der Erdoberfläche und der Ionosphäre (mehreren leitenden Schichten in ca. 70-400 km Höhe) reflektiert. Zwischen den Reflexionspunkten, in der sog. toten Zone, ist das Signal nicht zu empfangen:
Die Bodenwelle (1) funktioniert in 'Sichtverbindung' und folgt in geringem Maße der Erdkrümmung. Die Raumwelle (2) hingegen trifft nach Reflexion an der Ionosphäre erst sehr viel später wieder auf die Erdoberfläche.
Je nach Jahres- und Tageszeit sowie der Sonnenfleckenaktivität wird das Signal auch manchmal nicht von den ersten Ionosphären-Schichten (D und E-Schicht) reflektiert, sondern erst von den höher gelegenen (den F-Schichten), wo es durchaus mehrmals reflektiert werden kann, bis es wieder zur Erde zurückgeworfen wird.
Dadurch werden ungeheure Reichweiten für Kurzwellensender möglich, die auch relativ unabhängig von der Senderstärke sind.
Kommerziell werden daher Radiosendungen, die die ganze Welt erreichen sollen, meist über Kurzwelle abgestrahlt. Das macht übrigens auch unsere Deutsche Welle, nur sind wir selbst hier in Deutschland da viel zu dicht dran, deren Reflexionssignal trifft erst in ein paar tausend km wieder auf die Erde. Aber für ausländische Sender in ein paar tausend Kilometern Entfernung stehen wir goldrichtig, um besonders abends solche Sender auf Kurzwelle empfangen zu können. (Der Grad der Ionisierung und somit das Reflexionsvermögen der einzelnen Ionosphärenschichten ist sehr stark von der Tageszeit bzw der Sonneneinstrahlung abhängig, siehe Grafik)
Natürlich könnte auch ein benachbarter CB-Funker die Ursache des Übels sein, er sendet ja auch auf Kurzwelle (27MHz) und meist amplitudenmoduliert. Sein Signal wäre eine der wenigen Ausnahmen, wo es kein reflektiertes, sondern ein direktes Signal ist, was aber inzwischen extrem selten geworden ist, seit es Handies gibt und das 70cm-Band für den Jedermann-Funk freigegeben wurde.
Mehrmals habe ich bereits die 'Erklärung' gelesen, daß ein UKW-Signal von zB 144MHz in etwa eine Wellenlänge von 2m hat (was stimmt), weshalb mein 2m langes Gitarrenkabel dann für dieses Signal eine Antenne ist, und ich deshalb diesen Sender höre (was völliger Blödsinn ist). Nicht daß dem Schlaumeier ja zumindest hätte auffallen müssen, daß es oft orientalische Musik oder russische Sprache ist, die es hier auf den lokalen UKW-Sendern kaum gibt und die Reichweite von UKW-Sendern (Ausbreitung praktisch wie Licht) ist vergleichsweise gering. Einen russischen UKW-Sender hier hören zu können ist praktisch unmöglich, er müßte einen kilometerhohen Sendemast und wegen der hohen Dämpfung eine unglaubliche Leistung haben, denn Signale in diesem Frequenzbereich werden nicht von der Ionosphäre reflektiert, das ist (fast) ausschließliches Privileg der Kurzwelle. Außerdem ist ja mit dem bloßen Vorhandensein von Signal und Antenne noch lange nichts zu hören, es muß ja auch noch genau dieses eine Signal demoduliert werden (und keines der anderen tausend, die ebenfalls im Raum sind), das ich gerade (mit meinem eingestellten Radiosender) hören will. Dazu kommt, daß UKW-Sender hierzulande immer frequenzmoduliert sind, weshalb für deren Demodulation deutlich mehr Aufwand getrieben werden müßte als mit meinem primitiven AM-Detektor. Eine 'zufällige' FM-Demodulation an irgendwelchen Bauteilen mit halbwegs passenden Werten findet daher nicht statt.
Zusammenfassend
kann also festgehalten werden, daß Radiosender im Amp in den meisten Fällen ihre Ursache in amplitudenmodulierten Kurzwellensendern haben, deren 'Empfangsqualität' auch sehr je nach Tageszeit schwanken kann. Wenn zufällig alle Begleitumstände wie Signalfrequenz, 'Antennenlänge' etc passen, gelangt ihr Signal meist durch eines der angeschlossenen Kabel ins Gerät, wo es zB an Bauelementen der Vorstufe demoduliert und von der nachfolgenden Endstufe verstärkt wird.
In seltenen Fällen kann es sicher auch andere Ursachen haben aber oft kann man auch gewisse Maßnahmen dagegen ergreifen, worauf ich in meinem nächsten Post eingehen werde. Den werde ich allerdings möglicherweise erst nächste Woche liefern können, falls überhaupt Interesse an diesem Thema besteht.
Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Amplitudenmodulation
http://www.radio-electronics.com/info/receivers/am_demod/diode_am_demod.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Detektor-Empfänger
- Eigenschaft