Quena aus Knochen kleben

  • Ersteller drahekke
  • Erstellt am
D
drahekke
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
25.06.13
Registriert
30.12.05
Beiträge
131
Kekse
0
Hallo,
irgendwie ist da was schief gelaufen:
Ich hab mir bei einem Bolivianischen Instrumentenbauer eine Quena (Kerbflöte) aus Alpakaknochen bestellt (in der Steinzeit haben sie ja auch auf Knochen geflötet, hab ich mir sagen lassen).
Jetzt kam sie: Ziemlich schwer, wesentlich schwerer als die Holzquenas, die ich schon habe. Mit Metallringen, auch am Mundstück mit Metall verstärkt. Die Intonation war gut. Soweit okay. Aber sie roch - nach Urin. Hab sie in lauwarmem Wasser gespült, klar. War aber nicht weg, der Geruch.
Hab drauf gespielt, war okay. Das cis muss anders gegriffen werden als bei meiner Holzquena. Auch o.k.. Man lernt dazu, man ist flexibel.
Am nächsten Tag versuch ich zu spielen, da kommt kein Ton mehr raus. Ich schau das Ding an, da hat es einen Längsriss im 2. Segment (es sind vier Knochenstücke aneinandergesetzt). Da kam mir die Anweisung des Instrumentenbauers wieder in den Sinn: immer trocknen nach dem Spielen.
Hatte nicht gedacht, dass es so ernst ist. Weiß noch nicht, wie es weitergeht.
Um eine Erfahrung reicher
drahekke
 
Eigenschaft
 
Hi,

Zitat drahekke: ........Quena (Kerbflöte) aus Alpakaknochen bestellt (in der Steinzeit haben sie ja auch auf Knochen geflötet, hab ich mir sagen lassen)............. Aber sie roch - nach Urin.

vielleicht war es ein Knochen nahe der Blase?:)

Ein interessanter Beitrag und sicherlich nicht jedermanns Sache. Ich dachte immer, die sind aus Bambus bzw. harten Hölzern?
Ein Foto wäre noch interessant. Sicherlich lässt sich so ein Riss reparieren, denke ich. Vielleicht mit Kunstharz oder dieser Powerknete aus dem Baumarkt?

Viele Grüße
 
Hi Leute,

ich hab n bischen recherchiert. Urin wurde in der Stoffindustrie auch zum Bleichen verwendet.
Über Knochen-Bleichung hab ich nix gefunden, aber ich halte es für möglich, daß das dort auch
verwendet wird. Bei der Vergärung von Urin entsteht Ammoniak. Ammoniak als geringe Zugabe
zu Wasserstoffperoxyd verstärkt die Bleich-Wirkung.

Unter Umständen kann der Knochen durch so eine Behandlung spröde werden und Spannungen
aufbauen, die dann zu Rißbildungen führen.

Aber ich bin kein Experte, hab nur n bischen nachgeforscht ;)


cheers, fiddle
 
Hallo,
das mit dem Bleichen könnte evt. stimmen. Die Flöte sieht aus wie glattes Elfenbein, cremeweiß mit nur leichter Marmorierung.

Der Instrumentenbauer hat sich inzwischen gemeldet und ist auf das Geruchsproblem nicht eingegangen.
Der Riss sei mit Sekundenkleber zu beheben.

Ich frage mich natürlich wie, denn durch das Trocknen der Flöte ist der Riss jetzt nur noch ganz fein.
Man merkt aber beim Spielen, dass die tiefen Töne nicht so leicht kommen und auch nur schwach, weil eben die Flöte nicht ganz dicht ist.
Wenn ich drauf spiele öffnet sich der Riss ja vielleicht wieder stärker. Soll ich vielleicht dann kleben, wenn der Riss breit ist?

Vielleicht kann mir da jemand einen Rat geben? Die Kommunikation mit dem Instrumentenbauer ist offenbar nicht leicht, weil Englisch nicht seine Muttersprache ist.

Gruß
drahekke
 
Hallo drahekke,

bin leider kein Bläser-Fachmann (komme aus der Gitarren Fraktion) aber zwei Fragen würden mich brennend interessieren:

Wie kommt man zu einem bolivianischen Instrumentenbauer?
Wieso schickst du ihm das Instrument nicht einfach zurück und "forderst" Ersatz?

Entschuldigung dass ich dir bei deinem Problem nicht helfen kann.

Lg,
Bacctus
 
Hi Bacctus,

die Frage ist nicht schwer zu beantworten: Quena ist ein lateinamerikanisches Instrument, das in vor allem in Peru und Bolivien gespielt wird. Meine Erfahrungen mit europäischen Nachbauten und sog. Verbesserungen waren so, dass ich doch lieber ein Instrument von dort haben wollte.

Ich habe eine gute Quena aus Bolivien, die hat ein Knochenmundstück. Das hat auch den Vorteil, dass man es verträgt. Eine andere ist ganz aus lackiertem Holz, und ich habe gleich einen Ausschlag bekommen von dem Lack.

Die Quenas, die bei Ebay so angeboten werden, sind relativ billig und qualitativ nicht immer gut, auch wenn sie als Profi-Instrumente verkauft werden. Ich wollte mal was besseres, deshalb dieser Kauf. Das Instrument war ja auch wirklich gut, nur das Material...

Zurückschicken wäre möglich, muss ich noch überlegen. Der Instrumentenbauer ist auf dem Standpunkt, dass die Flöte durch unsachgemäße Behandlung kaputt gegangen ist. Er hatte mich ja gewarnt.

Gruß drahekke
 
...Ich frage mich natürlich wie, denn durch das Trocknen der Flöte ist der Riss jetzt nur noch ganz fein.

Den Tip "Sekundenkleber" findest Du auch vom Holzflötenbauer in einem anderen Fall:
https://www.musiker-board.de/floeten-forum-brass/426313-riss-altblockfloete.html#post5206519

Man kann davon ausgehen, dass die Klebstelle trocken sein sollte. Der Riss wird für die Reparatur mit einer feinen Klinge (Cutter, Skalpell) mit Gefühl geweitet und nach dem Einbringen des Klebers für die Trocknung zusammengespresst.
 
Danke für die Tips,
ich hab das Problem so gelöst, dass ich den Spalt in feuchtem Zustand mit Nadeln und Zahnstochern offengehalten habe, dann geföhnt und trocknen lassen, und dann Sekundenkleber in den Riss.
Weil der Riss so lang ist, ist es mir nicht gelungen, durch Pressen den Riss wieder ein Stück zu schließen, wie ich wollte, - der Kleber war schneller. Aber das ist nur ein Schönheitsfehler. Der Riss ist dicht, die Flöte spielt.
Allerdings ist schon wieder ein weiterer ganz feiner Riss aufgetreten, der sich aber noch nicht spürbar auf den Ton auswirkt.
Soviel zum Stand der Dinge.
 
Zum Thema Sekundenkleber gibt es ein paar interessante Aspekte bei Wikipedia, reines Aceton bekommst Du in der Apotheke.

Vielleicht ist das Zeug doch nicht so ideal. Ponal Express ließe dir genug Zeit zum richten, pressen und versäubern. Ist es einmal durchgetrocknet, bliebe die Verbindung fest. Allerdings weiss ich nicht, ob es für Risse in Knochenflöten angebracht ist, aber vielleicht wissen das shibboleth oder fiddle.

Hier werden Quenas mit Nitrocellusose-Lack behandelt: http://www.unmundodebambu.com.ar/consejosi.htm
 
Also Ponal hält wie die meisten Holzleime nur, wenn er richtig fest zusammengepresst wird...und da hätte ich Angst, dass der Knochen splittert. Ich würde dafür schon Sekundenkleber nehmen, und zwar den flüssigen, nicht das Gel (gibt beides im Baumarkt). Der hat die angenehme Eigenschaft, ähnlich wie beim Löten durch die Kapillarwirkung in kleinste Spalten "gezogen" zu werden. Dazu einfach eine "Naht" Kleber über den Riss geben (vorsicht, der flüssige Sekundenkleber heißt nicht nur so, also Instrument gerade halten). Man kann auch nachhelfen, indem man die Flöte an einer Seite zustöpselt (Reagenzglaskorken o.ä.), alle Löcher zuhält und dann kurz (!) ohne Lungeneinsatz (!!!!), sondern nur mit den Backen am Mundstück saugt. Durch den Unterdruck im Innern der Flöte wird der Kleber dann in den Riss reingezogen. Das geht sogar, wenn der Riss für's Auge zu ist und man ihn nur sieht, aber nicht erfühlen kann. Man sieht dann auf der Klebernaht, wo besonders viel reinging, und kann dann da ggf. nochmal was auftragen und die Prozedur wiederholen. Wenn der Riss "voll" ist, trocknen lassen - dauert länger als eine Sekunde, warte zur Sicherheit einige Stunden. Hinterher dann beischleifen, ggf. mit Stahlwolle und/oder Polierpaste drüber um das Finish zu treffen und deine Flöte sieht aus wie neu.

Zum Geruchsproblem: ist bekannt...schon mal Horn oder Elfenbein gedrechselt? :rolleyes: nicht schön. Aber helfen tut meiner Erfahrung nach nichts, wenns müffelt, dann müffelts. Deswegen arbeite ich nicht mit Horn, Knochen oder Elfenbein (letzteres auch aus anderen Gründen).

Du könntest versuchen, irgendwie das komplette Instrument mit Bienenwachs oder Paraffin zu überziehen/zu imprägnieren, dazu das Zeug in einem Topf einschmelzen bis es klar ist (nicht kochen!), Flöte rein, ne Weile drin lassen (bloß nicht kochen!), rausnehmen, sorgfältig abwischen (innen und außen) und dann beten. So imprägniert man Blockflöten aus porösem Holz (Ahorn, Birne) und auch Trinkhörner für Metfreunde werden so (mehr oder weniger) lebensmittelecht gemacht. Die Hörner, die ich so bisher unter der Nase hatte, stinken aber trotzdem nach totem Tier...und ich übernehme keinerlei Garantie für etwaige Schäden!
 
Danke nochmal für die Tips und den Link!
Das mit dem Geruch ist zwar nicht schön, aber man kann das einfach nicht so sehr beachten...
Als nächstes will ich mal bei der Quena mit dem Giftlack auf das Mundstück, soweit es mit der Haut in Berührung kommt, einen hautverträglichen Lack aufbringen.

Grüße drahekke
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben