[Psychologie] Ich mag meine eigene Stimme nicht

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Das ist zum einen ein Thema von dem ich selbst direkt betroffen bin, zum anderen kenne ich das Phänomen auch von anderen Künstlern aus meinem Studio (Stichwort Mikrofonangst). Da ich hier bisher keinen (halbwegs aktuellen) Thread dazu finden konnte, will ich das Problem mal neu aufrollen.

Zu meinem eigenen Fall: Ich habe vor rund 20 Jahren noch zu Schulzeiten im Chor gesungen, wurde nach dem Vorsingen direkt mit bravour in die erste Stimme eingeordnet. In dem Rahmen habe ich etwa 1 1/2 Jahre lang regelmäßig nicht nur Chor- sondern auch Einzelstunden bekommen und obwohl mir die Art der Musik nicht gefallen hat durchaus sehr viel dabei gelernt.
Aber dann irgendwann habe ich mal (noch mit dem allgegenwärtigen Kassettenrekorder) Einzelaufnahmen meiner eigenen Stimme gehört, und mir ist seither jegliche Lust vergangen wieder zu singen, außer vielleicht mal unterwegs im Auto in einem Anflug von überschwappender Euphorie.
Wenn ich heute meine eigene Stimme beurteilen müsste würde ich direkt heraus sagen, ich klinge noch heute fast wie ein 17 jähriger Tenor, und ich kann mich mit dieser Tatsache so garnicht anfreunden. Andererseits ist die Stimme immernoch das Instrument, dass ich am ehesten beherrsche, wenngleich auch aufgrund jahrelanger Vernachlässigung keine Reserven antrainiert sind. Ich kann Künstler, die bei mir aufnehmen, durchaus coachen und ihre Qualitäten und Schwächen innerhalb von Sekunden beurteilen, aber manchmal denke ich, wenn ich es nicht selbst vormachen kann/möchte, ist meine Glaubwürdigkeit sicherlich hin und wieder zweifelhaft.
-Was wäre nun euer Ratschlag, wie ich mich mit meiner Stimme wieder anfreunden könnte?
-Ist es überhaupt sinnvoll, oder sollte ich die Dinge hinnehmen wie sie sind und mich auf andere Qualitäten konzentrieren (so mache ich es seither, aber manchmal holt mich das Unbehagen mit der Stimme doch wieder ein)?
-Wieviel könnten ein paar regelmäßige Übungen an der Situation wirklich verbessern?
 
Eigenschaft
 
Dass die eigene Stimme, wenn man sie das erste Mal "von außen" hört, einen sehr erschrecken kann, ist vollkommen normal. Ich glaub mal, hier dürfte es niemanden geben, dem das nicht passiert ist (wär eigentlich mal eine Umfrage wert :)).

Ich habe mir das erste Mal gedacht, was soll's, ich muss es ja nicht anhören (den anderen hatte es wohl gefallen). Inzwischen habe ich dermaßen viel gehört von mir, weil ich meine Stimmbildungsstunden aufnehme und überhaupt zur Kontrolle viel aufnehme, außerdem derzeit viel, viel Lernstoff aufnehme und wieder anhöre, dass ich meine Stimme richtig liebgewonnen habe.

Und hey, ab einem gewissen Alter ist es recht angenehm, sich jugendlicher anzuhören, als mensch eigentlich ist ;) Mir geht es jedenfalls so.

Mich würde ja mal eine Hörprobe von Dir interessieren. Wenn Du im Chor erfolgreich warst, kann die Stimme je ned so übel sein, objektiv gesehen. Btw, Kassettenrecorder verbessern den Klang grad ned eben ;)

Irgendwie habe ich das Gefühl, Du würdest gern singen, hast aber Angst vor der eigenen Courage und der Eigenwahrnehmung der (ungewohnten) aufgenommenen Stimme. Da müsstest Du Dir halt klar werden, was Dir nun wichtiger ist - die Angst oder das Singen.
 
Hallo sir stony !
Gleich vorweg: ich mag meine Stimme auch nicht. An manchen Tagen sogar überhaupt nicht. Dabei singe ich seit ich denken kann und lebe sogar davon. Du bist mit dem Problem nicht allein, ich kenne etliche Sänger/innen, die mit sich hadern ;)
Ob Du für Außenstehende tatsächlich nach 17jähriger Tenorstimme klingst oder ob das nur Dein subjektives, überkritisches Empfinden ist, kann man ohne Hörprobe nicht beurteilen; sicher ist aber, daß eine untrainierte Stimme einiges an (Atem)power, Sicherheit, Ausdauer und Tragfähigkeit verliert. Die (angeborene) Musikalität geht natürlich nicht verloren, also z.B. das Gehör, die Intonation - aber die am Singvorgang beteiligten Muskeln können durchaus verkümmern. Sie lassen sich allerdings jederzeit wieder reaktivieren und trainieren.

-Was wäre nun euer Ratschlag, wie ich mich mit meiner Stimme wieder anfreunden könnte?

Da Du wie ich zu denjenigen zu gehören scheinst, die in ihre Stimme nicht gerade verliebt sind, wirst Du dich wohl damit abfinden müssen, daß wahre Liebe sich auch nie einstellen wird. Aber feedback von außen kann da ganz heilsam sein. Nimm etwas auf, spiele es anderen Leuten vor, oder singe einfach vor Leuten und freu Dich über die positiven Reaktionen. Dann merkst Du auch: so schlecht kann dein Gesang nicht sein, wenn er anderen Menschen gefällt. Ich bekomme sogar Geld dafür ;)


-Wieviel könnten ein paar regelmäßige Übungen an der Situation wirklich verbessern?

Einiges ! Dein individuelles Timbre wird sich allerdings nicht grundlegend ändern, Du hast nun einmal das Stimm-Material, das Du hast. Es läßt sich durch Übungen bzw. Unterricht das Beste aus ihm herausholen; eine "neue Stimme" bekommst Du deshalb zwar nicht, aber vielleicht ein positiveres und unbefangeneres Verhältnis zu ihr.
Und zu guter Letzt: finde Deinen persönlichen Stil ! Das kann in der individuellen Interpretation oder in einem bestimmten Genre liegen; da, wo Du dich musikalisch zu Hause fühlst, wird deine Stimme auch am besten klingen.
 
Und hey, ab einem gewissen Alter ist es recht angenehm, sich jugendlicher anzuhören, als mensch eigentlich ist ;) Mir geht es jedenfalls so.

Mich würde ja mal eine Hörprobe von Dir interessieren. Wenn Du im Chor erfolgreich warst, kann die Stimme je ned so übel sein, objektiv gesehen. Btw, Kassettenrecorder verbessern den Klang grad ned eben ;)

Irgendwie habe ich das Gefühl, Du würdest gern singen, hast aber Angst vor der eigenen Courage und der Eigenwahrnehmung der (ungewohnten) aufgenommenen Stimme. Da müsstest Du Dir halt klar werden, was Dir nun wichtiger ist - die Angst oder das Singen.

- jünger aussehen ist sicher toll, aber jünger anhören? Da darf man wohl unterschiedlicher Meinung sein, wie die Briten sagen: I beg to differ. ;)
- das mit dem Kassettenrekorder ist mir durchaus bewußt, aber ich habe ja wie gesagt ein ganz brauchbares Studio und bekomme meine eigene Stimme regelmäßig auch in amtlicher Qualität zu hören. Daran liegt es also eher nicht. Die Abneigung hat sich auch erst deutlich später so richtig festgesetzt, mit 17 wie 17 zu klingen ist ja schließlich völlig ok. :D
- Singen um der Musik willen ist mir nicht wichtig, ich bin heute durch und durch Techniker und war sowieso nie ein Bühnentier, wobei mir früher das Rampenlicht als DJ schon auch Spaß gemacht hat. Es geht vor allem um meine Glaubwürdigkeit beim Coaching, bei Aufnahmen anderen Künstlern eine Hilfe und Vorbild sein zu können.

Bell* schrieb:
Gleich vorweg: ich mag meine Stimme auch nicht. An manchen Tagen sogar überhaupt nicht. Dabei singe ich seit ich denken kann und lebe sogar davon. Du bist mit dem Problem nicht allein, ich kenne etliche Sänger/innen, die mit sich hadern
Dass es dir selbst so geht finde ich recht erstaunlich, vor allem wenn es der eigene Lebensinhalt ist seine Stimme einzusetzen. Dass allerdings auch andere, meist eher unerfahrene Sangeskünstler davon betroffen sind, oder zumindest nicht ganz von sich überzeugt sind, habe ich schon recht oft erlebt. Ich schaffe es im allgemeinen durch einen lockeren Umgangston im Studio die Leute zu entkrampfen, aber ich hatte auch schon Fälle, bei denen es partout nicht funktionieren wollte. Da genau wäre ich dann neugierig, ob es nicht vielleicht was bringen würde anstatt nur mit den Betroffenen zu reden eher "mit einzusteigen", ihnen durch eigenes Mitmachen ein Gefühl von Gruppenstärke zu vermittlen um sie aus der Reserve zu locken, aber genau da steigt es bei mir aus, da fühle ich mich selbst nicht bei wohl. Besonders schwierig ist es eben auch, wenn man Künstler vor sich hat, die sogar ausgesprochen überzeugt von ihren Fähigkeiten sind, und denen ich dann diesen Zahn nicht selten erstmal ziehen muss, was auch regelmäßig vorkommt... :rolleyes:
Bell* schrieb:
Und zu guter Letzt: finde Deinen persönlichen Stil ! Das kann in der individuellen Interpretation oder in einem bestimmten Genre liegen; da, wo Du dich musikalisch zu Hause fühlst, wird deine Stimme auch am besten klingen.
Ich fürchte, da renne ich geradewegs gegen eine Wand. Denn die stimmgeprägte Musik, die mir am besten gefällt, lebt von außergewöhnlichem Stimmtalent und/oder Timbren, die mir eben schlichtweg nicht gegeben sind. Das wäre als würde ein einarmiger Mensch davon träumen, wie Paco de Lucia Gitarre spielen zu können. :redface: Und generell bevorzuge ich tendenziell instrumentale Musik.
 
Ich fürchte, da renne ich geradewegs gegen eine Wand. Denn die stimmgeprägte Musik, die mir am besten gefällt, lebt von außergewöhnlichem Stimmtalent und/oder Timbren, die mir eben schlichtweg nicht gegeben sind.

Das kann sein - muss aber nicht. Vielleicht bist Du auch zu kritisch. Ohne Hörbeispiel läßt sich das schwer einordnen.
Ich verstehe aber, was Du meinst. Ging mir ja im Prinzip ähnlich. Was hätte ich darum gegeben, eine rauchige Rockröhre mein eigen zu nennen und die entsprechende Musik machen zu können. Aber meine Stimme paßt einfach nicht dazu.
Später habe ich im Jazz eine musikalische Heimat gefunden.
Von einigen Idealen muß man sich einfach verabschieden. Ein außergewöhnliches Stimmtalent kommt nicht häufig vor - das ist auch gut so, sonst wäre es nicht außergewöhnlich. Aber dazwischen gibt es viele Nuancen !

Und ein gutes Gehör/Gespür scheinst Du ja zu haben. Dann traue Dich ruhig, die Leute im Studio zu coachen. Du mußt dazu nicht einmal vorsingen bzw. die takes besser einsingen - "Regieanweisungen" können auch sehr fruchtbar sein.
Ich habe zwar keine Scheu im Studio, setz mir die Kopfhörer auf und es geht sofort los und meistens ist es auch der erste oder zweite take, aber ich bin immer dankbar, wenn ein fähiger Tonmann mithört und was sagt.
 
Ich mag meine Stimme auch nicht von außen anhören. Aufnehmen ist ganz schlimm, denn ich bin nie zufrieden. Aber inzwischen habe ich meine Stimme schon so oft hören müssen (nehme mich häufig beim Üben auf und hörs mir an), dass ich mich an sie gewöhnt habe. Gedanken a la "Boah, kann jemand dieser kleinen Göre mal das Maul stopfen?" habe ich seitdem lange nicht mehr :D Ich bin auch sehr selbstkritisch und stelle an mich selbst hohe Erwartungen. Aber das ist vielleicht auch gut so, weil ich einen Ansporn habe mich stetig zu verbessern.
Ich denke auch, dass das normal ist, dass man sich beim ersten Mal von außen hören, erschreckt, weil man sich selbst immer anders gehört hat. Man hört sich selbst oft wärmer (über Knochenleitung), man hat dieses schöne Körpergefühl und vor allem im Kopf die Hintergrundmusik im perfekten Mix. Wenn man dann die nackte Realität zu hören bekommt, graust es dann einen.
Ansonsten ist es häufig so, dass man das haben will, was man nicht hat. So wie jemand mit Locken gerne glatte Haare hätte und andersrum, will jemand mit einer hohen Stimme eine tiefe, dreckige Röhre haben und tiefe, dreckige Röhren träumen von einer glasklaren Stimme und kristallenen Höhen. Keine Ahnung warum das häufig so ist. Das Leben kann manchmal so ungerecht sein. Ich hab mich mittlerweile damit abgefunden eine Elfenstimme zu haben (was ehrlich gesagt auch am besten zu mir passt, ich bin "leider" nun mal... süß (ich hasse dieses Wort!)) und mach das beste draus, indem ich in Genre singe bei denen man eine Elfenstimme haben darf ohne skeptisch angeguckt zu werden. Und ich merke auch, dass sich meine Stimme am besten entfaltet, wenn ich ihr erlaube elfenhaft zu sein. Es kommt mir manchmal so vor, als ob sie mir sagen würde "Ja, hier gehör ich hin. Hier kann ich so sein wie ich bin. Ich zeig mich in meiner vollen Pracht." Und dann klingt sie auch mal so schön, dass ich ein bißchen stolz auf sie sein kann.

Aufgrund dieser Erfahrungen würde ich sagen, dass man sich seine Stimme häufig anhören soll, um sich an sie zu gewöhnen und langsam zu akzeptieren und auch mal Genre ausprobiert bei denen die Stimme so sein darf wie sie ist. Um das passende Genre zu finden, muss man einfach mal experimentieren. Die Stimme sucht sich meist ihren Wohlfühlbereich aus.

Auja, ich finde es auch so gut, dass es gute Tonis gibt, die einem gute Tipps im Studio geben wie mans noch besser singen kann, aber auch um einen runterzuholen, dass es doch nicht so übel klingt wie man sich vormacht. (Aber manchmal... "Das klang mehr wie ein puschliger Koalabär, der auf seinem Ast einnickt. Geht das auch kerniger mit mehr Belt?" §%/"!="§@%/")%(?;& Kann ich aber nicht, bruäääääää. Aber danach koch ich dann so vor Ärger, dass ich die Stelle dann doch aggressiver hinkriege. Alles Absicht! grr)
 
- jünger aussehen ist sicher toll, aber jünger anhören? Da darf man wohl unterschiedlicher Meinung sein, wie die Briten sagen: I beg to differ. ;)

Ja klar :) Könnt aber vielleicht mal sein, dass sich diese Einstellung mit zunehmendem Alter doch noch ändert ;)

- das mit dem Kassettenrekorder ist mir durchaus bewußt, aber ich habe ja wie gesagt ein ganz brauchbares Studio und bekomme meine eigene Stimme regelmäßig auch in amtlicher Qualität zu hören. Daran liegt es also eher nicht. Die Abneigung hat sich auch erst deutlich später so richtig festgesetzt, mit 17 wie 17 zu klingen ist ja schließlich völlig ok. :D

Ich möcht ja ned indiskret sein, aber ist seit 17 schon arg viel Zeit vergangen? Arg viel Zeit >= 20 Jahre

- Singen um der Musik willen ist mir nicht wichtig, ich bin heute durch und durch Techniker und war sowieso nie ein Bühnentier, wobei mir früher das Rampenlicht als DJ schon auch Spaß gemacht hat. Es geht vor allem um meine Glaubwürdigkeit beim Coaching, bei Aufnahmen anderen Künstlern eine Hilfe und Vorbild sein zu können.

Hmm. So ganz klar ist mir nicht, was Du nun willst. Glaubst Du, als Tonmensch nicht glaubwürdig sein zu können, nur weil Du nicht singen magst? Irgend einen Grund muss es doch haben, warum Du überhaupt fragst? Ich mein, ich frag doch normal ned um was, was mir ned wichtig ist?

Was mich hier im Thread etwas irritiert, ist, dass scheinbar die Leistung beim Aufnehmen/Singen mit dem Stimmklang gleichgesetzt wird, oder täuscht das? Ich mein, ich kann doch meine Stimme mögen und trotzdem der Meinung sein, dass die letzte Aufnahme aber ziemlich bescheiden klang. Weil ich Mist beim Singen gebaut hab oder aus sonst irgend einem Grund. Oder auch andersrum.

Die Stimme ist doch was mir Gott-gegebenes (oder Natur-gegebenes oder sie kommt vom Erbgut, was auch immer), die kann ich ja nicht wirklich groß ändern. Also, außer ich versaue sie komplett mit unvernünftig sein. Ändern kann ich doch nur meinen Gesang. Meine Stimme lerne ich mögen oder halt ned.

Ich glaub, letztlich bleibt Dir nur die Wahl, Deine Einstellung zur Stimme zu ändern oder halt ned zu singen :nix: Oder halt, wenn Du es für's Studio willst, mit den Leuten zu singen aber das dann nie anzuhören ;)
 
Im Gegensatz zu den verehrten Damen mag ich meine Stimme eigentlich ganz gerne. Ich bin eher immer wieder überrascht, welche neuen Facetten ich in ihr entdecke.

Warum soll ich meine Stimme auch nicht mögen, ich hab ja keine andere. Wenn sie mir nicht gefallen würde, würde ich wahrscheinlich nicht öffentlich singen. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, ich bin sehr kritisch, was meine Stimme angeht und auch kein First Take Wunder. Aber ich könnte mir nicht vorstellen zu singen, wenn ich immer daran denken müsste wie schrecklich ich mich anhöre.

Sir Stony, probier doch einfach aus wie deine Stimme jetzt klingt, wenn du sie trainierst. 4 Wochen täglich 15 Minuten Aufwärmen der Stimme und du gewinnst eine neue Perspektive auf deine Stimme. Wahrscheinlich entdeckst du ganz neue Seiten bei dir.
 
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Ob man die eigene Stimme nun mag oder nicht, man gewöhnt sich dran. Man kann sie tragfähiger, souveräner, runder, voller, flexibler, leichtfüßiger etc. machen - aber die Basis wird bleiben, das ist nunmal Biologie. Es gibt Momente, da bin ich in meine Stimme verknallt wie ein Schulbub und manchmal könnt' ich grad kotzen. Das coole daran ist aber, daß ich mittlerweile erfahren genug bin, daß mir jeder die Absicht daran abkauft. Man strahlt wohl eine gewisse Gelassenheit aus, sodaß Leute - selbst wenn sie einem zum ersten Mal begegnen - glauben, man wisse was man tut :D.

Ich weiß nicht, ob es hilfreich wäre, im Studio jemandem etwas vorzusingen. Im schlimmsten Fall denkt der ohnehin schon von der Situation Eingeschüchterte "na toll, sogar der Techniker kann's besser als ich" und dann ist's völlig Essig... Man kann sicher ein bißchen was tun, um den Leutchen das Muffensausen zu nehmen, aber große Veränderungen werden sich in der kurzen Zeit nicht einstellen. Es gibt auch folgendes zu bedenken: jede Veränderung, die man im Studio beachten soll, reißt einen aus seiner vertrauten Arbeitsweise heraus und dann klingt es oftmals wesentlich schlimmer - auch wenn's technisch richtiger ist.

Und in einer ungewohnten Situation dann beim Singen noch Ratschläge wie "mach' den Mund weiter auf" o.ä. beachten zu müssen, klappt auch nicht wirklich. Nach zwei Zeilen hat's der Betreffende schon wieder vergessen. Es ist ein Jammer, wie wenig sich Leute auf's Studio vorbereiten. Wie oft hatten wir hier schon Threads "Hilfe. Ich gehe morgen ins Studio. Wie werde ich bis dahin zum perfekten Sänger?" :bang:

Sorry, wenn das alles keine große Hilfe ist, aber ich denke, mehr als ein paar Kleinigkeiten (richtiger Mikroabstand oder sowas) wirst Du in solchen Situationen nicht erreichen können. Sorg' lieber dafür, daß die Leute sich halbwegs wohl fühlen und möglichst wenig aufgeregt sind. Und wenn's sowas wie Vorgespräche gibt, bring' sie dazu, sich selbst aufzunehmen, so viel wie irgend möglich - damit sie die Panik vor'm roten Lämpchen verlieren...



p.s. HAHAHA! Vielleicht sollte ich zu wenigstens einer Deiner Fragen Stellung beziehen :p. Regelmäßiges Üben macht eine Menge aus - wenn man's richtig macht. Mögen wirst Du Deine Stimme vielleicht nie, aber Du kannst zumindest lernen, mit ihr umzugehen. Ich würde Dir vorschlagen, sing' so oft wie möglich einfach drauflos und nimm' Dich auf. Immer. Du sitzt ja an der Quelle ;), Soundqualität muß nicht berauschend sein, aber man lernt am allermeisten durch's Sich-selbst-aufnehmen. Und du hast noch den Vorteil, daß Du aus den Fehlern lernen kannst, die andere bei Dir im Studio machen :)
 
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Bei mir war es anfangs ähnlich. Die ersten Aufnahmen meiner Stimme haben mich in einen ungläubigen Schockzustand versetzt, höre ich mich selbst beim Singen doch ganz anders. Mittlerweile nehme ich regelmässig irgendwas zu Übungszwecken auf und habe mich daran gewöhnt, wie ich aufgenommen klinge. Und dann gibt es Tage, da denke ich 'Boah klingt das geil' und kriege Gänsehaut beim anhören. Es gibt aber auch Tage, an denen ich mich frage, ich ob weiter machen soll, weil es so unfassbar scheiße klingt ;) Da ist es aber eigentlich weniger meine Stimme, auf die ich mit dem Finger zeige und 'schuldig' rufe, sondern eher meine Fähigkeiten, mit meiner Stimme umzugehen. Es läuft halt mal besser und mal schlechter, und je nach Tagesform und Laune empfinde ich das nochmal anders. Ich glaube, mittlerweile dass das normal ist und vielleicht auch ganz gut, denn wenn man ohne Kompromisse hunderpro übermäßig überzeugt von seiner Stimme ist, passiert vielleicht das, was wir in den Anfangs-Castings bei diversen Castingshows zu sehen kriegen ;)
 
Ich glaube, mittlerweile dass das normal ist und vielleicht auch ganz gut, denn wenn man ohne Kompromisse hunderpro übermäßig überzeugt von seiner Stimme ist, passiert vielleicht das, was wir in den Anfangs-Castings bei diversen Castingshows zu sehen kriegen ;)

Schon wieder. Sag mal, wenn ich meine Stimme mag und von ihr 100% überzeugt bin, heisst das doch noch lange nicht, dass ich ein bestimmtes Lied beherrsche?

Ich geb ja zu, dass ich bei den Castingshows durch Abwesenheit glänze, aber das, was ich davon mitkriege, da hängen irgendwelche Peinlichkeiten immer am Können. Ich hab noch nie jemanden mit einer wirklich hässlichen Stimme bei einer Castingshow gehört.
 
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Im Gegensatz zu den verehrten Damen mag ich meine Stimme eigentlich ganz gerne. Ich bin eher immer wieder überrascht, welche neuen Facetten ich in ihr entdecke.

Warum soll ich meine Stimme auch nicht mögen, ich hab ja keine andere. Wenn sie mir nicht gefallen würde, würde ich wahrscheinlich nicht öffentlich singen.

Ja, das stimmt schon, treffender wäre so ein Begriff wie "Haßliebe" gewesen. Ich finde manche Sachen, die ich gemacht habe, schon ganz hübsch. Aber meine Stimme lieben... so weit geht es dann doch nicht. Da liebe ich andere Stimmen viel mehr.
Hauptsache, andere wiederum lieben meine Stimme genug, um sie zu engagieren. Das passiert zum Glück ja auch regelmäßig ;). Aber dieses zyklische Hadern und Zweifeln... das haben doch viele Künstler (nicht alle, klar, aber eben doch sehr viele). Warum soll man das bekämpfen ?
Auf ein Hochgefühl folgt immer wieder ein Absturz. Das ist schwer auszuhalten, gehört aber zum Künstlerdasein oft dazu.
 
Der Grund warum es für den Sänger selber anders tönt, die (zur Luftleitung) zusätzliche Leitung des Schalls durch die Schädelknochen, wurde ja schon genannt. Leider ist es oft so, dass dadurch der Klang selber voller wahrgenommen wird als er aussen ankommt. (Kann aber auch mal umgekehrt sein, dass es für einen selber nicht sehr gut tönt, von aussen wars dann aber gar nicht so schlimm.)

Und ist ja ohnehin wichtig, sich aufzunehmen, als Kontrolle wie es der Zuhörer wahrnimmt. Es sei denn du singst nur für dich selbst ;)

Der andere Grund, weshalb wir oft ein Problem haben, uns selbst zu zuhören ist, weil wir uns selbst gegenüber meist viel kritischer sind, als ein neutraler Zuhörer. Du weisst z.B. genau wo die heiklen Passagen sind und hörst dort speziell gut hin. Versuche einmal, die Aufnahme zu hören, als wenn sie von einem dir unbekannten Sänger wäre, ist erstaunlich, was dabei passieren kann :)

Ich nehme jede einzelne Gesangsstunde auf und nach einer gewissen "Gewöhnungsphase" habe ich mich ganz gut mit meiner Stimme arrangiert. Sicher gibts immer Stellen, wo ich das Aufnahmegerät am liebsten an die Wand knallen würde :mad:, aber daneben kommen (zum Glück immer öfter) auch Momente, wo ich die Empfindung habe: wow, bin das wirklich ich?! :D

Ich habe für mich zudem die Regel entwickelt: GU wird immer aufgenommen, um nachher damit zu arbeiten, mich verbessern zu können, Auftritte hingegen nie. Wenn es da mal schlecht läuft: ändern kannst du eh nichts mehr. Zudem ist mir hier die Reaktion der Zuhörer sehr viel wichtiger, als was ich selber davon halte.
 
Eigentlich bin ich ganz zufrieden mit meiner Stimme. Unzufriedenheit finde ich am ehesten dann bei mir, wenn ich merke, dass ich noch nicht schaffe, das Potential meiner Stimme voll zu nutzen. Dann wird das Ergebnis dem, wie ich die Musik empfinde, nicht gerecht. Vor allem denke ich dann auch gerne: klingt sehr jung, klingt dünn etc. Dabei klingt selbst dann meine Stimme meist solide - es ginge nur besser, häufig an der Stelle kräftiger. Vielleicht ist es also auch in deinem Fall die fehlende Power, die dir das Gefühl gibt, du klingst zu jung?
Ich hadere dann und wann damit, nicht dramatisch genug zu klingen. Dann muss ich mich immer daran erinnern, dass das Ende der Trainingsfahnenstange noch nicht erreicht ist und ich automatisch dramatischer klingen kann, wenn ich mehr Kraftreserven habe. Alle Versuche, da dann künstlich dran herumzudoktorn führen nur zu unangenehmen Klängen. Hilft also häufig nur eins: Training und Geduld.
 
Ich bin "hauptberuflich" nicht Sänger, sondern Bassist (und GAS-Patient ohne viel Einkommen:().
Ich finde, meine Stimme klingt wie eine Ente, ich mag sie überhaupt nicht, auch mein Lachen hört sich für mich grausam an.
Da ich aber derjenige bin, der die meisten Texte schreibt, singe ich auch die meiste Zeit. Zum Glück sind unsere Texte nur sehr kurz und der Gesang wenig melodisch, und nach dem was man mir gesagt hat, soll meine Stimme "rockstarmäßig" sein - das kann natürlich alles mögliche heißen, aber ich habe es als Kompliment aufgefasst. (Allerdings sagte die selbe Person im selben Atemzug, ich würde meine Vocals ausdruckslos hinrotzen... daran muss ich wohl noch arbeiten...)
Also, ich würde sagen (als Laie), verlass dich da ganz auf das Urteil deiner Mitmenschen. Solange deine Stimme nicht kippt, denke ich, ist sie auch schön bzw. glaubhaft anzuhören.
 
Die Ablehnung der eigenen Stimme ist ja hier schon oft diskutiert worden und ich habe auch schon meine eigenen Erfahrungen mit diesem Thema geschildert. Aber, hier noch einmal: Dass du deine Stimme zum Teil über das innere Ohr hörst, das Mikrofon aber das aufnimmt, was man von außen hörst, weißt du inzwischen. Das ist der Hauptgrund weswegen die meisten Gesangsschüler ihre Stimmen nicht mögen.
Der zweite Grund wird aber möglicherweise sein, daß du noch viele technische Defizite hast, die aber "weggeübt" werden können. Das sind zwei von einander unabhängige Argumente.
Jetzt hat dich Tonja schon drauf aufmerksam gemacht, daß Aufnehmen des Gesangsunterrichtes eine Lösung ist. (Also ich würde sagen ganz allgemein so oft wie möglich aufnehmen...)
Das hat mir sehr geholfen, denn ich habe angefangen, an allen möglichen Details herumzuarbeiten und habe mich dabei immer mehr an meine Stimme gewöhnt und ich habe viele echte gesangstechnische Fehler überhaupt erst einmal bemerkt und konnte dann daran arbeiten.

Daß mich die Gesangslehrerin nicht auf diese Fehler aufmerksam machen konnte, lag an der Tatsache, daß ich immer zwischen der "Gesangsunterrichtsstimme" und der "Bandstimme" unterschieden habe. Sie hat das alles überhaupt nicht mitgekriegt.

Nimm also viel auf, dann wird deine Stimme zu deiner normalen und alltäglichen Arbeitsplattform.
 

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