Das ist höchstwahrscheinlich ein Bug, äh, Feature, das aus der Zeit der elektronischen Orgeln übernommen wurde. Damals gab es zum einen keine Hold-Funktion (abgesehen von der Memory-Funktion fürs untere Manual, die mit der Begleitautomatik einherging). Zum anderen stand "Sustain" damals in allen Orgelpreisklassen einheitlich nicht für den Sustain-Wert der Verstärkerhüllkurve, also die Lautstärke, die nach der Decay-Phase erreicht wird, sondern für die Release-Phase, also die Ausklingzeit nach Loslassen der Taste. Beim Piano war das natürlich sinnvoll und realistisch, weshalb es auch gern auf Kniehebel geroutet wurde. Bei schön getragenen Streichern wurde das auch gern angewandt, und zwar permanent geschaltet. Auch für den Mißbrauch analoger Orgeln als Synthesizer oder zur Simulation gezupfter Kontrabässe (sofern die Baßregister das hergaben) eignete sich das ganz gut. Ich hab selbst mehrere Orgeln aus den 80ern, bei denen ist das durchweg so. Gerade in der frühen Zeit der Transistororgeln, als das aufkam, war das einfacher zu realisieren als eine Hold-Funktion, denn die Note-Off-Befehle, die eine Hold Funktion unterdrückt, gab es noch gar nicht.
Bei Einsteiger-Arrangern kann es jetzt sein, daß die Hersteller sich wieder nicht die Mühe machen, eine anständige Note-Off-Unterdrückung zu bauen, sondern einfach mit einem Tastendruck vorübergehend die Releasephase auf einen (vor)eingestellten Wert verlängern, und zwar unabhängig vom gewählten Sound. Das, oder die Orgelsounds bei den Yamaha-Arrangern sollen eben keine Hammond-Tonewheelorgel emulieren, sondern Yamaha-Electone-Transistororgeln, die auch alle dieses damals vollkommen natürliche Verhalten an den Tag legten.
Martman