Klassik Probe - Teil von La Partenza (Rossini)

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Silvieann
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Hallo zusammen,

gerade hab ich so ein schönes Stückchen eingeübt, da sagt meine GL, daß das noch zu schwer ist :(

Jetzt möchte ich unbedingt üben, damit ich das bald singen kann.
Hier ist eine Probeaufnahme von gerade eben von mir davon:

https://soundcloud.com/silvieann/teil-rossini-la-partenza

Danke für's Reinhören.
Kommentare gern gelesen.

Gruß,
Silvieann
 
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Huhu!

Hmm, das Stück ist tatsächlich nicht leicht, hat ein paar fiese Intervalle und das auch noch in einer Tonlage die dir anscheinend nicht so bequem ist. Man hört ein paar harte Registerbrüche und vor allem singst du schon wieder - wie ich in nem anderen Thread schon geschrieben habe - irgendwie mit einer künstlich klein und dünn gemachten Stimme. Wo ich dich live gehört habe weiß ich, dass deine Stimme viel größer, runder und wuchtiger sein müsste. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du deine richtige Kopfstimme noch nicht gefunden hast und in der Höhe in einer Art Falsett singst. Was macht denn dein GL für Kopfstimmübungen mit dir?

Was du auch noch verbessern solltest ist deine Artikulation. Wie auch in den anderen Hörproben neigst du sehr zum Nuscheln und Lispeln. Da gerade Konsonanten schöne Zwerchfellimpulse geben können, stellst du dir mit einer undeutlichen Artikulation selbst ein Bein für deine Stütze. Da solltest du vielleicht mal deinen GL drauf aufmerksam machen. Vielleicht hat sie das nicht gemerkt, wenn ihr tatsächlich nie (?) Stücke singt im Unterricht.

Überhaupt finde ich das komisch, warum ihr im GU nur Vokalisen macht. Ich hatte ja mal damals (auch wegen Umzug) drei verschiedene Klassik-GL, die auch verschiedene Herangehensweisen hatten, aber bei allen dreien musste ich auch an einem Stück arbeiten. Wie soll man denn sonst je lernen das aus Übungen gelernte praktisch in einem Stück umzusetzen? Gerade wenn du auch Stücke singen willst (allein auch der Freude wegen!), solltest du das im Unterricht mMn einfordern. Also ich würde ja den GL sofort wechseln, wenn der mich nur Vokalisen singen lassen würde und nie ein Stück. Dass alles zu schwierig sei, ist auch extrem unwahrscheinlich. Es gibt so viele schöne Etüden und Lieder (muss ja nicht immer ne Arie sein!), die sich für Klassikanfänger eignen und einen nicht gleich mit allem überfordern. Ein guter Klassiklehrer muss genügend Literatur kennen, die dem aktuellen Können des Schülers entsprechen und sich dafür eignen erst mal nur ein oder zwei Baustellen in der Technik gezielt zu bearbeiten. Die Etüden von Vaccai finde ich immer noch super.
La Partenza ist deswegen wahrscheinlich noch zu schwierig, weil du da sonst auf zu viel achten musst, was noch nicht sattelfest sitzt (Stütze, Atemeinteilung, Passagio und Höhe, Stimmsitz, Stimmbandschluss, Vokalausgleich, Sprache, etc.). Zum Spaß ab und zu daheim mal singen, kannst du es natürlich trotzdem. Aber es ist tatsächlich noch kein gutes Stück zum Techniküben.
 
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Ich sehe das ähnlich wie Vali, die für Dich bequeme Tonlage scheinen die tiefsten Töne des Liedes zu sein. Also, wenn die Notenausgabe auf IMSLP, die ich angeschaut habe, Deiner entspricht ein d'. Das Stück ist nicht ohne. Ich singe ja nun schon ein paar Jahre und würde es für mich als eine nette Herausforderung sehen. Viele Sprünge, sehr bewegt, recht schnelle Läufe zwischendurch, viel zu gestalten und rauf geht es bis zum a'', es schaut mir eher nach Sopran-Stück aus. Wenn ich es drauf anlegen würde, meinen Ruf gründlich kaputt zu machen, würde ich es schnell einstudieren und bald aufführen ;)

Ich hatte Dir ja schon Lieder geschrieben, von denen ich annehme, dass sie Dir besser liegen. Vielleicht fragst Du auch einfach Deine GL um Stücke. Ich habe im Unterricht lange Zeit nur Vokalisen gesungen; in letzter Zeit sind auch Stücke dazu gekommen. Aber letztens hatte ich zwei Stunden wieder rein Vokalisen; Lied war mir einfach zu viel. Nicht, weil ich es noch nicht könnte, ich hatte einfach schon genug damit zu tun, mich auf die Vokalisen zu konzentrieren; es war eine etwas stressige Phase allgemein. Ich stehe aber auch auf dem Standpunkt, dass ich für die Technik in den Unterricht gehe. Klar muss man die auch am Lied anwenden und das auch üben, aber es ist für mich nicht vordringlich. Ich kann es ja im Chor anwenden, da dann allerdings ohne Kontrolle (außer in dem einen Chor, das ist aber eine besondere Konstellation).
 
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Ich kenne das Stück nicht; mir gefallen deine tiefen, warmen Töne auch sehr.
Sing mal bitte was von Zarah Leander... Der Wind hat mir ein Lied erzählt. Wenn du das willst.
 
Danke Euch für Eure Kommentare!

Da das anscheinend kein Stück ist, was ich singen sollte, hab ich jetzt meinen Probenmitschnitt wieder herausgenommen.
 
Ach, Silvieann, es hat ja keiner gesagt, dass du das nicht singen darfst. Nur dass dich ein anderes Stück eher weiterbringen könnte. So meint das sicher auch moniaqua. Meine Kritik habe ich auch eher konstruktiv gemeint. Da ich oft selber nicht weiß was ich nicht so gut hinkriege, finde ich das hilfreich wenn andere mir sagen, welche Baustellen ich vielleicht hätte. Dann kann ich meinen Lehrer gezielt darauf ansprechen oder mir als Autodidakt etwas suchen, wo man das toll hört und nachahmen kann. Ich meine das nicht als Meckerei.
 
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Warum höre/lese ich das so oft, wenn ich den Eindruck habe, ich sei gerade gewaltig böse? :rolleyes:
- jetzt vergleichst Du aber wirklich Äpfel mit Bananen!
Finde ich nicht, dazu siehe unten im Post. Es ist Dir selbstverständlich freigestellt, was für Literatur Du singst. Unsere Hinweise auf tiefere Literatur sind gut gemeinter Rat, nichts weiter.
Du weißt ja sicherlich, daß ich im Chor Alt singe - und das ist der Großteil meines Singens.
Davon höre ich nur nichts. :)
Ansonsten kann ich meine Hörprobe auch gerne wieder herausnehmen, wenn Dich sie so stört ...
Habe ich geschrieben, sie störe mich? Wenn ja, wo?
Ich habe schon öfter geschrieben, dass ich sonst eigentlich nur singe, was mir Spaß macht - und es soll wirklich keiner gezwungen werden, dies anzuhören :ugly:
Außerdem singe/übe ich noch, was meine Gesangslehrerin mir empfiehlt, die Stücke, die sie mir vorschlägt und Einzeltöne/Tonfolgen.

Und wenn ich mir ein 'neues' Stück mal gerade eine Minute lang anschaue, dann muß ich das noch nicht aufnehmen ...
Aber Du hast recht, ich nehme meine Probeaufnahme von La Partenza besser wieder aus der Soundcloud raus :rolleyes:
Es war nicht meine Absicht, Dich dazu zu bringen, die Probeaufnahme von Soundcloud zu nehmen. Ich kann wirklich gut verstehen, dass einen die Sopran-Literatur reizt. Ich wildere ja selber immer wieder (auch wenn das am Vocaltreff eher fehlgelaufene Kommunikation war - das hätte schon in der tiefen Lage sein sollen :redface:).

(...)
 
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Ach, Silvieann, es hat ja keiner gesagt, dass du das nicht singen darfst. Nur dass dich ein anderes Stück eher weiterbringen könnte. So meint das sicher auch moniaqua.
Meinte sie, ja :) Sie meint auch, dass diese Sopran-Stücke im Moment vielleicht eher hinderlich sind; andererseits lebt meine Stimme auch noch - nur vielleicht hätte ich manches beschleunigt, wenn ich immer lieb und brav nur das getan hätte, was mir vor allem mein GL so geraten hat ;)
 
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Wenn Du so viel tiefere Sachen singst, wo sind denn dann die Aufnahmen davon?
Ganz einfach: es gibt keine Aufnahme - bisher - davon.
Man muss ja schließlich nicht alles aufnehmen, oder?
Und die Chorstücke werd ich jetzt - sofern ich sie zu hause proben sollte - auch nicht aufnehmen und hier einstellen. Eine einzelne Stimme aus einem Chorsatz aufzunehmen, ergibt doch nur Sinn, wenn dies als Übung für andere gedacht ist, die genau diese Stelle üben wollen. Da bin ich aber weit davon entfernt, für andere Vorsingerin spielen zu wollen. Außerdem gibt es sowas ja zum Teil schon professionell aufbereitet und auch auf Youtube. Also kein Bedarf da, dass ich da mehr schlecht als sonstwas eine Chor-Alt-Stelle einsinge und hier als Hörbeispiel poste.

(...)
 
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Ganz einfach: es gibt keine Aufnahme - bisher - davon.
Man muss ja schließlich nicht alles aufnehmen, oder?
Muss man nicht, ich frage mich nur, warum man unbedingt und doch auch relativ schnell Sachen aufnehmen muss, die einem, von mehreren Leuten bestätigt, nicht wirklich liegen, von der - vermutlichen - Stimmlage her. Was so arg schlimm an der vorhandenen Alt- oder Mezzo-Solo-Literatur ist, dass die nicht aufnehmenswert ist.

Es gibt zwar nicht so viel wie für Sopran, und erst recht nicht diese "Gassenhauer", aber dafür so wunderschöne Stücke. Und man muss ja nicht unbedingt in der Klassik schauen - The Rose, When I Fall In Love, Vie en rose, Georgia On My Mind fallen mir zum Beispiel gerade so spontan ein. Oder From A Distance. Die kann man alle etwas tiefer singen oder sind schon relativ tief. Klassische Stücke abseits der Chorliteratur habe ich leider nicht so den Blick - und hey, hier kriegen wir den Bogen zurück zum Topic, Anregungen für Stücke kann man sich in einem Forum schon holen. Ob sie sinnvoll sind, sollte allerdings der/die GL vor Ort entscheiden.

Und die Sopran-Literatur kann man ja zurücklegen derweil. Ich habe einige Stücke, die ich immer wieder einmal hervorkrame, Colors Of The Wind (ja, ist eher kein Sopran :) )zum Beispiel oder das schon genannte La vie en rose. Die sind, bei den selben Noten mit dem selben Keyboard, über die Jahre gesunken ;) Sprich, mit dem jahrelangen Training als Mezzo/Alt fallen mir jetzt auch die Höhen leichter. Und vor allem die Mitten, die in jeder Stimmlage immer vorkommen...
 
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(...)



@Silvieann @moniaqua
Was die klassische Literatur für Gesang betrifft, gibt es doch praktisch die gesamte Lied-Literatur (Mozart, Schumann, Schubert, Loewe, ...) transponiert für tiefe/mittlere/hohe Stimme. Bei Opernarien ist es etwas anderes, da sie schließlich auf der Bühne mit Orchester aufgeführt werden sollen und eher nicht im Kammermusikrahmen (was aber auch vorkommt), wodurch sie auf die ursprüngliche Tonart mehr festgelegt sind. Für den Hausgebrauch würde ich mich aber nicht scheuen, meine Lieblingsarie in meine Tonlage zu transponieren, wenn mir das Original zu hoch ist und es vom Tonumfang transponiert immer noch passt.

Gruß, Jürgen
 
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Für den Hausgebrauch würde ich mich aber nicht scheuen, meine Lieblingsarie in meine Tonlage zu transponieren, wenn mir das Original zu hoch ist und es vom Tonumfang transponiert immer noch passt.
Ja, vielen Dank für den Hinweis. Aber ich möchte die Arien nunmal in Originaltonlage bei mir zu hause im stillen Kämmerlein vor mich hinsingen. :D
Ich hab ja verstanden, dass @moniaqua es nur gut meint und mich vor Schäden an der Stimme und einem längeren als nötigen Lernprozeß bewahren will. Aber lernen muß halt jeder für sich. Ich singe nur selten und nur aus Hobby - und im örtlichen Kirchenchor. Die wöchentlichen Proben sind das meiste, was ich singe, und da sitze ich im tiefen Alt. Da wird's mir höchstens manchmal zu tief, wenn der Chorleiter noch alles einen Ton nach unten transponiert, um die Soprane und Tenöre zu schonen.
Vielleicht bin ich einfach zu unbedarft da an dieses Forum in den Vocalsbereich herangegangen.
Und nachdem ich mir ein Mikro und ein Interface gekauft hatte - und es endlich zum Laufen bekommen hatte - hab ich dann wohl viel zu blauäugig ein paar Laienhörproben von mir gepostet.
In anderen Bereichen ist es zum Teil nicht so schlimm, wenn man Anfängerhörproben postet :whistle:

Gruß,
Silvieann
 
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Was die klassische Literatur für Gesang betrifft, gibt es doch praktisch die gesamte Lied-Literatur (Mozart, Schumann, Schubert, Loewe, ...) transponiert für tiefe/mittlere/hohe Stimme.
Das wohl :) Lied kenn ich mich halt auch nicht so aus :redface: Mein Repertoire ist das, was ich für die Chöre benötige und dann halt Ausflüge zu Stücken, die mir so über den Weg laufen.
Anfangs war ich kurz davor, das Ganze hinzuschmeißen, denn, und da muss ich Vali Recht geben, persönlich darf man sich (auf Kirchenmusik und ALTE Musik bezogen) so gar nicht in die Musik einbringen. Zumindest hab ich bislang die Erfahrung gemacht...
Das scheint auch arg von der Umgebung abzuhängen. Allerdings bin ich mit Bach bisher eher nicht in Berührung gekommen. Ich glaube, ich habe überhaupt ein unbandiges Glück, keine solchen "Scheuklappen-Klassiker" mit festgenagelten Ansichten in meiner Nähe zu haben. Das erleichtert das Leben manchmal ungemein ;)
und da sitze ich im tiefen Alt. Da wird's mir höchstens manchmal zu tief, wenn der Chorleiter noch alles einen Ton nach unten transponiert, um die Soprane und Tenöre zu schonen.
Ob es der tiefe Alt für Dich bringt, bis Du Dich mit Deiner Bruststimme aussöhnst, bin ich mir auch wieder nicht sicher. Ich denke mal, in der Mitte wäre ganz nett, also Alt I vielleicht.
 
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Ja, vielen Dank für den Hinweis. Aber ich möchte die Arien nunmal in Originaltonlage bei mir zu hause im stillen Kämmerlein vor mich hinsingen. :D
Ich hab ja verstanden, dass @moniaqua es nur gut meint und mich vor Schäden an der Stimme und einem längeren als nötigen Lernprozeß bewahren will.

Warum auch nicht, zu hause im stillen Kämmerlein sollte alles erlaubt sein. Einem zahlenden Publikum sollte man dagegen möglichst fertige Sachen vorsetzen, aber darum geht es hier ja nicht.
Dennoch ist der Rat, sich vor Schäden zu bewahren besonders für Sänger wirklich ernst zu nehmen. Stimmbänder halten nicht alles aus und sind im Schadensfalle nicht austauschbar (anders als das Blatt des Klarinettisten z.B.). Das heißt nicht, daß immer sofort etwas passiert, wenn man sich übernimmt und seine Grenzen überschreitet. Aber eine gute Selbstbeobachtung und ein feines Gespür für die Grenze ist sicher angebracht.

In anderen Bereichen ist es zum Teil nicht so schlimm, wenn man Anfängerhörproben postet
Wahrscheinlich muss man ganz allgemein ein dickes Fell haben, wenn man Hörproben postet. Klassik-Literatur deckt sicher auch eher die Schwächen auf, schon alleine, weil (statistisch betrachtet) die Tonumfänge größer sind als im Pop-Bereich. Ganz sicher gilt das für praktisch alle "große" Arien und Bravoustücke. Außerdem kennen Klassik-Fans diese Literatur üblicherweise in Top-Interpretationen was dem Amateur nicht dienlich sein kann, wenn der Fan möglicherweise auch noch so engstirnig ist, daß er eine schwache Interpretation geradezu als Angriff auf seine "heilige Musik" betrachtet.

Allerdings bin ich mit Bach bisher eher nicht in Berührung gekommen.
Dann wird es aber höchste Zeit! ;)
Es muss ja nicht sofort das Weihnachtsoratorium sein, bei über 240 Kantaten wird sich schon was finden.
Weil ich gerade eine Bearbeitung mit Schülern spiele, möchte ich auf die herrliche Arie "Schafe können sicher weiden" (aus BWV 208) hinweisen (allerdings kenne ich deine Stimmlage nicht, ich schreibe das einfach so ins blaue hinein):


Es gibt sogar kostenlose Noten dazu im Netz.

Gruß, Jürgen
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Eher eine Art Gesetzessammlung als tiefes Wissen.

Uiuiui - spricht da jemand aus Erfahrung? ;) Mir kommt das manchmal in meinem Fotoclub so vor, mit den 'alten Hasen', die alles besser wissen aber seltenst mal hilfreiche Tipps geben :D :rolleyes:

In der Tat, diese Haltung ist mir gerade bei Klassikern immer wieder begegnet. Aussagen über Musik werden so kategorisch vorgebracht ("Das ist nicht Beethoven", "So spielt man nicht Brahms" usw.) als wäre man persönlich eng mit den verstorbenen Komponisten befreundet gewesen und habe nun quasi notarisch über das Erbe zu wachen. Ebenso über Spieltechniken ("Ich weiß ganz genau, wie ... ausgeführt wird") ohne Rücksicht darauf, ob genau diese Art der Ausführung für den individuellen Schüler und für seinen derzeitigen Stand passt. So lehrt man Stereotypen und nicht den Zugang zum eigenen, tiefen Spielgefühl das doch ausschlaggebend ist um seine Technik zu entwickeln.

Gruß, Jürgen
 
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Dann wird es aber höchste Zeit! ;)
Es muss ja nicht sofort das Weihnachtsoratorium sein, bei über 240 Kantaten wird sich schon was finden.
Weil ich gerade eine Bearbeitung mit Schülern spiele, möchte ich auf die herrliche Arie "Schafe können sicher weiden" (aus BWV 208) hinweisen
Danke, gibt es bestimmt auch in tiefer :). Ach ja, es gibt so furchtbar viel schöne Literatur. Wann soll ich das denn alles noch singen? :redface:
Aussagen über Musik werden so kategorisch vorgebracht ("Das ist nicht Beethoven", "So spielt man nicht Brahms" usw.) als wäre man persönlich eng mit den verstorbenen Komponisten befreundet gewesen und habe nun quasi notarisch über das Erbe zu wachen. Ebenso über Spieltechniken ("Ich weiß ganz genau, wie ... ausgeführt wird") ohne Rücksicht darauf, ob genau diese Art der Ausführung für den individuellen Schüler und für seinen derzeitigen Stand passt. So lehrt man Stereotypen und nicht den Zugang zum eigenen, tiefen Spielgefühl das doch ausschlaggebend ist um seine Technik zu entwickeln.
Abgesehen davon haben auch diese Leute nicht zu den Zeiten der Komponisten gelebt und können insofern auch nur vermuten.
 
Abgesehen davon haben auch diese Leute nicht zu den Zeiten der Komponisten gelebt und können insofern auch nur vermuten.

Das stimmt. Ich denke, dass jeder Musiker die "künstlerische Freiheit" haben sollte, selbst entscheiden zu dürfen, welchen "Weg" er gehen möchte. Manche treffen für sich die Entscheidung, sich einem Werk möglichst historisch korrekt zu nähern, andere widerum wollen etwas anderes versuchen. Nur innerhalb einer Ausbildung sollte es Vorgaben geben.

Da ich mich mit Orgel und Kirchenmusik (Bach sowieso) momentan sehr intensiv auseinandersetze, sehe ich es irgendwo auch als meine "Pflicht" an, mich einem Werk möglichst universal zu nähern. Nicht nur, dass es interessant ist, zu wissen, wie barocke Werke damals dynamisch aufgebaut wurden, so kann es einen Menschen/Musiker auch auf vielen anderen Ebenen weiter bringen...weil es hilft, den Horizont zu erweitern. Was, meiner Ansicht nach, in jeder Kunstform, nicht nur in der Musik, wichtig ist: nicht engstirnig, sondern möglichst offen für vieles zu sein, sich immer wieder neu auszuprobieren...und dann aber irgendwann auch "seinen Stil" zu finden.

Ich mache deshalb momentan beides: schaue mir den barocken Bach an und versuche, mich einem seiner Werke möglichst so zu nähern (ob an der Orgel, am Cembalo, oder im Gesang/Chor), dass es dem, wie es damals vielleicht geklungen haben mag, möglichst nahe kommt.

Da mir aber die "barocke Spielweise" nicht gefällt (und da kann man mir noch so oft sagen: passt nicht, ist falsch, darf man nicht, hört sich "nicht schön" an), gehe ich trotzdem auch meinen Weg und schaue, was mir persönlich zusagt, welche Schwerpunkte ich setzen will, wo ich Tiefen hervorheben und Weite erzeugen will. Denn das ist ein Punkt der mir persönlich ganz besonders (!) gefällt: wenn ich eine Orgelpartitur zB. vor mir liegen habe, ich mich mit dem Stück zuerst technisch auseinandersetze (Fingersatz aufschreibe, mich durch alle Manual-und Pedalstimmen arbeite) und DANN beginnen darf, mich eigenständig und ohne Vorgaben durch das Stück führen zu lassen. Irgendwann kennt man ja ein Stück in- und auswendig und ich weiß dann zB. sofort, wo es "leiser" oder "lauter" werden muss, ob ich die Töne im legato spielen möchte, oder nicht, usw. usf. Diesen ganzen Prozess BRAUCHE ich wie die Luft zum Atmen... und würde es sehr vermissen, dürfte ich das "nicht mehr tun"... mit der Gefahr inklusive ein Werk dann ganz anders zu spielen (oder zu singen), wie es damals vielleicht geklungen haben mag.

Im Unterricht bekomme ich zum Glück Raum für beides. Mein Orgellehrer berichtigt mich zwar immer, aber er lässt mich auch machen, erklärt mir mit einer Engelsgeduld, wie ein barockes Werk "eigentlich zu spielen ist" (möglicherweise, vielleicht... sind auch seine Worte, denn sicher kann man sich eh nie sein), aber ich darf mich auch ausprobieren. Manchmal hat er das letzte Wort, manchmal ich :D

Im Gesang ist es schon ein wenig lockerer, hab ich die Erfahrung gemacht... solistisch. Da kann man sich etwas mehr einbringen.
 
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Ja, ich weise diesbezüglich ja immer noch gerne auf die Entwicklung des Tenorgesangs hin. Ich glaube da gibt es sogar ein Buch zu. Der Punkt ist, dass Tenöre heutzutage, v.a. in der hohen Lage ganz anders singen als in den Zeiten, in denen die meisten Arien entstanden sind. Den historischen Berichten zufolge wurden die ersten Tenöre, die die Höhen so gesungen haben, wie es heute üblich ist, von den Kritikern geradezu an den Pranger gestellt, aber wie so oft hat es sich letztlich im Publikumsgeschmack durchgesetzt und ist bis heute quasi zum Standard geworden. Und wer weiß, vielleicht singt man in 100 Jahren Nessun Dorma so (und womöglich singt das Publikum sogar mit :eek:):
 
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Im Unterricht bekomme ich zum Glück Raum für beides. Mein Orgellehrer berichtigt mich zwar immer, aber er lässt mich auch machen, erklärt mir mit einer Engelsgeduld, wie ein barockes Werk "eigentlich zu spielen ist" (möglicherweise, vielleicht... sind auch seine Worte, denn sicher kann man sich eh nie sein), aber ich darf mich auch ausprobieren. Manchmal hat er das letzte Wort, manchmal ich :D

Das hört sich doch ganz vernünftig an.
Es stellt sich halt die Frage, ob ich als Musiker eher wie ein Museumswärter tätig bin, der die hohe Kunst vor den Berührungen durch Unbefugte zu schützen hat oder ob ich mich der Musik in kreativ-künstlerischer Weise nähere und die Werke damit stets aufs neue erschaffe. Ersteres läuft für mich auf Erstarrung und Stillstand hinaus, letzteres auf eine wirklich lebendige Auseinandersetzung die jede Musik, egal aus welcher Epoche frisch und modern erklingen lassen kann.
Natürlich kann ein Orchestermusiker nicht einfach so individuell-kreativ-schöpferisch seine Stimme interpretieren. 20 erste Geigen müssen klingen wie eine, nur richtig groß. Aber die Bereitschaft, einem kreativen Dirigenten zu folgen und neugierig am Neu-Schaffensprozess mitzuwirken sollte vorhanden sein. Leider habe ich oft anderes erlebt.


Der Punkt ist, dass Tenöre heutzutage, v.a. in der hohen Lage ganz anders singen als in den Zeiten, in denen die meisten Arien entstanden sind.

Nicht zu vergessen die Ära der Kastraten, das war wieder eine andere Ästhetik.
Und zu Verdis Zeiten hat man nachweislich tiefer gestimmt (den standardisierten Kammerton gab es noch nicht). Verdi soll in Bezug zur Orchesterstimmung seine Arien exakt auf die optimale Lage des Registerwechsels hin komponiert haben so daß die Sänger sie damals als sehr gut liegend und angenehm zu singen empfunden haben. Das sagen heutige Sänger ebenfalls, wenn die Tonhöhe auf die alte Stimmung abgesenkt wird.
 
Ich finde es interessant und nützlich, sich mit historischen Aufführungspraxen, mit sich wandelnden ästhetischen Vorstellungen etc. zu beschäftigen - auf jeden Fall weitet es den Horizonz, und das ist nie verkehrt. Aber der nächste Schritt muss (für mich) immer sein, mir mein eigenes Bild sowohl von Text und Musik zu machen, sonst kann ich Inhalt, Emotion und Musik nicht authentisch rüberbringen. Und meiner Auffassung nach ist es abei erlaubt, zu spielen und auszuprobieren, ohne gleich zu sagen "so geht aber Barock/Bach/Mozart (oder was auch immer) nicht". Natürlich fließt dabei alles ein, was ich zuvor erforscht habe. Aber dann mache ich es mir zu eigen.
Das ist hier alles schon ganz schön off topic... ;)
 

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