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Primordial
TO THE NAMELESS DEAD
Metal Blade, 2007
TO THE NAMELESS DEAD
Metal Blade, 2007
Vorgeschichte
Seit ich dieses Album habe läuft es bei mir rauf und runter, was mich aber letztendlich dazu bewegt hat dieses Review zu schreiben war eine Rezension die ich dazu im "Metal Hammer" gelesen habe.
Versteht mich nicht falsch, ich lese selbst gelegentlich diese Zeitschrift. Das Album hat den Soundcheck dieses Monats gewonnen -berechtigterweise wie ich finde- aber die Rezension wird diesem Album einfach gar nicht gerecht. Die Musik ist meiner Meinung nach wirklich "unpassend" beschrieben. Ich werde in diesem Review also bei passender Gelegenheit auch mal eine lustige Passage aus dem Metal Hammer Review zitieren .
Der Stil: Progressive Post (Black) Metal (imho)
Ok, bei der Bezeichnung Metal werden mir viele noch zustimmen, aber warum ich das Album als "Post" und "Progressive" bezeichne wird einigen vielleicht nicht so klar sein.
Dieses Album hat eine Stimmungsintensität und eine Atmosphäre, die mich sehr an Postrock erinnert. Man nehme ein Album von Explosions in the Sky und ersetze sämtliche Hoffnung und Freude durch Heldentum, Rebellion, Depression und eine gute Portion Endzeit-Feeling, so könnte man sich das Album in etwa vorstellen. Diese Gefühle werden in einer für Post Metal typischen Art und Weise dargestellt: Parts mit einer hohen Klangdichte, teilweise vielschichtige Melodien und einige Instrumentalteile. Spontane Parallelen fallen mir zum Beispiel zu Cult of Luna auf; man vergleiche nur einmal das bekannte "Leave me here" mit "As Rome Burns". Die Songstruktur und die Emotionen die hier vorherrschen sind sehr ähnlich.
Ob dieses Album tatsächlich progressiv ist, darüber habe ich mir selbst Gedanken gemacht. Aber "progressiv" ist für mich nicht von der Anzahl der ungeraden Takte abhängig, eine progressive Band ist für mich eine die alternative Wege beschreitet und sich einen neuen künstlerischen oder technischen Anspruch setzt. Und das tun Primordial hier definitiv. Ich habe vorher nichts gehört was wirklich vergleichbar mit diesem Album ist, nicht mal die Vorgängeralben dieser Band. Außerdem braucht man auch eine Weile um sich mit dem Album anzufreunden, weil es, wie gesagt sehr vielschichtig ist.
Der Metal Hammer hat den Stil dieses Albums als "Pagan" bezeichnet, wo ich sagen muss, sorry Jungs, obwohl die Texte "pagan" sind ist das ein bisschen zu flach wie ich finde...
Über die Songs
Zu den Songs ein Zitat aus dem Metal Hammer:
Primordial gelingt es in ihren besten Momenten, eine fast Ambient-mäßige Stimmung in all dem Toben aufzubauen,
die wie der Moment der Erkenntnis des Menschen im Angesicht der Natur wirkt.
...Aus dem Teil nach dem Komma soll jeder so schlau werden wie er will, zum besseren Verständnis fang ich mal mit dem ersten Lied an: die wie der Moment der Erkenntnis des Menschen im Angesicht der Natur wirkt.
Gleich der erste Song, "Empire Falls", beginnt mit einem bedrohlichen und schrecklich drückenden Riff, das stimmungsmäßig Opeth um nichts nachsteht (und Opeth ist für mich die über-Band...). Nach einigen Takten steigt der Gesang ein, fast klagend und hymnenartig, und passt sich perfekt in den Rest des Stückes ein. Im Mittelteil flacht der Song etwas ab, was jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm darstellt. Kurz danach schon kommen zwei Riffs die gut ins Ohr gehen und zum Headbangen einladen. Danach wird der Refrain nochmal aufgegriffen und rundet den Song perfekt ab.
Der zweite Song, "Gallows Hymn", beginnt erst ruhig mit dem Bass, danach steigen die Gitarren ein worauf ein atmosphärisches Schrammel-Riff folgt das danach nochmal mit Doublebass und mehrstimmig wiederholt wird. Diesen Song könnte ich mir gut als letztes oder vorletztes Lied auf einem Open-Air-Festival vorstellen.
"As Rome Burns", das dritte Lied, ist für mich mit seinen fast 10 min einer der klaren Höhepunkte des Albums. Ein Intro, das stetige Spannung aufbaut, worauf ein Riff und ein Verse im 3/4 Takt folgt, zu dem man fast mitschunkeln könnte wenn er denn nicht so bedrohlich. Darauf folgt ein ruhiger Part mit unverzerrten Gitarren und Geflüster im Hintergrund das sich immer weiter zu Gebrüll steigert und den Druck am Ende in einem großen Inferno ablässt.
"Failures Burden" beeindruckt mit einer wunderbar melancholischen Grundstimmung und sehr guter Arbeit am Schlagzeug. Der Gesang hat mich spontan an eine Art Ballade erinnert. Zum Ende des Songs wird der instrumentale Teil immer hektischer, bis es fast verstörend spontan zum Abbruch kommt.
Zu "Heathen Tribes" könnte man sich fast vorstellen um ein Feuer zu tanzen. Die Akustikgitarren zu Beginn erinnern an Epic- und Wikingmetal, immer wieder unterbrochen durch impulsive Riffs. Der Text lädt zum Mitbrüllen ein und sorgt dafür, dass der Song meiner Meinung nach bestens geeignet ist für gute Stimmung und exzessives Trinken...
"The Rising Tide" beginnt mit atmosphärischen Sounds die an Didgeridoos und Dudelsäcke erinnern. Kurz darauf setzten militärische Marching Drums ein und das war's auch schon, denn dieser Song ist mit eineinhalb Minuten Länge eigentlich nur ein Vorspiel zu...
..."Traitors Gate". Der Song beginnt mit einem übelsten Black-Metal-Riff, das am Anfang immer wieder aufgegriffen wird, ohne jedoch einen wahllosen Eindruck zu machen, der bei solchen Riffs manchmal mitschwingt. Die Endzeit-Stimmung die ich hier angesprochen habe findet hier ihren Höhepunkt, das ganze Lied drückt Zerstörung, Verzweiflung, Vergeblichkeit und mitten drin auch etwas Erhabenheit aus.
Zu Guter Letzt, "No Nation on this Earth", beginnt mit einer triumphalen Stimmung und bildet einen deutlichen Kontrast zum vorigen Song. Das Stück wechselt immer wieder zwischen einer fröhlichen und traurigen Grundstimmung, wobei am Ende sozusagen die gute Seite siegt und das Album mit einer Art feierlichem "wir waren siegreich!"-Gefühl ausklingt.
Mein Rating zu den Songs:
Empire Falls:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 10/10
Galows Hymn:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 09/10
As Rome Burns:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 10/10
Failures Burden:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 07/10
Heathen Tribes:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 10/10
The Rising Tide:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 08/10
Traitors Gate:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 09/10
No Nation on this Earth:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 07/10
GESAMT:
◙◙◙◙◙◙◙◙◙◙ 09/10
Fazit:
Ich persönlich würde jedem Metalfan einmal raten reinzuhören, besonders ans Herz legen möchte ich es denen ans Herz legen die sowieso schon Fans von Post-, Black-, Doom-, Progressive-Metal sind. Auch Leute aus der Epic-, Wiking- Pagan-Metal-Ecke werden vor allem an "Heathen Tribes" Gefallen finden. Insgesamt muss man sagen, dass Primordial hier einfach nur richtig gute Musik gemacht haben und ich schätze es wird kaum einen Metaller geben der sich mit dem Album gar nicht anfreunden kann...
Das war's, Kritik und Anregungen sind immer willkommen!
Flo
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