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Äußerlichkeiten und Handling
Mein lieber Herr Gesangsverein!! Die sind aber mal richtig ordentlich verpackt!
Das war mein erster Gedanke, als ich zur Haustür rein kam und wie von der Nachbarin angekündigt zwei erwartete Pakete vorfand. Beschriftet mit 2x PreSonus Sceptre S8 und 2x PreSonus Sceptre S6. Die beiden Boxenpärchen, welche ich testen sollte. Angekündigt auf der Musikmesse 2013, erhältlich (bei Thomann) seit Oktober desselben Jahres. Nachdem der obere Karton mit den S6 in die Wohnung getragen war, war klar: Nicht Boxenpärchen. Boxenpaare, das ist wohl eher der richtige Ausdruck. Die S8 wurden direkt mal nicht getragen, sondern geschoben wo möglich.
Ich war doch etwas erstaunt ob der Größe und des Gewichts von diesen schwarzen Dingern, die mich da anschauten. Nicht die Verpackung war das schwere. In Vorbereitung auf den Test hatte ich im Netz natürlich kurz die Daten abgecheckt: Durchmesser der Membranen, Leistung der Verstärker, diverse Funktionen zur Anpassung von Pegel und Frequenzgang, Trennfrequenz... bis zu den Abmessungen und zum Gewicht bin ich aber wohl nicht gekommen. Hier für euch auf einen Blick:
S8: (B,H,T in cm) 29, 40, 30 bei 11 kg/Stück
S6: (B,H,T in cm) 23, 33,5, 26 bei 8,5 kg/Stück
Okay, raus damit aus dem Karton und rauf auf die improvisierten Boxentative! (Keyboardstativ + Mikrokoffer und Holzböcke + Piano-Case...) Mal vorsichtig mit den Händen in den Karton abgetaucht. Da scheint irgendwo was griffiges zu sein. Kann man die Box daran hochheben? Etwas befühlen - oh, scheint irgendwie in Membrannähe zu sitzen, lassen wir lieber mal!
Wie sich zeigen sollte, war das der Waveguide des Hochtöners. Es liegt sogar extra noch mal ein einzelner gelber Zettel bei, der in 4 Sprachen davor warnt, dieses Plastikteil bloß nicht unter Last zu setzen. Uff - grade noch mal gut gegangen!
Apropos 4 Sprachen. Das sind auch die, in welchen das Handbuch kommt. Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch. Die Anleitung ist zwar für die Funktionalität der Box nicht notwendig, aber gibt ein paar interessante technische Infos über Übergangsfrequenzen, Filter und ähnliches. Und wie von PreSonus bekannt, als Gimmick noch ein kleines Kochrezept am Ende Also: Pluspunkt gesammelt!
Weniger cool fand ich allerdings, dass die Boxen keinen Stativflansch haben. Vor allem den S8 hätte dieser nicht geschadet. Ich weiß, ist bei Nahfeldmonitoren nicht üblich, doch anhand der Größe und des Gewichts hab ich intuitiv danach gesucht. Gummifüße gibt's übrigens auch nicht - aber bei der Grundfläche der Box und der großen Bandbreite an Boxenaufstellungsmöglichkeiten wären großflächige Gummimatten wohl eher angebracht.
Bei der Anordnung der Boxen habe ich etwas experimentiert, auf dem Bild hier eben eine der Möglichkeiten abgelichtet.
Ein Blick aufs Anschlussfeld: Eine stabile, mit Schrauben befestigte Plastikplatte deckt den größten Teil der Rückseite ab. Wir haben hier:
- Buchse für Kaltgerätestecker
- Stromschalter direkt daneben
- Poti zur Justierung des Eingangspegels (1)
- XLR-Eingang- TRS-Eingang
- Steuerung des DSP (2)
Kühlrippen gibt's keine, hab ich in der Praxis auch nicht vermisst. PreSonus bewirbt die Boxen explizit mit der digitalen Signalverarbeitung, einen digitalen Eingang sucht man leider vergeblich. Übrigens auch die ganzen Kindergarten-Anschlüsse wie Chinch oder Miniklinke - find ich gut! Hat an einem richtigen Studio-Moni nichts zu suchen.
zu (1)
Potis zur Pegel-Anpassung. Das tolle daran: Es kann fein justiert werden. Der Nachteil: Es kann geringe Abweichungen geben. 12 Uhr bei beiden Boxen muss nicht notwendigerweise denselben Pegel geben. Für alle, die es ganz genau haben wollen: Sinussignal und Pegelmesser. Die Alternative wäre ein zwei- oder mehrwegiger Schalter. Nachteil: Weniger Flexibilität als beim Poti. Wollte ich nur mal so erwähnt haben, das rechne ich den Sceptres jetzt weder gut noch schlecht an.
zu (2)
Es stehen dem Nutzer 3 Funktionen zur Verfügung: Bassabsenkung ab 250 Hz (neutral / -1,5 dB / -3 / -6, vermutlich dB/Oktave), Hochtöner-Anhebung oder -Absenkung (neutral / +1 dB / -1,5 / -4) und LoCut mit 24 dB/Oktave (neutral / 60 Hz / 80 / 100). Ist der LoCut nicht explizit gesetzt, greift ein fest eingebauter (S8: 38 Hz, S6: 42 Hz).
Gesteuert wird jede Funktion über einen kleinen, runden Taster. Vier übereinanderliegende LEDs je Funktion zeigen dabei an, welche Stellung aktuell gewählt ist. Die LEDs der einzelnen Funktionen haben je unterschiedliche Farben. Super - da hat jemand mitgedacht!Die DSP-Settings bleiben auch nach dem aus- und wieder einschalten erhalten.
Nun aber zur Vorderseite! Auch wieder stabiles Plastik. Seiten, Decke und Boden und Ränder der Rückseite sind übrigens aus MDF, mit Vinyl überzogen. Vorn unten findet sich die Bassreflex-Öffnung. Ein Rechteck mit abgerundeten Ecken. Überhaupt ist quasi alles was an dieser Box Kante heißt abgerundet, sofern es nicht hinten liegt. Darüber, ziemlich am rechten Rand, befindet sich das beleuchtete PreSonus Logo. Leuchtet im Normalzustand blau, kurz beim Einschalten und bei Clipping rot. Zu bemerken ist: Es leuchtet nicht die Wellenform selbst, sondern ihr Hintergrund (der deutlich mehr Fläche hat). Nicht grell, aber auffällig. Ein Stück Gaffa würde schon Abhilfe schaffen, verschandelt aber wieder auf andere Weise das Aussehen. Ich find's kitschig und nervig... und da das Logo bei allen Boxen jeweils weit rechts sitzt, ist auch die optische Symmetrie im Eimer. Mag bei einem gleichseitigen Dreieck mit >= 160 cm Seitenlänge nicht so sehr auffallen, aber mich stört dieses leuchtende Ding generell...
Nun das wichtigste: Da wo Töne rauskommen! PreSonus setzt hier auf ein Konzept, welches mir in dieser Form noch nie über den Weg lief. Es ist eine Spezielle Form der Coaxial-Konstruktion. (Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Koaxiallautsprecher) Ich wurde inzwischen darauf hingewiesen, dass es das Konzept in ähnlicher Form z.B. auch bei der Geithain RL Serie gibt.
Der Tief-/Mitteltöner ist klassisch aufgehängt, an einer großen, recht weichen Gummisicke. S8: 8" S6: 6,25" Membrandurchmesser. Der Speaker selbst besteht aus Papier, welches durch Glasfasern verstärkt wird. In der Mitte sitzt dann bei beiden Boxen ein 1" Kompressionstreiber aus Titan. Jetzt die Besonderheit: Auf einen Kompressionstreiber wird normalerweise ein Horn gesetzt (auch bekannt als Waveguide). Und genau das hat PreSonus hier auch gemacht. In Form eines (abgerundeten) sich weitenden Rechtecks. Also eine Art Trichter zur Schallführung, Abmessungen 10,8 cm Breite und 9,8 cm Höhe. Auch das Horn ist aus massivem, stabilem Plastik. Und es überlagert natürlich die Tief-/Mitteltöner-Membran. Bei der S8 schaut diese noch an allen Seiten etwas hervor, bei den S6 gehen die äußeren Ecken des Horns bis über die Sicke. An den Seiten ist nicht viel Membran zu sehen, oben und unten nur wenig mehr. Interessant! Wie das wohl klingen mag?
Ein letzter Punkt zum Handling: Box einschalten. Alle Lärmquellen aus und Lauscher auf. Strom drauf, Schalter umlegen. Eine Sekunde nichts, dann ein leiser Knackser. Musste ich doch gleich noch ein paar mal ausprobieren und dabei mit der Eingangspegel-Anpassung spielen. Positiv: Der Knackser bleibt immer gleich leise! Ebenfalls positiv: Da der Hauptschalter wirklich nur hart den Strom gibt oder wegnimmt ist es auch kein Problem, ihn dauernd ein zu lassen und beide Boxen von zentraler Stelle zu schalten.
Fazit zu Äußerlichkeiten und Handling:
+ praxisnahe Ausstattung (Anschlüsse, Funktionalität)
+ durchdachte Bedienung
+ mehrsprachige Bedienungsanleitung (mit Rezept )
+ keine für Mensch oder Technik kritischen Störgeräusche beim einschalten
o Größe und Gewicht (für mich nicht negativ, aber man sollte sich dessen bewusst sein)
- empfindliche Hardware am Horn, die durch ihr hervorstehen unabsichtlich angestoßen werden kann und dazu noch direkt zum anfassen einlädt (Ein - zumindest optionales - Schutzgitter wäre velleicht ne Idee?)
- nur ein kleines Minus: Bis auf die BR-Öffnung gibt es keinen guten Halt an den Boxen, um sie zu heben. Die runden, mit dem Vinyl beinahe glitschigen Kanten machen das nicht besser. Aber: Es ist ja keine PA-Box, die ständig transportiert wird...
Die etwas futuristische Optik beziehe ich nicht in die Bewertung mit ein. Mein Ding isses nicht, aber: "Alles Geschmackssache", sprach der Affe, als er in die Seife biss.
Klang
Ssssssccccchhhhh!
Nein, werte Leser, das heißt nicht, dass ihr jetzt leise sein sollt. Das war wohl mehr der Wunsch, die Boxen mögen leise sein. Denn: sie rauschen. Genauer gesagt sind es die HT-Treiber. Egal ob mit oder angeschlossenem Eingang. Autsch! Das ist erst mal ne bittere Pille zu Anfang. Zumal sich das Rauschen auch noch mit der Stellung des Level-Potis ändert. Selbst auf Linksanschlag ist das rauschen zu hören. Wenn man mal weiß, dass es da ist, sowieso. Selbst bei leiser Hintergrundmusik, wie ich sie grade beim schreiben höre, ist es wahrnehmbar. Gar nicht schön, das.
Okay, zwei Punkte muss man den Boxen hier zugute halten: Abmischen, selbst auf leisem Pegel, ist immer laut genug, um das Rauschen zu überdecken. Und: Mit einem "normalen" Interface (in meinem Fall ein TC Electronics Konnekt live) bekommt man selbst bei Poti auf Linksanschlag so viel Saft aus den Boxen, wie man ihn längst nicht braucht. Trotzdem ein unschöner Punkt - in dieser Intensität darf das in dieser Preisklasse einfach nicht sein!Um noch gleich den Punkt Pegel fertig abzuhandeln: Ich hab nicht im Traum dran gedacht, die Boxen bei Max-Stufe des Level-Potis mit vollem Signal anzufahren. Eigentlich nicht mal bei Poti auf Linksanschlag - nur mal gaaaanz kurz, so testweise. Wir halten fest: Pegel ist genug da. Schon auf Linksanschlag des Level-Potis ist die ganze Bandbreite von vernünftiger Lautstärke im typischen Studio voll abgedeckt. Und das schöne daran: Es gibt keine nennenswerte Klangliche Veränderung! Ich mag mich täuschen, aber mir war es, als erfolge sogar eine (leichte?) Anpassung an die Fletcher-Munson-Kurve.
Dann wurde Testgehört. Rock. Klassik. Metal. Elektro. Chor mit Band. Pop. Rockabilly. Und hier zeigten sich doch einige erfreuliche Seiten der Sceptre. Die Auflösung in den Hochmitten und Höhen - einfach super! Wie schon erwähnt bleibt der Klang auch über verschiedene Lautstärken hinweg konsistent. Und wer diese Boxen ins kotzen bringt, hat definitiv was am Ohr. Ich bin nicht annähernd in die Richtung gekommen.
Auch die Tiefenstaffelung der Instrumente in einem Mix lässt sich gut bestimmen - wobei das auf anderen Boxen besser gelingt.
Hier ist die Stelle gekommen, die beiden Modelle getrennt zu betrachten. Von der S8 gibts noch weiter gutes zu berichten. Die Stereo-Ortung gefällt mir da nämlich sehr gut. Nicht ganz so gut empfand ich das Impulsverhalten im Bass. Die Bässe verwaschen zu nennen, täte der S8 unrecht. Das sind sie nicht. Aber so wirklich "rocken" tut's halt doch nicht. Wenn's nicht elektronische Musik ist, kann man damit wohl leben. Vom Pegel her ist der Bass präsent, allerdings fehlt es konstruktionsbedingt dann etwas an den Tiefmitten bis Mitten. Ansonsten ist die S8 oben rum sehr präsent, ohne dabei aufdringlich zu werden. Da könnte ich mich wahrscheinlich schnell dran gewöhnen.
Die S6 hat mir ansonsten leider nicht so wirklich gefallen. Was bei den S8 angenehm präsente Höhen sind, nervt bei den S6 schon. Es klingt unnatürlich. Auch empfand ich die Stereo-Ortung hier nicht als gut. Impulsverhalten im Bass - welcher Bass? Ja, der Hochbass ist gepusht, aber da fehlt definitiv was. Das können andere Boxen selbst mit kleinerer Membran besser. Mit starkem Roll-off, gesetztem LoCut und Subwoofer drunter könnte das sogar funktionieren, aber ehrlich gesagt ist die S6 den Aufwand in meinen Ohren nicht wert. Bleibt nämlich immer noch der nervige Hochmitten- bis Hochton-Bereich.
Ein unangenehmer Punkt bei beiden Modellen, der beim Musikhören erst etwas später auffällt, beim mischen aber schnell hörbar wird: Gegen die obere Grenzfrequenz des T/M-Töners schwächeln beide etwas. Die Übergangsfrequenz zum Treiber liegt bei 2,4 kHz für die S8 und bei 2,2 kHz für die S6. (Ja, kein Zahlendreher, habe extra noch mal im Handbuch nachgeschaut.) Die Auflösung mangelt und Eingriffe mit dem EQ lassen sich schwieriger beurteilen. Das ändert sich sofort, geht man in den Bereich über der x-over Frequenz. Meine Vermutung fällt hier auf die Plastiktröte von Horn - aber wie gesagt, nur eine Vermutung.
Klangliches Fazit S8: Insgesamt gut
+ Konsistenter Klang über alle (vernünftigen) Lautstärken hinweg
+ Auflösung Hochmitten und Höhen bemerkenswert!
+ Stereo-Ortung+ (kleines Plus) Tiefenstaffelung
- (kleines Minus) Impulsverhalten in den tieferen Bereichen
- Auflösung in den Mitten (unter x-over)
- Rauschen
Wer mit den Schwächen der S8 leben kann, bekommt immerhin noch einiges an Pluspunkten. In Design und Handling wurde wirklich mitgedacht und auch klanglich hat sie einige Schmankerl. Insgesamt bietet die S8 einen runden Sound mit ein paar Schwächen, punkt aber wirklich mit leckeren Vorteilen. Ich würde sagen: Da ist noch Platz für eine MK II, aber man kann doch definitiv schon mit arbeiten!
Klangliches Fazit S6: Hmmmm.... naja...
+ Konsistenter Klang über alle (vernünftigen) Lautstärken hinweg
+ Auflösung Hochmitten und Höhen
+ (kleines Plus) Tiefenstaffelung
- kein vernünftiger Tiefton-Bereich
- Auflösung in den Mitten (unter x-over)
- Rauschen
- unnatürlicher Klang in den Mitten und Höhen
Hier können die Vorteile leider nicht über die eklatanten Schwächen hinweg trösten. Die tolle Auflösung oben rum und eine brauchbare Tiefenstaffelung sind leider schon alles. Ja, der Klang ist über den Pegel hinweg konsistent, aber das bringt leider nicht viel, wenn der Klang insgesamt nicht so dolle ist. Für die S6 kann ich leider keine Empfehlung aussprechen.
Mein lieber Herr Gesangsverein!! Die sind aber mal richtig ordentlich verpackt!
Das war mein erster Gedanke, als ich zur Haustür rein kam und wie von der Nachbarin angekündigt zwei erwartete Pakete vorfand. Beschriftet mit 2x PreSonus Sceptre S8 und 2x PreSonus Sceptre S6. Die beiden Boxenpärchen, welche ich testen sollte. Angekündigt auf der Musikmesse 2013, erhältlich (bei Thomann) seit Oktober desselben Jahres. Nachdem der obere Karton mit den S6 in die Wohnung getragen war, war klar: Nicht Boxenpärchen. Boxenpaare, das ist wohl eher der richtige Ausdruck. Die S8 wurden direkt mal nicht getragen, sondern geschoben wo möglich.
Ich war doch etwas erstaunt ob der Größe und des Gewichts von diesen schwarzen Dingern, die mich da anschauten. Nicht die Verpackung war das schwere. In Vorbereitung auf den Test hatte ich im Netz natürlich kurz die Daten abgecheckt: Durchmesser der Membranen, Leistung der Verstärker, diverse Funktionen zur Anpassung von Pegel und Frequenzgang, Trennfrequenz... bis zu den Abmessungen und zum Gewicht bin ich aber wohl nicht gekommen. Hier für euch auf einen Blick:
S8: (B,H,T in cm) 29, 40, 30 bei 11 kg/Stück
S6: (B,H,T in cm) 23, 33,5, 26 bei 8,5 kg/Stück
Okay, raus damit aus dem Karton und rauf auf die improvisierten Boxentative! (Keyboardstativ + Mikrokoffer und Holzböcke + Piano-Case...) Mal vorsichtig mit den Händen in den Karton abgetaucht. Da scheint irgendwo was griffiges zu sein. Kann man die Box daran hochheben? Etwas befühlen - oh, scheint irgendwie in Membrannähe zu sitzen, lassen wir lieber mal!
Wie sich zeigen sollte, war das der Waveguide des Hochtöners. Es liegt sogar extra noch mal ein einzelner gelber Zettel bei, der in 4 Sprachen davor warnt, dieses Plastikteil bloß nicht unter Last zu setzen. Uff - grade noch mal gut gegangen!
Apropos 4 Sprachen. Das sind auch die, in welchen das Handbuch kommt. Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch. Die Anleitung ist zwar für die Funktionalität der Box nicht notwendig, aber gibt ein paar interessante technische Infos über Übergangsfrequenzen, Filter und ähnliches. Und wie von PreSonus bekannt, als Gimmick noch ein kleines Kochrezept am Ende Also: Pluspunkt gesammelt!
Weniger cool fand ich allerdings, dass die Boxen keinen Stativflansch haben. Vor allem den S8 hätte dieser nicht geschadet. Ich weiß, ist bei Nahfeldmonitoren nicht üblich, doch anhand der Größe und des Gewichts hab ich intuitiv danach gesucht. Gummifüße gibt's übrigens auch nicht - aber bei der Grundfläche der Box und der großen Bandbreite an Boxenaufstellungsmöglichkeiten wären großflächige Gummimatten wohl eher angebracht.
Bei der Anordnung der Boxen habe ich etwas experimentiert, auf dem Bild hier eben eine der Möglichkeiten abgelichtet.
Ein Blick aufs Anschlussfeld: Eine stabile, mit Schrauben befestigte Plastikplatte deckt den größten Teil der Rückseite ab. Wir haben hier:
- Buchse für Kaltgerätestecker
- Stromschalter direkt daneben
- Poti zur Justierung des Eingangspegels (1)
- XLR-Eingang- TRS-Eingang
- Steuerung des DSP (2)
Kühlrippen gibt's keine, hab ich in der Praxis auch nicht vermisst. PreSonus bewirbt die Boxen explizit mit der digitalen Signalverarbeitung, einen digitalen Eingang sucht man leider vergeblich. Übrigens auch die ganzen Kindergarten-Anschlüsse wie Chinch oder Miniklinke - find ich gut! Hat an einem richtigen Studio-Moni nichts zu suchen.
zu (1)
Potis zur Pegel-Anpassung. Das tolle daran: Es kann fein justiert werden. Der Nachteil: Es kann geringe Abweichungen geben. 12 Uhr bei beiden Boxen muss nicht notwendigerweise denselben Pegel geben. Für alle, die es ganz genau haben wollen: Sinussignal und Pegelmesser. Die Alternative wäre ein zwei- oder mehrwegiger Schalter. Nachteil: Weniger Flexibilität als beim Poti. Wollte ich nur mal so erwähnt haben, das rechne ich den Sceptres jetzt weder gut noch schlecht an.
zu (2)
Es stehen dem Nutzer 3 Funktionen zur Verfügung: Bassabsenkung ab 250 Hz (neutral / -1,5 dB / -3 / -6, vermutlich dB/Oktave), Hochtöner-Anhebung oder -Absenkung (neutral / +1 dB / -1,5 / -4) und LoCut mit 24 dB/Oktave (neutral / 60 Hz / 80 / 100). Ist der LoCut nicht explizit gesetzt, greift ein fest eingebauter (S8: 38 Hz, S6: 42 Hz).
Gesteuert wird jede Funktion über einen kleinen, runden Taster. Vier übereinanderliegende LEDs je Funktion zeigen dabei an, welche Stellung aktuell gewählt ist. Die LEDs der einzelnen Funktionen haben je unterschiedliche Farben. Super - da hat jemand mitgedacht!Die DSP-Settings bleiben auch nach dem aus- und wieder einschalten erhalten.
Nun aber zur Vorderseite! Auch wieder stabiles Plastik. Seiten, Decke und Boden und Ränder der Rückseite sind übrigens aus MDF, mit Vinyl überzogen. Vorn unten findet sich die Bassreflex-Öffnung. Ein Rechteck mit abgerundeten Ecken. Überhaupt ist quasi alles was an dieser Box Kante heißt abgerundet, sofern es nicht hinten liegt. Darüber, ziemlich am rechten Rand, befindet sich das beleuchtete PreSonus Logo. Leuchtet im Normalzustand blau, kurz beim Einschalten und bei Clipping rot. Zu bemerken ist: Es leuchtet nicht die Wellenform selbst, sondern ihr Hintergrund (der deutlich mehr Fläche hat). Nicht grell, aber auffällig. Ein Stück Gaffa würde schon Abhilfe schaffen, verschandelt aber wieder auf andere Weise das Aussehen. Ich find's kitschig und nervig... und da das Logo bei allen Boxen jeweils weit rechts sitzt, ist auch die optische Symmetrie im Eimer. Mag bei einem gleichseitigen Dreieck mit >= 160 cm Seitenlänge nicht so sehr auffallen, aber mich stört dieses leuchtende Ding generell...
Nun das wichtigste: Da wo Töne rauskommen! PreSonus setzt hier auf ein Konzept, welches mir in dieser Form noch nie über den Weg lief. Es ist eine Spezielle Form der Coaxial-Konstruktion. (Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Koaxiallautsprecher) Ich wurde inzwischen darauf hingewiesen, dass es das Konzept in ähnlicher Form z.B. auch bei der Geithain RL Serie gibt.
Der Tief-/Mitteltöner ist klassisch aufgehängt, an einer großen, recht weichen Gummisicke. S8: 8" S6: 6,25" Membrandurchmesser. Der Speaker selbst besteht aus Papier, welches durch Glasfasern verstärkt wird. In der Mitte sitzt dann bei beiden Boxen ein 1" Kompressionstreiber aus Titan. Jetzt die Besonderheit: Auf einen Kompressionstreiber wird normalerweise ein Horn gesetzt (auch bekannt als Waveguide). Und genau das hat PreSonus hier auch gemacht. In Form eines (abgerundeten) sich weitenden Rechtecks. Also eine Art Trichter zur Schallführung, Abmessungen 10,8 cm Breite und 9,8 cm Höhe. Auch das Horn ist aus massivem, stabilem Plastik. Und es überlagert natürlich die Tief-/Mitteltöner-Membran. Bei der S8 schaut diese noch an allen Seiten etwas hervor, bei den S6 gehen die äußeren Ecken des Horns bis über die Sicke. An den Seiten ist nicht viel Membran zu sehen, oben und unten nur wenig mehr. Interessant! Wie das wohl klingen mag?
Ein letzter Punkt zum Handling: Box einschalten. Alle Lärmquellen aus und Lauscher auf. Strom drauf, Schalter umlegen. Eine Sekunde nichts, dann ein leiser Knackser. Musste ich doch gleich noch ein paar mal ausprobieren und dabei mit der Eingangspegel-Anpassung spielen. Positiv: Der Knackser bleibt immer gleich leise! Ebenfalls positiv: Da der Hauptschalter wirklich nur hart den Strom gibt oder wegnimmt ist es auch kein Problem, ihn dauernd ein zu lassen und beide Boxen von zentraler Stelle zu schalten.
Fazit zu Äußerlichkeiten und Handling:
+ praxisnahe Ausstattung (Anschlüsse, Funktionalität)
+ durchdachte Bedienung
+ mehrsprachige Bedienungsanleitung (mit Rezept )
+ keine für Mensch oder Technik kritischen Störgeräusche beim einschalten
o Größe und Gewicht (für mich nicht negativ, aber man sollte sich dessen bewusst sein)
- empfindliche Hardware am Horn, die durch ihr hervorstehen unabsichtlich angestoßen werden kann und dazu noch direkt zum anfassen einlädt (Ein - zumindest optionales - Schutzgitter wäre velleicht ne Idee?)
- nur ein kleines Minus: Bis auf die BR-Öffnung gibt es keinen guten Halt an den Boxen, um sie zu heben. Die runden, mit dem Vinyl beinahe glitschigen Kanten machen das nicht besser. Aber: Es ist ja keine PA-Box, die ständig transportiert wird...
Die etwas futuristische Optik beziehe ich nicht in die Bewertung mit ein. Mein Ding isses nicht, aber: "Alles Geschmackssache", sprach der Affe, als er in die Seife biss.
Klang
Ssssssccccchhhhh!
Nein, werte Leser, das heißt nicht, dass ihr jetzt leise sein sollt. Das war wohl mehr der Wunsch, die Boxen mögen leise sein. Denn: sie rauschen. Genauer gesagt sind es die HT-Treiber. Egal ob mit oder angeschlossenem Eingang. Autsch! Das ist erst mal ne bittere Pille zu Anfang. Zumal sich das Rauschen auch noch mit der Stellung des Level-Potis ändert. Selbst auf Linksanschlag ist das rauschen zu hören. Wenn man mal weiß, dass es da ist, sowieso. Selbst bei leiser Hintergrundmusik, wie ich sie grade beim schreiben höre, ist es wahrnehmbar. Gar nicht schön, das.
Okay, zwei Punkte muss man den Boxen hier zugute halten: Abmischen, selbst auf leisem Pegel, ist immer laut genug, um das Rauschen zu überdecken. Und: Mit einem "normalen" Interface (in meinem Fall ein TC Electronics Konnekt live) bekommt man selbst bei Poti auf Linksanschlag so viel Saft aus den Boxen, wie man ihn längst nicht braucht. Trotzdem ein unschöner Punkt - in dieser Intensität darf das in dieser Preisklasse einfach nicht sein!Um noch gleich den Punkt Pegel fertig abzuhandeln: Ich hab nicht im Traum dran gedacht, die Boxen bei Max-Stufe des Level-Potis mit vollem Signal anzufahren. Eigentlich nicht mal bei Poti auf Linksanschlag - nur mal gaaaanz kurz, so testweise. Wir halten fest: Pegel ist genug da. Schon auf Linksanschlag des Level-Potis ist die ganze Bandbreite von vernünftiger Lautstärke im typischen Studio voll abgedeckt. Und das schöne daran: Es gibt keine nennenswerte Klangliche Veränderung! Ich mag mich täuschen, aber mir war es, als erfolge sogar eine (leichte?) Anpassung an die Fletcher-Munson-Kurve.
Dann wurde Testgehört. Rock. Klassik. Metal. Elektro. Chor mit Band. Pop. Rockabilly. Und hier zeigten sich doch einige erfreuliche Seiten der Sceptre. Die Auflösung in den Hochmitten und Höhen - einfach super! Wie schon erwähnt bleibt der Klang auch über verschiedene Lautstärken hinweg konsistent. Und wer diese Boxen ins kotzen bringt, hat definitiv was am Ohr. Ich bin nicht annähernd in die Richtung gekommen.
Auch die Tiefenstaffelung der Instrumente in einem Mix lässt sich gut bestimmen - wobei das auf anderen Boxen besser gelingt.
Hier ist die Stelle gekommen, die beiden Modelle getrennt zu betrachten. Von der S8 gibts noch weiter gutes zu berichten. Die Stereo-Ortung gefällt mir da nämlich sehr gut. Nicht ganz so gut empfand ich das Impulsverhalten im Bass. Die Bässe verwaschen zu nennen, täte der S8 unrecht. Das sind sie nicht. Aber so wirklich "rocken" tut's halt doch nicht. Wenn's nicht elektronische Musik ist, kann man damit wohl leben. Vom Pegel her ist der Bass präsent, allerdings fehlt es konstruktionsbedingt dann etwas an den Tiefmitten bis Mitten. Ansonsten ist die S8 oben rum sehr präsent, ohne dabei aufdringlich zu werden. Da könnte ich mich wahrscheinlich schnell dran gewöhnen.
Die S6 hat mir ansonsten leider nicht so wirklich gefallen. Was bei den S8 angenehm präsente Höhen sind, nervt bei den S6 schon. Es klingt unnatürlich. Auch empfand ich die Stereo-Ortung hier nicht als gut. Impulsverhalten im Bass - welcher Bass? Ja, der Hochbass ist gepusht, aber da fehlt definitiv was. Das können andere Boxen selbst mit kleinerer Membran besser. Mit starkem Roll-off, gesetztem LoCut und Subwoofer drunter könnte das sogar funktionieren, aber ehrlich gesagt ist die S6 den Aufwand in meinen Ohren nicht wert. Bleibt nämlich immer noch der nervige Hochmitten- bis Hochton-Bereich.
Ein unangenehmer Punkt bei beiden Modellen, der beim Musikhören erst etwas später auffällt, beim mischen aber schnell hörbar wird: Gegen die obere Grenzfrequenz des T/M-Töners schwächeln beide etwas. Die Übergangsfrequenz zum Treiber liegt bei 2,4 kHz für die S8 und bei 2,2 kHz für die S6. (Ja, kein Zahlendreher, habe extra noch mal im Handbuch nachgeschaut.) Die Auflösung mangelt und Eingriffe mit dem EQ lassen sich schwieriger beurteilen. Das ändert sich sofort, geht man in den Bereich über der x-over Frequenz. Meine Vermutung fällt hier auf die Plastiktröte von Horn - aber wie gesagt, nur eine Vermutung.
Klangliches Fazit S8: Insgesamt gut
+ Konsistenter Klang über alle (vernünftigen) Lautstärken hinweg
+ Auflösung Hochmitten und Höhen bemerkenswert!
+ Stereo-Ortung+ (kleines Plus) Tiefenstaffelung
- (kleines Minus) Impulsverhalten in den tieferen Bereichen
- Auflösung in den Mitten (unter x-over)
- Rauschen
Wer mit den Schwächen der S8 leben kann, bekommt immerhin noch einiges an Pluspunkten. In Design und Handling wurde wirklich mitgedacht und auch klanglich hat sie einige Schmankerl. Insgesamt bietet die S8 einen runden Sound mit ein paar Schwächen, punkt aber wirklich mit leckeren Vorteilen. Ich würde sagen: Da ist noch Platz für eine MK II, aber man kann doch definitiv schon mit arbeiten!
Klangliches Fazit S6: Hmmmm.... naja...
+ Konsistenter Klang über alle (vernünftigen) Lautstärken hinweg
+ Auflösung Hochmitten und Höhen
+ (kleines Plus) Tiefenstaffelung
- kein vernünftiger Tiefton-Bereich
- Auflösung in den Mitten (unter x-over)
- Rauschen
- unnatürlicher Klang in den Mitten und Höhen
Hier können die Vorteile leider nicht über die eklatanten Schwächen hinweg trösten. Die tolle Auflösung oben rum und eine brauchbare Tiefenstaffelung sind leider schon alles. Ja, der Klang ist über den Pegel hinweg konsistent, aber das bringt leider nicht viel, wenn der Klang insgesamt nicht so dolle ist. Für die S6 kann ich leider keine Empfehlung aussprechen.
- Eigenschaft