Zitat von der Focusrite-Webseite:
Verdammt, ich sollte WIRKLICH den Text besser lesen und nicht nur Bilderbuch gucken
Shame on me!
Das mit herkömmlichen Anschlüssen größere Latenzen zu befürchten sind, schiebe ich beiseite, denn woher sollen die kommen, lediglich die Bandbreite der Übertragung spielt doch hier eine Rolle oder irre ich da? Und wieso sollten da denn auf einmal Latenzen herkommen?
Nein, eben NICHT nur auf die Bandbreite kommt's an! Genau deshalb hat(te) FireWire sehr lange die Nase vor USB, obwohl der theoretische Datendurchsatz nur 83,3% von dem von USB 2.0 beträgt. Hohe Bandbreite bedeutet nicht automatisch niedrige Latenz. Beispiel: Internet via Satellit hat eine Bandbreite von bis zu 2 MBit/s. Allerdings hängen die Satelliten ~36.000km über der Erde - das Signal muss vom User-Rechner nach oben, nach unten zum Server und das ganze noch mal umgekehrt, bis eine Antwort da ist - also 4 mal die Strecke. Du hast mit jedem 56k-Modem-Anschluss eine bessere Antwortzeit, aber einen weitaus niedrigeren Datendurchsatz.
Bei der Red Net Lösung kommt übrigens dazu, dass JEDER Switch dir gnadenlos eine weitere Nummer an Latenz alleine auf der Übertragungsstrecke, hier reden wir noch gar nicht von der Verbindung mit dem Rechner, mit rein haut - und zwar jedes mal, wenn das Signal drüber läuft. Also hin
und zurück. Ob sich da in den letzten paar Jahren noch was getan hat, weiß ich nicht - FastForward etc. ist ja alles nicht mehr so neu. Pessimistisch kannst du mit 2ms Latenz pro Switch-Durchgang rechnen. Und das ist Kleinvieh, welches sich sehr schnell zu einer ganzen Menge Mist ansammelt.
€ meint: Klar kann man sich auch einen Managed Switch von Cisco, Hirschmann,... hin stellen, die entsprechend einrichten (lassen?!) und damit nochmal die Latenzen der Switches etwas runter drücken. Auch hier sind irgendwo Grenzen gesetzt, weil die Ethernet-Pakete der Audio-Streams immer noch verdammt riesig sind im Vergleich zu irgendwelchen http-Anfragen. Aber das ist monetär definitiv nicht mehr interessant.
MADI ist da schon super, aber irgendwo auf der Firewireschiene aufgebaut oder nicht?
Nein - MADI ist erst mal ein Protokoll, welches ein digitales Signal transportiert. Wie ADAT oder AES/EBU auch, nur ist MADI halt ein bisschen mehr. Willst du dein ADAT-Signal in den Rechner kriegen, brauchst du ein Interface mit ADAT-Anschluss. Ob das Interface jetzt aber auf USB, FireWire, PCIe, Thunderbolt oder Ethernet setzt, ist dem ADAT-Signal doch vollkommen egal. Nicht anders ist es beim MADI.
MADI hat halt den großen Vorteil der Abgreifbarkeit. Ich stell mir auf die Bühne eine Stagebox. In der sitzt ein fernsteuerbarer PreAmp und gleich danach kommt ein A/D-Wandler und dann werden alle Signale zusammen auf eine Leitung geworfen und via MADI codiert. Das leg ich mir zum FoH - per Coax oder Lichtwellenleiter, Soundcraft macht das sogar über Cat5-Kabel (und da läuft halt wirklich MADI drauf und kein TCP/IP). Stöpsel das Kabel dort in mein Pult ein, und darüber laufen alle Sends und Returns.
Kommt der Moni-Tech und will die Signale, kriegt er ein einziges Kabel von der Stagebox zu seinem Gedöns und macht es genauso. Will ich das Konzert noch mitschneiden, greif ich mir neben dem Pult noch das MADI-Signal ab und schicke es in mein MADI- auf FireWire(oder sonstwas)-Interface. Kommt der Kollege vom Rundfunk und will was haben, kriegt er halt auch noch einen Abgriff - egal ob ich den bei der Stagebox raus hole oder sonst irgendwo zwischendrin abgreife.
Aber es ist halt wie überall: Du kriegst was du zahlst. Wenn du was entsprechendes willst, zahlst du entsprechend.
MfG, livebox